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Regierung von Bulgarien besitzt über 200.000 Bitcoins (oder gut ein Drittel der jährlichen Steuereinnahmen)

Das Parlement von Bulgarien - hier dürfte man sich über die Explosion des Bitcoin-Preises freuen. Bild von Dennis Jarvis via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Im Mai dieses Jahres hat die bulgarische Polizei 213.519 Bitcoins beschlagnahmt. Sieben Monate später wurden die Bitcoins noch immer nicht verkauft – und die Regierung des südosteuropäischen Landes wurde zum vielleicht größten Gewinner der Bitcoin-Rally von 2017. Gratulation!

Am 19. Mai 2017 hat die bulgarische Polizei mithilfe von SELEC, einem Zentrum der südosteuropäischen Polizeibehörden, monatelange Ermittlungen im Cybercrime zu Ende gebracht. Dabei ging es um eine Einheit des organisierten Verbrechens, die geholfen hat, Steuern zu hinterziehen, indem sie Zollbeamte bestochen und einen Virus auf den Computern des Zolls installiert hat. Beteiligt waren unter anderem bulgarische Staatsbürger mit Kontakten nach Mazedonien, Griechenland, Rumänien und Serbien.

Die bulgarische Polizei hat mehr als 100 Häuser und Autos durchsucht. Dabei hat sie 23 Verdächtige festgenommen, darunter 5 Zollbeamte, und eine beträchtliche Menge an Geld beschlagnahmt, unter anderem 213.519 Bitcoins. Der Bitcoin-Kurs lag zu diesem Zeitpunkt bei 2.354 Dollar, womit die beschlagnahmten Bitcoins schon damals eine halbe Milliarde Dollar wert waren.

Was die bulgarische Regierung mit den Bitcoins macht, ist derzeit noch unklar. Eine journalistische Recherche blieb unbeantwortet, die Regierung weigert sich, die Adressen der Bitcoins öffentlich zu machen, weshalb spekuliert wird, ob die Regierung tatsächlich die privaten Schlüssel für Bitcoins beschlagnahmt hat – oder doch nur die Adressen.

Wenn wir aber vermuten, dass die bulgarische Polizei tatsächlich die Coins besitzt und sie bislang noch nicht verkauft hat, dann wird die Regierung des kleinen Landes in Südosteuropa zum vielleicht größten Gewinner der Bitcoin-Rally 2017. Schauen wir uns die Zahlen an: Der Preis stieg von 2.500 auf 17.000 Dollar, dazu kommt noch die Abspaltung von Bitcoin Cash (derzeit etwa 1.500 Dollar) und Bitcoin Gold (derzeit etwa 250 Dollar). Summa Summarum besäße die bulgarische Regierung demnach Bitcoins im Wert von 4 Milliarden Dollar.

Eine solche Menge Bitcoins wäre selbst für einen Staat wie Deutschland ein ordentlicher Bonus. Für ein Land wie Bulgarien stellen die 213.000 Bitcoins einen beträchtlichen Teil der Jahreseinnahmen dar. Laut Wikipedia hat Bulgarien ein BIP von 52 Milliarden Dollar, und laut Factfish gehen davon rund 20 Prozent als Steuereinnahmen an die Regierung. Die Bitcoins im Wert von 4 Milliarden Dollar stellen so gesehen also 38 Prozent der 10,2 Milliarden Dollar, die Bulgarien im Jahr durch Steuern einnimmt. Nochmal, zum laut aussprechen und auf der Zunge zergehen lassen: Achtundreißig Prozent!

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11 Kommentare zu Regierung von Bulgarien besitzt über 200.000 Bitcoins (oder gut ein Drittel der jährlichen Steuereinnahmen)

  1. „Achtundreißig Prozent!“
    verrückte Welt….
    vielleicht schaft es ja Bulgarien noch Schulden frei zu werden wegen Bitcoin….

  2. Da können jetzt aber Straßen gebaut werden. Vom Feinsten.

  3. Die bulgarische Polizei und die Staatsanwaltschaft bestritten, nur ein Bitcoin konfisziert zu haben. Sie argumentieren, dass beschlagnahmte Smartfone und Computer an die US-Sonderdienste geschickt wurden, aber in Bulgarien glaubt ihnen niemand.

  4. Verbrechensbekämpfung lohnt sich!

    Es sei denn man ist so blöd und schenkt die resultierenden Einnahmen den USA. Gerade Bulgarien leider zuzutrauen.

    Jedenfalls wäre es schlauer die Polizei mit Personal und Material auszustatten als sie wegen einer Ideologie der Schwarzen Null darben zu lassen und währenddessen zuzusehen wie die Kriminalität steigt.
    乱馬

  5. ### Sind die* nicht passwortgeschützt? ###

    *Verschlüsselung der wallet.dat, Zwei-Faktor-Authentifizierung, Loginpasswort, Passwort-Abfrage beim Computer

    Wie ist das überhaupt möglich, dass die Kriminelle Energie sich NICHT schützt? Ich mein, mann muss bewusst bei 99% den Passwortschutz deaktivieren.

    Oder ist die Situation so, dass theoretisch 200’000 Bitcoins beschlagnahmt worden sind, aber nicht darauf zugegriffen werden kann?

  6. Kann man abschätzen, wie stark ein kurzzeitiger Verkauf von 200.000 Bitcoins den Kurs beeinflussen würde? Das wäre, wenn ich richtig und mit richtigen Infos gerechnet habe, ca. 1/4 des derzeitigen täglichen Umsatzes. Vielleicht würde der Bitcoin bei derzeitigen Optimismus das sogar einfach schlucken?

  7. Was wäre, wenn die Leute ein Backup der Wallet oder dessen Seed haben? Ich denke lediglich die Geräte wurden beschlagnahmt.

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