Neues von Lightning: Eclair, ATM, WebLN und ein Rubellos

Mit der Eclair-Wallet Geld empfangen, ein Bitcoin-Geldautomat, der per Lightning auszahlt, ein Toolset, um Lightning-Zahlungen besser in den Browser zu bringen sowie eine nette Anwendung für Mikropayments – das sind die aktuellen Lightning-News.
Mobile Lightning-Wallet Eclair erlaubt nun, auch Geld zu empfangen
Zunächst eine Nachricht, auf die viele schon lange gewartet haben: Die Eclair Mobile Wallet ist nun vollständig. Bisher konnte man mit dem “Goldstandard” der mobilen Lightning-Wallets des französischen Startups Acinq lediglich Zahlungen senden, aber nicht empfangen. Mitte Februar hat Acinq die Option, auch Geld zu empfangen, für die Testnet-Version freigeschalten.
Die beiden größten Probleme waren, erklärt Acinq in einem Blogpost, Sicherheit und Liquidität. Das Problem der Sicherheit besteht darin, dass ein Lightning-Node nur eine begrenzte Zeit hat, um zu reagieren, wenn der Partner in einem Payment-Channel einen alten Stand des Channels postet. Dies war kein Problem, solange man nur senden kann. Ein Konzept, um dieses Problem zu lösen, wären die sogenannten “Watchtower”. Doch aufgrund mehrerer Gründe verzichtet Eclair zunächst darauf. Stattdessen haben sie das Zeitfenster, in dem man die Chance hat, ein ungültiges Schließen des Channels zu bestrafen, von 144 Blöcken (ein Tag) auf 2016 Blöcke (zwei Wochen) erhöht. “Das bedeutet: Was auch immer passiert, dein Geld wird sicher sein, solange du deine Wallet mindestens einmal alle zwei Wochen öffnest.”
Weil aber auch das noch keine vollständig befriedigende Lösung ist, hat Acinq einen zweiten Mechanismus eingebaut: einen “Background Watcher”. Dies bedeutet, dass die Wallet sich mit einem Electrum-Server verbindet, um zu prüfen, ob ein Channel geschlossen wurde, und dies durch einen Alarm mitzuteilen, falls ein Betrugsversuch vorliegt. Sollten die Grundeinstellungen des Smartphones solche Background-Aufgaben verbieten, wird die Wallet den User darauf hinweisen.
Nun zum zweiten Problem: Der Liquidität. Um per Lightning Geld zu empfangen, braucht man eingehende Liquidität. Diese herzustellen ist zuweilen ein recht aufwändiges Verfahren. “Hierfür muss die Gegenpartei Guthaben auf ihrer Seite haben. Allerdings wird nicht jeder bereit sein, Guthaben in einen Channel mit dir zu stecken, weil sie dafür Kapital einschließen müssen.” Langfristig, glaubt Acinq, wird das Problem gelöst, indem Nodes anzeigen, dass sie gegen eine Gebühr Liquidität bereitstellen, sowie durch die Option, Channels beidseitig zu füllen. “Aber wir sind noch nicht hier, daher haben wir versucht, es mit den derzeit gegebenen Möglichkeiten zu lösen.”
In Eclair gibt es ein Feature, das erlaubt, im Voraus für eingehende Liquidität zu bezahlen. Wer einen Channel zum Node von Acinq öffnet und etwas überweist, bekommt vom Acinq-Node automatisch einen Channel mit eingehender Liquidität. Das ist, räumt Acinq ein, nicht ideal, weil man jemandem vertrauen muss. Die Kosten dafür sind, laut Testnet-Ankündigung, ein Prozent. Wenn man also 0,0001 Bitcoin an Acinq schickt, bekommt man einen Channel mit der Kapazität von 0,01 Bitcoin.
Bis vor kurzem war es nur im Testnet möglich, mit Eclair Geld zu empfangen. Am 28. März twitterte Acinq nun, dass die Option auch für das Mainnet freigeschalten wurde.
WebLN integriert Lightning und Browser-Apps
Eine der Dinge, bei denen Lightning noch Optimierungsbedarf hat, ist die Nutzerfreundlichkeit. Mit WebLN gibt es nun einen möglichen Standard, um die technischen Komplikationen zu verbergen, wenn der User mit seiner Lightning-Wallet auf einer Webseite bezahlen möchte.
“WebLN ist eine Bibliothek und ein Set von Spezifikationen für Lightning Apps und Client Provider, um die Kommunikation zwischen Apps und den Lightning-Nodes der User auf eine sichere Weise zu unterstützen,” so die Dokumentation, “es stellt ein Interface bereit, das es Anwendungen unter anderem erlaubt, User nach Zahlungen zu fragen, Invoices zu erstellen und Zahlungen zu erhalten.”
Eine Bibliothek wie WebLN macht es einfacher für Entwickler, Lightning-Zahlungen direkt auf Webseiten zu bringen und den Zahlungsprozess zu vereinfachen. Bisher unterstützen die Browser-Plugin-Wallet Lightningjoule sowie die mobile Wallet BlueWallet WebLN. Einige Seiten wie Lightning Spin, Bitrefill und Tippin.me benutzen ebenfalls das Instrument.
Ich habe es ehrlich gesagt nicht ganz geschafft, es zu benutzen. Mein Lightning-Node wird nicht von Lightningjoule unterstützt, und als ich auf dem Smartphone mit geöffneter BlueWallet Lightning Spin aufgerufen habe, bekam ich nur eine Standard-Zahlungsaufforderung. Eventuell ist es noch ein kleiner Weg, bis WebLN auf wirklich userfreundliche Weise App und Wallet verbindet. Aber es ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung – dahin, Zahlungen im Internet so einfach wie möglich zu machen.
Lightning für Bitcoin ATMs
Der “Bitcoin-Traveler” Felix Weiß hat vor kurzem in Hongkong bei einer Bitcoin-Veranstaltung die Integration von Lightning und Bitcoin-Geldautomaten vorgestellt. Bereits die Österreicher von Coinfinity haben ein solches Unternehmen getestet; Felix ist aber möglicherweise der erste, der hierfür mit einem ATM-Hersteller zusammenarbeitet. Er hat an dem Automaten von General Bytes mit Bargeld Bitcoins gekauft, die der Automat dann per Lightning-Transaktionen ausgezahlt hat.
Felix kommentiert: “Nur ein Machbarkeitsbeweis dafür, einen existierenden Channel aufzuladen. Viele Bugs, aber es hat mit zwei mobilen Wallets gut geklappt.” Die spannende Frage ist, ob es auch andersherum möglich ist – kann man den Automaten mit Lightning-Bitcoins bezahlen, um dafür dann Bargeld zu erhalten? Dies würde eines der großen Probleme von Bitcoin-ATMs lösen, die nicht, wie die Abkürzung nahelegt – “At The Moment” – in Echtzeit wechseln, sondern meistens zunächst eine Bestätigung abwarten, bevor sie das Bargeld rausrücken.
Aber eventuell muss man auch einfach irgendwo anfangen, und da es bei Lightning immer einfacher ist, Geld zu versenden, könnte dies der naheliegende erste Schritt sein.
Lightning Scratchcard: Zahle Cents, um einen Text freizukaufen
Wer Lightning nun lieber benutzen will, anstatt sich mit der Theorie und Technik zu beschäftigen, hat mit Lightning Scratchcard eine amüsante Gelegenheit dazu (zu Deutsch: “Lightning Rubellos”). Die Webseite erlaubt es, Texte zu veröffentlichen, die sich die Leser buchstabenweise freikaufen müssen. Als Käufer liest man beispielsweise den Anfang eines Witzes, klickt dann darauf, und wird aufgefordert, eine Anzahl an Buchstaben anzugeben, die man enthüllen möchte. Danach gibt es ein Lighting-Invoice, und sobald man bezahlt hat, zeigt sich der Text.
Das ist vermutlich nicht die mächtige Killerapp – die meisten der in den letzten 10 Tagen eingereichten Texte sind noch vollkommen verhüllt – aber es ist eine lustige Idee, die gut zu Lightning passt. Und wie so oft gilt, dass eine Technologie nur dann reift, wenn Leute sich mit ihr spielerisch beschäftigen.
Ich glaube, durch diesen Artikel habe ich das Problem der eingehenden Liquidität erst richtig verstanden.
Ich muss also, wenn ich Geld empfangen will, jemand davon überzeugen ein gewissen Teil seiner BTC (soviel wie ich maximal erhalten kann) nur für mich einzufrieren. Und wenn ich das richtig Verstanden habe werden die coins tatsächlich eingefroren, ein node der das also z.b für 5 Leuten je 1 BTC anbietet muss auch tatsächlich 5*1 BTC einfrieren, und kann nicht einfach nur 2 BTC verteilt einfrieren und darauf hoffen dass schon nicht alle gleichzeitig beanspruchen werden (Wie bei den jetzigen Girokonten und bargeld).
Das heißt ja, überspitzt gesagt, wäre ich ein unternehmen: Ich muss mir meinen gesamten potentiellen Umsatz erstmal bei einem Node ‘leihen’. Es ist sozusagen ein Kredit vom Node, aber der Node hat kein Risiko dass ich nicht zurückzahlen, weil die Coins ja im Channel eingefroren sind und nur zu mir Wandern, wenn er sie von anderer Stelle erhält.
stimmt das soweit?
Das klingt nach einem sehr lukrativen Geschäftsmodell, Kreditvergabe ohne Risiko 🙂 🤔