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850.000 Dollar für Bonafide.io, eine Art Schufa für Bitcoin-Adressen

"James, I think your cover's blown!" von Ludovic Bertron via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Geld mag nicht stinken, aber diejenigen, die es besitzen, und die Art, wie es erworben wurde, manchmal schon. Woher weiß man, wem man vertrauen kann, wenn das Zahlungsmittel anonym ist? Bonafide.io antwortet darauf mit der Deanonymisierung der Adressen. Die Firma arbeitet an einem Reputations-System für den Bitcoin und hat dafür Kapital bekommen. Man könnte es auch die Schufa für die Bitcoin-Welt nennen.

Bonafide.io verrät auf der Webseite nicht allzu viel über sich. Daher kann ich hier nur wiedergeben, was coindesk erzählt: Bonafide.io hat 850.000 Dollar Investmentkapital eingesammelt, um ein „scoring System“ für Adressen im Bitcoin-Netzwerk zu bilden. Brian Moyer, Mitgründer der Firma und ehemaliger NSA-Analyst, sagte, Bonafide könnte der Bitcoin-Branche mehr Glaubwürdigkeit und Vertrauen verleihen – sowohl für Zahlungen von Kunden an Händler als auch im privaten Geldverkehr.

Da Vertrauen bekanntlich nicht so gut wie Kontrolle ist, könnte man auch sagen: Bonafide.io bastelt an einem Überwachungswerkzeug. Die Firma sammelt Informationen aus sozialen Netzwerken und dem Bitcoin-Netzwerk, um daraus Entitäten zu bilden, womit Personen oder Unternehmen gemeint sein können, und diesen ein Rating zu verpassen. Mittels einer API können Firmen – Börsen, Online-Wallets, Händler – diese Daten abrufen. So wie es schon bei der Schufa funktoniert. Sag mir, wie deine Adresse lautet, und ich sage dir, wer du bist, wie viel du auf deinen anderen Adresse hast und mit wem du Geschäfte gemacht hast.

Wie all das funktionieren soll, ist jedoch noch weitgehend unklar. Denn zum einen kann (und sollte) man ständig neue Bitcoin-Adressen bilden, wodurch eine Zuordnung von einer Entität zu Adressen niemals vollständig möglich ist. Wenn überhaupt, dann kann bonafide.io nur Adressen sammeln und zuordnen, wenn eine Entität diese bewusst offenlegt. Was vielleicht nicht die schlechteste Lösung wäre und dem Konsumenten gegenüber unkontrollierbaren Zwangssystemen wie Schufa und Co deutlich mehr Freiheit lässt.

Zum anderen haben Score-Systeme wie Schufa oder Infoscore ja den Zweck, Vertragsabschlüsse VOR der Transaktion zu prüfen und gegebenenfalls zu verhindern. Ein Händler, der Bitcoins akzeptiert, erfährt die konkrete Adresse allerdings erst NACH der Transaktion, und dann ist ein Geschäftsabschluss ja bereits zustandegekommen. Möglich wäre es jedoch, dass sich Händler und Börsen dazu entschließen, nur Transaktionen von vorher angegebenen Adressen zu akzeptieren, die ein positives Rating bei bonafide haben. Dies bedingt jedoch den Umbau der Zahlungssoftware.

Es ist anzunehmen, dass das System noch gar nicht so weit gedacht wurde. Vielmehr dürfte die Idee sein, dass es da Daten gibt, die man sammeln und verbinden kann, und dass man diese Daten schon irgendwann mal richtig gut ausnutzen kann. Von den Gefahren für den Datenschutz wollen wir hier nicht weiter reden …

Über Rudi Seifert (35 Artikel)
Ist seit mehreren Jahren ein Bitcoin-Fan. Der Student hat das Mining mittlerweile zwar an den Nagel gehängt, aber seit einigen Monaten dafür die Feder in die Hand genommen. Für unser Magazin schreibt er meistens über aktuelle News.

3 Kommentare zu 850.000 Dollar für Bonafide.io, eine Art Schufa für Bitcoin-Adressen

  1. Meines Erachtens ist das ganze eine Sinnlosaktion. Wenn ich als Geschäftsmann Bitcoin als Zahlungsmittel annehme ist der Käufer daran interessiert ob ich die Wahre liefern kann. Mit dem Geschäft der Schufa hat das absolut nichts zu tun. Die kümmert sich darum ab mein Kunde zahlungsfähig ist.

    Mich als Kunde interessiert ob die Bitcoin-Adresse, die vermeintlich einem Händler gehört auch wirklich zum Händler führt oder ob nicht ein Virus die Bitcoin-Adresse auf das Wallet eines fremden am Geschäft unbeteiligten umgebogen ist.

    Wenn ich zum Beispiel ein Spendenplakat von UNICEF sehe wo eine Bitcoin-Adresse als QR-Code drauf abgebildet ist kann ich nicht erkennen ob ein Bösewicht den QR-Code mit Tipp-Ex übermalt hat.

  2. Mich stinkt manchmal auch die Vergewaltigung der deutschen Rechtschreibung erheblich an. Das hat mit dem Sinken des Bitcoins wenig bis garnichts zu tun.
    Übrigens: Ein ähnliches System gibt es bereits bei bitcoin.de. Es nennt sich Blacklist und enttarnt nach Meldung von Usern die faulen Kunden…

  3. Alles wiedermal zentral gedacht und unpassend für das Bitcoinsystem. Es ergibt meiner Meinung nach keinen Sinn, permanent zu versuchen, die vom Bitcoinsystem gegebene Dezentralität wieder zentralisieren zu wollen.
    Meiner Meinung nach auch ein Grund, weshalb sich das Bitcoinsystem nicht so schnell etabliert, weil die Anwendungen und Verwendungen verglichen mit dem alten Geldsystem keine wirklich großen Neuerungen bringen.
    Ein Reputationsnetzwerk gehört meiner Meinung nach konzpiert wie der Bitcoin selbst, d.h. in eine Blockchain in Verbindung mit einem Web-of-Trust-System.
    Denkbar wäre auch eine Implementierung einer Web-of-Trust-Funktionalität ins Bitcoinsystem selbst. So wäre eine Manipulation eines QR-Codes eben nicht mehr so einfach möglich und könnte der Kunde die Seriösität einer Adresse überprüfen.

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