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Neuer Stablecoin von Coinbase und Circle: Ist der Dollar jetzt der echte Bitcoin?

Alexander Hamilton hat gut lachen bei all den Stablecoins. Großaufnahme eines 10-Dollar-Scheins. Bild von Eli Christman via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Coinbase und Circle geben ihren gemeinsamen Stablecoin bekannt, und BitPay führt ein Settlement in Stablecoins ein. Wie langweilig. War es das jetzt mit der Vision einer dezentralen Währungsreform?

Derzeit könnte man meinen, dass es der ganze Sinn von Bitcoin und Kryptowährungen gewesen wäre, zur Plattform für einen digitalen Dollar zu werden. Nach unzähligen anderen Stablecoins kündigen nun auch Coinbase und Circle einen Dollar-Coin an.

Der “USDC Stablecoin”, so Coinbase gestern auf seinem Blog, “kann ab heute in ausgewählten Jurisdiktionen gekauft, verkauft und empfangen werden.” Bislang beschränken sich die ausgewählten Jurisdiktionen auf alle US-Staaten außer New York.

Ein USDC ist, erfährt man weiter, “eine 1:1 Repräsentation eines US-Dollars auf der Ethereum-Blockchain.” Jeder USDC ist vollständig durch echte US-Dollar gedeckt, die in Bankkonten verwahrt und regelmäßig durch Audits bestätigt werden. Die “dem USDC unterliegende Technologie wurde gemeinsam durch Coinbase und Circle entwickelt”. Die beiden Firmen sind Partner und Co-Gründer des Centre Konsortiums. Dieses scheint sich auf Stablecoins zu spezialisieren, breitet das auf der Webseite aber etwas komplex und mit Whitepaper aus.

Der Vorteil solchermaßen digitalisierter Dollar sei, erklärt Coinbase, dass “sie einfacher zu programmieren sind, schnell versendet, in dApps genutzt und lokal anstatt in einem Bankkonto gespeichert werden können.” Ein guter Dollar-Stablecoin sei “ein wichtiger Schritt hin zu einem offeneren Finanzsystem.”

Dass Leute die ERC20-Stablecoins für ganz normale Einkäufe nutzen, ist natürlich Unsinn. Weder hat Ethereum die dafür notwendige Wallet-Infrastruktur, noch auch nur im Ansatz die notwendige Kapazität. Sollten Coinbase und Circle diese Absicht haben, wäre der Start des USDC eine waghalsige Spekulation darauf, dass die Ethereum-Entwickler Probleme lösen, die sie selbst für gigantisch halten.

Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass Coinbase und Circle mit dem USDC versuchen, Tether Konkurrenz zu machen: Sie wollen “ihren” Dollar als Gegenwährung zu Kryptowährungen im Handel etablieren. Die USDC fungieren dabei weniger als Zahlungsmittel denn als Instrument, um den Wert von Kryptowährungen zu bestimmen. Dank des beliebten ERC20-Formats können die USDC problemlos auf dezentrale Börsen nach dem Modell von 0x auflaufen. Für Börsen wie Coinbase hätte dies den großen Vorteil, dass sie nicht mehr als Treuhänder für Guthaben fungieren müssten.

Ein weiterer Vorteil des ERC20-Formats wäre es, dass man die USDC so programmieren kann, dass sie aufsichtsrechtlichen Vorgaben besser entsprechen. Etwa, dass bestimmte Transaktionen zurückgenommen oder zensiert, oder Guthaben eingefroren werden können. Sollte dies umgesetzt werden, wäre der Zirkel komplett. Die technische Disruption durch die Blockchain wird erhalten, während die gesellschaftliche Revolution durch ein hartes, unzensierbares Geld verräumt ist.

Auch der Zahlungsdienstleister BitPay begrüßt den Trend der Stablecoins. Am 15. Oktober kündigt BitPay an, ab sofort auch das Settlement in den Stablecoins Gemini Dollars (GUSD) und Circle USD Coin (USDC) zuzulassen. “Unsere Kunden können Zahlungen mit Bitcoin oder Bitcoin Cash empfangen und dann per Banküberweisung in ihrer eigene Währung empfangen,” erklärt BitPay den üblichen Ablauf einer BitPay-Zahlung.

Kunden die jedoch keinen von BitPay unterstützten Bankaccount haben – was vor allem Märkte in Südamerika und Asien betrifft – können ihre Einnahmen hingegen nur in Bitcoin oder Bitcoin Cash erhalten. “Diese Kryptowährungen sind großartig für schnelle, grenzübergreifende Zahlungen, aber in ihnen liegt das Risiko der Volatilität.” Wenn sich die Preise ändern, kann dies Unternehmen, die keinen zuverlässigen Zugang zu Kryptobörsen haben, hart treffen. Mit den neuen Stablecoins können Kunden, egal wo sie sind, ihre Einnahmen in einem stabilen Zahlungsmittel erhalten.

Das alles ist, irgendwie, großartig, und natürlich auch berechtigt. Aber, irgendwie, ist es auch verheerend. Technisch gesehen sind Stablecoins Parasiten. Sie nehmen Ressourcen von einer Blockchain, geben ihr aber nichts zurück, da die Miner nicht in Stablecoins, sondern in nativen Token bezahlt werden. Im Gegenteil: Wenn ein Stablecoin das native Token verdrängt, mindert er dessen Wert – und beschädigt damit auch die langfristige Stabilität der Blockchain.

Darüber hinaus ist die Mengenbegrenzung eine der wichtigsten Eigenschaften von Kryptowährungen: einer der Gründe, weshalb sich die Anhänger eines stabilen Geldes auf der ganzen Welt Bitcoin zugewandt haben. Die Idee war, sukzessive eine dezentrale Währungsreform voranzutreiben, die dem alten, langfristig instabilen Fiatgeld ein neues, mengenmäßig begrenztes Geld zur Seite stellt. Indem Coinbase, Circle und BitPay nun auf die “Stablecoin” getaufte digitale Inkarnation des Dollars setzen, stellen sie der dezentralen Währungsreform eine technische Reform der Zahlungswege entgegen. Das ist auch nicht schlecht, aber eben auch ein wenig langweiliger.

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9 Kommentare zu Neuer Stablecoin von Coinbase und Circle: Ist der Dollar jetzt der echte Bitcoin?

  1. Der Begriff “Stablecoin” ist ein Euphemismus und sollte nicht kommentar- und kampflos übernommen werden. FIAT-Coin, Dollarcoin oder Inflationcoin sind passendere Begriffe.

  2. Lorenzo Alario // 25. Oktober 2018 um 8:01 // Antworten

    Und was wenn der Dollar bachab geht?

  3. Ziemlich beunruhigende Entwicklung, scheinbar wollen die Regulatoren aus den USA Ihren Dollarstandard auch in Krypto durchdrücken, nachdem sie sehen, dass sie die Märkte ohnehin nicht aufhalten können. Am Ende ist das nichts anderes als der Goldstandard früher für den US Dollar, sie Bunkern ja angeblich sogar die Banknoten.

    Wenn sich das tatsächlich durchsetzt und man kann davon ausgehen, da immerhin “The land of the free” dahinter steckt und nicht irgendein ominöser Verein aus Fernost, dann ist das für die Regulierung perfekt, denn die (Export-)Nachfrage nach Dollar steigt, man kann (oder muss lol) mehr nachdrucken und die sind erstmal im Umlauf irgendwo gebunden. In Dollar kann man sie am Ende nur bei den Herausgebern umtauschen (sind ja nichts anderes als Schuldscheine) und die sind perfekt regulierbar. Man kann ihnen jegliche “KYC/AML/Antiterror” Regeln auferlegen, die sie einhalten müssen (Maximalbeträge, willkürliche Nachweise) oder sogar durch eine Besteuerung bei der Auszahlung sogar den versprochenen Dollarstandard kippen wie damals den Goldstandard. Clever!

    Man will scheinbar vorsorgen, falls sich dieses Krypto tatsächlich durchsetzt um dann die Kontrolle über die Märkte zu haben…

  4. Gold ? Platin ? Kupfer ? Bitcoin ? 😀 … Bitcoin kann mann einfacher in der Schublade oder sogar in der Tasche lagern … bei den andern wird es schnell schweeeeeerrr

  5. “Die technische Disruption durch die Blockchain wird erhalten, während die gesellschaftliche Revolution durch ein hartes, unzensierbares Geld verräumt ist.”

    Unzensierbares Geld ist aber der einzige Vorteil von “Blockchain”. Wenn man auf diesen Vorteil verzichtet, worin besteht dann die Disruption? in der leeren Worthülse “Blockchain”?
    Welchen Vorteil soll der Stablecoin gegenüber einem Paypalkonto haben? Ich sehe keinen.
    Der einzige Grund weshalb man Stablecoins benutzt ist um damit KYC zu umgehen. Geht das nicht dann wird der Stablecoin floppen.

  6. Man muss allerdings sagen daß dieser Stablecoin immernoch besser ist als XRP bzw. Ripple.
    Beide bieten keinen Vorteil gegenüber einem Paypalkonto, aber bei Ripple ist noch nichtmal der Wert gedeckt.
    Anders als bei Bitcoin fehlen ja Eigenschaften die den coin auch ohne deckung wertvoll machen.

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