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Die Bitcoin-Wallet Xverse versteht Bitcoin-NFTs

NFT-Kollektionen auf Gamma.io

… und ist auch noch DeFi-fähig. Die Wallet für den Browser und das Smartphone bringt zwei der stärksten Kryptotrends auch zu Bitcoin. Ist das die Wende – und wird Bitcoin nun den Web3-Markt übernehmen?

Des einen Horror, des anderen Vergnügen: Die Bitcoin-NFTs durch Ordinal missbrauchen aus der Sicht der einen die Bitcoin-Blockchain – und machen Bitcoin aus der Sicht der anderen wieder interessant. Beides hat seine Berechtigung. Hier stellen wir einen Wallet vor, mit der man die Bitcoin-NFTs verwenden kann: Xverse. Darüber hinaus bringt Xverse nach eigenen Angaben auch DeFi zu Bitcoin. Es lohnt sich also doppelt, diese Wallet anzuschauen, die, so ihr Motto, “eine Bitcoin Wallet fürs Web3” ist.

Man kann Xverse als App für iOS oder Android installieren oder als Plugin für den Chrome-Browser. Ich habe das Plugin ausprobiert. Die Installation läuft reibungslos, und man kann sich seinen Seed sofort oder später notieren, wird also nicht lange aufgehalten, wenn man mit kleinen Beträgen spielen will. Die App sieht aufgeräumt und unkompliziert aus. Man kann mit ihr Bitcoin, Token und “Collectibles” verwalten, also NFT, und “Stacks stacken” um Bitcoin zu verdienen. Dazu kommen wir gleich noch.

Auf der Übersichtsseite stehen Guthaben in Bitcoins und STX-Token, wenn man sie anklickt, sieht man die Transaktionshistorie, und wenn man eine Transaktion anklickt, landet man automatisch im Blockexplorer. Ich nehme an, man kann dazu auch noch weitere Token hinzufügen. Da die Wallet offenbar immer dieselbe Adresse verwendet, auch bei wiederholten Zahlungseingängen, ist sie für Alltagstransaktionen nicht zu empfehlen.

In unserem Test wird es um drei Themen gehen: Erstens wie man ein Bitcoin-NFT generiert und mit Xverse verwaltet. Zweitens, was es mit Stacks (STX) auf sich hat und drittens, wie man dadurch Zugang zu einem Bitcoin-DeFi-System erlangt.

Ein Ordinals-NFT mit gamma.io minten

Um ein Ordinals-NFT zu minten, muss man lediglich auf die Seite gamma.io gehen. Das ist eine NFT-Plattform, so wie OpenSea, aber für das Stacks-Ökosystem. Dazu kommen wir wie versprochen gleich.

Auf Gamma kann man NFTs handeln, die via Stacks indirekt auf Bitcoin sind, oder via Ordinals direkt. Man kann dort zwar eine große Menge Ordinals-Kollektionen betrachten, aber ich habe noch keine entdeckt, die man kaufen kann. Stattdessen scheint der Handel für STX-NFTs ausgelegt zu sein. Aber wir wollen ja auch ein NFT erzeugen anstatt eines zu kaufen.

Dazu müssen wir die Seite gamma.io/ordinals aufrufen. Da die Xverse-Wallet ein Chrome-Plugin ist, kann ich sie mit der Seite verbinden. Danach suche ich mir aus, ob ich als Inscription ein Bild oder eine Text wähle. Ich habe ein Bild gewählt und dieses dann hochgeladen.

Danach kam aber die böse Überraschung – die Gebühren. Uff.

Mindestens 53 Euro für den Upload? Ernsthaft? Vielleicht war es ja verwegen, gleich ein 3-MB-Bild zu nutzen, das fast den ganzen Block gebraucht hätte. Also reduzierte ich das Bild auf 50 Kilobyte. Doch die Gebühren blieben fast dieselben.

Da mir das zu teuer ist, verschiebe ich die Aktion. Eine Basisgebühr von 11 Satoshi je vByte ist zwar nicht extrem hoch, aber auch nicht gering. Wenn die Gebühren bei 3 oder 4 Satoshi liegen, werde ich vielleicht zuschlagen.

Bis dahin bleibt die Erkenntnis, dass es nicht günstig, aber extrem einfach ist, ein Ordinals zu minten und mit Xverse im Collectibles-Reiter auch zu verwalten. Wenn das Ordinal-NFT nicht in der Wallet auftaucht, muss man es noch in den Einstellungen freischalten. Etwas unklar ist mir, warum die Gebühr so unabhängig von der Dateigröße ist. Liegt es daran, dass es gar nicht so sehr die Daten sind, die kosten – sie genießen als Witness-Data ja einen Rabatt – sondern die reine Konstruktion der Transaktionen?

Die Stacks-Sidechain

Kommen wir zum zweiten Teil: den Stacks. Stacks (STX) ist eine Kryptowährung und eine Sidechain zu Bitcoin. Stacks ist, erklärt das Whitepaper, “eine Bitcoin Layer für Smart Contracts”.

Als Blockchain hat Stacks einen neuen Konsens-Mechanismus eingeführt, den “Proof of Transfer (PoX)”.  Um sich als “Miner” zu qualifizieren – der Begriff passt hier nicht vollständig – muss man Bitcoins ausgeben. Soweit ich es sehe, können nur Miner mitmachen, also die echten Bitcoin-Miner, indem sie frisch geprägte Bitcoins an spezielle Adressen überweisen, wofür sie dann Stacks verdienen, wie eine Art Bonus. Damit nutzt Stacks die Sicherheit der Bitcoin-Blockchain, um die eigenen Blockchain fortzuschreiben.

Die konkrete Technik ist interessant, aber auch kompliziert. Zu kompliziert für diesen Artikel. In jedem Fall hat Stacks eine eigene Sprache für Smart Contracts entwickelt, Clarity. Clarity merzt, so die Dokumentation, Fehler aus, die man bei Ethereums Solidity gelernt hat. So wird der Code etwa nicht kompiliert, sondern interpretiert, und Token sind bereits einprogrammiert.

So hat sich auf Stacks ein Ökosystem von dApps entwickelt. Ich habe 88 dApps in der Liste gezählt. Mit ihnen kann man üblicherweise Token wechseln (Swaps), NFTs bilden und handeln, onchain-Domains generieren, Stacks, Bitcoins und andere Token staken oder leihen oder verleihen. Die Anzahl ist verglichen mit dem Ökosystem um Ethereum und die EVM-kompatiblen Blockchains überschaubar. Wie viel sie benutzt werden, ist von außen schwer zu sagen. Die dApps, die ich mir angeschaut habe, listen kein Handelsvolumen und wirken insgesamt noch weniger ausgereift als große Dexes wie Uniswap.

Bitcoins gegen Stacks swappen

Man könnte an der Stelle natürlich diskutieren, ob Stacks eine Sidechain zu Bitcoin ist – so wie RSK oder Liquid – oder eine eigenständige Blockchain. Auf der einen Seite ist Stacks durch den Konsens-Mechanismus mit Bitcoin verbunden; auf der anderen Seite wird Stacks durch die STX-Token ökonomisch gesehen zu einer eigenständigen Blockchain. Für den User wirft das das Problem auf, dass er nicht einfach so seine Bitcoins in Stacks verwenden kann, sondern ersteinmal STX-Token braucht, um die Transaktionsgebühren zu bezahlen, und die Bitcoins “wrappen” muss.

Immerhin gibt es im Stacks-Ökosystem dezentrale Wechselplattformen, über die Bitcoins gegen Stacks tauschen kann. Ich habe zuerst lnswap versucht, wo man per Lightning einzahlen kann. Aber obwohl ich (wie die meisten Lightning-User) ein eigentlich nutzerfreundliches Treuhand-Wallet verwende, kam die Zahlung (mal wieder) nicht durch. Die Nutzerfreundlichkeit von Lightning ist, um es direk zu sagen, unterirdisch, und sie wird gefühlt nicht besser, sondern nur noch miserabler. Aber zurück zum Thema: Zum Glück kann man auf Stackswap.org über den Reiter “Cross-chain” auch direkt Bitcoins gegen Stacks tauschen.

Also los! Ich verbinde meine Xverse-Wallet mit der Seite – das klappt gut – wähle mein Swap-Paar aus und bestätige die Transaktion in der Wallet. Es klappt. Nun muss ich eben noch auf die Bestätigung warten, um Besitzer meiner ersten Stacks zu sein. Das braucht zunächst eine Bestätigung der Bitcoin-Transaktion, danach wird der Prozess der Auszahlung von Stacks eingeleitet, was in meinem Fall schon mehr als eine Stunde gedauert hat.

Grundsätzlich würde ich mir von einer “Bitcoin-Wallet fürs Web3”, wie Xverse sie zu sein beansprucht, aber wünschen, nicht nur mit Stacks zu arbeiten. Es gibt mittlerweile tokenisierte Bitcoins auf zahlreichen Blockchains – Ethereum, BNB, Avalanche, Polygon etc. – so dass eine echte Web3-Bitcoin-Wallet auf ein sehr viel reicheres und reiferes Angebot an dApps zugreifen könnte. Aber kommen wir zu den Stacks, die langsam in meiner Xverse-Wallet aufwarten.

Staking, Swaps und eine Kröte

Ich habe mit den Stacks in der Xverse-Wallet ein wenig herumgespielt. Einen Teil habe ich gestaked, um Bitcoins zu verdienen, einen Teil gegen Dollar getauscht und mit einem weiteren kleinen Teil ein NFT gekauft. Die User-Experience war in allen Fällen ausgezeichnet, etwas störend war nur, dass Aktionen 10-30 Minuten dauern, bis sie bestätigt und damit abgeschlossen werden. Das ist der Rhythmus von Bitcoins Block-Intervallen, der im DeFi-Space aber nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt.

Zunächst habe ich mir aus der Liste mit dApps auf Stacks (siehe oben) ein paar herausgesucht, die interessant klingen. Da es für Stacks noch nicht, wie bei Ethereum-dApps, Rankings gibt, musste ich willkürlich die rauspicken, die mir relevant erschienen.

Als erstes habe ich multisafe.xyz angesteuert. Das ist laut Webseite “die sicherste Plattform, um deine STX-Assets zu speichern”. Die Info, was technisch passiert, sind aber etwas dünn; ich vermute, es ist ein Multisig-Konstrukt, das dank Smart Contracts mehr Optionen erlaubt und eben auch für Token und NFTs genutzt werden kann. Ja, laut Webseite kann man damit auch DAOs bilden. Ich habe es aber nicht ausprobiert.

Über die Xverse-Wallet habe ich danach Stacks ins Staking abgelegt. Die Zinsen betragen dafür knapp 10 Prozent und werden in Bitcoin ausgezahlt. Ich vermute, dies hängt mit dem Konsens-Algorithmus von Stacks zusammen. Man muss die Stacks für eine bestimmte Anzahl an Perioden delegieren, die jeweils 12 Tage dauern. Ich habe mich für zwei Perioden entschieden und als Empfangsadresse die in meiner Xverse-Wallet angegeben. Ich bin gespannt.

Danach habe ich Alex aufgerufen. Alex scheint die größte DeFi-Suite von Stacks zu sein. Hier gibt es das übliche Programm: Token tauschen, leihen, verleihen und in einen Yield-Pool geben. Wer schon mal Sushiswap oder andere DeFis benutzt hat, findet sich blind zurecht. Die Anzahl der Token ist überschaubar, ich kann meine Stacks gegen zehn Token tauschen, darunter wrapped BTC, wrapped USDC und USDA, ein nativer Stablecoin, sowie MIA, den Miamicoin. Die Gebühren sind mit weniger als einem Cent erfrischend gering, doch leider dauert die Bestätigung mit 10-30 Minuten irritierend lange.

Neben Alex gibt es noch zahlreiche weitere DeFi-Apps. Etwa bitflow.finance, arkadiko oder das bereits vorgestellte Stackswap. Bitflow.finance zieht im Marketing die Bitcoin-Karte. Die “entwicklerfreundliche DEX, die gebildet wurde, um Bitcoiner zu belohen” erlaube es “Yield zu verdienen durch native Bitcoin, ohne die Kontrolle abzugeben.” Das klingt interessant, ist aber noch im Early Access. Arkadiko wirkt wie eine etwas abgespeckte, und vielleicht auch aufgeräumtere Version von Alex. Die Plattform ist auch Herausgeberin der USDA-Stablecoins und erlaubt es, diese durch ein STX-Kollateral zu schaffen und zu staken, und zwar für ansehnliche 23,27 Prozent Zinsen. Das klingt attraktiv – aber auch tollkühn und erinnert an die gescheiterten Terra-Dollar.

Schließlich habe ich mir noch ein NFT auf gamma.io gekauft, einen Bitcoin Toads. Die Kauferfahrung war enorm flüssig, auch wenn ich danach wieder etwas warten musste, bis die Transaktion bestätigt wurde und der Toad in meiner Wallet ankam. Aber die sieht nun schon recht interessant aus:

Insgesamt ist die Xverse-Wallet und das mit ihr verbundene Stacks-Ökosystem nutzerfreundlich und bringt die ganze Bandbreite von DeFi und dem Web3 zu Bitcoin – wenn es denn noch Bitcoin ist. Wenn man sich etwa vergegenwärtigt, dass Stacks über beispielsweise die Orbit-Bridge mit elf anderen Web3-Blockchains verbunden wird – von Ethereum über Polygon zu xDai – erweitert Stacks weniger Bitcoin, sondern reiht sich ins Web3-Ökosystem ein.

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1 Kommentar zu Die Bitcoin-Wallet Xverse versteht Bitcoin-NFTs

  1. Bitcoin zu verleihen ist das Beste und dann vom Gewinn in Solana stacken.

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