Krypto-App Bison will mehr über eure Wallet wissen
Amerikanischer Bison, auf Büffel genannt. Bild von Larry Lamsa via flickr.com, Lizenz: Creative Commons
Es war nur eine Frage der Zeit, bis es beginnt. Die EU hat die „Transfer of Funds“-Regulierung beschlossen, und die beliebte App Bison führt sie in Deutschland als erstes ein. Für Kunden wird es nun etwas ungemütlicher.
Wenn ihr künftig mit einer eigenen Wallet Coins von oder zu der Krypto-App Bison sendet, wird diese genauer wissen wollen, ob es wirklich eure Wallet ist.
Denn die App, die zur Börse Stuttgart gehört, führt als erstes deutsches Unternehmen die „Transfer of Funds“-Regulierung ein (ToFR). Diese, auch bekannt als „Travel Rule„, verlangt, dass Krypto-Dienstleister wie Börsen Informationen über Sender und Absender erheben, wenn ihre Kunden Kryptowährungen überweisen, darunter eure Anschrift und euer Geburtsdatum.
Solange die User ihre Coins von Börse zu Börse überweisen, läuft ToFR schön im Hintergrund ab. Die eine Börse sendet Userdaten zur anderen, und so begleitet ein Gewebe privater Informationen eure Transaktionen, ohne dass ihr davon viel mitbekommt. Bei Bison müsst ihr künftig lediglich den Namen des empfangenden Dienstleisters angeben, also etwa „bitcoin.de“.
Anders wird es, wenn ihr eine eigene Wallet benutzt. In der Welt der Finanzregulierung ist das eigentlich gar nicht vorgesehen. Der Regulierungs-Speak nennt dies eine „self-hosted Wallet“, was in gewisser Weise ein poetischer Angriff auf Bitcoin ist, da damit eine ganz normale Wallet, wie sie seit je üblich ist, zum Sonderfall deklariert wird. Für die nationalen Regulierer sind Wallets eine Herausforderung, die sie unterschiedlich beantworten. Die übliche Lösung ist es, dass Dienstleister User-Wallets verifizieren müssen.
So handhabt es auch Bison. Wenn ihr fortan mit Bison und einer eigenen Wallet operiert, um Coins ein- oder auszuzahlen, und der Betrag einer oder einer Reihe von zeitlich rasch aufeinander folgenden Transaktionen 1.000 Europ übersteigt, müsst ihr nachweisen, dass die Wallet euch gehört. Ein solcher Beweise gilt dann immerhin ein Jahr lang.
Um zu beweisen, dass eure Wallet euch gehört, müsst ihr den „Satoshi-Test“ durchlaufen. Dazu muss man von seiner Wallet einen kleinen Betrag an eine Adresse von Bison senden. Diese Art von Test hat den Effekt, dass ihr keine jungfräulichen Adressen mehr verwendet könnt, sondern nur eine, die mindestens eine Transaktion versendet hat. Damit liegt der öffentliche Schlüssel der Adresse bereits auf der Blockchain, was im – bisher unwahrscheinlichen – Fall eines Quantenangriffs auf ECDSA-Signaturen ein erheblicher Sicherheitsnachteil sein wird.
Das größere Problem ist aber natürlich, dass ihr damit offiziell eure Adresse mit eurer Identität verknüpft. Damit verdichtet sich das Informationsgewebe, das wie eine Layer-2 über der Blockchain liegt und Adressen mit Identitäten verknüpft.
Bison ist das erste deutsche Krypto-Unternehmen, das ToFR einführt – aber gewiss nicht das letzte. Denn Bison reagiert damit lediglich auf die EU-Regulierung, welche ToFR ab dem 31. Dezember 2024 in der ganzen Union verbindlich macht. Auch außerhalb der EU soll die Travel Rule gelten, am besten global, wie es die Financial Action Task Force vor einigen Jahren bestimmt hat. In der Schweiz gelten diese Regeln etwa schon seit geraumer Zeit.
Künftig werdet ihr also nur schwer darum herumkommen, dass Börsen eure Postanschrift austauschen und genau wissen wollen, ob eine Wallet euch gehört. Es wird gewiss noch Regulierungsoasen geben, in denen Börsen ohne Travel Rule arbeiten dürfen, aber über kurz oder lang wird es voraussichtlich einen Verdachtsfall der Geldwäsche markieren, wenn eure Coins mit solchen Börsen Kontakt hatten, ähnlich, wie es heute schon mit Mixern gehandhabt wird.
Die einzige Alternative, die ihr dazu habt, wird es sein, auf Börsen zu verzichten, und eure Coins zu den größtmöglichen Teilen auf eurer eigenen Wallet zu lassen. Wie die meisten Regulierungs-Schikanen setzt auch diese Anreize, Bitcoins zu hodlen anstat zu verkaufen – was, nun ja, gut für Bitcoin ist.
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Solange beispielsweise Typen wie jene noch frei herumlaufen und seit Jahren Raubgut sammeln, ist dass alles fehlgedacht: diejenigen, die man treffen will, haben Freibriefe…
https://apexcapitals.org/
Ach, du musst das verstehen, unsere Finanzaufsicht hat alle Hände zu tun, den legitimen Unternehmen das Leben schwer zu machen. Wenn die endlich aufhören würden, den Standort hier zu belagern, dann könnte sie sich auch mal den Betrügern zuwenden. Daher, bitte beschwere dich bei Bison, Bitcoin.de und all den anderen deutschen Bitcoin-Unternehmen, die wertvolle Ressourcen blockieren …
Wenn Christoph sarkastisch wird, sollte man sich Sorgen machen…
Oh weh, das war vielleicht etwas impulsiv formuliert. Aber tatsächlich beobachte ich die Tragödie nun seit rund 10 Jahren, und es fällt mir schwer, die aufsichtstechnische Realität hier nicht sarkastisch zu sehen.
Wie lange ich hier schon mitlese weiß ich garnicht. Aber lange genug, um folgende Entwicklung zu beobachten: Erst herrschte allgemeine Freude über die Regulierung, weil das eine Art staatliche Anerkennung ist. Wenigstens kein Verbot! Dann herrschte mehrheitlich Einverständnis mit allem, wofür Kriminalitätsbekämpfung vorgeschoben wurde. Weil das ja sooo gerechtfertigt ist. Der nächste logische Schritt, nämlich Maßnahmen, die sich angeblich nur gegen Ausländer richten (wie bei der „Ausländermaut“), funktioniert bei einem internationalem Phänomen wie Kryptowährungen nicht und wurde darum ausgelassen. Nun herrscht Unmut über den Orwell-Staat. Ab dem Punkt erst begreifen endlich einige, was Regulierung bedeutet und immer schon bedeutet hat.
@Shiro Zu einem großen Teil teile ich Deine Beobachtung und finde sie absolut zutreffend. Ich würde sogar sagen, dass wir die Massnahmen gegen Ausländer (z.B. in Form der Bezahlkarte) dabei gar nicht übersprungen haben.
Ich möchte dabei nochmal Werbung für die Perspektive machen, dass niemand diesen „Orwellschen Staat“ einführen möchte, am wenigsten die hier kritisierten Regulierer („Niemand hat die Absicht …“ 😉 ).
Wir sind viel mehr dabei den „Orwellschen Staat“ Stück für Stück gewissermassen gemeinsam „aus Versehen“ einzuführen, da es
1. jetzt technisch geht (früher war es gar nicht möglich), und
2. die Einzelmasssnahmen in Hinsicht auf einzelen Probleme leider durchaus immer Sinn ergeben.
Besonders aus 2. resultiert, dass die Regulierer sich anschliessend vielleicht ihrerseits im mentalen Schützengraben eingraben, da die Ihnen unterstellte böse Absicht aus Ihrere Perspektive gar nicht besteht und somit falsch ist.
Man müsste vielleicht mehr betonen, das das Ganze sich in eine ungute Richtung bewegt, die wir doch eigentlich alle verhindern möchten.
Dann verhindern wir vielleicht wirksamer dort am Ende aus Versehen trotzdem zu landen.
Anders wird es, wenn ihr eine eigene Wallet benutzt. In der Welt der Finanzregulierung ist das eigentlich gar nicht vorgesehen. Der Regulierungs-Speak nennt dies eine „self-hosted Wallet“
Wie mache ich das denn zukünftig, wenn ich meine „self-hosted“ Wallet namens Portmonaie beim Media-Markt zücke. Muss ich dann auch immer meine ID Karte dabei haben, wenn ich für mehr als 1000 EUR Technik kaufe?
Also meine Identität hat meine Bank beim Abheben der 1000+ EUR natürlich schon überprüft, aber die Adresse meiner self-hosted Wallet (also „Leder, braun, etwas abgegriffen“) hat sie dabei nach Travel Rule fälschlicherweise gar nicht notiert.
Ab 2k ist das ja schon Realität.
bei Bargeld? Meines Wissens gilt da nach wie vor die 10.000 EUR Grenze. Nur bei Krypto gelten nach Travel Rule jetzt 1000 EUR.
..und wer zahlt die manchmal gar nicht unerheblichen Netzwerk Gebühren?
Und was ist mit Adressen signieren, welches ganau für diesen Zweck erfunden wurde und keinerlei netzwerk-Berührung braucht?
…da will wohl jemand die Leute in eine bestimmte Richtung drängen, oder ist bison einfach unfähig!?
Gute Frage, ja. Generell würde ich sagen, leider ist die Funktion, eine Nachricht zu signieren, aus den meisten Wallets verschwunden. Früher war es üblich, aber ich glaube, das hat sich mit Multicoin-Wallets weitgehend erledigt.
Also, Electrum und trezor–wallet haben die Funktion des Adressen mit irgendeinem Text(z.B. Datum,HorstMüllerFürBisonApp) signieren immer noch.
Leute, opt out! Es gibt Alternativen zum Bankensystem. Bitcoin ist leider keine davon.
Welche Alternativen meinst du denn? Würde mich sehr freuen, wenn du das teilen magst! DANKE
… also… Wenn ich beim Traditionsunternehmen WEMPE als echte Urberliner Pflanze mir eine der preiswertesten Clocks im der Friedrichstraße erwerbe, müssen die mich bereits beim Staat registrieren: da über 10.000 Euro….
Das mag ich aber nicht!
Ich bin nämlich kein Krimineller sondern ein grundlegend ehrliches Gewächs.
Wie reagiert ein solches Gewächs: es kauft…. nicht.
Dumm gelaufen für WEMPE.
Traurig ist das
darauf wird es hinaus laufen ….
Mica scheint Probleme zu bringen:
– coinbase bietet keine Verzinsung für usdc mehr an
– kraken hat stalking eth beendet und verlangt webid, was bei mir zweimal nicht geklappt hat
– relai ist gesperrt, weil Benutzerinfo verlangt wird
D.h. coins, welche auf wallets wie metamask, solflaire oder relai liegen, dürfen erstmal nicht auf cex zurück. Man muss dann Verzinsung suchen wie aave, solend
Hallo Christoph und Community,
Weiß jemand: Welche Krypto Börse ist ohne ToFR?
Ich finde bei Bitget, BingX und Binance keine Infos.
„EU-reguliert“ wäre gut, wenn das Finanzamt dadurch weniger Stress macht. Aber inzwischen glaube ich: Man hat gegenüber Bank und Finanzamt gar keine Vorteile durch irgendwelche Gütesiegel der EU oder Bafin, sondern nur Nachteile. Man muss sowieso Herkunftsnachweise liefern, wenn man oberhalb von 10k Krypto in Fiat umtauscht. Das mache ich, aber nur wenn es von Börse zur Bank geht.
Aber solange ich Coins zwischen Wallet und Börse hin und her bewege, möchte ich keine privaten Daten in ein zentrales Vermögensregister schreiben müssen und meine Blockchainadressen damit verknüpfen.
Ich nutze Mycelium, um meine Paper-Wallets zur Bison-Börse zu übertragen. Wird dann nur einmal für die Mycelium-App die „Proof-of-Ownership“ durch-
geführt? Oder für jede einzelne Paper-Wallet-Adresse?