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Nein, Bitcoin ist nicht für deine Alltags-Transaktionen gemacht!

Der MemPool in den letzten zwei Wochen. Quelle: Jochen Hoenickes MemPool-Visualisierung

Es ist immer wieder dasselbe: Der MemPool staut sich an, und User fragen sich verzweifelt, was mit ihrer Transaktion passiert ist. Daher wollen wir hier ein für alle Mal feststellen, dass normale Bitcoin-Transaktionen NICHT für das alltägliche Bezahlen da sind. Glücklicherweise gibt es viele gute Alternativen.

Wir müssen an dieser Stelle etwas klipp und klar sagen. Hört auf, von gewöhnlichen Bitcoin-Transaktionen zu erwarten, dass sie für euren Alltag geeignet sind. Das sind sie nämlich nicht, und ihr werdet über kurz oder lang nur enttäuscht sein.

Dasselbe Drama seit 2017

Man sollte meinen, dass manche Dinge nach rund drei Jahren allgemein bekannt werden. Seit Mitte 2017 kommt es immer wieder vor, dass sich der MemPool der unbestätigten Transaktionen aufbläht.

Es gibt mehr Transaktionen, als die Miner verarbeiten können. Erst warten nur einige Tausend, dann einige Zehntausend Transaktionen, und schließlich sind es mehr als 100.000. Die Gebühren, um eine Transaktion schnell in den Block zu bekommen, steigen an. Erst auf mehr als 10 Cent, dann auf einige Euro, und in extremen Fällen auch auf mehr als 10 oder gar 50 Euro. Die Dauer der meisten Transaktionen wird unberechenbar. Sie können nach einigen Minuten bestätigt werden, aber auch erst nach Stunden, Tagen oder gar Wochen.

Die absolute Spitze im MemPool Ende 2017 ist weiterhin uneingeholt.

Das passierte erstmals massiv im Sommer 2017. Ende 2017 eskalierte der Blockchain-Stau. Kurzzeitig blieben mehr als 250.000 Transaktionen unbestätigt, Gebühren erreichten bis zu 50 Euro je Überweisung. Seitdem geschieht es, in schwächerer Form, immer wieder. In der Regel blieb es bei weniger als 100.000 unbestätigten Transaktionen, einem MemPool von maximal 50 Megabyte und Gebühren von kaum mehr als einem Euro. Das ärgerlichste, was passieren konnte, war, dass die Wallet zuwenig bezahlt hat und man eine ungewisse Zeit warten muss. Schon allein das sorgt bei vielen Usern für Ärger und Frust.

In den letzten beiden Wochen schwoll der MemPool wieder an, als direkte und voraussagbare Folge des Halvings. Mit bis zu 109 Megabyte an unbestätigten Transaktionen war dies der größte Stau seit Ende 2017, die Gebühren für schnelle Bestätigungen schossen kurzzeitig auf mehr als 5 Euro. Mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt, auch wenn ihr weiterhin für eine rasche Bestätigung mindestens einen Euro Gebühr berappen müsst.

Über kurz oder lang enttäuschend

Natürlich funktioniert Bitcoin die meiste Zeit über tadellos. In 9 von 10 Fällen geht eine Transaktion mit Gebühren im einstelligen Cent-Bereich flüssig durch. Wenn es nicht eilt, könnt ihr weiterhin eine Transaktion mit geringen Gebühren absenden. Es kann dann halt einige Tage dauern, bis sie ankommt. Grundsätzlich solltet ihr euch vor der Transaktion aber informieren.

Ich schaue mir üblicherweise Jochen Hoenickes MemPool-Visualisierung an. Der unterste Chart zeigt den MemPool in Megabyte, gestaffelt nach Megabyte. Dort schaue ich, mit welchen Gebühren ich in einem Bereich von weniger als einem Megabyte lande. Das sind aktuell 80 Satoshi je Byte, was bei einer einfachen Transaktion etwa 16.000 Satoshi oder 1,31 Euro sind – ein Gebührenniveau, bei dem ich eine Transaktion vermeide, wenn sie nicht unbedingt notwendig ist. Je nach Wallet verwende ich noch RBF, um die Gebühren nachträglich erhöhen zu können.

Ein Blick auf den aktuellen MemPool zeigt, dass man mit einer Gebühr von 80 Satoshi je Byte es voraussichtlich in den nächsten Block schafft.

Das Vorgehen ist natürlich etwas aufwändig: Ihr müsst den MemPool anschauen, wissen, wie groß eine Transaktion in Byte ist (etwa 200 bis 300 Byte), und dann die Satoshi in Euro umrechnen. Doch selbst dann müsst ihr die Gebühr immer noch bezahlen oder euch auf eine kaum prognostizierbare Dauer bis zur Bestätigung einstellen. All das macht eine Schlussfolgerung unvermeidlich: Für die allermeisten Menschen ist Bitcoin als alltägliches Zahlungsmittel nicht geeignet.

Es tut mir leid, dass so ungeschminkt zu sagen. Hört auf damit, Bitcoin als Alltagszahlungsmittel zu betrachten. Es kann sein, dass es meistens funktioniert. Aber ihr werdet über kurz oder lang enttäuscht werden. Vielleicht hat Satoshi es seinerzeit anders geplant. Aber so ist die Realität im Jahr 2020. Je eher man das hinnimmt, um sich Alternativen zu suchen, desto besser. Und natürlich gibt es diese.

Die möglichen Alternativen lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Erstens kann man die Bitcoins nicht auf der Blockchain transportieren, sondern offchain oder per Sidechain. Zweitens kann man aber auch einfach eine andere Kryptowährung verwenden.

Bitcoin ohne Bitcoin-Blockchain

Lightning

Die beliebteste Offchain-Lösung ist das Lightning-Netzwerk. Wer dieses Blog regelmäßig liest, kennt das Netzwerk von Payment-Channels. Es wird von vielen Bitcoin-Wallets unterstützt. Für Anfänger ist Phoenix am besten, für Fortgeschrittene empfiehlt sich die Developer-Version von Electrum. Lightning wird mittlerweile von einigen Börsen, etwa Bitfinex, für Ein- und Auszahlungen unterstützt. Dank OpenNode, BTCPayServer und CoinGate hat es Lightning auch schon in den Handel geschafft und ist bei vielen Akzeptanzstellen angekommen.

In der Community erfreut sich Lightning einer großen Beliebtheit. Daher werdet ihr viele graswurzeligen Akzeptanzstellen finden, etwa bei Meetups. Im Alltag ist Lightning aber noch längst nicht so verbreitet wie normale Bitcoin-Transaktionen. Mit ein Grund ist, dass die Software weiterhin nicht ganz ausgereift ist. Gerade das Empfangen oder Versenden größerer Beträge ist oft haarig. Lightning schlägt sich gut darin, Zahlungen für Bier oder Kaffee abzuwickeln. Aber es kann normale Bitcoin-Transaktionen im Alltag noch nicht vollständig ersetzen.

Liquid und WBTC

Die Liquid-Sidechain ist eigentlich für schnelle und private Transaktionen für Börsen gemacht. Bisher benutzen das aber nur wenige Börsen, weshalb der Nutzen überschaubar ist. Daneben wurden die auf der Liquid-Sidechain laufenden L-BTC auch in den BTCPayserver eingepasst und können dank der Wallet Blockstream Green auch von User zu User übertragen werden. Das Handling dürfte einfacher sein als bei Lightning, die Transaktionsgebühren sind stabil und gering. Allerdings geht die Akzeptanz im Handel gegen Null. L-BTC sind nur sehr eingeschränkt verwendbar, und der Transfer zurück zur Mainchain ist oft aufwändig.

Ähnlich mau ist die Akzeptanz der auf Ethereum laufenden WBTC-Token. Zwar könnt ihr mit diesen Bitcoins als Token auf Ethereum mit jeder Ethereum-Wallet schneller und günstiger übertragen. Aber im Handel werden ihr damit nicht oft bezahlen können, eine mit Lightning vergleichbare Graswurzelbewegung gibt es nicht. Immerhin eröffnen euch die WBTC-Token den Zugang zu den Smart Contracts und DeFis auf Ethereum.

BitBucks

Eine vierte Alternative zu Onchain-Transaktionen wäre eine Wallet wie BitBucks. Wenn ihr und eure Freunde BitBucks benutzt, könnt ihr euch kostenlos und in Echtzeit Bitcoins überweisen. Das geht aber nur von BitBucks-User zu BitBucks-User und ist dementsprechend sehr zentralisiert. Eine Akzeptanz im Handel gibt es noch nicht. Aber da die Bitcoins bei BitBucks nicht eingefroren werden, sondern sowohl onchain als auch intern überweisbar sind, kann es eine gute Idee sein, ein wenig Geld in der BitBucks-Wallet zu halten, um damit unter Freunden Geld auszutauschen.

Mehr ist Mehr

Insgesamt ist es recht kompliziert, mit den Bitcoins auf andere Ebenen auszuweichen. Jede Ebene hat ihre Vor- und Nachteile und braucht ihre eigene Software, ohne dass dabei alle Transaktionen im Alltag abgedeckt werden. Die vielen Ebenen brechen die Einheit und Universalität der normalen Bitcoin-Transaktionen, was die Nutzung doch verkompliziert.

Es könnte für euch daher einfacher sein, anstelle von Bitcoin eine andere Kryptowährung zu verwenden – sofern ihr ideologisch bereit dazu seid.

Blockchains ohne Bitcoin

Sobald man sich darauf einlässt, einen anderen Coin zu verwenden, steht man vor einer anderen, ungünstigen Frage: Welchen der Drölfzigtausend Coins soll man auswählen?

Man sollte nun auf keinen Fall den Fehler machen, die Frage per Facebook, Telegram oder Twitter in die Welt zu schreien. Denn dort werden euch zahlreiche Leute nicht den Coin empfehlen, der für euch am nützlichsten ist, sondern den, in den sie selbst am tiefsten investiert sind.

Entscheidend sind hier rein pragmatische Erwägungen: Ihr wollt eine Kryptowährung, die möglichst dasselbe kann wie Bitcoin. Es sollte gute Wallets geben. Der Coin sollte im Handel weithin akzeptiert und auf vielen Börsen gehandelt werden, so dass es direkt oder indirekt einfach geht, ihn in Euro zu wechseln. Wenn die Währung technisch brilliert, ist das gut, aber es ist zweitranging. Eine technologisch zauberhafte Kryptowährung hilft euch überhaupt nichts, wenn sie nicht gut nutzbar und weitläufig akzeptiert ist.

So könnten etwa Tron, EOS, Ava oder Cardano theoretisch sehr gut skalieren, und Coins wie Pirate, PivX oder Monero warten mit einer herausstechenden Privatsphäre auf. Aber es gibt selten viele gute Wallets, die Akzeptanz im Handel ist quasi nicht-existent, und die Liquidität auf Börsen sehr gering. Am ehesten macht hier noch Monero Sinn, aber auch da gestaltet sich der Wechsel zu Fiat oft schwierig, und ihr werdet sehr viel weniger Händler und Wallets finden, die mit Monero arbeiten.

Daher schauen wir hier ganz pragmatisch nach den Kryptowährungen, die Bitcoin in eurem Alltag am ehesten ersetzen können.

Ethereum

Die naheliegendste Alternative zu Bitcoin ist Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung. Es gibt hervorragende Wallets für das Desktop und für mobile Geräte. So gut wie jede Handelsplattform listet Ether, auch Bitcoin.de, und die Orderbücher erreichen meist eine ordentliche Liquidität. Seit auch BitPay Zahlungen in Ether akzeptiert, dürfte es kaum noch einen Zahlungsdienstleister für Kryptowährungen geben, bei dem man nicht mit Ether bezahlen kann. Die Akzeptanz ist also recht breit und steht Bitcoin kaum noch nach. Auch Bitwalas Wallet mit Bankkonto nimmt Ethereum als einzige weitere Kryptowährung neben Bitcoin an, ebenso Trastra, die Wallet mit Debit-Karte, sowie Wirex, ein ähnlicher Service. So trennen die Ether nur Sekunden von der Zahlung im Supermarkt.

Bestätigungen bei Ethereum dauern nur 15 Sekunden, was euch schneller Sicherheit schafft als bei Bitcoin; allerdings sind die meisten Ethereum-Wallets schlecht darin, unbestätigte Transaktionen zu erkennen, weshalb die Zahlung tatsächlich etwas längern dauern kann. Dank der dApps könnt ihr Ether direkt in einer Wallet wie Alphawallet gegen Stablecoins tauschen oder verzinsen lassen, mit den ENS-Adressen könnt ihr euch auch an einen Domain-Namen anstatt an eine Adresse bezahlen lassen, und mit dApps wie Tornado.cash könnt ihr eure Privatsphäre stärken.

Allerdings leidet auch Ethereum an manchen Tagen am selben Syndrom wie Bitcoin: Die Blockchain ist überlastet. Dann erreichen Transaktionsgebühren auch gerne 20-30 Cent, und man darf bei einer falschen Gebühreneinstellung auch mal etwas warten.

Bitcoin Cash

Ich persönlich nutze lieber Bitcoin Cash als Ethereum. Das liegt vielleicht daran, dass ich dafür von Bitcoin vertraute Wallets wie Electron Cash verwenden kann, und dass unbestätigte Transaktionen im Bruchteil einer Sekunde verarbeitet werden. Wie Ethereum hat Bitcoin Cash eine breite Wallet-Infrastruktur, wird auf fast allen Börsen gehandelt und erfreut sich einer sehr breiten Akzeptanz im Handel. Neben BitPay prozessiert so gut wie jeder Zahlungsdienstleister auch Bitcoin Cash. Bitwala akzeptiert zwar kein Bitcoin Cash, dafür aber Trastra und Wirex. Insgesamt habe ich bisher nur positive Erfahrungen mit BCH gemacht. Zahlungen sind schnell und günstig, und die allgemeine Akzeptanz ist hoch.

Litecoin und Dash

Relativ ähnlich verhält es sich mit einigen der dienstältesten Altcoins wie Litecoin und Dash. Diese beiden Coins haben eine anständige Wallet-Infrastruktur – es gibt etwa für sie ebenfalls Electrum-Varianten – sie werden auf den meisten Börsen gehandelt und von den meisten Zahlungsdienstleistern akzeptiert. Allerdings nicht von BitPay, weshalb ein ordentlicher Teil der Akzeptanzstellen wegfällt. Während Litecoin noch über Trastra direkt auf eine Debit-Karte gewechselt werden kann, wird Dash dort nicht akzeptiert. Auch auf Wirex findet man Litecoin, nicht aber Dash. Auch wenn Dash dank der Chainlocks Transaktionen schneller finalisiert, etwa zu Börsen, dürfte Litecoin dennoch die besser Wahl sein. Allerdings ist die Entwicklung von Litecoin nahezu zum Erliegen gekommen, und die Verwendung stagniert. Daher sehe ich selbst keinen pragmatischen Grund, nicht stattdessen Bitcoin Cash zu benutzen.

Ripple (XRP)

Anders als Litecoin und Dash akzeptiert BitPay seit kurzem auch Ripple bzw. XRP. Damit gehört Ripple zu einer der bei Zahlungsdienstleistern am weitesten verbreiteten Kryptowährungen. Auch bei Börsen ist XRP weithin akzeptiert, wenn auch nicht ganz so breit wie Ethereum und Bitcoin Cash. So findet ihr XRP etwa noch nicht bei Bitcoin.de. Ich persönlich finde die Wallet-Infrastruktur bei Ripple etwas dünn und habe einen gewissen Widerwillen gegenüber der Schaffung und Distribution der XRP-Token durch die Firma Ripple.

Dennoch könnte XRP ebenfalls für den Alltag funktionieren. Apps wie der XRPTipBot könnten dabei eine nette Hilfe sein, der Wechsel über Trastra ebenfalls.

Bitcoin SV

An sich wäre auch Bitcoin SV eine gute Wahl. Es gibt extrem benutzerfreundliche Wallets wie Handcash, hervorragende Webwallets wie MoneyButton und mit Electrum SV auch eine Electrum-Variante. Dank Paymail ist es äußerst einfach und komfortabel, sich im Bekanntenkreis fortlaufend mit Bitcoin SV zu bezahlen, ohne dabei Einbußen in der Privatsphäre hinnehmen zu müssen, und dank der absolut vernachlässigenden Gebühren sind BSV-Zahlungen so gut wie umsonst. Hinsichtlich der eigenen Infrastruktur könnte Bitcoin SV einer der am besten geeignetsten Coins sein.

Das Problem ist jedoch die mangelnde Akzeptanz. BitPay und die meisten Zahlungsdienstleister ignorieren BSV, CoinGate akzeptiert es zwar, doch meine Nutzererfahrungen waren dabei im Vergleich mit Bitcoin Cash sehr unbefriedigend. Bei ShopinBit kann man zwar auch mit BSV bezahlen, muss aber Umwege gehen. Auch auf den Börsen ist BSV längst nicht so verbreitet wie die anderen hier genannten Währungen; einige global große Börsen listen die Währung immer noch nicht, bei anderen ist die Liquidität konstant sehr gering. Auch bei Bitwala, Wirex und Trastra kann kein BSV eingezahlt werden, womit der für viele wichtige Schritt zur Debitkarte nicht möglich ist.

Eine Schneise durch zuviele Lösungen

Tja. Nun habt ihr von Lightning und Litecoin gehört, von Dash und Liquid, von Ether und WBTC, von Bitcoin Cash, BitBucks und XRP. Und dabei wolltet ihr nur mit Bitcoin bezahlen. Es ist, leider, so kompliziert geworden. Was also tun, um nicht in dem Wirrwarr zu ertrinken?

An sich ist es gar nicht so kompliziert. Wenn ihr Bitcoins vor allem als Investment haltet, betrifft es euch gar nicht so sehr. Um dennoch mit Bitcoin bezahlen zu können, könnt ihr ein wenig Geld auf eine Lightning-fähige Wallet übertragen, beispielsweise Phoenix, und vielleicht auch auf BitBucks. Gleichzeitig könnt ihr eine Multicoin-Wallet herunterladen, etwa Jaxx, Exodus oder Coinomi. Dann könnt ihr euch bei Bitcoin.de mit Euro Bitcoin Cash kaufen oder etwas Bitcoin gegen Litecoin oder Dash tauschen. Mit dieser Aufstellung werdet ihr in der Lage sein, so gut wie überall zu bezahlen, wo Bitcoin und Kryptowährungen akzeptiert werden.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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9 Kommentare zu Nein, Bitcoin ist nicht für deine Alltags-Transaktionen gemacht!

  1. Was hier offensichtlich fehlt sind die Stablecoins. Wenn ich mit einer Währung bezahlen will und nicht an Investment/Spekulation interessiert bin, will ich vor allem eine wertstabile Währung, mit der ich diese Woche das gleiche kaufen kann wie letzte Woche. Die beste Ergänzung zur Bitcoin HODLei wäre daher ein Stablecoin mit breiter Akzeptanz, idealerweise dezentral wie z.B. DAI.

    • Vielleicht. Aber andererseits geht es imho ja auch darum, mit einer anderen, nicht-fiat Währung zu bezahlen, deren Wert vielleicht im Lauf einer Woche schwankt, aber mit der ich nicht mit Garantie in einem Jahr weniger kaufen kann als heute.

  2. Paul Janowitz // 26. Mai 2020 um 17:31 // Antworten

    Eigentlich schade, aber ich persönlich nutze Bitcoin praktisch gar nicht mehr, wenn ich ein Payment in BTC bekomme, warte ich meist nicht lange, bis ich es gegen Monero tausche und wo nur Bitcoin akzeptiert wird, gehe ich über https://xmr.to/ weil die ganz praktisch auch noch meine BTC OnChain Gebühren übernehmen und ihr Fee Estimation Algo so gut funktioniert, dass eine Zahlung in der Regel innerhalb von maximal zwei BTC Blöcken bestätigt wird, zudem immer „saubere“ Coins direkt von einer der großen Exchanges ohne meine History und Balance zu verraten.

    Für mich ist Monero tatsächlich der für Zahlungen naheliegendste Coin, denn auch als Händler muss ich mir keine Sorgen um dessen History machen, Transaktionen kommen in der Regel direkt in den nächsten Block bei Gebühren von unter 1 Cent und das auf Dauer, denn die Fee sinkt mit größeren Blöcken, da die dynamische Block Größe und dynamische Gebühr gegeneinander spielen. Auch 0-Confirmation Transaktionen sind für die meisten Beträge kein Thema, wie es xmr.to seit Jahren vormacht und bis 0,1BTC sofort verschickt, ohne Registrierung, ohne KYC/AML Bullshit. An der Wallet Front hat sich in den letzten Monaten viel getan und mit Cake, MyMonero, Edge sind neben der offiziellen CLI & GUI auch sehr gute Mobile Wallets vorhanden, die offizielle GUI hat auch extreme Verbesserungen erfahren und ist trotz ihrer Komplexität neben Englisch und Deutsch in etlichen anderen Sprachen verfügbar.

    Vergleichsweise schlechter sieht es mit Fiat Gateways aus, aber auch wenn vornehmlich im Asiatischen Raum aus voreiligem Gehorsam Monero bei einigen Börsen delistet wurde, kommen auch ständig neue hinzu, kürzlich Huobi Indonesien. Der Coinbase CEO sagt zwar voraus, dass 2020 das Jahr der Privacy Coins würde, shillt dann aber nur Zcash wo er seit Jahren involviert ist und weigert sich, Monero aufzunehmen. Mit Kraken und Binance haben aber zwei der seriösesten Exchanges Monero/Fiat Paare zu allen relevanten Währungen weltweit.

    Es ist eben im Vergleich zu z.B. Dash eine Graswurzelbewegung ohne viel Budget, welches man ggf. nur im Community Funding durch Spenden zusammenbekommt. Z.B. Airdrops an Händler sind da nicht möglich, aber ich halte das auch für den falschen Ansatz, denn er ist nur von kurzfristiger Wirkung. Mit der Tari Merge-mined Sidechain könnte ein wirklicher Boost in tatsächlicher Anwendung kommen und dann kann man BTC oder Stablecoins auch „endlich“ auf Monero tokenisieren, das Testnet ist vor ein paar Wochen erfolgreich gestartet. Ich sehe Monero aktuell so wie Bitcoin in den ersten Jahren, wo man sich tatsächlich einbringen konnte, obwohl es außer scammy Gox kaum Fiat Brücken gab. Mit Localmonero.co gibt es auch eine dezentrale Möglichkeit, das Face-to-Face zu erledigen und anders als Localbitcoins zensiert der Betreiber kein einziges Land heraus und will das auch nicht einführen, notfalls wird er seinen Standort wechseln. Beim dezentralen Urgestein Bisq sind ständig 95% aller Trades XMR/BTC. Unter https://www.monerooutreach.org/ gibt es mittlerweile auch eine gute Kampagne, die ohne Kapital für Adoption sorgt und auch Händlern unter die Arme greift.

    Ich muss aber Joe beipflichten, dass ein Stablecoin für viele Menschen gewohnter sein mag und alleine das in der Adoption helfen könnte. Wie schon einmal hier kommentiert, wäre das durch Futures / Termingeschäfte für jeden Coin machbar, nur eben wieder zentralisiert auf eine Börse (obwohl das auch durch eine DEX abbildbar wäre). Technikaffine Menschen sind wahrscheinlich eher bereit, volatile Assets direkt zu halten und Kursverluste neben Gewinnen einzustecken, aber wenn man mit älteren Menschen spricht, sind wenige dazu bereit, weil für sie Kursschwankungen von mehreren Prozent am Tag einfach absurd sind, wenn sie bei der Sparkasse jährlich vielleicht mit Glück 3% auf einen Sparplan bekommen haben (der jetzt auch schon obsolet ist).

    • Paul Janowitz // 26. Mai 2020 um 22:14 // Antworten

      Sorry für die Eigenantwort, sie ist einem Post von vor wenigen Minuten geschuldet…

      Was mich an Monero immer wieder begeistert, ist das regelmäßige Hinterfragen von allem, fokussiert auf das eigene Projekt. So war die „Breaking Monero“ Serie mit den MRL Jungs phänomenal, auch die „Sceptical Sundays“ auf Reddit sind schon kult und heute kam ein Vorschlag einer neuen Studie ins Funding, die herausfinden soll, welche Auswirkung potenzielle Quantum Computer (ob sie kommen oder nicht) auf die einzelnen Bestandteile wie Elliptische Kurven, Ring Signaturen oder Stealth Adressen bei Monero hätten und welche Gegenmaßnahmen man dagegen einleiten könnte: https://ccs.getmonero.org/proposals/research-post-quantum-monero.html
      Braucht übrigens noch Funding, wurde erst vor ein paar Minuten freigegeben und wenn jemand einen Euro übrig hat, kann er eines der Monero Wallets für einen guten Zweck testen 😉

      Das ist zwar noch alles hypothetisch und ich persönlich halte QC für mindestens Jahrzehnte entfernt, wenn überhaupt irgendwann machbar, ähnlich der Kernfusion, aber es fühlt sich gut an, dass sich jemand Gedanken über jeden erdenklichen Bug macht, bevor er einen überrascht.

  3. Warum sollte man die Fees von Hand berechnen?
    Es gibt doch nützliche Fee-Calculatoren! Mein Favorit Ist:
    https://bitcoiner.live/

  4. Bitcoin war früher für Alltags-Transaktionen gemacht und sollte auch in Zukunft wieder dafür da sein. Bitcoin Cash und Ether können das, dann kann Bitcoin das auch.

    • Paul Janowitz // 27. Mai 2020 um 15:16 // Antworten

      Sehe ich genauso. Das Whitepaper spricht klar von „Peer to peer electronic cash system“, direkt in der Überschrift. Es ist schade, dass 2009/2010 mit dem Aufstieg einer der ersten Anwendungen in Form von „Satoshidice“ Satoshi das 1MB Limit eingeführt hat (gab beim Start keines – Auch wenn die „Message Size“ designtechnisch auf 32MB limitiert war), um die Transaktionsflut des damals kleinen Netzwerks etwas einzudämmen und mehr als 10 Jahre später immer noch daran festgehalten wurde, ich kann mir nicht vorstellen, dass dies seine Intention war. Das breit anerkannte „Nielsen’s Law“ spricht von etwa 50% Steigerung der Internetbandbreite pro Jahr und ist ziemlich nachvollziehbar (damals hatten wir in DE größtenteils 2G mobil, VDSL50 war Luxus und kaum verfügbar) würde nach 10 Jahren entsprechend eine Block Größe von ca. 58MB suggerieren, nach 11 Jahren entsprechend 87MB. Da ein Full Node nach dem Sync und der Verifizierung lediglich die UTXO behalten muss, um neue Transaktionen zu verifizieren, spielt selbst Moore’s Law für Speicherkapazität keine Rolle, aber auch das ist ziemlich irrelevant, wenn wir heute selbst SSDs für unter 100€/TB bekommen.

      Leider haben aber seit längerem andere übernommen, die das anders sehen und ich sehe bis dato nichts am Horizont, das OnChain Scaling bei Bitcoin ermöglichen würde, zumal sich die meisten Core Entwickler im Zuge der Blocksize Kriege sehr klar gegen jede Hardforks positioniert haben.

      Wenn die Brückenpfeiler bereits marode und an ihrer Auslastungsgrenze sind, kann ich keinen zweiten Layer in Form von zusätzlicher Fahrspuren draufbauen, sondern muss mich erstmal um die Substanz kümmern.

    • Das wird wohl nichts werden da die Blockgösse begrenzt ist und ja auch bleiben soll. Somit passen ca. 3000 Transaktionen in einen Block. Die Miner wollen aber auch mehr Fees da der Reward durchs Having sinkt.
      Die angedachte Lösung ist: nur die fetten Transaktionen laufen on-chain… der viele Kleinkram switcht ins LN.
      Doch wenn LN mal richtig funktionieren sollte würde ja jeder seine BTC da on-boarden und auf der Blockchain sperren und immer überall hin günstig hin und herschieben. Die Miner würden alle 10 min einen Block generieren und die Transaktionen würden sich auf die Initial LN Transaktionen des letzen Blockrewards beschränken. Fiat brauchen wir ja irgendwann nicht mehr. Da bleibt dann aber nichts mehr an Fees für die Miner übrig, da sich alles im LN abspielt.
      Dann hätte man auch gleich die Blocksize dynamisch erhöhen können statt dieser unnötigen LN Klimmzüge… ich sehe das als Sackgasse

      • Paul Janowitz // 27. Mai 2020 um 15:44 //

        Exakt.

        Wenn 3.000 Tx sich den Miner Reward teilen müssen, wird die Fee entsprechend hoch oder die Sicherheit des Netzwerks fällt dramatisch und falls Off-Chain sich etablieren sollte, sind die Liquid Onboarding 102 Confirmations nicht mehr absurd wie sie heute scheinen. Wenn sich hingegen 300.000 Tx den Miner Reward teilen sollten, wäre die Fee für die meisten akzeptabel und plötzliche Kurssprünge würden durch die paar Spekulanten, die jetzt auf einmal ihre Bitcoins hin zu einer Börse bewegen keinen Transaktionsstau verursachen. Bei einer limitierten Block Size gibt es kaum noch Optimierungspotenzial, Signaturen kann man nicht beliebig verkleinern und der Overhead einer Bitcoin Transaktion dürfte heute schon marginal sein.

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