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Dank Ordinals – Rollups bald auch für Bitcoin

Ein Rollups in echt. Bild von Bill Selak via flickr.com. LIzenz: Creative Commons

Bitcoin skalieren, ohne die Nöte, die Lightning mit sich bringt, aber mit richtigen Smart Contracts – das verspricht Rollkit. Es scheint zu gut, um wahr zu sein, klingt aber plausibel.

Innovationen kann man nicht planen. Sie geschehen meistens auf unerwartete Weise, und oft treten die wichtigsten Erfindungen als Nebenprodukt einer ganz anderen Sache ins Leben. So gelten etwa Akkuschrauber, Babynahrung und sogar Photovoltaikzellen als Produkt der Raumfahrt, die niemals für die zivile Nutzung gedacht war, und ich wette, ohne Computerspiele hätte es niemals Smartphones gegeben!

Auch bei Bitcoin könnte man dieses Prinzip bestätigen. Denn die Ordinals, die mit Inscriptions NFTs zu Bitcoin gebracht haben, könnten zur Wiege unbeabsichtigter Innovationen werden, die Bitcoin massiv nach vorne bringen, und die technischen Upgrades Segwit und Taproot zu deren unerwarteter Basis. Das zumindest wäre eine naheliegend Schlussfolgerung der Ankündigung von Rollkit, „souvereign rollups“ zu Bitcoin zu bringen.

Also: Die Skalierungsvariante der Wahl bei Ethereum, die Rollups, kann auch zu Bitcoin kommen. Rollups sind auf Ethereum enorm erfolgreich, sie wickeln bereits mehr Transaktionen ab als die Blockchain selbst. Sie könnten Bitcoin ohne all die Nöte, die Lightning mit sich bringt, skalieren: Kein Channel Management, keine Treuhandwallets, keine unzuverlässigen Zahlungen, sobald der Betrag etwas ansteigt, keine vermurksten Backup-Prozeduren — dafür mehr Optionen und Smart Contracts! Bislang galt es als unmöglich, Rollups auf Bitcoin einzurichten, da dafür Smart Contracts wie bei Ethereum vorausgesetzt werden. Nun zeigt sich, dass man unterschätzt hat, was das Taproot-Upgrade freisetzt.

Als ein Pool am 1. Februar 2023 einen Block mit einer Größe von 4 Megabyte schürfte, erklärt Rollkit, wurde spätestens klar, wie einfach Taproot es möglich machte, auch größere Datenpakete in der Bitcoin-Blockchain zu verankern. Nun, mit tausenden von Inscriptions auf Bitcoin, zeige sich, „dass souvereign Rollups und ein Ökosystem von dApps auf Bitcoin zur Wirklichkeit werden können.“ Nun stellt Rollkit das „fehlende Puzzlestück“ vor: „ein Rollup Framework, das es einfach macht, Bitcoin als Data Availability Layer zu integrieren.“

Große Dinge sind oft, aber nicht immer einfach, und hier haben wir so einen Fall, in dem eine Sache groß sein könnte, sehr groß, es uns aber nicht ganz so einfach macht, sie zu verstehen. Das beginnt schon mal damit, dass Souvereign Rollups eine spezielle Art von Rollups sind – und nicht jeder weiß, was überhaupt ein Rollup ist.

Rollups, wie sie Ethereum verwendet, führen Transaktionen außerhalb der Blockchain aus und posten das Ergebnis dann über einen Smart Contract auf der Blockchain. Sie wickeln sie quasi auf, daher der Name, und verankern nur einen Bruchteil der Transaktionsdaten auf der Blockchain selbst, wo diese dann bestätigt werden. Keine Signaturen und Skripte, sondern lediglich die Ergebnisse der Transaktion, etwa die Veränderung von Guthaben.

Mit Souvereign Rollups hat Rollkit das Konzept etwas geändert. Anstatt in einen Smart Contract posten sie die Rohdaten der Resultate von Transaktionen auf der Blockchain, wodurch das Rollup „effektiv wie eine Layer-1-Blockchain“ funktioniert. „Full Nodes und Light Clients downloaden die Blöcke mit Rollups direkt aus dem Peer-2-Peer-Netzwerk des Rollups“, prüfen aber auch, ob die Rollup-Daten in der grundlegenden Blockchain wurzeln. Die Grenzen zu Sidechains verschwimmen hier etwas.

Eigentlich wurden die Rollups für Celestia entwickelt, „das erste modulare Blockchain Network“. Doch dank Ordinals – bzw. Taproot – wurde es möglich, die Souvereign Rollups auch in Bitcoin zu verankern. Dies erlaube Entwicklern, erklärt die Ankündigung, „Rollups mit beliebigen Ausführungsumgebungen zu schaffen“, die die Sicherheit von Bitcoin vererben. Man könne beispielsweise die Ethereum Virtual Machine (EVM) „auf Bitcoin“ operieren, um sämtliche Smart Contracts in Bitcoin zu verankern: Token, Dezentrale Autonome Organisationen, Dexes, NFTs, DeFi und so weiter. „Souvereign Rollups auf Bitcoin erweitern nicht nur die Möglichkeiten für Rollups, sondern haben auch das Potenzial, einen gesunden Gebührenmarkt für den Blockspace zu schaffen und damit die Sicherheit nachhaltig zu stärken.“

Der Trick ist, dass man in die Taproot-Hashbäume quasi jede Art von Daten hineinschreiben kann, welche dann durch den Merkle-Proof verifizierbar sind. So lassen sich ganze Ausführungsumgebungen mit der Blockchain verbinden. Man kann sich die Taproot-Transaktion als eine Art Empfänger vorstellen, der Nachrichten einer anderen Layer aufnimmt, ohne diese selbst produzieren zu müssen.

Diese anderen Ausführungsumgebungen skalieren nicht nur besser als Bitcoin – bzw. skalieren Transaktionen nicht auf der Mainchain – sondern erlauben es auch, andere Transaktionslogiken zu integrieren. Etwa die Ethereum Virtual Machine (EVM), aber auch CosmWasm, die Smart-Contract-Umgebung von Cosmos. Als Test hat Rollkit eine EVM-Umgebung aufgesetzt und mit einem lokalen Bitcoin-Testnet verbunden.

Die Umsetzung ist freilich noch experimentell. Aber sie ist vielversprechend und baut auf Technologien auf, die auf anderen Blockchains längst erprobt sind. Daher spricht nicht viel dagegen, dass es auch auf Bitcoin funktioniert.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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4 Kommentare zu Dank Ordinals – Rollups bald auch für Bitcoin

  1. Bitcoin als permanenter DA Layer für Rollups? Was als Nächstes?
    Musik und Kurzfilme auf der Bitcoin Blockchain speichern?
    For sowas gibt es Celestia, Filecoin, etc.
    Zur Zeit gibt es nur 2 vernünftige Lösungen auf L1 für das DA Problem für Rollups; Ethereum Proto-Danksharding (in Entwicklung) und Syscoin PoDA (Mainnet Update diesen Monat).

    • Bitcoin als permanenter DA Layer für Rollups? Was als Nächstes?
      Musik und Kurzfilme auf der Bitcoin Blockchain speichern?
      For sowas gibt es Celestia, Filecoin, etc.

      Frank, ich würde das entspannter sehen. Bitcoin braucht binnen der nächsten 5-10 Jahre einen Gebührenmarkt, der die Halvings auffängt, denn eine stetige Verdoppelung ist eine Illusion, die sich auf Dauer nicht aus heißer Luft speisen kann. Bis Dato war von diesem Gebührenmarkt kaum etwas zu sehen und selbst bei relativ hohen Gebühren von 1-2€ pro Transaktion haben die Gebühren nur wenige Prozent des Block Rewards ausgemacht. Man könnte versuchen, die Nachfrage und das Angebot auszubalancieren und eine dynamische Block Size einzuführen, die wächst, wenn die Nachfrage besonders groß ist und wieder schrumpft, wenn sie nicht vorhanden ist, aber dazu benötigt man eine Hard Fork, also mehr oder weniger ausgeschlossen. Eher mehr als weniger.

      Ordinals haben zum ersten Mal einen Weg aufgezeigt, wie die Gebühren gestemmt werden könnten (wenn auch durch pure Spekulation – aber das ist Bitcoin mittlerweile ja auch). Wenn man darauf aufbauend jetzt Rollups, die aus etlichen Transaktionen OffChain bestehen und dann eine OnChain Bestätigung benötigen, wäre das eventuell ein gangbarer Weg aus der puren Spekulation heraus…

  2. In dem Artikel hinter dem Link Die Skalierungsvariante der Wahl bei Ethereum redet ChristophB mit ChristophJ über die Rollups bei Ethereum.

    „Ich fürchte, dass Ethereum in eine gewisse Gefahr reinläuft,“ erklärt Christoph, „dass wir einmal viele Token mit Werten haben, die nicht Ether (ETH) sind, so dass die Werte auf der Blockchain viel höher sind als die der ETH-Token. Dann würden 51-Prozent-Angriffe wieder gefährlich werden.“

    Auf Ethereum scheint sich die Befürchtung bisher nicht bewahrheitet zu haben. Und Bitcoin ist aufgrund seiner Werte vielleicht noch weniger gefährdet.
    Aber ist das nicht trotzdem ein reale Gefahr, wenn (irgendwann in ferner Zukunft) in Rollups ganz grundsätzlich höhere Werte verarbeiteten werden als in der speichernden Transkation auf der Mainchain (in diesem Fall Bitcoin).

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