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Interessante Zusammensetzung: Der erste Krypto-ETP wird an der Schweizer Börse gehandelt

Gestern hat die größte Schweizer Börse SIX den Handel mit mit dem Krypto-Index HODL5 gestartet. Interessant ist nicht nur, was in den Index-Korb eingeht – sondern auch und vor allem, welche Währungen nicht berücksichtigt werden.

Die SIX ist die größte Börse der Schweiz und eine der 20 führenden Börsen der Welt. Seit gestern können Investoren hier mit dem Amun Krypto Basket Index (HODL5) das erste Krypto-ETP kaufen. ETP bedeutet „Exchange-Traded Product“. Wie ein ETF – den es für Kryptowährungen noch immer nicht gibt – oder ein ETN – den es für Kryptowährungen schon lange gibt – bildet ein ETP den Preis eines anderen Wertes nach. Die Unterschiede zwischen den Produkten liegen eher in Details, die aber unter Umständen wichtig sein können.

SIX schreibt dazu: „Ein ETP ist ein besichertes, unverzinstes und auf den Inhaber lautendes Forderungsrecht, das laufend als Wertpapier ausgegeben, gehandelt und zurückgenommen wird. Sicherheiten werden bei einer Drittpartei hinterlegt und entsprechen mindestens 100% des ausstehenden Betrags.“ Im Unterschied zu ETFs “ handelt es sich bei ETPs nicht um kollektive Kapitalanlagen im Sinne des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG), so dass besagtes ETP nicht von der FINMA überwacht wird.“ Der neue ETP hat es also aufsichtsrechtlich einfacher als ein ETF.

Extrem spannend am Amun Krypto Basket Index ist, dass er nicht nur Bitcoin oder Ethereum nachbildet, sondern, so die Webseite, „die Wertentwicklung der 5 hinsichtlich Börsenkapitalisierung und Liquidität führenden Krypto-Währungen ab.“ Dies ermögliche „einen breit gefächerten Zugang zu Krypto-Assets“, durch die Investoren mit einem einzigen Kauf 75 Prozent des Marktes abdecken können. Die Zusammensetzung wurde so gewählt, dass man „die Volatilität von weniger liquiden und kleineren Krypto-Assets effektiv steuern“ kann. Sie wird einmal im Monat neu ausbalanciert. Ein historischer Vergleichschart in einer Präsentation zeigt, dass der unter dem hübschen Ticker HODL5 geführte Index bisher besser abgeschnitten hätte als ein reines Bitcoin-Investment oder andere Krypto-Indexe.

Derzeit setzt sich der Index der fünf führenden Kryptowährungen wie folgt zusammen: 48,41 Prozent Bitcoin, 33,09 Prozent Ripple, 15,8 Prozent Ethereum und 2,7 Prozent Litecoin. Das sind nur vier anstatt der angekündigten fünf Coins. Laut einer Präsentation sollte der Index eigentlich auch 5,2 Prozent Bitcoin Cash enthalten. Dies entfiel aber aufgrund der unnötigen, aber desaströsen Hardfork.

Wie die Webseite erklärt, werden einige weitere Währungstypen vom Index ausgeschlossen. Dies sind etwa Coins, die lediglich den Wert von Fiat-Geld abbilden, wie Tether, oder eine unzureichende Liquidität haben. Am interessantesten dürfte hier aber die Disqualifizierung von Privycy-Coins wie Monero oder zCash sein. Damit wird der HODL5-Index der Sorge gerecht, dass solche Privacy-Coins in Zukunft verboten oder nur noch unter extremen Einschränkungen gehandelt werden könnten. Ein Beispiel ist Japan, wo die Börsen bereits begonnen haben, den Handel mit Privacy-Coins einzustellen.

Nicht minder interessant ist die Tatsache, dass Litecoin Teil des Index ist. Litecoin steht im Ranking der Kryptowährungen auf Platz 7, hinter Stellar und EOS. Man kann nur spekulieren, weshalb diese beiden Währungen nicht in den Korb eingegangen sind. Bei EOS könnte man es durch Bedenken erklären, dass der Coin durch eine ICO entstanden ist und es Spekulationen über Marktmanipulationen gibt. Bei Stellar hingegen kann man nicht einmal wirklich rätseln. Die Infrastruktur von Stellar ist sehr zentralisiert, und der absolute Großteil der Token befindet sich im Besitz der Foundation – doch bei Ripple sieht die Lage nicht viel besser aus. Ein Index, der Ripple aufnimmt, hat eigentlich keinen Grund, nicht auch auf Stellar zu setzen.

Wie dem auch sei: Seit gestern können Kunden der SIX also in ein Indexpapier für Kryptowährungen investieren. Der Preis für einen ETP-Anteil liegt derzeit bei knapp 15 Dollar. Was man genau dafür bekommt, erschließt sich mir nicht vollständig, kann aber von jedem, der sich besser mit Formeln versteht, aus dem Prospekt nachberechnet werden. Bisher wurden 250.000 Anteile am Index herausgegeben, was insgesamt eine eher überschaubare Summe ist. Gestern wurden 975 Anteile gehandelt, heute bereits fast 27.000. Das Volumen zieht also deutlich an, auch wenn es im Vergleich zu den Handelsvolumina von Krypto-Börsen noch verschwindend gering ist.


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Über Christoph Bergmann (2821 Artikel)
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3 Kommentare zu Interessante Zusammensetzung: Der erste Krypto-ETP wird an der Schweizer Börse gehandelt

  1. „auf den Inhaber ausgeschriebenes Forderungsrecht“

    Wird denn jetzt ein ETP mit den abgebildeten Werten hinterlegt oder nicht?
    Sprich, erzeugt eine ETP Nachfrage auch eine Nachfrage an den direkten Kryptomärkten?

  2. Schöne Sache! Das ist erst der Anfang einer neuen Ära!

    Zitat: “ Stellar ist sehr zentralisiert“
    Bitte Hausaufgaben machen bevor Unwahrheiten verbreitet werden!
    https://dashboard.stellar.org/ zeigt wie dezentralisiert Stellar gegenüber Ripple ist!
    IBM z.B. weiß das zu schätzen…
    Die Foundation ist eine Non-Profit Organisation, nicht Eigentümer der Coins und kann diese somit auch nicht für sich selbst veräußern!
    Irgendwann werden es alle verstehen, das Stellar das bessere Ripple ist 😉

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