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Russland: Wladimir Putin spricht über Kryptowährungen – Zentralbank votiert für Shutdown von Bitcoin-Webseiten

Der Kreml. Bild von Nigel Swales via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ist Russland das neue China? Nachdem es vor kurzem aussah, als würden Kryptowährungen den Segen der höchsten Kreise finden, meint Präsident Wladimir Putin nun, dass von ihnen ein Risiko ausgeht. Zwar warnt Putin davor, unnötige Barrieren zu errichten, und ruft nach einer ausbalancierten Regulierung – doch die Zentralbank scheint schon daran zu arbeiten, Krypto-Webseiten zu schließen.

Gestern hat nun Wladimir Putin höchstpersönlich über Kryptowährungen gesprochen. Der Präsident von Russland traf auf einem Meeting über digitale Technologien im Finanzwesen seinen Berater Andrej Belousow, den Finanzminister Anton Siluanow, die Governeurin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, ihre Stellvertreterin Olga Skorobogotowa und den Geschäftsführer von QIWI, Sergej Solonin.

Die Ansprache von Putin ist, zumindest als Auszug, auf der Webseite des Kremels auf Englisch einsehbar. Der Präsident erklärt, über ein Thema reden zu wollen, das “nicht nur für unser Land, nicht nur für Russland, sondern vermutlich auch für den Rest der Welt relevant werden wird.” Es geht um “die Einführung digitaler Technologien im Finanz- und Bankenwesen”.

Ein Teil davon sind “virtuelle Währungen, auch bekannt als Kryptowährungen.” Sie werden oder wurden bereits “sehr beliebt; in manchen Ländern werden oder wurden sie bereits ein gesetzliches Zahlungsmittel und ein Investmentgut.” Dann beginnt Putin über die “schwerwiegenden Risiken” zu reden, die in Krypotowährungen liegen.

“Zuerst und vor allem stellen sie ein Mittel dar, um illegale Einnahmen zu waschen, Steuern zu vermeiden und sogar Terrorismus zu finanzieren, gar nicht zu reden von der Verbreitung von Betrügereien, auf die gewöhnliche Leute hereinfallen.” Kryptowährungen, so Putin, werden durch “einen unbeschränkten Kreis anonymer Entitäten” herausgegeben. Dies führt zum Risiko, dass die Käufer von Kryptowährungen in illegale Aktivitäten verwickelt werden.

Darüber hinaus, erklärt Putin, gibt es keine Sicherheit bei Kryptowährungen. “Wenn das System zusammenbricht, oder, wie man heute gerne sagt, wenn es eine Blase gibt, wird es keine Entität geben, die gesetzlich dafür verantwortlich gemacht werden kann. Das ist eine ernsthafte Angelegenheit, und wir sollten das im Kopf behalten, wenn wir das Thema diskutieren.”

Der russische Präsident erkennt also mehrere Kerneigenschaften von Bitcoin an – die Erlaubnisfreiheit und die Dezentralität – und versteht diese vor allem als Risiko. Er möchte daher mit seinen Beratern und Ministern “eine regulatorische Umgebung bilden, die es uns ermöglicht, die Beziehungen in diesem Raum zu kodifizieren, die Interessen der Bürger, der Unternehmen und des Staates verlässlich zu schützen und denjenigen, die innovative Finanzinstrumente benutzen, Rechtssicherheit geben.”

Nach diesem Rundumschlag gegen die Gefahren von Bitcoin erklärt Putin noch, dass es wichtig sei, “keine unnötigen Barrieren zu schaffen, sondern die notwendigen Bedingungen zu erfüllen, damit unser nationales Finanzsystem sich verbessern und upgraden kann.” Dann endet das Transkript.

Normale Investoren sollen vor Kryptowährungen “geschützt” werden

Reuters liefert in einer Meldung noch einige weitere Informationen. So hat der stellvertretende erste Governeur der Zentralbank, Sergeij Schwetsow, in einer Pressekonferenz bestätigt, dass Kryptowährungen “dubios” sind und Investoren geschützt werden müssen: “Wir können nicht im Abseits stehen. Wir können nicht erlauben, dass normale Investoren einen unmittelbaren Zugang zu solchen dubiosen Investments haben.”

Damit bestätigt Schwetsow eine politische Idee, die in Russland schon vor einigen Wochen aufkam: Dass die großen Börsen mit staatlicher Genehmigung Kryptowährungen an akkreditierte Investoren verkaufen dürfen, während das gemeine Volk vom Handel ausgeschlossen bleiben soll.

Finanzminister Anton Siluanow hat, so Reuters, schon letzten Monat gesagt, dass die Regierung anerkennen müsse, dass virtuelle Währungen existieren, unabhängig davon, ob es ihr gefällt oder nicht. “Es ergibt keinen Sinn, sie zu verbieten, aber es gibt ein Bedürfnis, sie zu regulieren.”

Zentralbank hält Bitcoin für Pyramidenspiel und begrüßt Schließung von Börsenwebseiten

Gleichzeitig berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS, dass die Zentralbank Schritte begrüßt, Webseiten aus dem Kryptowährungs-Universum zu sperren. TASS zufolge hat Schwetsow noch das folgende Statement abgegeben:

“Wir verstehen alle Kryptowährungs-Derivate als eine schädliche Entwicklung für den russischen Markt und haben nicht vor, sie zu unterstützen. Wir werden möglicherweise sogar in Betracht ziehen, die potenziellen Operationen mit diesen Instrumenten durch den regulierten russischen Markt zu begrenzen.” Es gebe Anzeichen, dass Bitcoin derzeit auf dem Weg ist, sich in ein Pyramidenspiel zu verwandeln.

Zur gleichen Zeit unterstütze die Zentralbank, so Schwetsow, “Bemühungen, externe Webseiten zu schließen, die es russischen Bürgern erlauben, solche Währungen zu erwerben.” Dafür arbeite die Zentralbank auch mit der Generalstaatsanwaltschaft zusammen. Gemeint sind vermutlich Webseiten wie LocalBitcoins, über die Russen miteinander Bitcoins gegen Rubel tauschen können. Das dort umgesetzte Handelsvolumen hat in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder neue Rekorde erklommen.

Schwetsows Chefin, Elvira Nabiullina, hatte bereits vor einem Monat eine ähnliche Position eingenommen. Sputnik berichtet, dass die oberste Zentralbänkerin Russlands in Bitcoin Anzeichen eines Pyramidenspiels sieht. Ein weiterer ihrer Stellvertreter, Dimitrij Skobelkin, hatte sich kurz vorher mit Beamten der chinesischen Zentralbank getroffen. Er erklärte, dass China Kryptowährungen nicht als Zahlungsmittel gestatte und ICOs verbiete. “Unsere Perspektive ist absolut ähnlich.”

Eigentlich gab es Signale aus Russland, dass Kryptowährungen kurz davor stehen, den Segen von präsidentennahen Kreisen zu bekommen. Wenn die aktuellen Äußerungen ernst gemeint sind, scheint es jedoch, dass sich die Bitcoin-feindliche Fraktion durchsetzt. Es könnte also sein, dass Kryptowährungen in Russland eisige Zeiten bevorstehen.

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9 Kommentare zu Russland: Wladimir Putin spricht über Kryptowährungen – Zentralbank votiert für Shutdown von Bitcoin-Webseiten

  1. Völlig widersprüchlich zu dem realen Miningverhalten in Russland, subventioniert vom Staat, geduldet und angeblich gefördert. Was mich nervt ist, auf eigentlich qualifizierten Seiten immer wieder diese halbausgegorenen “News” zu finden, die dann doch keine sind, weil unterhalb der Schlagzeile dann eigentlich fast immer nur zu lesen ist: ” … es könnte…, man glaube…, vielleicht…, aber Morgen dann wieder doch nicht…., die Sonne verbrenne bald die Erde, aber wann wisse Niemand,…”

    • Tja, der Konjunktiv gibt halt wieder, dass Journalisten auch nur auf Halbwissen bauen …

    • „Was mich nervt ist, auf eigentlich qualifizierten Seiten immer wieder diese halbausgegorenen “News” zu finden, die dann doch keine sind, weil unterhalb der Schlagzeile dann eigentlich fast immer nur zu lesen ist: ” … es könnte…, man glaube…, […]“

      Auch wenn Christoph Bergmann es selbst nicht bemerkt hat, so hat er doch die entscheidende Information erwähnt:

      „Ein weiterer ihrer Stellvertreter, Dimitrij Skobelkin, hatte sich kurz vorher mit Beamten der chinesischen Zentralbank getroffen.“

      Damit sollte alles klar sein. Russland ist nämlich kein neues China, sondern Russland ist weiterhin Russland und China weiterhin China und beide sind strategische Partner. Beide arbeiten seit Jahren daran, ihre Währungen vom US-Dollar abzukoppeln. Darum haben beide kein Interesse daran, daß die Währungen indirekt durch einen in alle Währungen frei konvertierbaren Bitcoin verknüpft bleiben. Außerdem möchten beide Staaten nicht, daß ihre Bürger über ICO nordamerikanische Unternehmen unterstützt. Falls sich Kryptowährungen als nützlich für die Wirtschaft westlicher Staaten erweisen, dann wird China Regulierungen durchführen, durch die nur Antshares/NEO am chinesischen Markt bestehen können wird und dann Kryptowährungen wieder erlauben. An einer Stützung der westlichen Wirtschaft haben sowohl China als auch Russland kein Interesse mehr. Das hätte man sich hier vor den Sanktionen überlegen können und müssen.

      „[…] die Sonne verbrenne bald die Erde, aber wann wisse Niemand,…”“

      Doch. In einmilliarden Jahren, wenn das Heliumbrennen der Sonne beginnt. Ein solches wird immer durch einen gewaltigen Röntgenblitz eingeleitet, der bereits ausreicht, um sämtliches Leben im Sonnensystem auszulöschen. Daß die Sonne danach noch weitere viermilliarden Jahre leben wird, ist dadurch fast irrelevant.
      らんま

      • Beim Satz über die ICOs bin ich aus versehen in den Singular gewechselt. Das macht den leider nicht sinnvoller. Aber man dürfte ihn trotzdem verstehen. Zusätzlich ist noch anzumerken: China und Russland sind zwar strategische Partner, haben aber beide eigene Pläne mit Europa, deshalb sind sie auch Konkurrenten. Konkret konkurriert das chinesische Projekt der Neuen Seidenstraße mit dem russischen Eurasien-Projekt. Auf die Kryptowährungen hat das zunächst keinen Einfluß. Das würde sich dann ändern, wenn für diese Projekte ganz besonders geeignete Kryptowährungen auf den Markt kämen.
        らんま

      • Doch. In einmilliarden Jahren

        Aha! Bei Wikipedia meinte man noch:
        “Die Sonne wird erst […] in etwa 4 Milliarden Jahren, in der Lage sein, das Heliumbrennen zu starten…”
        (https://de.wikipedia.org/wiki/Drei-Alpha-Prozess)

      • @Jörg:

        Dann steht Wikipedia gegen den Fernsehpredigerastronomen (Lesch), aus dessen Sendung ich die Zahl habe. Ein bißchen habe ich mich schon gewundert, denn die letzten Phasen dauern jeweils nur noch wenige millionen Jahre. Zehn Prozent der Lebensdauer für das Heliumbrennen aufzuwenden erscheint mir gleichermaßen plausibel wie vierzig Prozent, weil das noch die gleiche Größenordnung ist. Also wissen wir es vielleicht doch nicht genau. Aber doch genau genug und rechtzeitig genug, um sich angemessen darauf vorzubereiten.
        らんま

  2. Das passt irgendwie garnicht zu dem was in der letzten Zeit los war. Nicht dass die Russen sich wie Dimon günstig einkaufen wollen und nur dazu diese News verbreiten

  3. Russland und China – seit vielen Jahren „bad news“. Am Bitcoinpreis ändert sich langfristig nichts.

  4. Was ist eigentlich mit dem “Russia Mining Company” IOC. Hab da nichts weiter zu gefunden.

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