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Ethereum skaliert Dapps mit Sidechains

Mit den DAppChains von Loom bekommt Ethereum die ersten Sidechains. Diese sollen vor allem Blockchain-basierte Spiele und soziale Medien besser skalieren, als es die Mainchain von Ethereum je könnte. Dafür opfern die DAppChains allerdings die Dezentralität …

DelegateCall sieht auf den ersten Blick aus wie StackExchange, StackOverflow oder gutefrage.de: Wie eine der typischen Plattformen, auf der die einen eine Frage stellen und die anderen diese beantworten. Wie auf all diesen Plattformen verdient man sich auch auf DelegateCalls “Karma”, wenn man Antworten gegeben hat, die andere als hilfreich empfunden haben.

Anders als die üblichen Plattformen kann man sich mit dem Karma auf DelegateCall allerdings etwas kaufen. Denn jedes Karma, das man verdient, ist ein ERC-Token, das man bei Bedarf in Ether konvertieren kann. Dies, so die Hoffnung, soll die User motivieren, noch öfter und noch besser Antworten zu geben.

DelegateCall ging Mitte März als Beta-Version online und ist bis jetzt noch relativ leer. Die meisten Fragen dort drehen sich um DelegateCall selbst, und es gibt selten mehr als fünf bis zehn Antworten auf eine Frage. Allerdings hat die Plattform das Potential, einmal zu zünden. Warum sollte es nicht zum Standard werden, dass Internet-User etwas verdienen, wenn sie hochwertigen Content erzeugen, indem sie ihr Wissen teilen? Wenn dies einmal geschieht, droht eine Plattform wie DelegateCall allerdings, dasselbe Problem zu verursachen wie CryptoKitties vor einigen Monaten:

Das Spiel, mit dem man auf der Ethereum-Blockchain Katzenbilder züchten, tauschen und verkaufen konnte, wurde innerhalb weniger Tage so beliebt, dass es die Ethereum-Blockchain verstopft hat. Für die Ethereum-Community wurde der CryptoKitties-Stau ein entscheidender Moment: Er machte klar, dass es nicht möglich sein wird, onchain, also auf der Blockchain, alle dezentralen Anwendungen (Dapps) laufen zu lassen, nach denen Bedarf besteht. Seitdem haben sich die Bemühungen, verschiedene offchain-Lösungen zu realisieren, intensiviert.

DelegateCall ist nun ein erstes Beispiel für eine Architektur, die Teil der Lösung sein könnte, um Dapps zu skalieren. Die Plattform prozessiert die ERC-Token auf einer Sidechain, die von deren Entwicklern, Loom, DAppChain genannt wird.

DappChains, Plasma und DPOS

Immer wenn ein User bei DelegateCall eine Aktion durchführt – etwa wenn er einer Frage oder Antwort einen Upvote gibt – findet eine Transaktion auf einer Blockchain statt. Diese Transaktion geschieht aber nicht auf der Blockchain von Ethereum selbst, sondern auf einer DAppChain. Bei DelegateCall gibt es einen rudimentären Block-Explorer für die DAppChain, hier sieht man etwa, dass ich eine Antwort bewertet habe.

Der Blockexplorer der DAppChain von Delegate Call. Wie zu sehen ist, hat mein Upvote eine Spur in der Chain hinterlassen …

Das Projekt von Loom hat sich dabei frei bei anderen Blockchain-Projekten bedient. So wie Lisk entsteht für jeden Smart Contract eine eigene Sidechain, die nur diesen speziellen Zweck hat. Auf diese Weise können tausende von Sidechains um Ethereum herum erwachsen. Das Software-Development-KIT (SDK) von Loom – das bisher noch nicht frei verfügbar ist, aber für den kommenden Monat angekündigt wird – unterstützt derzeit nur eine Form der Konsensfindung über die Ordnung der Transaktionen auf der Chain: Den Delegated Proof of Stake Algorithmus (DPOS), den wir von BitShares, Steemit, Lisk und EOS bereits kennen. Dieser Algorithmus verspricht eine extrem hohe Skalierbarkeit, zentralisiert sich dafür aber um eine bestimmte Menge an Blockproduzenten. In Zukunft, so James Duffy von Loom in einem AMA, sollen auch andere Konsens-Verfahren unterstützt werden.

Die Kryptowährung EOS, die im Juni live gehen wird und mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet wird, macht im Grunde dasselbe wie eine DAppChain: Sie bringt die Smart Contracts von Ethereum auf eine DPOS-Blockchain, um diese besser zu skalieren. Mit den DPOS-DAppChains bietet Ethereum nun exakt dieselbe Funktionalität – nur besser: Denn während bei EOS alles auf die 21 Delegierten zentralisiert ist, ist jede DAppChain in der dezentrale Blockchain von Ethereum verwurzelt. Das Vertrauen in die Delegierten erstreckt sich also nur auf eine spezifische Anwendung, nicht auf die gesamte Währung.

Dazu benutzen die DAppChains das von Vitalik Buterin und Joseph Poon entwickelte Plasma Cash Protokoll für Sidechains. Dieses gibt den Token, die man auf eine Sidechain auslagert, eine einzigartige Seriennummer. Mit ihr kann man die Transaktions-Historie dieses Tokens auf der Sidechain nachverfolgen und, vor allem: Man kann kompakte Beweis für die Historie bilden und als Merkle-Proof auf der Ethereum Blockchain veröffentlichen. Durch diesen Beweis auf der Hauptchain kann man prüfen, ob die Transaktionshistorie auf der Sidechain bis zu diesem Moment korrekt ist. Die Frequenz der Merkle-Proof variiert je nach der für die Sidechain gewünschten Sicherheit. Dabei können die Token oder Ether auf der Sidechain jederzeit auf die Hauptchain übersetzt werden.

Spiele als Killer-App für DAppChains?

Im März hat Loom andere Entwickler eingeladen, sich für die Beta-Version des DAppChain-SDKs zu registrieren, um mit den Sidechains zu experimentieren. Seitdem scheint es rund ein Dutzend DAppChain-Projekte zu geben. Die meisten davon sind Blockchain-Spiele in der Art von CryptoKitties zu sein.

Ein Beispiel ist das von Loom selbst entwickelte CryptoZombies Battleground, ein Spiel mit digitalen Sammelkarten, die als nicht-fungible ERC721-Token auf eine eigene DAppChain gehen sollen. Dazu sollen noch weitere, ähnliche Zombie-Spiele kommen. Ein anderes Spiel, das bereits in der Entwicklung ist, ist Neon District, ein Cyperpunk-Rollenspiel, das Sammelkarten und Online-Rollenspiele kombiniert. Es benutzt ebenfalls die ERC721-Token, um für jeden Spieler individualisierte Karten zu erschaffen. Im Lauf der Zeit werden die Karten der Spieler besser, da sie Erfahrung sammeln, und damit auch wertvoller. Im Spiel werden die Token auf einer DAppChain prozessiert, doch es ist jederzeit möglich, sie auf die Ethereum-Hauptchain zurück zu bringen.

Die Sidechains versprechen, dass das Potential, das die Ethereum-Szene mit den CryptoKitties eher versehentlich entdeckt hat – nämlich blockchainbasierte digitale Spiele mit nicht-fungiblen Token – sich frei entfalten kann, ohne die Ethereum-Blockchain selbst übermäßig zu belasten. Dies könnte die Schleusen dazu öffnen, dass Ethereum-Token etwa in MMORPGs eingesetzt werden, was die Ökonomie dieser Spiele um ein Vielfaches interessanter – und realer – machen könnte.

Vor allem aber könnten solche Blockchain-Spiele zu einem Labor dafür werden, wie man eine Blockchain für Smart Contracts skaliert.

Über Christoph Bergmann (2641 Artikel)
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4 Kommentare zu Ethereum skaliert Dapps mit Sidechains

  1. Mal wieder ein extrem guter Artikel, merci und weiter so 🙂

  2. Sehr interessant und aufschlussreich. Schön, dass Ihr Horizont über den bitcoin hinausgeht.

  3. Guter Artikel! Danke schön!

  4. Ist dann LISK bedeutungslos?

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