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In italienischen Webshops wird öfter mit Bitcoin als mit Kreditkarte bezahlt

Schon ziemlich schön: Panorama über Florenz. Bild von cloud2013 via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Einer Studie zufolge ist Bitcoin im italienischen E-Kommerz das am drittöftesten benutzte Zahlungsmittel. Ein Blick auf die Zahlen, ein Vergleich mit dem deutschen E-Kommerz, und die Frage, was das über die Skalierbarkeit von Bitcoin aussagt.

Bitcoin ist mittlerweile im Checkout von zahlreichen Online-Shops angekommen. Es ist zwar schwierig, herauszufinden, wo man überall mit Bitcoins bezahlen kann, weshalb Listen von Akzeptanzstellen aufwändig zu pflegen und meistens unvollständig sind. Noch schwieriger ist es jedoch, Angaben darüber zu machen, wie oft die Option, seinen Einkauf mit der Kryptowährung zu begleichen, auch genutzt wird.

Solange es keine guten Statistiken und Studien gibt, muss man sich dabei auf Anekdoten verlassen. Dem Hörensagen zufolge beklagen sich viele Online-Shops, die Bitcoins akzeptieren, darüber, dass so gut wie niemand mit den digitalen Münzen bezahlt. Auch BitPay, der weltweit größte Bitcoin-Zahlungsdienstleister, liefert oft eher ernüchternde Zahlen, die darauf hindeuten, dass niemand so richtig mit Bitcoins bezahlen möchte (so zumindest laut einem Post im Jahr 2015).

Eine jüngst veröffentlichte Untersuchung von SEMrush, einer internationalen IT-Agentur für Online-Marketing, wartet nun mit überraschenden Ergebnissen auf: Ihr zufolge ist Bitcoin im italienischen Internet das am dritthäufigsten verwendete Zahlungsmittel. Die Zeitung La Stampa hat offenbar Einblick in die ansonsten nicht online verfügbare Studie genommen. Ihr zufolge landet PayPal auf dem ersten Platz, gefolgt von PostePay, dem Zahlungsservice der italienischen Post, und von Bitcoin. American Express und Kreditkarten bilden das Schlusslicht der fünf häufigsten Zahlungsmethoden.

In Zahlen: PayPal wird 1,383 Millionen Mal im Monat genutzt. Diesen Erfolg erklärt La Stampa damit, dass PayPal so einfach funktioniert, dass sowohl Kreditkarten als auch Bankkonten mit dem Account verbunden werden können und dass es bei beinah allen Webseiten akzeptiert wird. Nur ein kleines Stück dahinter liegt PostePay mit 1,175 Millionen Transaktionen. Der Service der Post ist eine aufladbare Debitkarte, mit der man überall bezahlen kann, wo MasterCard und Visa akzeptiert werden. Zusätzlich zur Karte gibt es bei PostePay auch eine App für kontaktlose und Internet-Transaktionen.

Auf dem dritten Platz landet, stellt La Stampa überrascht fest, Bitcoin. Mit 215,800 Zahlungen im Monat rangiert die Kryptowährung vor American Express (189.000) und Kreditkarten mit 33,950. Das schlechte Abschneiden der Kreditkarten dürfte aber auch daran liegen, dass PostePay-Zahlungen im Prinzip auch Kreditkartenzahlungen sind, und dass die PayPal-Checkout-Suite auch Kreditkartenzahlungen integriert. La Stampa kommentiert die hohe Akzeptanz von Bitcoins bei den Online-Shoppern damit, dass die Konsumenten die Kryptowährung vor nicht allzu langer Zeit noch mit Skepsis beäugt und sie nicht vollständig verstanden haben. Auch heute noch würden die meisten E-Kommerz-Seiten keine Bitcoins akzeptieren – und dennoch „wurde es in unserem Land oft benutzt“. Der Rekordmonat für Bitcoin sei der Juni 2019 mit 368.000 Zahlungen gewesen.

Diese Ergebnisse sind tatsächlich überraschend. Mehr als 200.000 Zahlungen im Monat bei eher wenigen Online-Shops, die Bitcoins akzeptieren, scheint recht viel zu sein. Da die Studie nicht vorliegt, ist es schwierig, die Methodologie zu erkennen. Woher weiß SEMrush das überhaupt? Beobachten sie den Traffic, bekommen sie Auskunft von Zahlungsdienstleistern, haben sie eine Erhebung in den Shops gemacht? Ohne diesen Hintergrund ist es unmöglich, die Validität der Zahlen zu prüfen.

Auffällig ist, wie sehr sich das italienische Online-Zahlen vom Deutschen unterscheidet. Ausgezeichnet.org stellt im September 2018 die beliebtesten Online-Zahlungsarten vor. Dabei bezieht sich die Seite auf eine Datengrundlage von Statista für das Jahr 2017. Ihr zufolge führt „PayPal oder Ähnliches“ mit 34 Prozent, der Rechnungskauf kommt auf 27 Prozent, Lastschrift und Kreditkarte stellen zusammen 18 Prozent, die Direktzahlung bzw. Vorauskasse 16 Prozent, und die beiden Schlusslichter bildet mit je zwei Prozent die Nachnahme und Ratenzahlung.

Etwas aktueller ist eine Studie des ECC Clubs, bei der im November 2018 1000 Konsumenten aus Deutschland sowie je 500 aus Österreich und der Scheiz befragt wurde. Im Dezember 2018 haben die Analysten zudem eine Umfrage unter 298 deutschen Onlinehändlern durchgeführt. Die populärsten Zahlungsarten der Deutschen sind dieser Statistik zufolge der Kauf auf Rechnung, Paypal, Kreditkarte, Vorkasse und Sofortüberweisung. Die Deutschen, so das Fazit, würden ihren Gewohnheiten beim Online-Shoppen treu bleiben. Der Kauf auf Rechnung wird von 41 Prozent bevorzugt, gefolgt von PayPal mit 35 Prozent. Weit abgeschlagen folgt die Lastschrift mit 8 Prozent. Die Zahlen sind nicht ganz konsistent mit denen von Statista, aber es scheint klar, dass PayPal, Rechnung und Lastschrift die drei beliebtesten Zahlungsmethoden in Deutschland sind – während es in Italien PayPal, PostePay und Bitcoin sind.

Wenn die Zahlen von SEMrush valide sind, geben sie eine gute Gelegenheit, über die Skalierung von Bitcoin nachzudenken. Mit gut 200.000 Transaktionen im Monat spielt Bitcoin bei den Top-Zahlungsarten der viertgrößten Volkswirtschaft Europas mit – alles andere als eine kleine Nische. Diese Menge an Transktionen ist knapp die Hälfte von dem, was Bitcoin am Tag prozessieren kann. Hochgerechnet bedeutet das, dass das aktuelle Zahlungsvolumen von Bitcoin dafür reicht, um in 60 Ländern wie Italien das am dritthäufigst genutzte Zahlungsmittel zu sein. Würde Bitcoin mit PayPal gleichaufziehen und 1,3 Millionen Zahlungen im Monat verzeichnen, bräuchte die Blockchain etwa drei Tage, um die monatlichen Online-Zahlungen Italiens zu prozessieren. Es wäre also immer noch möglich, in 15 Volkswirtschaften der Größe Italiens das wichtigste Online-Zahlungsmittel zu sein.

Gesetzt, die Statistiken von SEMrush sind belastbar, klingt all das doch ziemlich gut, oder?

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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3 Kommentare zu In italienischen Webshops wird öfter mit Bitcoin als mit Kreditkarte bezahlt

  1. Glaube keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast 🙂

  2. cool cool, es geht aufwärts 🙂

  3. @quintall
    Sehe ich leider ähnlich, bevor ich die konkrete Methodik und Datenquellen beurteilen kann.

    Interessant wäre ja eine Umfrage unter den Akzeptanzstellen in Deutschland, aber das wäre schon eher ein Umfang für eine Studie:
    – Direkte Einbindung oder Dienstleister, wenn letzteres welcher?
    – Nur Bitcoin oder auch andere Kryptowährungen? Wenn ja, welche?
    – Wie viele Prozent der Bestellungen werden in Bitcoin getätigt?
    – Wie viele Prozent vom Umsatz machen diese aus? Könnte mir vorstellen, dass es beim durchschnittlichen Warenkorb Unterschiede zu anderen Zahlungsmethoden gibt.

    Gerade die letzten zwei Fragen zeigen leider die Einschränkung eines transparenten Ledgers auf, denn kein Geschäftsmann bei Sinnen wird diese zumindest bei direkter Einbindung nennen, da jeder Konkurrent sehr einfach auf seinen Gesamtumsatz schließen könnte. Selbst wenn man ein HD-Wallet nutzt und für jede Zahlung eine eigene Adresse generiert, werden alle UTXO aus dem Wallet spätestens gebündelt, wenn sie an eine Exchange geschickt oder anderweitig ausgegeben werden. Im Falle einer Exchange kann man dann meist auch noch auf die Vergangenheit schließen, denn im Normalfall wird jedem Kunden eine einzigartige Adresse zugewiesen und alle Einzahlungen an diese sind auf der Blockchain als solche einsehbar…

    Interessant wäre eine solche Erhebung allemal!

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