ChinaLedger: eine Blockchain für das chinesische Finanzwesen

11 chinesische Börsen wollen unter Führung des Autobauers Wanxiang Blockchain-Standards setzen. Revolutionär wird das vermutlich nicht, aber vielleicht praktisch.
Laut einem Bericht von nasdaq.com haben sich 11 chinesische Börsen für Waren, Aktien und Finanzprodukte zur ChinaLedger Alliance zusammengeschlossen. Geplant ist, “ein open source Blockchain Protokoll zu erschaffen, das in Zukunft weiter ausgebaut werden kann,” so Bai Shuo, ehemaliger Chefentwickler der Shanghaier Börse und technischer Direktor der Allianz.
Beraten wird die ChinaLedger Alliance durch die Internet Securities Commission (SAC), ein Organ zur Selbstregulierung, das von den staatlichen Finanz-Regulierern beaufsichtigt wird, sowie bekannten Persönlichkeiten aus der Blockchain-Branche wie Jeff Garzik von Bloq, Vitalik Buterin und Anthony Di Iorio von Ethereum sowie Tim Swanson von R3CEV.
Bekannt sind bisher nur wenige, nebulöse Details über das Projekt. So soll ChinaLedger Methoden erforschen und bilden, um Anwendungen des “Internets für alles” in einer Weise zu entwickeln, die zur einzigartigen regulatorischen Umgebung in China passt. Dabei sollen die existierenden Blockchain-Technologien genutzt und weiterentwickelt werden, um den Bedürfnissen chinesischer Unternehmen Genüge zu tun und branchenweite Standards zu setzen. Alles also noch sehr offen.
Mit einem solchen Gremium und dem Ziel, einen Standard mit offenen Quellen zu schaffen, geht die chinesische Wirtschaft ähnliche Wege wie das Hyperledger-Projekt der Linux Foundation. Ein offener Standard scheint für die Blockchain-Branche so etwas wie der heilige Gral zu sein, da nur ein gemeinsames Protokoll, das von verschiedenen Börsen, Unternehmen und Händlern genutzt wird, das Potenzial der Blockchain-Technologie entfalten kann. Gleichzeitig macht ein gemeinsamer Standard es den Regulatoren einfach, sich auf das Modell einzustimmen. Möglicherweise können die Anforderungen der Regulierung sogar ins Protokoll der Blockchain selbst Eingang finden.
Während jedoch im Westen so gut wie jede Bank von Rang und Namen bereits an Blockchain-Projekten arbeitet, scheint sich in China der Blockchain-Rausch erst zu formieren. Eine Vorreiterrolle übernimmt dabei überraschend der größte Automobilhersteller des Landes, Wanxiang. Das Unternehmen hat ein Blockchain Lab ins Leben gerufen, welches 2015 den globalen Bitcoin Gipfel in Shanghai veranstaltet hat, mit Ethereum zusammenarbeitet und laut Medienberichten plant, mehrere Millionen Dollar an Blockchain-Startups zu vergeben.
ChinaLedger ist nach Hyperledger, R3CEV und einem japanischen Industriekonsortium längst nicht mehr der erste Versuch, in einem geschlossenen Kreis einen Blockchain-Standard zu finden. Wie bei den Mitbewerbern ist auch in China nicht zu erwarten, dass am Ende der Bemühungen eine offene Blockchain für alle steht. Vielmehr werden es Blockchains für privilegierte Kreise werden, die wohl auch nett zu Mittelsmännern und Aufsehern sein werden. Ob die Technologie damit tatsächlich ihr volles Potenzial entfalten kann, ist eine andere Frage …
Kommentar verfassen