Japanische Zentralbank beginnt ab April Pilot zu digitaler Währung
Seit 2020 entwickelt die Zentralbank Japans eine Plattform für einen digitalen Yen. Auch wenn noch unklar ist, ob es diesen wirklich geben wird, schreitet die Entwicklung voran. Im April erreicht das Projekt einen halböffentlichen Piloten.
Auch die Zentralbank von Japan will im April ein Pilotprojekt einer digitalen Währung ausrollen, den digitalen Yen.
Die Zentralbank orientiert sich dabei an einem Konzept, das sie bereits im Oktober 2020 ausgearbeitet hat und welches sie seit April 2021 testet. Im März wird sie einen Proof of Concept beenden, der die technische Kernfunktionalität getestet hat, um dann im April den Piloten zu starten.
Das Pilotprojekt wird allerdings nicht echte digitale Yen ausgeben, sondern ein System für Experimente schaffen, um das vollständige mehrschichtige Modell des digitalen Yen zu prüfen. Bisher wurden lediglich die beiden untersten Schichten, das „Zentralsystem“ und das „Intermediäre Netzwerksystem“. Nun kommen noch weitere „intermediäre Systeme“ und „Endpunkte“ hinzu. „Die Bank wird“, erklärt die Pressemitteilung, „den Ende-zu-Ende-Prozess testen, während wir die Maßnahmen und potenziellen Herausforderungen planen, wie man das experimentelle System mit externen Systemen verbinden kann.“ Es sei derzeit nicht geplant, tatsächliche Transaktionen zwischen Händlern und Kunden zu integrieren.
Generell obliege es nicht ihr, betont die Zentralbank, zu entscheiden, ob es einen digitalen Yen geben wird, sondern der japanischen Öffentlichkeit. Mit dem Pilotprojekte wolle sie helfen, die richtige Entscheidung zu treffen, und bereit sein, diese umzusetzen.
Die konkrete Technologie bleibt auch bei diesem Projekt relativ ominös. Aber immerhin gibt die Zentralbank freimütig Einsicht in die diskutierten und getesteten Konzepte. In einem im Mai 2022 veröffentlichten Paper berichtet sie über den Verlauf der bisherigen Experimente. Für diese hat sie drei Architekturen getestet. In der ersten verwaltet die Zentralbank ein Kontobuch mit den Guthaben aller Intermediäre und Endnutzer. In der zweiten enthält das Kontobuch der Zentralbank nur die Guthaben der Intermediäre, während diese die Guthaben der Nutzer dokumentieren. Im dritten Design schließlich repräsentieren monetäre Datensätze mit einer bestimmten ID bestimmte Werte, und diese IDs werden mit den IDs der User verknüpft. Die Zentralbank nennt dieses Design „token-basiert“.
Im Proof of Concept hat die Zentralbank dann die Performance dieser Entwürfe getestet. Ein typischer Durchsatz sollte in der Zukunft Zehntausende von Transaktionen je Sekunde betragen, mit Spitzen von mehr als 100.000, und einer Latenz von nicht mehr als wenigen Sekunden. Für verteilte Systeme wie Blockchains sind das enorme Volumina, die kein monolothisches System – ob zentralisiert oder dezentralisiert – stemmen kann, sondern lediglich Knoten, die aus zahlreichen Schichten zusammengesetzt sind.
Für die konkreten Tests hat die Zentralbank die Ansprüche etwas heruntergeschraubt. Sie hat für jedes Design 500 Transaktionen je Sekunde generiert, welche diese ohne Verzögerung prozessieren sollten. Bei einer Spitzenlast von 3.000 Transaktionen je Sekunde wurden Effekte auf die Performance erwartet, die zeigen, welche Modelle besser skalieren. Tatsächlich war nur das erste Design – bei dem die Zentralbank sämtliche Konten führt – in der Lage, das Szenario der Spitzenlast zu bestehen. Die anderen Designs konnten die volle Last nicht ganz erreichen, während die Latenz deutlich stieg.
Mittlerweile ist sich die Zentralbank aber sicher, sagt Zentralbankdirektor Shinichi Uchida in einer Eröffnungsrede, „dass die Performance unseres CBDC-Systems erhalten werden kann, selbst mit zusätzlichen Funktionen, deren Einführung herausfordernd ist“ – etwa der Abgleich, ob die Guthaben und Transaktionen von Usern keine Limits überschreiten, die diesen auferlegt wurden, selbst wenn sie mehrere Accounts haben.
Mit dem im April beginnende Piloten wolle man aber nicht nur testen, ob das System auch über den Rahmen des Proof of Concepts hinaus funktioniert. Vielmehr möchte die Zentralbank private Akteure einbinden, etwa Händler oder Banken, um deren Wissen und Fähigkeiten zu nutzen und die CBDC an diese anzupassen.
Daher wird die Zentralbank ein CBDC-Forum einrichten, in dem sie mit privaten Unternehmern ein „weites Feld an Themen zu Kundenzahlungen“ diskutiert. Von dieser Diskussion erhoffe sie sich, betont Uchida, das Design der CBDC zu verbessern – und die Debatte über ihre Einführung zu befruchten.
Interessant. Offen bleibt die Frage, wie Kryptowerte nach japanischem Recht eingeordnet werden, ob diese also – wie echtes materielles Geld – als Sache gelten oder einen anderen Rechtscharakter haben, sowie die Rechtsfolgen, die sich aus dieser Zuordnung ergeben können.