Chainalysis “integriert” Lightning-Transaktionen

Der Blockchain-Analyst Chainalysis kann angeblich auch Lightning. Ist das wirklich möglich? Kann man Bitcoin-Transaktionen im Lightning-Netzwerk überwachen und beobachten?
Wenn man es nicht besser wüsste, würde diese Überschrift nach etwas ziemlich Gutem klingen: “Chainalysis unterstützt nun auch das Lightning Netzwerk, da Layer-2-Zahlungsprotokolle immer populärer werden.”
Hat eine Börse, ein Zahlungsdienstleister, ein Supermarkt nun Lightning akzeptiert? Das wäre, was man denken könnte. Doch die Wahrheit ist eine andere, und für Lightning bedeutet sie beinah das Gegenteil.
Denn Chainalysis ist keine Börse, kein Zahlungsdienstleister und kein Supermarkt. Chainalysis ist Herausgeber der vermutlich schärfsten Überwachungskamera im Krypto-Universum. Die Produkte von Chainalysis werden rund um die Welt von Polizisten, Regulierern und auch Börsen eingesetzt, die vom Gesetzgeber gezwungen werden, ihre Kunden auszuspionieren.
Wenn Chainalysis nun also Lightning “unterstützt” bedeutet das nichts Gutes – sondern, dass die Privatsphäre auf Lightning bedroht ist. Die “Unterstützung” durch Chainalysis kratzt an einem der zentralen Versprechen von Lightning – nämlich daran, die Privatsphäre von Bitcoin zu verbessern. Wenn keine Daten mehr auf der Blockchain landen, dann haben Blockchain-Analysten wie Chainalysis auch nichts zu überwachen, oder? Scheinbar ist die Wahrheit etwas komplizierter.
Auf seinem Blog verkauft sich Chainalysis regelmäßig als konstruktives Unternehmen, welches voll und ganz hinter Krypto steht und den Unternehmen der Branche hilft, Legitimität zu gewinnen. So auch beim Thema Lightning: “Wir sind bestrebt, unseren Kunden die Produkte und die Führung zu geben, die ihnen helfen, mit der aufstrebenden Kryptowährungs-Technologie umzugehen, während sie den globalen regulatorischen Standards gerecht werden.”
Da sich Lightning nun langsam durchsetze, erlaube Chainalysis seinen Kunden bald auch, Lightning-Transaktionen zu beobachten. Ab Anfang 2022 wird das Feature in den Werkzeugkasten eingehen, mit dem Chainalysis seine Kunden versorgt: “Unsere Kunden werden in der Lage sein, Transaktionen im Lightning-Netzwerk zu beobachten, sie auf Risiken zu checken und wertvolle Erkenntnisse zu erlangen.”
Wie aber geht das konkret? Darüber schweigt sich die Ankündigung weitgehend aus. Vielleicht gibt das Unternehmen Andeutungen, wenn es beschreibt, wie populär Lightning ist:
“Wir können ein Gespür dafür bekommen, wie viele Menschen Lightning nutzen, wenn wir uns die Transaktionsoutputs anschauen, die entstehen, wenn ein Channel geschlossen wird. … Wenn alle Coins zu einem User gehen, wird es einen Output geben. Das kann bedeuten, dass der User, der den Channel geöffnet hat, alle Funds zum zweiten User des Channels durch eine Serie von Transaktionen gesendet hat, oder, häufiger, dass der Channel niemals genutzt worden ist …”
Das klingt nach einer Methode, aber keine, die es rechtfertigt, von Überwachung zu reden. Mit ihr wird Chainalysis maximal mikrige Erkenntnisse über Lightning-User erhalten; in keiner Weise ist sie geeignet, Lightning-Transaktionen in Echtzeit zu beobachten.
Wahrscheinlicher ist, dass Chainalysis eine Vielzahl an Lightning-Knoten betreibt, sich an strategischen Stellen in die Transaktionsströme stellt und so Daten sammelt. Der Bitcoinist erklärt, dass es einige bekannte Angriffe auf die Privatsphäre im Lightning-Netzwerk gebe, durch die jemand, der mehrere anonyme Knoten hat, Details über Transaktionen in Erfahrungen bringen kann, die ihm eigentlich verborgen bleiben sollten: etwa, bei welchem Knoten eine Transaktion begonnen hat, oder wie viele Coins in einem Channel wie verteilt liegen.
Auf diese Weise lässt sich mit Sicherheit die eine oder andere Information herausfiltern, und man wird bei der einen oder anderen Transaktion wissen, woher sie kommt. Aber die Informationsdichte, die Chainalysis aus Onchain-Transaktionen gewinnen kann, dürfte kaum möglich sein.
Falls CA wirklich MTM versucht, wird das nur eine teure Episode. Sobald PLTCs umgesetzt sind, wird der Erkenntnisgewinn erneut schrumpfen.