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Der rätselhafte Crash des Tether-Dollars

Hauptsitz der Zentralbank von NIgeria (CBN) in Abuja. Bild von GodwinPaya via wikimedia.com. Lizenz: Creative Commons

Der weltweit stärkste Stablecoin ist eingebrochen – gegen den nigerianischen Naira. Die Suche nach den Ursachen führt tief in ein Labyrinth spannender Vermutungen.

Kürzlich gab einen Moment, als hätte die Matrix Schluckauf. Und zwar geschah das Folgende:

Auf einem P2P-Marktplatz von Binance stürzte der Tether-Dollar ab – gegen den nigerianischen Naira. Das war am 2. und 3. November. Der USDT-Kurs fiel in zwei Tagen von 1.200 auf 790 Naira. Bald darauf kletterte er wieder auf 1.000 Naira.

Was ist da passiert? Warum brach der stärkste und stabilste Stablecoin ein – und warum gegen eine eher labile Währung aus der dritten Welt, deren Geldmenge mit etwa 52 Milliarden Dollar noch unter der von Tether liegt? Ist es nur ein Rauschen im Wald? Oder steckt mehr dahinter: Gibt der Absturz von Tether den Blick auf etwas Tieferes frei?

Der Naira

Man muss über den Naira, die Währung von Nigeria, kurz NGN, vor allem eines wissen: Er hat zwei Wechselkurse.

Der eine, der offizielle, gilt für Investoren, Exporteure und Banken. Er liegt in einem Kanal, der von der Zentralbank (CBN) dirigiert wird. In der ersten Novemberwoche bewegte er sich zwischen 909 und 780. Dass sind Schwankungen, aber weit entfernt von denen, die auf dem P2P-Marktplatz von Binance zu beobachten waren.

Der zweite Wert ist der Schwarzmarkt-Preis. Er liegt tiefer, derzeit bei gut 1.000 Naira je Dollar. Das ist die übliche Folge von Preiskontrollen: Der Markt sucht sich einen Weg um sie herum.

Ende Oktober war der Schwarzmarktpreis auf 1.300 gefallen, nachdem es zu einem Mangel an Devisen gekommen war. Die Dollar waren knapp geworden, die Liquidität trocknete aus, und der Dollarpreis stieg.

Der Tether-Markt auf Binance bildet also die Schwarzmarkt-Preise ab. Doch für einem Moment, am 3. November, als der Crash auf dem Boden ankam, glich er sich dem offiziellen Kurs an. Das ist das merkwürdige Ereignis, das wir erklären wollen.

Die Zentralbank zahlt Devisen aus

Der nigerianische Tribune berichtet über den Tether-Crash. Er bietet drei Erklärungen an.

Die erste beginnt damit, dass die Zentralbank das Forex-Backlog von internationalen Banken geklärt hat. Auf deutsch: Sie hat rund 80 Prozent der fälligen Devisen-Verbindlichkeiten beglichen und damit rund 6,7 Milliarden Dollar an Unternehmen ausgezahlt.

Der Dollarstrom tränkte den Markt, sowohl den offiziellen als auch den „parallelen“. Die Naira gewann um rund fünf Prozent. Auf den Schwarzmärkten, wo der wahre Preis unkontrollierter durchsticht, schalteten Spekulanten teilweise von Panik-Kauf zu Panik-Verkauf (von Dollars) um.

Es ist zwar naturgemäß schwer festzustellen, wie weit der Schwarzmarktpreis abgerutscht ist. Allerdings berichtet Nairametrics darüber, dass der Naira-Preis für „P2P“ – also Tether – auf 1/900 Dollar gestiegen, aber auf dem Schwarzmarkt bei 1.000 bis 1.100 geblieben sei.

Der Tether-Kurs fiel also stärker als der Dollar-Kurs auf dem Schwarzmarkt. Das Forex-Clearing ist sicherlich ein Teil der Erklärung – aber nicht die ganze.

Geht die Zentralbank gegen Binance vor?

Der Tribune bietet einen weiteren Grund an: Die Zentralbank gehe härter gegen den P2P-Marktplatz von Binance vor.

Dies geschieht tatsächlich. Die Börsenaufsicht (SEC) hat Binance schon seit einigen Jahren auf dem Kieker, und erst im Juni hat sie die Börse aufgefordert, den Handel mit Naira einzustellen, da sie regulatorische Auflagen verletze. Daraufhin hat Binance den Handel mit Naira auf seine P2P-Plattform verlegt. Die Sorge, dass auch diese geschlossen werden, meint der Tribune, verunsichere nun Händler und führe zu einem Liquiditätsengpass.

Wäre dem so, müsste dies aber ein längerfristiger Trend sein, der sich im Handelsvolumen bemerkbar macht. Dieses steigt aber seit Herbst 2022 kontinuierlich an. Ein Liquiditätsmangel ist nicht zu sehen, vor allem nicht ein so spontan entstandener.

Der Chart zeigt alles, aber keinen Marktplatz, auf dem das Volumen versickert. Interessanter ist daher die dritte Spekulation des Tribune.

Zentral manipulierte Preise

Das Magazin mutmaßt, ob die Zentralbank die Kurse auf Binance manipuliert hat. Es gab schon 2021 Berichte, dass die CBN die P2P-Märkte infiltriere. Nach dem Einbruch des Naira könnte sie versucht haben, die P2P-Preise wieder auf die offiziellen Kurse zu drücken, um die Situation zu stabilisieren.

Binance-Boss Changpeng Zhao nährte diese Gerüchte, indem er auf Twitter genau am 2. November eine nigerianische Flagge ohne weiteren Kommentar postete. Man könnte das so deuten, dass er eine staatliche nigerianische Behörde als Kunde begrüßt.

Dafür spricht auch, dass der P2P-Markt für Bitcoin und Naira ähnlich reagierte. Am 2. November hatte ein Bitcoin 41,2 Millionen Naira gekostet – das entspricht nach offiziellen Kursen 52.360 und nach Schwarzmarktpreisen etwa 34.300 Dollar. Danach fiel er auf 27 Millionen Naira – was 34.300 oder, nach Schwarzmarktpreisen, 27.000 Dollar entspricht.

Der Naira hatte sich auf Binance also an den offiziellen Kurs angepasst.

Falls die Zentralbank dies tatsächlich herbeigeführt hat, griff die Maßnahme aber nur kurzfristig. Heute steht Bitcoin wieder bei knapp 37 Millionen Naira, was nach offiziellem Kurs mehr als 46.000 Dollar wären, aber nach Schwarzmarkt-Kursen recht genau den Dollarkurs von Bitcoin trifft. Binance ist zurück im Parallel-Markt.

Die Wagner-Connection

Man könnte das Kursgeschehen schließlich geopolitisch deuten. Das ist, zugegeben, spekulativ bis nebulös. Aber es ist eine Variante.

Der Naira ist nach dem südafrikanischen Rand die zweitwichtigste Währung Afrikas. Er ist relativ weit akzeptiert, aber weniger stark reguliert und in westliche Sanktionsregime eingebunden wie der Rand. Das macht ihn zu einer guten Option, um Geld abseits der offiziellen Kanäle zu versenden, etwa wenn man von der Zehe bis zum Scheitel mit Finanzsanktionen bepflastert wurde.

Wie etwa die Gruppe Wagner, jene russische Söldnergruppe, die in der Ukraine gemordet hat, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent ihr blutiges Handwerk verrichten. Es gibt Hinweise, dass sie Bitcoin, USDT und Naira verwendet, um afrikanische Operationen zu finanzieren oder deren Erträge rückzuführen. Die P2P-Märkte von Binance spielten dabei angeblich eine zentrale Rolle, wofür man Hinweise in Preis- und Volumenspitzen sehen kann.

Eine große Nachfrage nach Naira hätte in dieser Situation einen Crash des Tether auslösen können. Aber was für ein Ereignis wäre das gewesen?

Hier kann man nur raten. Chronologisch gibt es einen interessanten Zusammenhang: Am 2. November veröffentlichte das Wall Street Journal ein Video darüber, wie Russland die afrikanischen Wagner-Operationen nach dem Tod von Jewgenij Prigoschin umstrukturiert. Aus dem Verteidigungsministerium und Geheimdienst werden neue Wagner-Generäle ernannt, zwei Oligarchen ersetzen Prigoschin als Finanzierer. Im September reist die neue Wagner-Führung nach Libyen, Burkina Faso, Mali und die Zentralafrikanische Republik.

Dann fällt ein interessanter Satz im Video: Die neue Führungsriege stehe vor der Herausforderung, „ein komplett neues Netzwerk zu schaffen, von unaufspürbaren, unsanktionierbaren Organisationen und Entitäten, die sich Werte und Geld senden“. Sie müssen also auch dafür sorgen, dass die Rubel aus dem Heimatland in irgendeiner brauchbaren Form vorbei an den Sanktionen an der afrikanischen Front ankommen.

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass Bitcoin, USDT und Naira eine wichtige Rolle dabei spielen. Gut möglich, dass in diesem Zuge die Nachfrage nach Naira vorübergehend explodiert, etwa wenn die neue Führung bestimmte Transaktionen plant oder Einheiten umgruppiert.

Aber all das ist, um es noch einmal zu sagen, eine Vermutung. Am wahrscheinlichsten ist die langweiligste Erklärung: Der P2P-Markt hat wegen der geringeren Liquidität und dem Spekulationshunger der Krypto-Trader schlicht hysterischer reagiert als der behäbige, auf Bargeld basierende Schwarzmarkt.

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19 Kommentare zu Der rätselhafte Crash des Tether-Dollars

  1. Ich halte ja weiterhin Tether und praktisch alle “Stable”coins für Scams, bis sie das Gegenteil bewiesen haben. Tether hat sich lange gehalten, aber wahrscheinlich ist ein Sam Bankman Fried noch eher harmlos was da noch kommt…

    • Der Aussage schliesse ich mich an!

    • Das sehe ich anders. Wenn man die Ereignisse auf dem Kryptomarkt der letzten zehn Jahre betrachtet, fällt auf, dass Unternehmen, die unehrlich gehandelt haben, in der Regel innerhalb von 1-2 Jahren bankrott gegangen sind. Beispiele dafür sind Mt. Gox, der Skandal um den verschwundenen kanadischen Krypto-König Gerry Cotten, FTX, Celsius, Voyager und viele andere. Die höhere Transparenz der Krypto-Transaktionen und die schnelle Verbreitung von Informationen in sozialen Medien führen gewissermassen zu einer Selbstregulierung. Tether besteht immer noch – und das nach gut 5 Jahren? Ich hege Zweifel daran, dass Tether ein Betrug ist.

      • Ach, ob nun in Crypto oder nicht, spielt doch keine Rolle, es kommt stets darauf an, wie viel gut das Risikomanagement ist. Siehe Bernie Madoff oder die Immobilienblase in den USA, wo Banken faule Kredite vergeben konnten, nur weil der Wert sich stetig gesteigert hat, angetrieben eben durch diese Kredite. Dann wurden sie in Finanzprodukten gebündelt und mit Triple-AAA bewertet und auf den Markt geworfen.

        Die Frage ist doch nicht, ob man zweifelt, ob sie ein Scam sind, sondern ob sie nachweislich kein Scam sind. Circle macht es vor und ist mit dem Blackrock Fund immerhin durch die etablierten Börsentools für jeden auditierbar.

        Tether ist auch Off-Shore und während sie aktuell mit Zinsen gewisse Erträge erwirtschaften können, war das bislang kaum möglich und die Verstrickungen zu BitFinex sollten ein Alarmsignal sein – vielleicht mittlerweile nicht ganz so eklatant wie Alameda und FTX, aber die haben sich auch schön aus ihrer Affaire “herausgekauft” mit ihren Token.

        Auch Binance ist kaum durchschaubar und womit ihre eigenen Token gedeckt/gestützt werden, aber auch ihr Risikomanagement ist offensichtlich deutlich besser als bei z.B. FTX…

        Neben immer populärerer DEX, die aufgrund der Transparenz allenfalls im Code Probleme haben könnten, dürften die tatsächlich in den USA regulierten Börsen die einzigen wirklich seriösen sein, auch wenn ich das ungern sage.

      • steffenkd // 12. November 2023 um 21:53 //

        Wenn man die Ereignisse auf dem Kryptomarkt der letzten zehn Jahre betrachtet, fällt auf, dass Unternehmen, die unehrlich gehandelt haben, in der Regel innerhalb von 1-2 Jahren bankrott gegangen sind.

        Definiere unehrlich. Woher will man wissen, ob ein Unternehmen unehrlich handelt, ohne 100% Transparenz? Unehrlichkeit findet fuer gewoehnlich “im verborgenen” statt und kommt erst irgendwann spaeter, in den allermeisten Faellen unfreiwillig ans Licht.
        Ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet und hab da jetzt auch nicht viel recherchiert, aber aus meiner bisherigen Lebenserfahrung sind mir praktisch kaum Faelle bekannt, in denen es bei groesseren Unternehmungen oder aehnlichem zur Selbstanzeige (im weitesten Sinne) kam. Selbst das kleinste Unternehmen der Welt, das menschliche Individuum versucht meistens die Wahrheit zu kaschieren und so zu tun als waere nichts.
        Da wird so lange vertuscht, gefaelscht und getrickst, bis es entweder irgendwann nicht mehr geht und irgendetwas “bricht”, oder halt irgendeine Kontrollinstanz darauf aufmerksam wird und man mit Bestechung oder Erpressung nicht mehr weiterkommt.
        Mit anderen Worten: da wir nirgendwo auch nur annaehernd 100% Transparenz haben, haben wir Null Ahnung, wie viel “unehrlichkeit” ueberall drinsteckt. Das gilt sowohl fuer Unternehmen als auch fuer Individuen.

        Beispiele dafür sind Mt. Gox, der Skandal um den verschwundenen kanadischen Krypto-König Gerry Cotten, FTX, Celsius, Voyager und viele andere.h

        Wie zuvor geschrieben, hat man keine Ahnung, wie viele Unternehmungen noch am laufen sind und vll. noch viel mehr Dreck am Stecken habe, deshalb kann man hier keinerlei Vergleich ziehen.

        Ein weiterer Aspekt ist auch der des “too big to fail”. Je mehr maechtige Institutionen und Geld in einer Unternehmung drinsteckt, desto mehr Menschen und desto mehr Kapital hat ein Interesse daran, diese Unternehmung am laufen zu halten und desto laenger halten sich solche Systeme ueber Wasser. Die groessten Fische ueberleben am laengsten, schau dir unser derzeitiges Geldsystem oder die Politik der letzten Jahre an.

        Deshalb vermute ich, dass die kleinen Fische zuerst ueber die Klinge springen, waehrend die grossen Betruegereien weitaus resistenter und langlebiger sind.

        Und vermutlich gibt es auch den Fall von: “Fake it till you make it”. Also z.B. einen Hack oder einen Verlust so lange leugnen und vertuschen, bis man die negative Bilanz durch irgendwelche anderen Geschaefte wieder ins positive gewirtschaftet hat.

        Tether besteht immer noch – und das nach gut 5 Jahren? Ich hege Zweifel daran, dass Tether ein Betrug ist.

        Tether wurde im Jahr 2014 gegruendet und somit gibt es die Unternehmung schon seit neun Jahren.

        Bislang ist mir kein offizieles halbwegs serioeses Audit der Tether Reserven bekannt, das mal ein bisschen Transparenz in die ganze Sache bringen wuerde. Zudem war die urspruengliche Zusicherung von Seiten Tethers, dass jeder Tether Dollar durch einen US-Dollar gedeckt ist. Diese Zusicherung hat sich in der Vergangenheit als falsch herausgestellt, wobei Tether das nicht wirklich freiwillig sondern erst nach laengerem hin und her zaehneknirschend zu Protkoll gegeben hat.
        Was man Von Tether haelt, ist jedem selbst ueberlassen, aber ich kann jedem nur dazu raten, dass Unternehmen mit einer gehoerigen Portion Skepsis zu betrachten. Das gilt fuer fast alles im Leben, denn dadurch erlebt man fuer gewoehnlich weniger unangenehme Ueberraschungen.

        Wie Paul ueber mir es treffend formuliert hat: “Die Frage ist doch nicht, ob man zweifelt, ob sie ein Scam sind, sondern ob sie nachweislich kein Scam sind.”

  2. Zu schlussfolgern dasss der Tether abgestürzt ist und nicht die Naira im Wert gestiegen sind aufgrund eines Fehlers bei Binance, ist absurd. Thether steht felsenfest. Thether ist kein Stablecoin gegenüber sonstigen Währungen sondern nur gegen Dollar. und wenn man für weniger Naira mehr Tether bekommen hat, ist das gut so, das stört Tether gar nicht.

  3. Was für das gesunde Business Management von Tether spricht, sind Fakten, nämlich die Tatsache, dass es den Peg zum Dollar über drei Bärenmärkte hinweg ohne einen Bailout oder Hilfe irgendeiner Regierung aufrechterhalten konnte. Stellt euch das nur mal vor: Tether ganz alleine, so wie es der Kapitalismus nach Lehrbüchern vorschreibt. Tether könnte vielen Banken weltweit als Massstab dienen. Doch vielleicht möchte Tether das nicht und einfach nur ihr geistiges Eigentum vor Circle und Binance schützen und nur das von ihrem erfolgreichen Geschäftsmodell preisgeben, was wirklich nötig ist. Die Regulierung rund um Stablecoins ist in den USA sowie im EU Raum zudem noch nicht klar und endgültig definiert. An welchen Regeln muss sich also Tether heute halten? Lasst uns Tether also in ein paar Jahren wieder beurteilen.

    Last but not least: Wie lange dauert es im Kryptomarkt, um behaupten zu können, dass ein Token den Test der Zeit bestanden hat? Bei Bitcoin sind es 14 Jahre. Wie viele Jahre wollt ihr Tether geben?

    • Was für Bernie Madoff spricht, sind Fakten. Er hat die größten Börsencrashs 1987 (Schwarzer Montag), 2000 (Dotcom Blase) bestens überstanden und konnte seinen Verpflichtungen stets nachkommen.

      Dass er sein Geschäftsmodell nicht preisgeben will, ist nur konsequent in der Sorge vor Nachahmern oder Regulierern.

      What could go wrong?

      • Exil-Hexikaner // 14. November 2023 um 17:57 //

        Mit Bernie Madoff habe ich mich noch nicht tiefer beschäftigt. Ab wann fing er denn an zu bescheißen? Es wäre git ein Beispiel für einen sehr lang anhaltenden Scam zu haben.

      • Madoff war DAS System an der Wall Street. Kein Wunder, dass er sein schmutziges Ponzi Geschäft jahrzehntelang betreiben konnte. Ich sehe immer noch keine Ähnlichkeit mit Tether. Tether hat definitiv keine Sympathisanten an der Wall Street sowie auch keine Lobbyisten in der US Regierung. Sowohl Tether als auch Binance haben mit einer derartigen negativen öffentlichen Meinung zu kämpfen (und meiner Meinung nach zu Unrecht), und ich kenne kein anderes Unternehmen, das mit vergleichbaren Herausforderungen zu kämpfen hatte. Und doch sind sie noch da, und zwar in Pole Position.

      • steffenkd // 14. November 2023 um 21:33 //

        Was für das gesunde Business Management von Tether spricht, sind Fakten, nämlich die Tatsache, dass es den Peg zum Dollar über drei Bärenmärkte hinweg ohne einen Bailout oder Hilfe irgendeiner Regierung aufrechterhalten konnte.

        Mein Stablecoin wuerde den Peg auch nie verlieren, wenn ich nichts auditieren muesste und nicht nachweisen muesste, dass es eine 100% Deckung gibt. So lange es zu keinem “Bankrun” kommt, kann ich weiter operieren, auch wenn ich nur einen Bruchteil der Reserven besitze. Solange ich genug Liquiditaet besitze um die Auszahlungen zu decken geht alles gut.
        So lange Tether also nicht nachweist, dass sie kein Scam sind, bzw. die 100% Deckung durch einen externen serioesen Audit nachweist besteht die Moeglichkeit des “fractional reserver bankings”.
        Und wenn eine Platform wie bitcoin.de einen unabhaengigen Audit hinbekommt, dann traue ich das auch Tether zu.

        Stellt sich nur noch die Frage, weshalb sie das nicht machen? Vor allem, wenn doch angeblich alles in bester Ordnung ist.

        Zumindest war mein letzter Stand, das Tether bislang keinen serioesen Audit hinbekommen hat. Es gab glaube ich mal irgendetwas Richtung “Audit”, aber das hat sich dann als ziemliche Luftnummer herausgestellt.

        Doch vielleicht möchte Tether das nicht und einfach nur ihr geistiges Eigentum vor Circle und Binance schützen und nur das von ihrem erfolgreichen Geschäftsmodell preisgeben, was wirklich nötig ist.

        Welches “geistige Eigentum” wuerde Tether durch einen serioesen und unabhaengigen Audit offenlegen?

        Tether könnte vielen Banken weltweit als Massstab dienen.

        Das stimmt vermutlich. Wobei ich hinzufuegen wuerde, das es wenig gibt, was den (Zentral)Banken dieser Welt nicht als Masstab nach oben dienen koennte. Da liegt die Latte eher niedrig.

        Tether hat definitiv keine Sympathisanten an der Wall Street sowie auch keine Lobbyisten in der US Regierung.

        Und das weist du woher genau?

        Weil Sympathisanten und Lobbyisten dafuer bekannt sind sich zu outen und ihren Lobbyismus oeffentlich kundzutun?

      • @Exil-Hexikaner
        Seit mindestens 1996 handelte er gar nicht mehr mit Aktien – und hielt wohl auch keine, da er sie nicht verkaufen konnte um Auszahlungen zu bedienen: https://www.fondsprofessionell.de/news/uebersicht/headline/madoff-kaufte-seit-13-jahren-keine-aktien-mehr-89075/
        Das Ponzi hat wahrscheinlich schon viel früher angefangen, aber um keine Kunden zu verlieren hat er einfach Renditen mit anderer Kunden Einzahlungen ausgeschüttet – und dazu sogar plausible Tradingunterlagen erstellt, was im Nachhinein nicht besonders schwierig ist, wenn man die Kursverläufe kennt.

        @Julien
        Tether ist DAS System des Bitcoin und wird von Tradern nahezu vergöttert. Der angebliche Gegenwind der US-Regierung könnte vorgeschoben sein, denn USDT, selbst wenn nicht vollständig gedeckt stärkt den US-Dollar als Weltwährung, da alles weiterhin in USD bepreist wird. Klar, ich könnte falsch liegen, aber mit den öffentlich vorliegenden Informationen kann man das nicht abschließend beurteilen und ich sage nicht, dass es ein Scam ist, sondern dass ich es für einen halte.

        So lange es zu keinem “Bankrun” kommt, kann ich weiter operieren, auch wenn ich nur einen Bruchteil der Reserven besitze. Solange ich genug Liquiditaet besitze um die Auszahlungen zu decken geht alles gut.

        Exakt das.

  4. Genau genommen ist auch Fiatgeld ein Ponzi, der bloss “to Big to Fail” ist. In der Not wird einfach von (mehreren) Staat(en), die zuviel zu verlieren haben, gerettet.

    Im Gegensatz zu Bernie Madoff (und schwachen Fiatwärungen) sind Zentralbanken finanzkräftiger Länder (wie USA/China/Japan/EU) deutlich breiter aufgestellt. Desweswegen kippt das auch nicht so schnell, wie Madoff oder Tupperware.

    Auch wenn ich Tether als dünner aufgestellt sehen würde, als Dollar oder EUR Fiat, ist es doch deutlich breiter aufgestellt als Bernie Madoffs Schema.

    Ein Großteil der Börsen hätte aktuell sicher überhaupt kein Interesse daran, dass Tether ein FAIL wird. Ich glaube da hilft man sich auch schon mal gegenseitig.

    Solche Strukturen können sich sehr sehr lange halten, bevor sie irgendwann – falls überhaupt – mal kippen.
    Dollar/EUR/Yen Fiat funktioniert trotz aller Unkenrufe aus der Kryptobranche ja nach wie vor ziemlich gut fürs alltägliche Leben.

    • Klar ist Fiat ein Ponzi mit dem Input “Wirtschaftswachstum” / “erwünschte Inflationsrate” und bröckelt erst, wenn die Wirtschaft massiv schrumpft, die Geldmenge aber bestenfalls gleich bleibt, in der Regel aber massiv ausgeweitet wird, alleine um die Staatsausgaben irgendwie zu stemmen und/oder die eigene Macht der Regierenden weiter zu sichern. Klar ist es “etwas” komplizierter mit Außenhandel, Devisen usw.

      Bernie Madoff hat wohl irgendwann gemerkt, dass ihm immer mehr Geld anvertraut wird und somit waren die Auszahlungen jeweils niedriger als die Einzahlungen. Mit einem soliden Grundstock an Kundengeldern (den er wohl anfangs mit richtigem Trading aufgebaut hatte) und der Annahme, dass jedes Jahr 5% mehr eingezahlt als fällig werden, konnte er den Markt um diese 5% outperformen, ohne “sein” Collateral anzufassen, hätte noch Jahrzehnte weiter gehen können. Beim Crash 2008 wollten aber alle ihr Geld abziehen, um andere Löcher zu stopfen und seine Teilreserve wurde schneller aufgezehrt als gedacht…

      Tether könnte exakt genauso laufen, vielleicht auf 30%, 50% oder sogar 80% Reserve, würde niemandem auffallen, da die Tether in Umlauf noch nie so drastisch gesunken sind, bisher gibt es nur eine Richtung: mehr! mehr! mehr! – einzige Ausnahme Mitte 2022 von 83 Mrd. auf 65 Mrd., also ca. 22%. Wenn Tether also stets auf mindestens 25% Reserve gefahren ist, wäre es nie kollabiert. Dabei ist das Schema noch viel genialer als bei Madoff, denn sie schütten ja gar keine Rendite aus, könnten aber durchaus welche für sich abschöpfen. Allerdings verursacht wahrscheinlich alleine das Halten des Dollar-Pegs an Börsen einiges an Kosten.
      Wie gesagt, ich persönlich GLAUBE einer fremden Firma, insbesondere Off-Shore kein Wort, solange sie keine plausiblen Belege dafür offenlegen. Kann jeder mit sich selbst ausmachen, wie er das sieht… Vielleicht sind sie auch wie sie behaupten Overcollaterated.

      • Ich würde sagen, wie solide das ganze trotz Ponzi ist, hängt davon ab, wieviele andere Akteure mit entsprechenden Möglichkeiten einspringen würden um Tether zu retten.
        Wenn die Antwort Keiner ist, ist das nicht wesentlich besser als Bernie Madoffs Schema.
        Persönlich glaube ich aber, dass da was gehen würde, da es sonst andere starke Akteure mit in den Abgrund reisst. Gewissermassen würde das ja vielleicht sogar Bitcoin als Ganzes nicht umbringen aber doch einen kräftigen Blow verpassen.

        Wie solide das Ganze erscheint, muss – wie Du richtig sagst – jeder mit sich selbst ausmachen.

        Ich würde mal sagen, die meisten nutzen Tether temporär während des Tradings. Die wenigsten Halten große Mengen davon auf Dauer (steigt ja auch nicht im Wert). In dem Fall wäre das persönliche Risiko der Kolateralschaden im Ökosystem, den ein FAIL mit sich ziehen würde.

      • Ich würde sagen, wie solide das ganze trotz Ponzi ist, hängt davon ab, wieviele andere Akteure mit entsprechenden Möglichkeiten einspringen würden um Tether zu retten.

        Guter Einwand! Nur wie viele Akteure gibt es Deiner Meinung nach, die jenseits mehrerer Milliarden Dollar (immer noch unter 10% des Market Caps von Tether) einspringen können, selbst wenn sie sich verbünden? Bei staatlichen Banken, die too big to fail sind, springt meist die Zentralbank ein, die ggf. beliebig viel drucken kann (abgesehen von den Risiken die dadurch entstehen können). Tether ist an sich auch too big to fail für das Krypto Ökosystem, aber ich sehe potenziell keine Akteure, die ihn auffangen könnten.

        Potenziell ist es also ein Risiko für die gesamte Branche, egal ob man Tether aktiv nutzt, selbst für nicht-Trader.

        Wenn ich also auf einen Stablecoin angewiesen wäre, um einen Trade durchzuführen, würde ich nach Möglichkeit auf einen kleineren Konkurrenten ausweichen, alleine um etwas zum Gleichgewicht beizutragen, unabhängig dessen, ob ich ihnen mehr Vertrauen schenke oder nicht.

        Die Branche hat sich in meinen Augen zu stark von einem Akteur abhängig gemacht und Tether hat stets mehr Handelsvolumen als Bitcoin und Ethereum zusammen. Was, wenn dort irgendwann jemand den Marsalek macht wie bei Wirecard?

        Der heutige “Kryptomarkt” ist imho schizophren.
        Tether ist alles das, was Bitcoin anders machen wollte. Nicht dezentral, nicht zensurresistent, nicht trustless, nicht transparent und doch hängt der gesamte Markt daran, der nächste Stablecoin hat gerade mal 12% dessen Volumens.

        Ähnliche Schizophrenie sehe ich übrigens beim LN: Die meisten “Influencer” nutzen irgendwelche proprietären Custodial Wallets und prahlen damit, wie geil es funktioniert, obwohl sie das nächste PayPal hypen und hoffen können, dass “ihre” Funds bestenfalls nicht eingefroren oder anderweitig veruntreut werden.

      • Guter Einwand! Nur wie viele Akteure gibt es Deiner Meinung nach, die jenseits mehrerer Milliarden Dollar (immer noch unter 10% des Market Caps von Tether) einspringen können, selbst wenn sie sich verbünden?

        Kann ich nicht einschätzen. Aktuell ist das aber noch gar nicht nötig, wenn man die Werte wie Tether offen zugibt mit Kryptowerten stable macht muss man erstmal nur beim Verschleiern helfen.

        Potenziell ist es also ein Risiko für die gesamte Branche, egal ob man Tether aktiv nutzt, selbst für nicht-Trader.

        Ja 2008 waren wir glaube ich schon recht nahe dran, dass für Fiat zu erleben. Geschützt haben uns vor allem das Versprechen unserer Kanzlerin, das alle Einlagen gesichert sind. Wie sehr der deutsche Staat das Versprechen auch hätte einlösen können, wenn es hart auf hart gekommen wäre steht auf einem anderen Blatt. Zum Glück musste das keiner beweisen.

        Wenn ich also auf einen Stablecoin angewiesen wäre, um einen Trade durchzuführen, würde ich nach Möglichkeit auf einen kleineren Konkurrenten ausweichen, alleine um etwas zum Gleichgewicht beizutragen, unabhängig dessen, ob ich ihnen mehr Vertrauen schenke oder nicht.

        Das ist eine absolut löblich Haltung. Leider denken die meisten Akteure nicht weiter als die direkte Rendite.

        Der heutige “Kryptomarkt” ist imho schizophren.

        Das ist ein Fact of Life und gilt für ganz viele Dinge. Trotzdem läuft es irgendwie. (Bis es nicht mehr läuft, mit dem beschäftigt man sich aber i.d.R. dann erst).

        Ich glaube Bitcoin und auch Ligthning wollten diese Punkte tatsächlich fixen. Mit Technik allein kann man aber keine Menschen fixen. Nutzer einer Technik sind anders als ihre Konstrukteure immer ein wenig schizophren.

      • steffenkd // 16. November 2023 um 22:40 //

        Die Schizophrenie an der Sache ist, dass Bitcoin urspruenglich ein Bezahlnetzwerk war, dann wurde es beschnitten und jetzt ist man bei BTC wieder, wer haets gedacht: auf der Suche nach einem Bezahlnetzwerk!
        Natuerlich will man diesmal ein Bezahlnetzwerk, dass auch skaliert, denn das letzte hat das leider aus irgendeinem unerfindlichem Grund nicht hinbekommen.

        Da Schizophrenie ein dauerhafter Zustand ist, hat man sich als zweites Layer ein System ausgedacht, dass Aufgrund der Beschneidungen des ersten Layers logischerweise auch nicht skalieren kann.

        Was zwangslaeufig auch so sein muss, denn ansonsten wuerde das Bezahlnetzwerk des zweiten Layers das urspruengliche Netzwerk auf dem ersten Layer ueberfluessig machen. Denn wenn man zwei Netzwerke hat, von denen eines skaliert und das andere nicht, dann braucht man das andere eigentlich gar nicht.
        Wobei derlei Spitzfindigkeiten bei schizophrenen Ideologien und Gruppierungen meistens keine Rolle spielen.

        Bin mal auf Layer drei gespannt, damit Lightning sauber skaliert.

        Bis man das hinbekommen hat, nimmt man dann Lightning Custodials, intransparente Stablecoins, freut sich ueber Mastercard und BlackRock involvierungen und hodlt feste weiter. Denn das dezentrale, freie, zensurresistente und unmanipulierbare DeFi Web 3.0 ist nur noch 18 Monate entfernt und dann ist endlich Schluss mit dem aktuellen “Fiatponzi”.

  5. Mein Stablecoin wuerde den Peg auch nie verlieren, wenn ich nichts auditieren muesste und nicht nachweisen muesste, dass es eine 100% Deckung gibt.

    Wenn nur das Wörtchen “Wenn” nicht wäre. 😉
    Tether schafft das bisher noch ohne ernstzunehmender Audits. Bei Deinem (oder meinem) Stablecoin wäre ich mir nicht so sicher. 🙂

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