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In vier Tage geballtes Bitcoin zum Fachmann

Christian Decker doziert beim ersten Probeseminar von 21 Lectures im vergangenen Herbst. Bildrechte: 21 Lectures.

In Zürich gibt es nun eine Akademie für Bitcoin, die Anfang März den ersten öffentlichen Kurs beginnt. Der Kurs richtet sich an Entwickler, die lernen wollen, wie sie mit Bitcoin arbeiten können. Wir haben uns mit dem Organisator Lucas Betschart über Akademie und Programm unterhalten.

Dass Zürich ein heißer Standort für Bitcoin ist, hat Lucas Betschart rasch bemerkt, nachdem er Anfang 2013 auf die Kryprtowährung gestoßen ist. Auf den lokalen Meetups traf er Leute, deren Namen bis heute in der Bitcoin-Szene bekannt sind: Pieter Wuille, Christian Decker, Mike Hearn, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Lucas, der wie so viele vom Bitcoin-Fieber gepackt wurde, hat in den folgenden Jahren bei mehreren Krypto-Startups mitgearbeitet, etwa Monetas oder Airbitz. Irgendwann 2016 wurde er Vorstand der Schweizer Bitcoin Association, weil, wie er bescheiden erklärt, „sonst niemand die Arbeit machen wollte.“

Dabei dürfte es auch seinem Engagement und Organisationstalent zu verdanken sein, dass das Züricher Meetip zum fünftgrößten Bitcoin-Meetup der Welt wurde. „Wir haben 6.000 Leute in unserer Gruppe. Bei den regulären Meetups, die alle zwei Wochen stattfinden, sind etwa 10 bis 50 Leute da, bei den unregelmäßigen Events mit mehr oder weniger prominenten Gästen auch gerne mal 300.“

21 Lectures – die Züricher Akademie für Bitcoin

Mit der Gründung einer Akademie für Bitcoin geht Lucas nun neue Wege. Die Akademie ist nicht direkt an die Association angeschlossen, profitiert aber natürlich davon, dass Lucas mit ihr im Zentrum der hiesigen Szene steht. Er hat die Firma 21 Lectures gegründet, um die Akademie auf eine, wie er sagt, „nachhaltige Basis“ zu stellen, so dass die Kosten für Lehrer, Räume und Verpflegung gedeckt werden.

Der Kurs, der hier nun angeboten wird, geht über vier Tage und richtet sich an Entwickler, die bereits Vorkenntnisse haben, aber tiefer in Bitcoin, die dahinterstehende Kryptographie sowie Lightning einsteigen wollen. „Man muss kein Experte, aber schon in der Lage sein, mit der Commandline am Computer zu arbeiten.“

Thematisch geht es dabei streng um Bitcoins. Sicherlich wird derjenige, den den Kurs besucht hat, danach auch Altcoins und Blockchain-Technologie besser verstehen, meint Lucas. „Aber wenn ich anfange, das aufzunehmen – wo höre ich dann auf?“ Irgendwann muss man eben die Grenze setzen. Und die beginnt bei der Lectures-Akademie dort, wo Bitcoin aufhört. Dies passt ganz gut zur Einstellung des Organisators, der sich selbst zwar nicht als „Bitcoin-Maximalist“ ansieht, aber doch immer mehr dazu tendiert, in Bitcoin anstatt in Kryptowährungen das Ziel zu sehen.

Unter den Mitgliedern der Schweizer Bitcoin-Community kannte Lucas bereits zahlreiche Leute, die hervorragend für eine Tätigkeit als Dozent geeignet sind. Er konnte Christian Decker, der an der ETH über Bitcoin promoviert hat und nun für Blockstream Lightning entwickelt, Henrik Jonsson, Kaspar Etter und Marco Bencun von Shift, Jonas Schnelli von Core und James Chiang von Libbitcoin überzeugen, an der Akademie zu lehren. Alles ausgesprochene Experten für Bitcoin.

Kryptographie, Transaktionen, Lightning

Die Teilnehmer erwarten vier randvolle Tage voller Bitcoin. Sie steigen am ersten Tag in die Kryptographie ein, erfahren, wie der von Bitcoin verwendete Signaturalgorithmus ECDSA funktioniert. Am gleichen Tag beschäftigen sie sich auch mit Transaktionen und lernen die verschiedenen Formate kennen.

Der zweite Tag beginnt mit einem weiteren Block über Transaktionen, um dann auf das P2P-Netzwerk, die Blockchain und SPV-Clients überzugehen. Der dritte Tag widmet sich dann der Geschichte von Bitcoin, Forks und Upgrades, sowie Entwicklungen, die (noch) nicht Teil von Bitcoin sind – etwa Zero-Knowledge-Proofs, Schnorr- sowie Ringsignaturen und Confidential Transactions.

Der vierte Tag steht dann ganz im Zeichen von Lightning. Christian Decker stellt vor, wie das Lightning-Netzwerk enstanden ist und wie wie es funktioniert und führt die Teilnehmer in den von ihm entwickelten C-Lightning-Client ein.

Die Akademie ist in dieser Form in der Schweiz, wenn nicht in ganz Europa einzigartig. „Es gibt einige Kurse an den Hochschulen, aber deren Focus liegt mehr auf dem Business,“ erzählt Lucas. Bei ihm geht es dagegen um die handfeste Technik – die hier nicht nur als Theorie, sondern auch mit viel Praxis vorgestellt wird. So werden die Teilnehmer etwa aus einem zufälligen Input einen Seed und daraus ihre eigenen privaten und öffentlichen Schlüssel sowie Adressen bilden und eigene Rohtransaktionen mit der Commandline schreiben.

Den Testlauf im letzten November haben elf Teilnehmer besucht. Für den ersten offiziellen Kurs erwartet Lucas maximal sechzehn Teilnehmer; er möchte die Zahl absichtlich klein halten, um eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen. Die Kosten von 1.500 Franken je Teilnehmer sind nicht unbedingt wenig, aber für einen derart exklusiven viertägigen Kurs am Standort Zürich eigentlich schon ein rechtes Schäppchen.

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1 Kommentar zu In vier Tage geballtes Bitcoin zum Fachmann

  1. In Mittweida wird zum wiederholten mal 4.-7. März die Blockchain Springschool http://blockchain.hs-mittweida.de/blockchain-spring-school-de/ an der Hochschule http://blockchain.hs-mittweida.de/ stattfinden. Besonders zu empfehlen für Einsteiger in die Entwicklung. Studenten können sich kostenfrei anmelden.

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