Der Bitcoin-Newsrückblick vom 20. August
Behörden versuchen, den Bitcoin zu verstehen, Bloomberg nimmt ihn in Ticker auf, Coinbase ermöglicht Mikropayment – und der Preis kennt nur eine Richtung: nach oben.
Es ist mal wieder ein Vergnügen, mit dem Kurs zu beginnen. Denn der Trend nach oben setzt sich munter fort und der Preis erreichte auf allen Börsen neue Monatshochs. Bei Mt. Gox durchbrach er sogar die 120-Dollar-Marke. Währenddessen beschäftigen sich Behörden in Deutschland und den USA mit der virtuellen Währung, definieren den Bitcoin aber vollkommen anders. Zugleich schreitet die Adaption weiter voran.
// Finanzministerium: Bitcoin ist „privates Geld“
Falls Sie in den letzten Tagen in die Zeitung geschaut haben, ist Ihnen diese Meldung sicherlich einmal aufgefallen: Bitcoins gelten in Deutschland als „privates Geld.“ Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und erreichte neben der Tagesschau-Homepage auch diverse Lokalzeitungen. So viel Aufmerksamkeit hat der Bitcoin hierzulande schon lange nicht mehr erfahren.
Die Meldung geht zurück auf zwei Anfragen des FDP-Politikers Frank Schäffler an das Finanzministerium. Dieses hat am 7. August geantwortet, Schäffler hat die Dokumente auf seiner Internetseite online gestellt. Angemessen verklausuliert erklärt ein Staatssekretär, was Bitcoins in den Augen des Ministeriums sind: Weder E-Geld noch gesetzliches Zahlungsmittel, sondern lediglich eine „Rechnungseinheit“. Dies meint prinzipiell alles, was aufgrund einer privatrechtlichen Vereinbarung als „privates Zahlungsmittel“, etwa bei Tauschringen, dient.
// USA – Texanischer Richter definiert Bitcoin, Staat New York lädt Unternehmer vor
Die USA sehen die Sache mit dem Bitcoin etwas anders. Ein texanisches Gericht, das über Trendon Shavers aka Pirateat40 verhandelt, der mit einem Ponzi-Schema mehr als 100.000 Bitcoin unterschlagen hat, schrieb [http://www.courthousenews.com/2013/08/06/Bitcoin.pdf]: „Bitcoin ist eine elektronische Form von Geld.“ Das Gericht kam zu dem Schluss, das von Shaver angebotene Investment „wird der Definition eines Investments gerecht. Es ist eine Anleihe.“ Bitcoins sind demnach Geld und Bitcoin-Investments Anlagen. Wer mit Bitcoin betrügt, betrügt mit Geld.
Auch im Bundesstaat New York beschäftigen sich die Behörden mit dem Bitcoin. Das dortige Finanzamt hat 22 Bitcoin-Unternehmern eine Vorladung zugeschickt, um sich über die virtuelle Währung zu informieren [http://www.forbes.com/sites/kashmirhill/2013/08/12/every-important-person-in-bitcoin-just-got-subpoenaed-by-new-yorks-financial-regulator/]. Weshalb, erklärt ein Memo der Behörde, das den Zwiespalt der Behörde deutlich zum Ausdruck bringt: Einerseits habe „New York eine lange Geschichte der Unterstützung technologischer Innovationen“, und der Bitcoin zeige „eine Vielzahl einzigartiger Chancen und Herausforderungen. Der Aufbau innovativer Plattformen zur Ausführung von Geschäften kann dazu beitragen die Tiefe und Breite unseres nationalen Finanzsystems zu verbessern.“ Andererseits befürchtet die Behörde, dass der Bitcoin im Terrorismus, Drogenschmuggel, illegalen Waffenhandel, Geldwäsche und Menschenhändlern zum Einsatz kommt. So möchte sie gemeinsam mit den Bitcoin-Unternehmern Wege suchen, die virtuelle Währung zu deren eigenem Vorteil zu regulieren.
// Forbes bringt Interview mit Dread Pirate Roberts
Wo wir beim Thema Drogen sind: Das Magazin Forbes – ja, das mit der Liste der reichsten Menschen – hat ein Interview mit Dread Pirate Roberts veröffentlicht. Roberts ist der Administrator von Silk Road, des „Ebay für Drogen“, das im verschlüsselten Tor-Netzwerk operiert und nur Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert. Forbes bleibt erstaunlich neutral und gibt Roberts Gelegenheit, sein Geschäftsmodell zu erklären und darüber zu philosophieren, was Tor und Bitcoins für die Zukunft der Menschheit bedeuten könnten: „Wir reden über das Potenzial für eine monumentale Verschiebung der Machtstruktur der Welt. Die Leute können nun die Ströme von Informationen und Geld selbst kontrollieren.“
Da Roberts Äußerungen den Eindruck erwecken könnten, die Silk Road sei die wichtigste Bitcoin-Anwendung, haben wir etwas recherchiert. Das Ergebnis ist deutlich – die Bedeutung von Drogen in der Bitcoin-Wirtschaft wird dramatisch überschätzt. Zwar werden jährlich Bitcoins im Umfang von rund 50 Millionen Dollar für Drogendeals verwendet. Allerdings beträgt das jährliche Volumen der Bitcoin-Transaktionen etwa 10 Milliarden. Damit macht der Drogenhandel lediglich 0,5 Prozent aus. Da laut wikipedia rund 1 Prozent des globalen Bruttosozialproduktes für Drogen ausgegeben wird, ist Bitcoin in dieser Beziehung sogar die sauberere Währung.
// Bloomberg, 3dcart, Mikropayment & Edward Snowden
Über all den Behörden, Gerichten und Drogenhändlern wollen wir nicht vergessen, Ihnen in Kurzform mitzuteilen, was sich sonst noch in der Bitcoin-Welt tut. Die Tendenz ist dabei klar: die virtuelle Währung setzt sich durch, Woche für Woche gibt es neue Anwendungen.
So hat der Börsendienst Bloomberg bestätigt, dass er den Einsatz eines Bitcoin-Tickers prüft. Derzeit können Bloomberg-Mitarbeiter den Kurs unter dem Kürzel XBT beobachten. Da der Bloomberg-Ticker für Investoren DIE Nachrichtenquelle ist, könnte dies so etwas wie den Ritterschlag für Bitcoin darstellen: Es ist echt.
Zahlreiche Bitcoiner sind allerdings überzeugt, dass die virtuelle Währung ihr Potenzial nur entfalten kann, wenn sich ihre immensen technischen Vorteile im E-Commerce durchsetzen. Der populärste Bitcoin-Zahlungsdienst Bitpay hat nun einen neuen Partner gefunden: Die E-Commerce-Plattform 3dcart. Diese Firma stattet bislang 16.000 Online-Shops mit einem Zahlungssystem aus. Der Geschäftsführer Jimmy Rodriguez, der 3dcart 1997 gegründet hat, sieht in Bitcoins ein „unglaubliches Potenzial“.
Mikropayment, also das Bezahlen von Beträgen unter einem Euro, ist mit herkömmlichem Geld bislang kaum möglich, ohne dass die Gebühren den Profit fressen. Für die Content-Industrie könnte die Realisierung von Mikrotransaktionen im Internet der große Durchbruch sein. Coinbase bietet dies nun einfach und unkompliziert an: Kunden des Zahlungsdienstes können kostenlos und unmittelbar Kleinstbeträge überweisen. Der Trick: Die Transaktionen laufen nicht über die Blockchain, sondern das Coinbase-System. Dieses sammelt sie und gibt sie an die Blockchain weiter.
Und schließlich sei noch ein Erfolg der Bitcoin-Charity erwähnt: Ein von WikiLeaks gegründeter Fond zur Unterstützung von Edward Snowden, dem flüchtigen US-Whistleblower, akzeptiert Spenden in Bitcoin [https://wikileaks.org/freesnowden]. Bisher brachte dies dem Fond mehr als 103 Btc ein, was derzeit mehr als 10.000 Dollar entspricht.
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