“Wir haben 2014 Bitcoin eingeführt, weil wir dieses geniale Zahlungskonzept unterstützen wollten.”
Uhrzeit.org akzeptiert seit gut sieben Jahren Bitcoins – wenn auch mit einer Unterbrechung. Eine Inneneinsicht, wie es ist, als Online-Shop in Deutschland mit Bitcoins zu arbeiten.
Für viele sind Bitcoins vor allem ein Spekulationsobjekt. Die echte Anwendung – als Zahlungsmittel – wird zwar gutgeheißen, existiert aber eher als Theorie. In der Praxis laufen PayPal, Kreditkarten oder EC-Karten gut genug, und wer will schon seine Bitcoins ausgeben, wenn sie in Zukunft mehr wert sein könnten?
Daher sind die Erfahrungen oft recht mager, wenn es darum geht, wie Bitcoins im Online-Handel funktionieren. Wir haben darum bei Uhrzeit.org nachgefragt, wo man seit 2014 Uhren mit Bitcoin bezahlen kann, was den Onlineshop zu einem Pionier in diesem Bereich macht. Der Geschäftsführer Göran Holst hat unsere Fragen beantwortet.
“Wir haben 2014 Bitcoin eingeführt, weil wir dieses geniale Zahlungskonzept unterstützen wollten,” erzählt Göran. Gerade “im Lichte des Grundsatzes der Datensparsamkeit” fand er es sinnvoll, “wenn eine Person beim Onlinekauf keine zahlungsbezogenen Angaben machen muss.” Dieses Prinzip sei seit 2018 auch in der DSGVO so niedergelegt – die personenbezogenen Daten sollen auf das notwendige Maß beschränkt sein. Diesem Gebot kommt keine andere elektronische Zahlungsweise so nahe wie Bitcoin.

Uhren von Mido bei Uhrzeit.org: Bitcoiner mögen Uhren dieser Marke.
Uhrzeit.org hat die Bitcoins allerdings nicht direkt empfangen. Stattdessen hat der Online-Shop den damals extrem populären Zahlungsdienstleister Bitpay beauftragt. Dieser konnte 2014 zahlreiche neue Shops überzeugen, indem er anbot, die eingenommenen Bitcoins direkt zu wechseln. “Der Kaufpreis wurde bei Bitpay sofort in Euro umgewandelt und uns in Euro gutgeschrieben. Erst danach haben wir die Uhr versendet.”
Allerdings hat Bitpay im August 2019 den Betrieb in Deutschland eingestellt – ein Ereignis, das der Bitcoin-Aktzeptanz hierzulande einen schweren Schlag versetzt hat. Der Grund ist bis heute leicht rätselhaft, aber vermutlich regulatorisch begründet.
Göran berichtet: “Als Begründung wurde uns dieser Text übermittelt: ‘BitPay ist bestrebt, allen seinen Kunden den besten Service zu bieten. Wir überwachen regelmäßig Vorschriften und Gesetze, um die Einhaltung zu gewährleisten. Deutschland hat öffentlich erklärt, dass Krypto-Unternehmen ab 2020 eine Lizenz beantragen sollen. Wir haben den Betrieb in Deutschland eingestellt, während wir den Bedarf an deutschen Lizenzen ermitteln.'”

Auch Uhren der Marke Sinn kommen in der Szene gut an.
Offensichtlich fiel Bitpay der ansonsten auch international gelobten deutschen Gesetzgebung zu Kryptowerten zum Opfer. Diese Gesetzgebung schuf regulatorische Klarheit und machte es Banken und anderen etablierten Finanzinstituten relativ einfach, unter klaren Vorgaben Bitcoin als Finanzprodukt zu benutzen. Dies zeigt etwa der Erfolg von Bitbond dabei, Finanzinstitute und Fintech-Startups dafür zu gewinnen, Kryptotoken zu verwenden, sowie der Aufstieg von Kryptoverwahrern wie Tangany. Allerdings blieben die Unternehmen, die Bitcoin im eigentlichen Sinne verwendeten, auf der Strecke.
Für Uhrzeit.org war das zunächst demotivierend. Da der Umsatz mit Bitcoins nicht unbedingt geschäftstreibend gewesen war, ließ der Online-Shop das Thema zunächst liegen. Erst im Januar 2021 führte er Bitcoin als Zahlungsoption wieder ein, “wegen vielfacher Nachfragen von Kunden”. Diesmal arbeitete das Unternehmen nicht mehr mit einem Zahlungsanbieter, sondern machte alles selbst.
“Unsere Software weist einem Kunden eine Zahlungsadresse zu, damit wir die Zahlung der Bestellung zuordnen können,” erklärt Göran das Konzept. “Da unser ganzer Shop selbst programmiert ist, war die Integration recht leicht für uns.”
Auch wenn Goran selbst ein Anhänger von Bitcoin und der dahinterstehenden Idee ist, und es auch leicht bereut, die seit 2014 eingenommenen Coins nicht behalten zu haben, wechselt das Unternehmen sie auch jetzt wieder sofort. “Ein Halten der Bitcoins in der Firma, die den Verkauf getätigt hat, könnte steuerliche Komplikationen aufwerfen. Diese wollten wir von Anfang an vermeiden. Daher wechseln wir die Bitcoin in Euro.”

… wie auch die Zeitmesser von Oris.
Gelohnt hat sich die Mühe dennoch. “Insgesamt wird der Bitcoin im Jahr 2021 deutlich besser angenommen als noch 2018 und 2019, weil er sich auch in Deutschland immer mehr verbreitet. Der Umsatzanteil ist zwar absolut betrachtet noch gering, die Umsätze 2021 in Bitcoin sind aber bereits im Oktober dreifach so hoch wie in 2019.”
Interessant ist auch, gerade im Luxus-Segment, dass Bitcoin-User dazu tendieren, teurere Produkte zu kaufen. “Der durchschnittliche Warenkorb bei Uhrzeit.org über alle Zahlungsarten beträgt ca. 320 Euro, während er bei Bitcoin 900 Euro beträgt. Es werden also bedeutend hochwertigere Uhren gekauft als mit Euro. Besonders beliebt bei Bitcoin-Käufern sind Uhren von Oris, Sinn, Mido und Maurice Lacroix.”
Dabei, berichtet Goran, achten Bitcoiner genau darauf, wann sie mit den Coins bezahlen. “Spannend ist, dass wir nur bei relativ hohen Bitcoinkursen nennenswert Uhren in Bitcoin verkaufen. Zum Beispiel wurden bei Kursen unter 35.000 Dollar/ BTC kaum Uhren in BTC bezahlt. Bei 50.000 Dollar oder mehr scheinen sich die Bitcoininhaber dann sehr gerne selbst mit einer Uhr belohnen zu wollen.”
Natürlich könnte man jetzt einwenden, dass Uhren ebenfalls ein Spekulationsobjekt sind. Gerade wenn der Bitcoin-Preis hoch ist, tauschen womöglich viele Bitcoin-Halter ein Stückchen Bitcoin gegen ein anderes Investment, wie etwa eine Uhr. Dennoch bleibt es eine Akzeptanz im Online-Handel – und die steigende Nachfrage zeigt, dass immer mehr Leute bereit sind, auch mit Bitcoins zu bezahlen. Vielleicht hat die Verbreitung im deutschen Online-Handel in diesem Jahr ja doch wieder Rückenwind bekommen, und vielleicht muss sie einfach im Luxus-Segment beginnen …
“Bei 50.000 Dollar oder mehr scheinen sich die Bitcoininhaber dann sehr gerne selbst mit einer Uhr belohnen zu wollen.”
Klingt eher nach Steuervermeidung. Anstatt direkt in Fiat zu verkaufen, was das Finanzamt mitkriegen könnte, lieber einen Sachwert anschaffen, den man dann später unkomplizierter weiterveräußern kann.
Uhren sind Gebrauchsgegenstände, also eben keine sonstigen Wirtschaftsgüter, und werden entsprechend nicht besteuert.
@Twain: Steuerhinterziehung würde es eher treffen. Wenn Du die BTC über dem Einkaufswert für eine Uhr eintauschst, musst Du den Gewinn versteuern. Sofort. Egal, ob und wann Du die Uhr verkaufst. Ausnahme: Du hast die BTC über ein Jahr gehalten und nicht für Lending, Defi oder ähnliche auf Gewinnerzielung gerichtete Aktivitäten eingesetzt. Disclaimer: Mein Kenntnisstand nach deutschem Steuerrecht. Keine Steuerberatung.
Entspricht auch meinem Stand. Ich denke aber auch, dass die meisten Bitcoin-Inhaber, die sich jetzt belohnen können, eh über ein Jahr Haltedauer haben werden.
Klingt nach einer sinnvollen Idee mit den Uhren, ich kann auch gut mal wieder eine brauchen. Diese Sektion gefällt mir gut mit den Smartwatches: https://www.uhrzeit.org/smartwatches.php
Auf jeden Fall gibt es dort wirklich gute Angebote, die Preislich nicht mal über Amazon oder Idealo geschlagen werden. Und dann noch mit BTC bezahlbar. Danke für den Tipp: https://www.uhrzeit.org/garmin-angebote.php