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Bitcoin-Bestände stürzen MicroStrategy auch im vierten Quartal ins Minus

Michael Saylor im Interview bei Bloomberg.

Kein Unternehmen hält so viele Bitcoins in seinen Büchern wie MicroStrategy – und kein Unternehmen verliert so viel, wenn die Bitcoin-Preise sinken. Trotz der 10-stelligen Verluste, die die Coins in die Bilanz reissen, hält Ex-CEO Michael Saylor unverdrossen an seiner Bitcoin-Strategie fest. Mehr denn je setzt er darauf, dass das Lightning Netzwerk Bitcoin zum Zahlungsmittel für die Massen macht.

MicroStrategy ist dafür bekannt ist, mittlerweile 132.500 Bitcoins akkumuliert zu haben. Nun berichtet das Unternehmen für das vierte Quartal 2022 einen Nettoverlust von 249,7 Millionen Dollar. Der ist zu großen Teilen dadurch entstanden – dass MicroStrategy 132.500 Bitcoins hält. Denn diese belasten die Bilanz mit einem Wertverlust von fast 200 Millionen Dollar seit Oktober, was je Aktie einem Verlust von 20,51 Dollar entspricht. Ende des Jahres fiel der Preis je Aktie auf 127 Euro, was einer der niedrigsten Wert ist, seit MicroStrategy begonnen hat, Bitcoins anzuhäufen. Als gutes Vorbild eignet sich die Bitcoin-Strategie des Unternehmens derzeit kaum.

Bitcoin-CEO Michael Saylor, der im vergangenen Jahr zwar als CEO von MicroStrategy zurückgetreten ist, aber immer noch Hauptanteilseigner und Aufsichtsrat bleibt, bringt dies in keinster Weise von seinem Kurs ab. In einem Interview mit CNBC meint er, der Einbruch sei kurzfristig zwar freilich schmerzhaft, aber langfristig notwendig gewesen. Die Krypto-Branche brauche Führung und klare Regeln, etwa durch die US-Börsenaufsicht SEC, von der Saylor bekanntlich hofft, dass sie “Krypto” – insbesondere Ethereum – hart reguliert, aber Bitcoin als Rohstoff (“Commodity”) der weniger rigiden CFTC überlässt. Dass er selbst es war, der auf dem Höhepunkt des Hypes, als Bitcoin bei 60.000 Dollar rangierte, in einem Video empfahl, einen Kredit aufzunehmen, um Bitcoins zu kaufen, erwähnt er freilich ebensowenig, wie dass in Washington DC seit dem Sommer 2022 ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen ihn läuft.

MicroStrategy hat Bitcoins zu einem durchschnittlichen Preis von rund 30.000 Dollar gekauft und ist damit knietief in den roten Zahlen, auch wenn der Januar ein wenig Erholung gebracht hat. Das Münchner Blockchaincenter hat sich die Mühe gemacht, den Erfolg des Investments von insgesamt 4 Milliarden Dollar in einem Chart abzubilden.

Von November bis Januar waren die Bitcoins von MicroStrategy nur zwei Milliarden Dollar wert, heute sind es immerhin drei, womit der Verlust “lediglich” eine Milliarde beträgt. Hätte MicroStrategy stattdessen Ethereum gekauft, wäre das Unternehmen nun rund 1,8 Milliarden Dollar im Plus, hätte es die Ether getaked, fügt das Blockchaincenter nicht ganz ohne Häme hinzu, wäre es sogar mit 2,3 Milliarden Dollar in den grünen Zahlen. Das Blockchaincenter spielt damit darauf an, dass Saylor sich oft genug negativ zu Ethereum äußert. Etwa wenn er behauptet “There ist no second best” – es gebe keine zweitbeste Kryptowährung, Bitcoin sei eine Kategorie für sich – und dafür wirbt, Ethereum als Wertpapier (kaputt) zu regulieren.

Aber Saylor bleibt ungerührt von den Verlusten. Er ist aus tiefstem Herzen überzeugt, dass diese nur vorübergehend sind, und dass Bitcoin die Verluste nicht nur ausbügeln, sondern Microstrategy in beispiellose Höhen katapultieren wird, wenn der Preis im Lauf dieser Dekade 500.000 Dollar erreichen wird. Dann werden die Bitcoins von Microstrategy rund 70 Milliarden Dollar wert sein, gut das 26-fache der derzeitigen Marktkapitalisierung des Unternehmens von rund 2,5 Milliarden Dollar. Aber dies ist ein langfristiger Plan, mittelfristig wartet Saylor darauf, dass Bitcoin im Zuge dieses Halving-Zyklus, also bis 2024 oder 2025, auf knapp 70.000 Dollar steigt.

Denn die Welt, ist der Ex-CEO überzeugt, brauche Bitcoin. “Jeder will seine Assets reibungslos bewegen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Milliarden von Menschen wollen ihr Geld schneller und öfter bewegen,” erklärt er bei CNBC. Und die faszinierendste Sache, die derzeit in der Welt des digitalen Geldes geschehe, sei Lightning. “Lightning bewegt Bitcoins im Bruchteil einer Sekunde für einen Bruchteil eines Pennys. Es ist Money over IP, Geld durch IP. Es verspricht es Millionen von Unternehmen, Echtzeittransaktionen für Milliarden von Kunden einzuführen.” Bitcoin biete Mikrotransaktionen, und diese änderten die Welt, indem sie die toxische Umgebung der Werbung durch eine viel konstruktivere ersetze.

Darum entwickelt MicroStrategy unter Saylors Leitung einen Lightning-Server und eine Lightning-Wallet für Unternehmen. Mit einem solchen Server könne man, schwärmt er, jede Art von Webseite monetarisieren, oder Kunden ermutigen, bestimmte Dienstleistungen zu testen, indem sie dafür kleine Beträge an Bitcoins erhalten. Darüber hinaus könne Lightning die Internetsicherheit stärken, indem man gewisse Mengen Satoshis deponiert, wenn man bestimmte Webseiten sucht. MicroStrategy habe bereits im ersten Quartal 2023 vor, meinte Saylor im Dezember, Millionen von Usern mit Lightning zu erreichen.

Dieses ambitionierte Ziel wiederholt Saylor im aktuellen Interview nicht mehr. Vermutlich weiß er selbst, wie wenig glaubwürdig dies klingt. Doch er bleibt bei seiner Überzeugung, dass Bitcoin und Lightning das einzige Zahlungssystem sind, das für die ganze Welt funktioniert.

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4 Kommentare zu Bitcoin-Bestände stürzen MicroStrategy auch im vierten Quartal ins Minus

  1. Bei BTC 60000 $ klang Michael Saylor in meinen Ohren irgendwie überzeugender als jetzt.

    • Kleiner Tipp: Wenn man sich seine eigene Meinung bildet, dann braucht man sich nicht von anderen überzeugen lassen.

  2. Michael Saylors Argumente, warum man Microstrategy Aktien kaufen sollte sind extrem schwach, denn selbst wenn sich Bitcoin als Zahlungsmittel etablieren sollte, was er prophezeit, beeinflusst ein Investment in Aktien von MS keineswegs den Bitcoin-Preis, denn MS hat diese bereits gekauft und wird diese irgendwann liquidieren wollen, denn das ist der einzige Grund zum HODLn. Insbesondere muss MS seine Kredite bedienen, die dafür aufgenommen wurden und mit den kürzlichen Zinssteigerungen deutlich teurer werden dürften, bei gleichzeitig sinkendem Wert der Assets, die dafür gekauft wurden.

    Anders würde es aussehen, wenn er damit wirklichen Mehrwert schaffen wollte/würde und wenn ein auf Lightning basierendes Cashbacksystem nach zwei Jahren seine beste Idee ist, dann würde ich mir Gedanken um die Zukunft seines Unternehmens machen.

    Wer also von seinen Argumenten für Bitcoin überzeugt werden konnte, sollte sich lieber selbst welche kaufen statt Microstrategy Aktien.

    • Die meisten institutionellen Investoren dürfen aufgrund ihrer Kapitalanlagevorschriften aktuell gar nicht in Bitcoin investieren. Die von Microstrategy aufgelegten Wandelanleihen, Schuldverschreibungen und Darlehen richten sich also nicht an Klein Erna, sondern spezifische Investorengruppen, die Exposure in Bitcoin aufbauen möchten, es aber aus regulatorischen Gründen aktuell auf direktem Wege nicht dürfen.

      Natürlich können die mit Bitcoin besicherten Schulden für MS langfristig ein Problem werden. Das liegt aber nicht an den jüngsten Zinssteigerungen, da nur ein sehr kleiner Teil der Schulden variabel verzinst ist. Michael Saylor hat übrigens schon mehrfach gesagt, dass er nicht Hodlt, um “irgendwann liquidieren zu wollen”. Die Zeit wird zeigen, welche Investmentstrategie in den nächsten Jahren am Besten durch den finanziellen Reset geführt hat.

      Dass nun auch konkrete Weiterentwicklungen wie Lightning-Wallets für Unternehmen hier im Bitcoinblog kritisch gesehen werden, finde ich etwas befremdlich. Aber wahrscheinlich ist das die “Beleidigte-Leberwurst”-Mentalität vieler, wenn nicht alles genau so vonstatten geht, wie man es sich selbst wünschen würde.

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