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Volatilität von Bitcoin sackt auf neuen Tiefpunkt herab

Die Volatilität von Bitcoin ist auf einem sehr tiefen Stand gelandet, je nach Chart sogar auf dem tiefsten überhaupt. Wir stellen die Daten vor, erklären die Methodik und ziehen interessante Vergleiche.

Die Volatilität meint die Schwankung des Preises. Wenn Bitcoin am Tag mal 10 Prozent steigt oder fällt, ist die Volatilität groß, wenn es bei 0,1 Prozent bleibt, ist sie klein.

Eine hohe Volatilität ist gut für Spekulanten, da sie Spaß daran haben, auf Preissprünge zu wetten, aber schlecht für alle, die Bitcoin als echtes Geld verwenden wollen. Wenn die Volatilität also wie nun sinkt, ist das schlecht für die Trader, aber gut für die, die Bitcoin als Zahlungsmittel nutzen.

Man kann Volatilität messen, aber dafür kursieren verschiedene Methoden. Wir stellen drei Modelle vor, die die Volatilität von Bitcoin darstellen.

Der Bitcoin Volatility Index (BVI)

Der Klassiker ist der Bitcoin Volatility Index (BVI) von 99Bitcoins.com. Sein Datenbestand reicht bis ins Jahr 2010 zurück und geht damit viel tiefer als alle anderen Indize.

Der BVI beginnt mit dem „Opening Price“ von Bitcoin an einem bestimmten Tag und berechnet die Differenzen zu verschiedenen späteren Zeitpunkten am selben Tag. Diese setzt er dann ins Quadrat, summiert sie und teilt sie durch die Anzahl der täglichen Messungen. Die so errechnete Volatilität wird akkumuliert, um einen 30- und 60-Tages-Durchschnitt zu kalkulieren.

Mit 0,74 und 1,08 liegen beide Werte derzeit relativ tief. Der 30-Tages-Durchschnitt erreicht sogar einen Tiefpunkt im Jahr 2023, lag aber Ende Oktober 2022 mit 0,53 noch tiefer.

Die Phase der geringsten Volatilität war jedoch im Herbst und Winter 2016 zu beobachten; in dieser Zeit sank sie über Wochen hinweg auf Werte, die sowohl im 30- als auch 60-Tagesschnitt über Wochen hin unter 0,5 lagen.

In dieser Phase lag der Bitcoin-Kurs zwischen 580 und 700 Dollar. Danach setzte die Rally des Jahres 2017 an, die den Kurs innerhalb weniger Monate auf mehr als 4.000 Dollar hochtrieb und Ende des Jahres bei fast 18.000 Dollar ihren Höhepunkt erreichte.

Generell scheinen Phasen geringer Volatilität oft einer Rally vorherzugehen, so etwa Anfang 2013 oder Mitte 2020.

Der BitVol von T3

Ein anderes Bild gibt der BitVol (Bitcoin Volatility) Index von T3, einem professionellen Anbieter von Volatilitäts-Indizes für institutionelle Anleger. Anders als der BVI verwendet er keine Spot-Preise, sondern die von Optionen.

T3 misst die 30-Tages-Volatilität auf Basis der Preise für Optionen. Dazu werden die Preisänderung von Optionen auf die Sekunde genau ausgerechnet und dann auf 30 Tage akkumuliert. Der Dienstleister verwendet die „Variance Swap Methodologie“, die am besten geeignet sei, stabil „die Volatilitäts-Erwartung des Marktes“ wiederzugeben. Die Preise für die Optionen zieht T3 unter anderem von LedgerX, einer US-Börse für Derivate von Bitcoin und Ethereum.

Der Index beginnt leider erst Anfang 2019, weshalb man den aktuellen Wert nicht wie beim BVI mit der Ruhephase Ende 2016 vergleichen kann.

Doch auch in der verfügbaren Zeitspanne sind Abweichungen zum BVI zu erkennen. Der Volatilitätswert ist hier auf 41,32 gesunken, was der tiefste Wert seit Anfang 2019 ist. Anders als beim BVI baut sich die Volatilität im BitVol seit Anfang 2021 kontinuierlich ab und liegt deutlich tiefer als im Herbst 2022.

Der Unterschied dürfte an der Datenquelle liegen, da Optionen in der Regel etwas weniger anfällig für Schwankungen sind als Spot-Preise.

T3 bietet auch einen Index für Ethereum an, EthVol. Mit 40,11 ist Ethereum aktuell sogar noch ein Stückchen weniger volatil als Bitcoin. Dabei fällt auf, dass die Spitzen der Volatilität bei Ethereum mit Werten von über 200 deutlich höher ausfallen als die Spitzen bei BTC. Die Volatilität des Preises mag bei ETH aktuell geringer sein, doch die Volatilität der Volatilität bleibt vorerst höher.

Der CVI

Ein dritter Index ist der Crypto Volatility Index (CVI). Es handelt sich dabei um einen dezentralen Volatilitäts-Index, der durch ein Token abgebildet wird, durch das sich Trader gegen die Volatilität von Kryptowährungen absichern können.

Der CVI wurde nach denselben Methoden gebildet wie der VIX, der 30-Tages-Volatilitäts-Index für den amerikanischen S&P, und damit sehr ähnlich wie BitVol und EthVol. Der CVI bildet die 30-Tages-Volatilität von Bitcoin und Ethereum mit Werten zwischen 0 und 200 ab. Als Datengrundlage nutzt er die Optionen von Deribit, einer weiteren Börse für Krypto-Derivate.

Der CVI zeigt fast dasselbe Bild wie BitVol und EthVol: Die Volatilität ist mit einem Wert von knapp unter 40 seit dem Start Mitte 2019 auf ein Allzeittief gefallen.

Was bedeutet das im Vergleich?

Dass Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen volatil sind, muss man niemandem mehr sagen. Die Volatilitäts-Indize zeigen zwar auf, dass die Volatilität derzeit auf ein für Bitcoin und Ethereum niedriges Niveau gefallen ist – aber wie niedrig ist das wirklich?

Ist die Volatilität weiterhin hoch, nur eben nicht mehr ganz so hoch? Oder sackt sie auf ein Niveau ab, das für ein Zahlungsmittel geeignet sein könnte? Die verschiedenen verwendeten Methoden machen es leider sehr schwierig, die Volatilität von Bitcoin mit der von anderen Wertspeichern zu vergleichen.

Immerhin bietet auch T3 einen Index für den S&P an, der wohl nach derselben Methodik arbeitet. Er liegt derzeit bei 13,7, also deutlich tiefer als von Bitcoin und Ethereum.

Die Rohstoffbörse CBOE in Chicago bietet auch eine Serie von Volatilitätsindizen an, die wirken, als seien sie mit einer Methode gebildet, die sie vergleichbar mit dem BitVol und dem CVI macht. Gold kommt hier auf einen Wert von 12,4, Rohöl und Silber auf etwa 30, der Nasdaq-100-Aktienindex auf 20.

Damit sind Bitcoin und Ethereum weiterhin zwar erheblich volatiler als Gold und die großen Aktienindize – aber kommen in den Bereich von Silber und Rohöl.

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1 Kommentar zu Volatilität von Bitcoin sackt auf neuen Tiefpunkt herab

  1. Niedrige Volatilität heißt: Alle warten auf Ereignisse, die zu einer Neubewertung der Situation führen und damit zu anderen Preisen – irgendwann passiert wieder was Neues und es kommt Bewegung in die Sache.
    Das muss keine Rally sein, sondern evtl. auch das Gegenteil – die Zukunft ist offen.

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