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Tether wird einer der größten privaten Financiers der US-Regierung

Ein neues Audit von Tether, der Herausgeberin des größten Stablecoins USDT, zeigt, dass das Unternehmen Rekordgewinne macht – und eine Menge an US-Staatsanleihen hält, wie sie sonst nur mittelgroße Industriestaaten besitzen.

Am 31. Juli veröffentlichte die Stablecoin-Herausgeberin Tether (USDT) einen weiteren Bericht über die Reserven, mit denen sie die mittlerweile beinah 84 Milliarden Dollar-Token deckt.

BDO hat die Reserven nach den Kriterien internationaler Audit-Standards geprüft. Diesen zufolge hat BDO nicht nur mit den Dokumenten gearbeitet, die Tether zur Verfügung gestellt hat, sondern diese durch verschiedene Methoden verifiziert.

Dem Bericht zufolge hält Tether Ende Juni 2023 Reserven von 86,449 Milliarden Dollar, mit welchen das Unternehmen Tether-Token im Wert von 83,178 Milliarden Dollar deckt. Tether hat also überschüssige Reserven von 3,3 Milliarden Dollar.

Dieser Überschuss, erklärt Tether, sei der Profit des Unternehmen. Er werde nicht an Shareholder verteilt, sondern gehe in die Reserve ein, die mittlerweile den Wert der Token um vier Prozent übersteige. Mit einer Milliarde Profit allein zwischen April und Juni entlarvt sich das Geschäftsmodell von Tether in Zeiten hoher Zinsen als enorm lukrativ.

Der Bericht gibt auch eine detaillierte Übersicht über die Aufteilung der Reserven. 85 Prozent sind in „Cash“ oder mit Cash vergleichbaren Assets, die anderen 15 Prozent in etwas volatileren Assets.

Erstmals benennt die Auflistung auch Tethers die vollständige Abhängigkeit von Tether von US-Staatsanleihen. Zum einen hält Tether direkt 55,809 Milliarden Dollar in Staatsanleihen, zum anderen ist das Unternehmen indirekt über Geldmarktfonds und Overnight-Repos in Staatsanleihen investiert. Insgesamt hält Tether so US-Staatsanleihen im Wert von 72,5 Milliarden Dollar.

Unter den anderen, volatileren Reserven findet man gesicherte Darlehen (5,5 Mrd.), Edelmetalle (3,27 Mrd.), Bitcoins (1,67 Mrd.) sowie andere Investments (2,365 Mrd.). Damit hat Tether auch weiterhin wie angekündigt Bitcoins gekauft, wenn auch eine vergleichsweise geringe Menge, pi mal Daumen knapp 3.000 Coins.

Es ist schwer, diese Zahlen angemessen einzuordnen. Insgesamt kursieren US-Staatsanleihen im Wert von etwa 30 Billionen Dollar, Tether hält davon also etwas mehr als 0,1 Prozent. Das macht Tether zum vermutlich größten privatwirtschaflichen Financier der US-Regierung. Im Vergleich zu anderen Nationalstaaten hält Tether knapp so viele Staatsanleihen wie die Niederlande (74,4 Milliarden). Deutschland hält etwa 87,4 Milliarden.

Sollten die Zahlen korrekt sind, dürfte Tether mittlerweile an der Schwelle zum „too big to fail“ stehen, also zu groß werden, um scheitern zu dürfen.

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2 Kommentare zu Tether wird einer der größten privaten Financiers der US-Regierung

  1. Paul Janowitz // 3. August 2023 um 21:39 // Antworten

    Sollten die Zahlen korrekt sind, dürfte Tether mittlerweile an der Schwelle zum „too big to fail“ stehen, also zu groß werden, um scheitern zu dürfen.

    Andererseits könnte man behaupten, dass sich Tether nun in vollständige Abhängigkeit der US-Regierung begeben hat, ohne Klarheit über die eigene Rechtslage. Staatsanleihen der USA werden m.W. durch das dortige Bankenwesen ausgestellt und sind unterliegen damit vollständig deren Jurisdiktion und sind unter Umständen auch pfändbar.
    An den Finanzmärkten dürfte das auch für keinerlei Turbulenzen sorgen, die Papiere würden ja nicht auf den Markt geworfen, sondern mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt.

    Aber einen Stablecoin, der an eine Fiat Währung gekoppelt ist, mit einer Monetarisierung wie sie Tether mittlerweile hat, ohne sich in direkte Abhängigkeit von der angedockten Währung zu halten, ist wohl utopisch. Too big to fail wäre Tether aber erst, wenn relevante Finanzakteure relevante Mengen von Tether in ihren Büchern stehen hätten, was afaik nicht der Fall ist. Eine Konfiszierung aller gehaltenen Staatsanleihen durch eine US-Behörde würde der US-Bilanz wahrscheinlich eher dienen…

    Und außerdem glaube ich Tether kein Wort, bis sie keinen seriösen externen Audit vorlegen.

  2. Reine Spekulation von meiner Seite:

    Bei “too big to fail” kommt es noch darauf an, wessen Kohle da auf dem Spiel steht.
    Und ob die jeweilige Instanz, die gerade am failen ist, ihren “Sinn und Zweck” erfuellt hat (Bereicherung und/oder Umverteilung und/oder Geldwaesche).

    Ich vermute “too big to fail” ist eine eher willkuerliche Entscheidung.

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