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SpankChain: Demo für Erotik LiveCams mit Ethereum Payment Channels

Dakota Dior von Rosalee Rhiadra via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Porno-Star Janice Griffith macht bei einem Demo-Video für Ethereum-Payment Channels mit und wirbt für Kryptowährungen in der Adult-Branche. Derweil steht Bitcoin unmittelbar davor, bereit für das Lightning-Netzwerk zu sein.

SpankChain hat schon mal passable Aussichten, die Kür zum Krypto-Startup mit dem besten Namen 2017 zu gewinnen. Die “CamSite und Payment Plattform” für Ethereum hat gestern ein Demovideo vorgestellt, in dem Janice Griffith, in entsprechenden Kreisen wohl eine Berühmtheit, mitspielt. SpankChain ist eine der ersten praktischen Anwendungen für Payment-Channels auf der Ethereum-Plattform.

Das Video erklärt, wie die Sache abläuft: Man überweist einen Betrag in Ether auf die Wallet von SpankChain. Dann wählt man in einer Galerie von LiveCam-Künstlerinnen die gewünschte Dame aus. Während des Videochats mit ihr kann man nun beliebige Beträge in Ether überweisen, sei es, um sie für gelungene Aktionen zu belohnen, sei es, um sie zu überzeugen, eine gewünschte Performance vorzuführen. Die Überweisungen finden offchain statt, sehen also zunächst nicht die Ethereum-Plattform, sondern werden in der Wallet aktualisiert. Dank der Micropayment-Channel-Technologie sind die Mikro-Transaktionen “trustless”, d.h. es gibt keinen Mittelsmann, dem man vertrauen muss, da die aktuellste Offchain-Transaktion jederzeit auf die Ethereum-Blockchain kann.

Technisch ist SpankChain eine Anwendung der Micropayment-Channels, wie sie von Lightning verwendet werden. Eine Einführung in dieses komplexe, aber brillante Konzept findet ihr in diesem Artikel zum Lightning Netzwerk. Praktisch gesehen sind Payment-Channels Smart Contracts, die einen Kanal zwischen zwei Parteien aufbauen, über den diese in Echtzeit ihr Guthaben aktualisieren können. Da jede Partei aktuellsten Stand des Channels – und nur diesen – an die Blockchain ausstrahlen können, müssen sich die beiden Seiten des Kanals nicht vertrauen. Das Rezept ist für Bitcoin schon seit Jahren bekannt, wird auch bereits in ersten Anwendungen umgesetzt, findet aber noch keine ernsthafte Nachfrage auf dem Markt.

SpankChain verspricht, dies zu ändern. Den Durchbruch für Payment-Channels soll die Anwendung in der Erotik-Branche bringen. Indem Mittelsmänner, denen man vertrauen muss, beseitigt werden und Transaktionen dank Payment-Channels quasi umsonst sind, können die Gebühren für die Models vor der Kamera deutlich reduziert werden. Mit Janice Griffith hat SpankChain eine Botschafterin in der Szene, die bereits für die Plattform wirbt.

Technologisch ist SpankChain nicht zwingend innovativ. Es bildet bilaterale Payment-Channels, wie man sie auch heute schon für Bitcoin bilden kann. Aus praktischen Gründen wird der Channel nicht zwischen dem User und den Erotik-Modells aufgebaut, sondern mit den Betreibern von SpankChain, die die Buchhaltung am anderen Ende des Kanals erledigen. Es ist geplant, auch “Hash Time-Locked Contracts” einzuführen, mit denen Zahlungen per “Atomic Swap” die Channels wechseln können. Damit wäre es möglich, dass der User die Erotik-Darstellerinnen direkt bezahlt. Dies ist allerdings noch in der Entwicklung und soll wohl durch eine ICO finanziert werden.

Dass Kryptowährungen wegen ihrer pseudonymen Natur attraktiv für die Adult-Branche ist, wird seit langem gesagt. Der Durchbruch scheint aber noch auszustehen. Als ein Grund dafür gilt, dass die Betreiber von Porno-Plattformen lieber Zahlungen mit Kreditkarten annehmen, da man diese monatlich belasten kann – eine Funktion, die bei Bitcoin-Wallets (noch) nicht möglich ist. Mit einem Payment-Channel Modell wie SpankChain könnten die Plattformen zumindest von einmaligen Blockchain-Zahlungen wegkommen. Der User kann Geld in seinen Account einzahlen und dann scheibchenweise ausgeben. Das Besondere ist, dass die Plattform nicht mit dem Geld abzischen kann, da der User weiterhin die privaten Schlüssel besitzt, mit denen er den Channel schließen kann.

Auch auf der Bitcoin-Blockchain könnten offchain-Lösungen noch in dieser Woche einen Meilenstein erreichen. Denn heute oder morgen wird SegWit endgültig aktiviert. Mit den dann möglichen SegWit-Transaktionen wird es möglich sein, das Lightning Netzwerk zu benutzen, die erste Umsetzung von zu einem Netzwerk verbundenen Payment-Channels, über die Zahlungen prinzipiell jeden kostenlos und in Echtzeit erreichen können. Dass es prinzipiell möglich ist, per Lightning zu bezahlen, hat eine Demo auf dem Testnet in der Berliner Kneipe Room77 vorgeführt.

Auch bei Ethereum wird an Lightning-ähnlichen Payment-Netzwerken gearbeitet. Hervorzuheben ist hier besonders das Raiden Network. Auch Slock.it aus dem sächsischen Mittweida plant, Payment-Channels in ihre Apps zu integrieren, wie der Mitgründer Christoph Jentzsch unlängst in einem Interview erzählt hat. Denn je mehr Daten auf die rasant wachsende Ethereum-Blockchain kommen, desto wichtiger wird es mittel- und langfristig, einen Weg zu finden, triviale Transaktionen offchain zu bringen. Gerade für eine Blockchain wie Ethereum, die neben finanziellen Transaktionen auch zahlreiche speicher- und rechenintensive Smart Contracts ausführt, könnte dies überlebensnotwenig werden.

Zunächst wird es aber voraussichtlich das Lightning Netzwerk für Bitcoin geben. Damit Lightning ein benutzbares Zahlungsmittel wird, muss sich jedoch erst ein Netzwerk von Knoten bilden, die Geld bereitstellen, um Liquidität in die Payment Channels zu bringen. Zudem bedarf es der Implementierung in Wallets. Wann dies soweit ist, ist derzeit noch nicht zu sagen, ebenso, wie zentralisiert die Topologie des Netzwerks sein wird. Aber falls es so läuft, wie man es sich vorstellt, könnte es phänomenal werden.

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2 Kommentare zu SpankChain: Demo für Erotik LiveCams mit Ethereum Payment Channels

  1. “… Steht unmittelbar davor, bereit zu sein” – was ist denn das für eine Formulierung? Ist das das Pendant zum amerikanischen “Real Soon Now”? 🙂

  2. Hab mich vor ein paar Tagen gefragt wann die Blockchain in der Pornoindustrie ankommt, nun, jetzt weiß ich´s 🙂

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