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„Ein globaler Trend, Bitcoin zu kontrollieren und abzulehnen.“

"Leaking Sculpture" von Fredrik Linge via Flickr.com. Rechte nach Creative Common 2.0

Neuigkeiten aus China: Zhang Weiwu hat eigentlich geraten, woanders hinzuschauen, wenn man Action sehen will. Die Börsen führen auf hohem Volumen das Leben von für tot Erklärten, und nicht mal ein geleaktes Dokument der Regierung bringt Leben ins tote Wasser. Zhang erklärt dennoch, was in dem Dokument steht – und, wichtiger: was nicht in ihm steht.

Das zuletzt geleakte Dokument ist authentisch – man erspare mir bitte, es zu beweisen. Es handelt sich um ein Arbeitspapier der PBOC zum Mikromanagement des Bitcoin. Das Dokument ist nicht ganz aktuell, es wurde geschrieben, als der Bitcoin auf dem tiefsten Preis des Jahres aufsetzte: zwischen 400 und 450 Dollar (etwa 300 Euro). Mein Redakteur sagt, ich solle den Leser mit lustigen Geschichten erfreuen. Gerne. Die Übersetzung des Dokuments hat ihren Witz.

Am 30. November 2013 hat der Bitcoin eine Spitze mit 1015.55 US-Dollar erreicht. Mit dem gemeinsamen Vorgehen der Regierung dieser Welt gegen den Bitcoin, wie die „Notiz“ der PBOC am 3. Dezember, habe der Hype der Bitcoin-Spekulation zu deflationieren begonnen, so das Dokument. Es beweist, dass es einen globalen Trend dahin gibt, strenger gegen den Bitcoin vorzugehen:

„Wenn die Marktkapitalisierung des Bitcoin steigt, werden sich gefährliche Probleme zeigen, etwa Geldwäsche, Spekulation, das Verschwinden von Börsen und mehr gibt. Die Änderungen der Einstellung zum Bitcoin können in folgende Kategorien eingeteilt werden:

  1. Einige Länder, die Bitcoin zuvor als Währung akzeptiert haben, warnen nun davor. Die Europäische Bankenaufsicht hat etwa eine Warnung herausgegeben
  2. Einige „Warten-und-Zuschauen“ Länder ändern ihre Einstellung. Korea erklärt etwa, die Legalität des Bitcoin nicht anzuerkennen
  3. Einige Länder haben die Stufe des „vollständigen Bans“ erreicht. Russland hat etwa das Benutzen von Bitcoins verboten

Von daher: Ja!, das Dokument versichert, dass „der globale Trend dahingeht, Bitcoin zu kontrollieren und abzulehnen.“

Das Dokument beinhaltet ferner einen Management-Rahmen, um Bankkonten, die mit Bitcoin in Verbindung stehen, zu finden und zu schließen, auch indem bankenübergreifende „Blacklists“ errichtet werden. Genaue Leser finden das gesamte geleakte Dokument auf Chinesisch hier. Sie werden aber mehr erfahren, wenn Sie die Punkte betrachten, die nicht im Dokument stehen.

Das fehlende ITEM 1: Aufmerksamkeit

Es gibt keinen Kommentar in dem Thread, in dem das geleakte Dokument vor einigen Tagen veröffentlicht wurde. Keiner scheint genug Interesse zu haben, um es zu leben. Auch ich war nicht mal motiviert, darüber zu schreiben. Der Markt hat die negativen Nachrichten aus China eingespeist. Jeder weiß, dass es schlimm(er) kommt, aber den Markt kümmert es nicht mehr.

Das fehlende ITEM 2: Die PBOC selbst

Das Wort PBOC kommt in dem Dokument nicht vor. Es ist tatsächlich ein Arbeitspapier der Payment & Clearing Association of China (PCAC). Wenn Sie davon noch nichts gehört haben – kein Problem, das hat niemand. Die einzige News über die PCAC scheint ihre Gründung zu sein. Es ist keine Regierungsagentur, auch wenn die PBOC für sie verantwortlich ist – der übliche chinesische Stil des Management: Warum sollten Banken auf eine Organisation hören und damit antworten, dass sie etwa Schwarze Listen austauschen? Sie machen das nur, wenn die Organisation die implizite Authorität der PBOC hat.

In Wahrheit sollte man sich die PCAC besser als Club vorstellen, in dem die Zahlungsbranche zahlt, um eine Chance zu haben, die Intentionen des Herren zu hören. Der Preis dient nur dazu, den Club zu einer geschlossenen Gesellschaft zu machen – was in China 200 Mitglieder bedeutet. Wie immer ist es egal, wer der Vorsitzende ist – gewöhnlich eine Persönlichkeit, die man daran erinnert muss, dass sie Vorsitzender ist. Die ganze Arbeit wird von einem grollenden Vizevorsitzenden erledigt, der darauf hofft, eines Tages nicht mehr für diese Puppeninstitution verrichtet, sondern für die Seele dahinter. Also für die PBOC. Von ihr geht die „implizite Authorität“ aus.

Abgesehen davon, als Kommunikations-Kanal zwischen dem Willen des Herren und der Untertanen zu funktionieren, hat die Organisation absolut nichts getan seit ihrer Gründung 2011. Nun war sie Gastgeber eines Treffens zum Vorgehen gegen den Bitcoin. Die PCAC hat niemals zuvor ein einziges Bankkonto gesperrt. Nun soll sie die Bemühungen koordinieren, Bankkonten zu schließen, die mit dem Bitcoin in Verbindung stehen.

Warum also diese Subtilität? Leser die meine früheren Artikel über die Größenverhältnisse gelesen haben, wissen, dass der Bitcoin ein Problem von ungewöhnlicher Größe ist. Eigentlich ist er zu klein, um zu reagieren, aber zugleich ist es wichtig, das Feuer zu ersticken. Dies jedoch durch eine formale Organisation zu tun, würde ohne Not den Bitcoin als wichtiger darstellen, als er es ist. „Wir mussten der PCAC exekutive Funktionen geben für diesen Fall, da es kein kleineres Werkzeug gibt, das wir benutzen können“, so denkt die PBOC.

Das fehlende ITEM 3: Das Volumen in China

Das Dokument ist auf den Preis fixiert. Es nutzt ihn, um Punkte zu machen. Der Preis ist auf 450 US-Dollar gefallen – gut, das Vorgehen der Regierung hatte Erfolg. Was bedeutet es aber, dass der Bitcoin nun wieder bei 660 Dollar ist? Ist die Regierung also gescheitert?

Das Dokument erwähnt kein einziges Mal das Volumen der chinesischen Börsen, das, ob echt oder gefälscht, weiterhin das größte weltweit ist. Der Ban war effektiv, das zeigt die fehlende Aufmerksamkeit für das geleakte Dokument, doch weil die PBOC gegen den Bitcoin in China vorgeht, aber ihren Erfolg anhand des globalen Preises misst, könnte sie die Situation falsch deuten und die Schrauben weiter anziehen. Ich habe schon erklärt, dass ich einen härteren Kurs erwarte, vielleicht sogar die vollständige Beseitigung der Börsen – aber setzt nicht auf einen Zeitpunkt. Es könnte auch sein, dass dem Autor des Dokuments – es ist von der PCAC – die Erfahrung und Einsicht fehlt, aber der Verstand des Herren klar genug ist, den fehlenden „China-Faktor“ in die Beurteilungen des Preises – und des Erfolgs seiner Maßnahmen – einfließen zu lassen. Sollte die PBOC aber wirklich den Köder geschluckt haben, sollte ich mich mit einem herzhaften Gelächter belohnen!

Und die weitere Aussicht in China? Die Erkenntnis, das ernsthafte Situationen größere Werkzeuge brauchen, wird keine Überraschung sein. Die PBOC, die durch das Arbeitspapier der PCAC spricht, meint es ernst mit einer Sache: „Die Abwehr des Bitcoin-Risikos ist eine langfristige Aufgabe, die Banken sollten sich vollständig darüber klar sein, wie wichtig und komplex diese Aufgabe ist.“

 

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Zhang Weiwu ist ein chinesischer IT-Unternehmer, der seit zehn Jahren mit deutschen Unternehmen handelt und sich seit zwei Jahren mit dem Bitcoin beschäftig. Die virtuelle Währung ist für ihn die größte Erfindung dieser Dekade. Er sucht aktiv nach Gelegenheiten und Partnern für Bitcoin-Geschäfte. Er ist über linkedin zu erreichen.

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Über Zhang Weiwu (7 Artikel)
Ist unser Korrespondent aus China. Der IT-Unternehmer ist immer auf der Suche nach Geschäftspartnern und gibt unseren Lesern einen Blick hinter die Kulissen der chinesischen Bitcoin-Szene.

2 Kommentare zu „Ein globaler Trend, Bitcoin zu kontrollieren und abzulehnen.“

  1. Bitcoin > China

  2. Wer den Bitcoin kontrollieren will, muss ihn ablehnen, denn er (der BTC) ist nicht kontrollierbar.

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