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Neuer Rekord: Bitcoin SV produziert 300-Megabyte-Block

Orange Cube, Lyon. Bild von Anthony via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Mining-Pool TAAL hat gestern Nacht für Bitcoin SV (BSV) einen Block mit mehr als einer Million Transaktionen und einer Größe von mehr als 300 Megabyte produziert. Damit erzielt BSV einen weiteren Rekord im Skalieren von Blockchains. Die Transaktionen entsprangen freilich einem Stresstest, und vom Ziel, die Miner durch Gebühren zu finanzieren, ist BSV weiterhin weit entfernt.

Sie haben es wieder getan. Bitcoin SV (BSV) hat gestern Nacht einen neuen Rekordblock gesehen: Block #634643 enthielt 1.178.322 Transaktionen und brachte es auf eine Größe von etwas mehr als 309 Megabyte. Keine Blockchain – ob technologisch auf Bitcoin-Basis oder einer neueren Architektur – hat jemals einen so großen Block und einen so hohen Transaktionsdurchsatz erreicht.

Block 634643 nach Whatsonchain.com.

Natürlich handelt es dabei um kein organisches Wachstum. Bitcoin SV ist nach wie vor eine Nischenwährung, die weder im Handel noch in Micropayments noch als Datenspeicher annährend ein so hohes Transaktionsvolumen erreicht. Stattdessen gab es gestern einmal mehr einen Stresstest, der die Belastungsgrenzen des Netzwerks ausloten soll. Irgendeine Partei hat Millionen von Transaktionen gebildet und das Netzwerk damit geflutet, einerseits, um zu testen, wie gut die Infrastruktur mit der Masse auskommt, andererseits, um die Miner dazu zu bringen, einen neuen Rekordblock zu bilden.

Der Erfolg des Tests ist durchwachsen. Mit mehr als 2,5 Millionen Transaktionen am Tag demonstriert Bitcoin SV, dass die Blockchain in der Lage ist, mehr als das Fünffache des Maximalvolumens von Bitcoin (BTC) zu verarbeiten, während die Kerninfrastruktur weitgehend intakt blieb. Die Blockexplorer blieben live, es ist kein Knick in der Anzahl der Full Nodes zu sehen. Diese ist bei BSV aber mit gut 300 verhältnismäßig gering, und man darf anzunehmen, dass sie fast ausschließlich in Datencentern stehen. Auch die Services und Wallets wie MoneyButton und Handcash blieben, anders als bei vergangenen Stresstests, vollständig in Funktion. Der Stresstest wurde damit auch zur Leistungsschau der BSV-Infrastruktur.

Vergleich der Transaktionen von Bitcoin (gelb), Bitcoin Cash (grün) und Bitcoin SV (rot) nach coin.dance

Allerdings hat es relativ lange gedauert, bis sich ein Miner endlich erbarmt hat, den Mempool der unbestätigten Transaktionen zu leeren. Schon den ganzen Tag warteten mindestens eine, teilweise auch mehr als zwei Millionen Transaktionen darauf, endlich in einen Block zu kommen. Der aufgeblähte Mempool hat zu einer starken Belastung vieler Knoten geführt. Viele Knoten haben vermutlich die Synchronität des Mempools verloren, was meint, dass sie nicht mehr dasselbe Set an unbestätigten Transaktionen hatten, wodurch sich die Bestätigung vieler anderer Transaktionen verzögert hat. Auch die Anreize für die Miner, mit großen Blöcken Gebühren einzufahren, funktionierten nur eingeschränkt: Viele Miner haben trotz des riesigen Mempools weiterhin Blöcke von einem Megabyte oder gar nur wenigen Kilobyte produziert.

Calvin Ayres TAAL-Pool hat schließlich den Block mit mehr als einer Million Transaktionen gebildet. Dafür erhielt er gut 0,7 BSV an Gebühren, was beim derzeitigen Kurs etwa 126 Euro entspricht. Dieser Betrag war den anderen Minern offenbar nicht der Aufwand wert, einen so großen Block zu produzieren, der droht, zu verwaisen. Die Gebühreneinnahmen sind relativ gering, machen aber mehr als 10 Prozent des Blockrewards aus. Das ist immer noch weit davon entfernt, die Halbierung der Blockrewards zu kompensieren. Bei den derzeitigen niedrigen Gebühren wären dafür Blöcke von gut drei Gigabyte notwendig. Dass es dafür jemals eine organische Nachfrage geben wird, ist eine kühne Wette.

Der 300-Megabyte-Block schaffte es auf eine Durchsatz auf beinah 2000 Transaktionen je Sekunde, wenn man davon ausgeht, dass alle zehn Minuten ein neuer Block erscheint. Über die vergangenen 24 Stunden hinweg blieb der Durchsatz jedoch bei knapp 30 Transaktionen je Sekunde. Das ist nicht wenig, aber noch weit vom erzielten Volumen entfernt. Daher steht der Beweis, dass das Netzwerk dieses Volumen tatsächlich beherrscht, weiterhin auf den tönernen Füßen einer einsamen Kapazitätsspitze.

Dennoch macht man es sich zu leicht, den 300-Megabyte-Block als bloße PR-Aktion von Bitcoin SV abzuwatschen. Er schafft neue Fakten und neues Wissen und sollte daher für jeden hochinteressant sein, der sich dafür interessiert, wie weit eine Blockchain nach dem Vorbild Bitcoin skalieren kann. Wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen, indem man ausprobiert und beobachtet. Und auch wenn BSV noch weit von den selbstgesteckten Zielen entfernt ist, macht Block #634643 Hoffnung, dass es möglich ist, eine Blockchain onchain tatsächlich zu skalieren.

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7 Kommentare zu Neuer Rekord: Bitcoin SV produziert 300-Megabyte-Block

  1. BSV ist dein guilty pleasure, oder? 😉

    Wenn schon onchain Skalierung, sollte man sich wohl eher bei Eth 2.0 oder Avalanche umschauen…

    • Ach, naja, nicht mehr so arg. Ich versuche, neutral zu bleiben …

      ETH2 ist derzeit wie ich es sehe, eher Theorie, vielleicht Test. Wollte dazu demnächst was schreiben. AVA ist mir zu wissenschaftlich, da fehlt ein Ökosystem, das BSV immerhin hat. Ich finde es eher interessant, wie weit man die Technologie treiben kann, die sowohl BTC, als auch BCH und BSV unterliegt …

  2. Paul Janowitz // 13. Mai 2020 um 13:54 // Antworten

    Erstmal spannend so einen Stresstest zu sehen und schade, dass ich das im Voraus nicht mitbekommen habe, sonst hätte ich zumindest einen Pruned Node aufgesetzt um zu beobachten, wie sich der Mempool dabei verhält… Falls jemand eine technische Analyse sieht, gerne her damit 😉

    Der aufgeblähte Mempool hat zu einer starken Belastung vieler Knoten geführt. Viele Knoten haben vermutlich die Synchronität des Mempools verloren, was meint, dass sie nicht mehr dasselbe Set an unbestätigten Transaktionen hatten, wodurch sich die Bestätigung vieler anderer Transaktionen verzögert hat.

    Das ist der springende Punkt, denn alle anderen Nodes müssen den Block verifizieren und dank Thin Blocks tun sie das aus dem Mempool heraus und laden ggf. fehlende Transaktionen nach und genau das könnte zu einem Flaschenhals werden, wenn zu viele Transaktionen nachsynchronisiert werden müssen, insbesondere da SV afaik auch bis zu 1000(?) aufeinander aufbauende unbestätigte Transaktionen im Mempool zulässt, die für einen Node, dem nur eine davon fehlt, erstmal nicht valide sind. Womöglich kann der Sync eines gesamten Blocks auf einmal schneller sein als die fehlenden Puzzlestücke zusammenzusuchen…
    Interessant ist hierbei, dass die zwei auf den Megablock folgenden Blöcke auch von Taal gemined wurden, obwohl dieser keine überwältigende Hashrate hat. Vielleicht hat Calvin Ayre aber auch kurzfristig massiv Hashrate dazugekauft, um diesen Rekordblock durchzuboxen, ohne, dass er orphaned wird? Gibt es eine gute Übersicht mit orphaned Blöcken bei SV? Für BTC habe ich das mal gesehen, für Monero auch, aber finde auf die Schnelle nichts entsprechendes für BSV.

    Auch die Anreize für die Miner, mit großen Blöcken Gebühren einzufahren, funktionierten nur eingeschränkt: Viele Miner haben trotz des riesigen Mempools weiterhin Blöcke von einem Megabyte oder gar nur wenigen Kilobyte produziert.

    Das Risiko eines Orphans ist rational nicht den zu erwartenden Ertrag von 10% mehr wert, hier müsste sich ein sinnvoller Fee Markt bilden und das halte ich für durchaus möglich falls die Nachfrage nach „realen“ Transaktionen steigt, denn die Fees sind aktuell lächerlich niedrig. Für Ayre dürfte so ein Testlauf aus der Portokasse bezahlt werden, ungeachtet des Ertrages…

    • Ich glaube, nur BCH hat die chained unconfirmed angehobe, bei BSV gibt es da imho noch immer ein Limit. Aber bin mir nicht sicher. Mit den Gebühren denke ich auch, dass sie so zu tief sind, um den Block-Reward zu ersetzen. Eventuell wird das mal gestaffelt, je nach Transaktionsart, oder vielleicht gibt es mal massenhaft Datentransaktionen, die Gebühren schaffen, aber ziemlich leicht zu verarbeiten und zu tauschen sind …

      • Paul Janowitz // 13. Mai 2020 um 17:13 //

        Danke, habe ich wohl verwechselt, denn bei BSV habe ich rund um die ganzen Datenspeicherangebote auf der Blockchain öfter den Schrei nach längeren unconfirmed Chains gelesen und dachte, das wäre auch umgesetzt worden.

        Soooo abwegig wäre ein Fee Markt ja nicht, aktuell bekommt ein BSV Miner umgerechnet 1.200 Dollar Base Reward. Falls man es schafft, eine stetige Nachfrage nach sagen wir Mal 120.000 Transaktionen pro Block, was unter 32MB und durchaus noch „gesund“ wäre und jede auch nur 1 Cent Gebühren bezahlt (was für Transaktionen drin sein sollte, Datenspeicher außen vor…), hat man schon den Base Reward drin. Selbst bei einer Verdoppelung des aktuellen Kurses müssten die Blöcke konstant „nur“ 64MB haben und die Fee weiterhin 1 Cent. Beim nächsten Halving in vier Jahren dürften dann entsprechend größere Blöcke auch weniger problematisch sein… Es würde sich ein Fee Market etablieren, der auf den Präferenzen der Miner basiert, einige würden eher kleine Blöcke mit nur hohen Fee-Tx bilden, andere hätten eine niedrigere Hemmschwelle und würden auch billigere Tx aufnehmen, die dann unter Umständen länger warten müssten.

        Bei BTC kommen dagegen gleich mehrere Probleme zusammen, die das ungemein schwieriger machen, denn der im Vergleich sehr hohe Kurs trifft auf die begrenzte Block Größe und die vergleichsweise wenigen Transaktionen müssten sich die Gesamtgebühren teilen, was zu absurden Transaktionsgebühren von aktuell 20-50 Dollar führen müsste. Aktuell sind wir bei etwa 3 Dollar im Durchschnitt und die Transaktionsgebühren machen etwa 10% des Mining Rewards aus…

  3. Danke für den sehr ausgeglichenen Artikel.

    >Bitcoin SV ist nach wie vor eine Nischenwährung, die weder im Handel noch in
    >Micropayments noch als Datenspeicher annährend ein so hohes
    >Transaktionsvolumen erreicht.

    Abgesehen von den großen Examples, die BSV mit den Blöcken statuiert, kann man nicht leugnen, dass es sowohl im Bereich Micropayment als auch Datenspeicher den direkten Konkurrenten BTC und BCH vorraus ist. Lediglich im Handel (sowohl auf Börse als auch beim shoppen) besteht nachholbedarf. Andererseits ist das kein Wunder, solange sich die großen Börsen noch im Delisting-Mode befinden. Sonst würden auch die Paymentprozessoren nachziehen.

    Ich denke es ist nur eine Frage der Zeit. Eigentlich ist auch gut so mit den delistings, weil sich dann BSV, wenn es sich wirklich durchsetzen sollte, auf dem richtigen Weg duchsetzt, P2P und nicht über zentrale paymentprozessoren.

  4. Peter Neuer // 14. Mai 2020 um 3:38 // Antworten

    BSV ist Beste!!!!

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