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Diva Staking – der ersehnte Vampire-Angriff auf Lido?

Nosferatu. Bild von Nikk via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Lido, der absolute Marktführer im Staking von Ethereum, bekommt Konkurrenz. Mit Diva betritt ein ausgereiftes Protokoll den Markt, das das verteilte Staking noch weiter verteilt. Mit einem Giveaway versucht es, Lido-Staker zum Wechsel zu motivieren.

Wenn man in der Ethereum-Community herumfragt, was die derzeit größte Bedrohung sei, werden viele aus dem Stand heraus „LIDO“ brüllen. Lido Finance, ein Staking-Pool, hat rund 32 Prozent aller Stakes auf sich vereinnahmt und steht damit kurz vor der etwas bedrohlichen Ein-Drittel-Schwelle.

Anders als Börsen wie Coinbase oder Kraken ist Lido kein zentralisierter Pool, sondern verteilt die eingezahlten Ether an rund 30 Validatoren. Doch vor allem die Lido DAO, die von wenigen großen Besitzern der LDO-Token kontrolliert wird, hat einen beunruhigend starken Einfluss, etwa auf die Auswahl der Validatoren.

„Wo ist der Vampire-Angriff?“ fragte Ethereum-Entwickler Danny Ryan vor kurzem in einem Video. Wo sind die anderen Pools, die aggressiv versuchen, Lido Marktanteile abzunehmen, indem sie denen, die wechseln, einen Bonus geben? Wo sind die kompetenten Second Mover? Warum scheint Lido eine monopolartige Stellung im Liquid Staking zu haben?

Mit Diva Staking könnte der ersehnte Second Mover ins Spiel kommen. In jedem Fall hat Diva durch einen Vampir-Angriff in wenigen Wochen mehr als 15.000 ETH angehäuft, zu einem großen Teil vermutlich von Lido. Das ist noch nicht wirklich viel – aber es ist ein vielversprechender Anfang.

Wie Lido, nur besser

Diva Staking und Lido Finance sind beide „Liquid Staking Pools“: User zahlen Ether ein und erhalten dafür bestimmte Token, die einen Ether repräsentieren und mit den Staking-Einnahmen verzinst werden. Bei Lido stETH, bei Diva divETH. Die echten Ether werden derweil durch die jeweiligen Protokolle an Nodes ausgeschüttet, die sie durchs Staking vermehren.

Diese Konstruktion verringert den Einfluss einzelner Akteure. Dennoch bleiben Möglichkeiten, wie diese zusammenarbeiten können, um dem Netzwerk zu schaden. Für Lido haben wir diese Risiken in unserem Artikel durchgearbeitet. Diva beansprucht nun, sie zu minimieren. Das Programm dazu steht bereits im Namen.

Diva steht für „Distributed Validation“. Bei dieser Methode werden nicht nur die in den Pool eingezahlten Ether an ein verteiltes Set an Validatoren gegeben, wie es Lido macht, sondern die Validatoren selbst aufgespalten und auf 16 Nodes verteilt.

Jeder dieser 16 Nodes hat einen „Key Share“, einen Anteil am Schlüssel des Validators. Der Schlüssel ist durch BLS-Signaturen so zerschnitten, dass zwei Drittel der Anteile zusammenkommen müssen, um die Signatur zu erzeugen, die ein Validator braucht, um seine Arbeit zu erledigen. Damit können bis zu fünf der 16 Nodes gleichzeitig ausfallen, ohne dass das System beeinträchtigt wird, während je Validator mindestens elf Parteien kooperieren müssen, um ihn zu kontrollieren. Die Nodes bilden ein eigenes P2P-Netzwerk, um alle paar Minuten eine Zwei-Drittel-Mehrheit zu erreichen.

Diese Architektur hat mehrere entscheidende Vorteile. Sie ist wegen ihrer Redundanz resilienter, während sie die Anzahl an Akteuren erhöht, die kooperieren müssen, um Schaden anzurichten. Zugleich senkt sie die Schwelle an Ether, die ein Einzelner braucht, um mit seinem Node zuhause zu staken, von 32 auf einen Ether. Damit kann der Pool dazu beitragen, die Kerninfrastruktur der Ethereum-Fullnodes weiter auszubauen.

Derzeit betreibt Diva bereits 814 Validatoren, die auf 352 Nodes von 174 Betreibern laufen, sofern ich die Charts richtig deute. Der Pool steht noch ganz am Anfang, ist aber damit schon jetzt deutlich dezentraler als Lido, wo es nur 30 Betreiber gibt, die zudem vom Wohlwollen der drei großen Token-Holder in der DAO abhängen.

Die duale DAO

Auch Diva ist durch eine DAO organisiert – eine Dezentrale Autonome Organisation, die über Abstimmungen von Token-Besitzern operiert. Aber auch hier versucht man, aus den Fehler der anderen – vor allem von Lido – zu lernen.

Ein duales Modell mit zwei Token soll bei Diva verhindern, dass sich die Macht wie bei Lido auf Insider und frühe Investoren konzentriert. Das eigentliche Token, DIVA, erlaubt nicht direkt, an den Abstimmungen teilzunehmen, sondern nur, es an eine andere Partei zu delegieren. Dadurch entsteht ein „Delegated DIVA Token“, welches berechtigt, mit abzustimmen. Damit trennt also die Ebene der Delegierten die Großbesitzer von Token von der Abstimmung.

Die DAO hat zudem weniger direkte Macht über das Protokoll als bei Lido. Sie hat das Mandat, das Staking durch Diva „als öffentliches Gut zu bewahren.“ Falls nötig, soll sie dafür auch gewährleisten, dass es sich weiterentwickelt.

Ob ein solches Modell tatsächlich besser darin ist, die Macht großer Stakeholder im Zaum zu halten, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen.

Der Vampire-Angriff

Mit einem Vampire-Angriff versucht Diva nun, dem Platzhirsch Lido Stakes wegzunehmen. Und zwar hat der Pool Ende September ein „Early Staker“ Giveaway eingerichtet. Wer ETH oder stETH – die Token von Lido – in Diva deponiert, erhält dafür nicht nur DIVA-Token, sondern auch ein „Early POAP“, was für „Proof of Attendance Protocol“ steht und meint, dass jemand, der an einer Sache teilgenommen hat, ein NFT bekommt, welches diese Teilnahme bezeugt. Das ist wie eine Medaille.

Darüber hinaus bekommt, wer bis zum 22. Oktober teilnimmt, die Chance auf einen von fünf Premium-Zugängen zu Rotki, einem Tool für Asset Management und Buchführung mit Krypto, einschließlich der Berechnung von Steuern.

Dieser bescheidene Bonus hat ausgereicht, um in nur zwei Wochen schon mehr als 16.500 Ether (gut 25,6 Millionen Dollar) an Land zu ziehen. Insgesamt wurden bereits 23.709 ETH eingezahlt – und damit 23.709 divETH geschaffen.

Diva hat einen guten Start hingelegt und wächst rasch. Doch so imposant die Anzahl von bald 24.000 Ether klingen mag – bis zu den 8,83 Millionen ETH, die in Lido liegen, ist es noch ein weiter Weg. Im Grunde hat Diva gerade mal den ersten Schritt gemacht, während Lido den Biss des Vampirangriffs noch nicht mal spürt.

Über Christoph Bergmann (2695 Artikel)
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