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Bitcoin wird offiziell zur Recheneinheit – auf einer Insel vor Honduras

Die Insel Roatán vor Honduras. Bild von Andres Alvarado via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Eine Sonderwirtschaftszone in Honduras macht Bitcoin zur Recheneinheit vor dem Fiskus. Damit erfüllt Bitcoin erstmals die primäre Funktion von Geld.

Próspera ZEDE, eine Sonderwirtschaftszone in Honduras, macht Bitcoin offiziell zur Recheneinheit. Manche Krypto-Medien feiern das als Durchbruch und Gamechanger, der, so etwa Cryptopolitan, „eine neue Ära einläutet, in der digitale Währungen nicht allein schillernde digitale Assets sind, sondern zentrale Akteure im ökonomischen Kontext.“

So so. Ganz neu klingt das auf den ersten Blick nicht. Die deutsche BaFIN hat bereits vor mehr als 10 Jahren Bitcoin zur „Recheneinheit“ erklärt, was aber kein Gamechanger war, sondern eher der Auftakt zu einer Regulierungsinitiative, die die Branche hierzulande nachhaltig gelähmt hat. Handelt es sich bei der Nachricht aus Próspera nur um denselben schalen Wein in einem neuen Schlauch – oder passiert etwas grundsätzlich anderes?

Die Antwort ist das zweite. Ein in Próspera registriertes Unternehmen namens Zion Labs hat die Steuerverwaltung um eine verbindliche Auskunft ersucht, ob es Bitcoin als Recheneinheit verwenden darf. Über das Unternehmen selbst ist wenig bekannt, eine Google-Suche führt lediglich zu Nahrungsergänzungsmitteln. Die Steuerverwaltung kam nun der Anfrage positiv nach: Alle physisch oder elektronisch niedergelassenen Unternehmen dürfen „Bitcoin als ihre Recheneinheit verwenden, und zwar als Geldeinheit oder Maß des Wertes, in denen ihre Konten geführt und ihre Werte ausgewiesen werden“.

Das ist tatsächlich ein Paukenschlag. Die BaFIN hat damals Bitcoin lediglich in regulatorischer Hinsicht als Recheneinheit behandelt hat, während es weder steuerlich noch buchhalterisch erlaubt ist, Bitcoin auch als solche zu verwenden. In Próspera dagegen wird genau das möglich – zum ersten Mal überhaupt. Eine Recheneinheit ist die vermutlich nobelste und wichtigste Funktion von Geld. Als Wertspeicher können auch Immobilien dienen, als Zahlungsmittel auch Kreditkarten. Aber die Recheneinheit, also das Maß aller Dinge und das Vokabular, das uns erlaubt, überhaupt von Preisen zu reden – das war und ist seit jeher dem Geld vorbehalten.

Man könnte sagen, mit der Entscheidung der Steuerverwaltung von Prospera wurde Bitcoin zum ersten Mal wirklich Geld. Der Beschluss bezieht sich nicht nur auf den Antragsteller, sondern auf alle Steuerzahler, und er wurde, betont die Behörde, „ohne Vorurteil gegen die Art von Kryptowährungen“ gemacht, was wohl bedeutet, dass sie gewillt ist, auf Anfrage auch andere Kryptowährungen als Recheneinheit anzuerkennen.

Doch noch bleibt die Sonderwirtschaftszone auf halbem Weg stecken. Zwar dürfen Unternehmen ihre Steuerschuld in Bitcoin kalkulieren, sie müssen sie aber gegenüber der Steuerverwaltung in Dollar abgeben. Dies aber ist explizit eine Übergangslösung. In Zukunft soll Bitcoin auch als vollständige Recheneinheit zugelassen werden.

So stark diese Meldung klingt, sollte man sie auch nicht überbewerten. Honduras ist mit 10 Millionen Einwohnern ein eher kleines Land in Mittelamerika und eines der ärmsten des Subkontinents. Die Sonderwirtschaftszone Próspera besteht aus mehreren Städten auf der Insel Roatán und hat eine autonome Regierung und Steuerverwaltung. Im Jahr 2020 zählte die Insel rund 110.000 Einwohner, in der Sonderwirtschaftszone haben sich aktuell nach Angaben der Webseite mehr als 100 Unternehmen mit tausenden Mitarbeitern niedergelassen.

Es handelt sich also um eine ziemlich kleine Region. Aber jede Bewegung muss an einem Punkt beginnen. Wichtig ist nur, dass sie dort nicht aufhört.

Über Christoph Bergmann (2813 Artikel)
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3 Kommentare zu Bitcoin wird offiziell zur Recheneinheit – auf einer Insel vor Honduras

  1. Nichts Neues: in schweizer Kantonen lassen sich auch Steuern in Bitcoin begleichen.

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