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Betrüger, GABI und PayPal

Unbetiteltes Bild von Ben Salter, 2013 auf der Insel Jersey, britischer Kronbesitz vor der Küste Frankreichs, geschossen. Geteilt über flickr. Lizenz: Creative Commons

Diese Woche war turbulent und unübersichtlich. Im Newsrückblick erklären wir, was es mit PayPals Öffnung für Bitcoins auf sich hat: Bringt sie Bitcoin zum Mainstream? Oder ist es eine Marketing-Seifenblase? Außerdem stellen wir GABI – den ersten regulierten Bitcoin Investment Fond – vor sowie die Fondsgesellschaft hinter ihm, die von einem Steuerparadies aus mit Rohstoffen handelt. Zunächst kommen wir aber zu zwei Betrugsfällen und der Reaktion der Justiz. Viel Spaß.

Die beiden Betrugsfälle, die die Bitcoin News der Woche einleiten, sind typisch für die Bitcoin-Welt.

Butterfly Labs, Hersteller von Asic-Minern. Altgediente Miner kennen und hassen die Firma. Butterfly Labs hat “Pre-Order” angenommen, was bedeutet, dass man die Miner bezahlen muss, bevor sie überhaupt gebaut worden sind. Ausgeliefert wurden die Miner, falls überhaupt, nur mit monate- bis jahrelanger Verspätung. Als es dann so weit war, waren die Miner nur noch als teures Heizgerät zu gebrauchen, da der Ertrag aufgrund der gestiegenen Hashrate unter den Stromkosten liegt. Laut der US-Handelsaufsicht hat Butterfly Labs die Kunden so um 20-50 Millionen Dollar gebracht.

Trendon Shavers, Ponzi-Veranstalter. Der Texander ist als Pirate@40 bekannt. Er hat 2012 mit dem Bitcoin Savings and Trust Fond mehr als 700.000 Bitcoin eingesammelt, indem er Zinsen von sieben Prozent versprochen hat – je Woche. Angeblich erwirtschaftet durch Daytrading, in Wahrheit aber bezahlt durch die Einlagen neuer Anleger. Ein klassisches Ponzi-Spiel. Dass das nicht gut ausgehen konnte, versteht sich von selbst. Der Fonds ist geplatzt, die Anleger verloren ihren Einsatz.

Beides wurde ein Fall für die Justiz.

"Bound" von  Connor Tarter via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

“Bound” von Connor Tarter via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Behörden, die sich die Betrüger zur Brust nehmen, sind aus den USA.

SEC, die Finanzaufsicht. Die SEC hat bereits im Sommer 2013 Trendon Shavers angeklagt, nachdem die Anleger Sammelklagen eingereicht hatten. Ein texanisches Gericht hat Shavers diese Woche verurteilt, die Anleger um 265,678 geprellt zu haben. Die Strafe ist eine Geldbuße von 40,7 Millionen Dollar. Man braucht kein Mitleid mit Shavers zu haben, um das Urteil etwas hart zu finden: Als er die Bitcoins sammelte, waren sie wohl nicht mal 10 Dollar wert. Die Explosion des Preises kann eben auch Nachteile haben.

FTC, die Federal Trade Commission, was als Handels- oder Gewerbeaufsicht zu übersetzen ist. Sie hat sich den Asic-Hersteller Butterfly Labs vorgenommen, ebenfalls nachdem Anleger vor Gericht gezogen waren. In dieser Woche hat die FTC einen Gerichtsbeschluss erwirkt. Das Unternehmen aus Missouri muss den Betrieb einstellen, sämtliche Vermögenswerte werden eingefroren, bis am 29. September die Anhörung beginnt.

Was man darauf lernt? Vermutlich, dass es im Wilden Westen tatsächlich vorkommen kann, dass man ausgeraubt wird. Die Wirtschaft um den Bitcoin herum fand und findet weiterhin in einem weitgehend unregulierten Umfeld statt, obwohl sich in den vergangenen zwei Jahren sehr viel geändert hat. 2012 waren Bitcoins nichts als Spielgeld. Heute steckt dafür bereits zu viel Kapital dahinter. Womit wir schon beim nächsten Thema wären.

Der Global Advisers Bitcoin Fond

In dieser Woche hat der erste regulierte Bitcoin-Fond bekannt gegeben, dass er seit dem frühen September Bitcoins kauft: Der Global Advisors Bitcoin Fond, kurz GABI. Der Manager Daniel Masters erklärt in einer Pressemitteilung: “Wir sind entzückt, dass wir unseren ersten außerbörslichen Kauf von Bitcoins bei DigitalBTC abgeschlossen haben. Wir freuen uns darauf, unsere Beziehung auszubauen, während GABIs Kapitalstock wächst”.

Ok. Wer sind die Spieler? Global Advisers Ltd ist eine zugelassene Fondsgesellschaft auf Jersey, ein unabhängiger Besitz der britischen Krone, der als Steuerparadies vor der Küste Frankreichs liegt. Die Global Advisers Ltd (GA) spekuliert mit Rohstoffen. iasg.com zeigt drei Rohstoff-Fonds von GA an. Der Global Commodity Systematic Strategy etwa lief von 2005 bis 2009 glänzend und ist dann eingebrochen, was wohl typisch für Rohstofffonds ist. Laut CPA Performance wurde die Global Advisors Ltd 2008 in Jersey angemeldet und hat ein verwaltetes Vermögen von 38 Millionen Dollar (Stand 09/2013), was insgesamt nicht sooo viel ist. GA investiert in 40 verschiedene Rohstoffe, nutzt verschiedene Börseninstrumente wie margin trading oder short, und handelt mit Futures, Derivaten, Swaps und anderen Finanzinstrumenten.

Ein Blick auf die Bucht von Saint Helier, der Hauptstadt der Insel Jersey. Fotografiert von Robert Lindsdell, geteilt über flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ein Blick auf die Bucht von Saint Helier, der Hauptstadt der Insel Jersey. Fotografiert von Robert Lindsdell, geteilt über flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Dass GABI Bitcoins außerbörslich einkauft, dürfte für die meisten Trader eher enttäuschend sein. Aber wer ist DigitalBTC? Laut Daniel Masters bietet die Firma “wertvolle Liquidität und Preiserkundung und ist ein starker Geschäftspartner.” DigitalBTC ist in Australien beheimatet und versteht sich, so “Chief Investment Officer” Bill Brindise, als “eine Plattform, die speziell dafür designt ist, in Echtzeit Liquidität für institutionelle Investoren und große kommerzielle Akteure bereitszustellen.” Wirklich bekannt ist de Firma mit dem wenig originellen Namen in Bitcoin-Kreisen allerdings nicht.

Den Kurs zum Einstieg kommentiert die Pressemitteilung von Global Advisers mit folgenden Worten: “Wir haben die Preisschwäche der letzten Zeit beobachtet und sie auf eine Serie von Faktoren zurückgeführt: Der Rückzug der britischen Banken von Bitcoin-Firmen auf den Issle of Man, Probleme mit der BitLizenz von New York, Kommentare des russischen Finanzministerium und die Schwäche des Goldmarktes sind Elemente, die zu einer Preisschwäche beitragen. Wir haben unseren Eintritt in den Bitcoin Markt sorgfältig getaktet.”

Aber das ist ein ganzer Strauß anderer Themen. Wir kommen jetzt zu PayPal.

Preis und PayPal

Am späten Dienstag-Nachmittag hat das Kursschauen Spaß gemacht. Der Preis raste innerhalb von weniger als einer Stunde um knapp 40 Euro rauf. Wumm. Von etwa 310 Euro auf 350. Es hat sich ein klein wenig wie im November 2013 angefühlt, war aber ein Strohfeuer. Bei 350 kam die Rally ins Stocken, jetzt steht der Preis wieder bei 310 oder noch weniger. Kein sehr schönes Signal.

Kurz vor der Mini-Rally hat PayPal bekannt gegeben, Bitcoins zu integrieren. Noch nicht so richtig, erst mal zum Test, in einem “PayPal Payment Hub”. Wenn sie wollen, können die Kunden des Payment Hub, so PayPal, von nun an für digitale Güter Bitcoins akzeptieren. Das ist interessant, weil PayPal am selben Tag die Zusammenarbeit mit Netflix in Europa beworben hat und weil digitale Güter die ideale Ware für Bitcoins sind. Man bezahlt und lädt herunter.

Aber der Payment Hub bleibt etwas nebulös. Der Blog von Coinbase hat zwar einen Link, doch der endet bei mir auf 404. Soweit bekannt ist, gehört der Payment Hub einer Tochterfirma von PayPal. Er wickelt sämtliche Zahlungen für Verkäufer ab – also auch Kreditkarte, Banküberweisung und so weiter. Für die Kunden ist der Vorteil, dass es nur noch einen Anbieter gibt, mit dem sie zu tun haben. Keine Bank, keine Kreditkartenfirma etc. Dass nun auch Bitcoins möglich sind, ist nur konsequent. Welche Händler allerdings im Payment Hub sind und welche nicht, ist nicht bekannt. Sind Netflix, Steam und viele mehr dabei? Man kann nur abwarten, wo in nächster Zeit Bitcoin akzeptiert wird.

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1 Kommentar zu Betrüger, GABI und PayPal

  1. Vielleicht schauen Sie sich auch mal diese Geschichte an: https://litecointalk.org/index.php?topic=2702.msg208807#msg208807. Ein gewisser Jason Hudgins aka Jasinlee hat ebenfalls für geplante Asic Miner über Preorders mehr als 2 Millionen US Dollar eingenommen (Schätzung der Community). Seit Wochen ist er untergetaucht, es rechnet niemand mehr mit der Lieferung der Geräte. Anfänglich gezahlte Refunds wurden mittlerweile ebenfalls eingestellt, so dass ein Großteil der Kunden wohl den Klageweg beschreiten muss. Die ursprüngliche Website über die man noch Zugriff auf seine Bestelldaten hatte wurde vom Netz genommen und durch eine neue ersetzt, die aber seit Wochen ebenfalls nicht weiterentwickelt wird s.:www.fibonacci.io.
    Ich selbst habe im April ca. 5000€ bezahlt, die ich wohl abschreiben kann.

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