Welt-Elite präsentiert Blockchain-Projekte auf Weltwirtschaftsforum

Einmal im Jahr Ende Januar trifft sich die wirtschaftliche und politische Elite im Schweizer Bergort Davos, um den Stand der Welt zu diskutieren, Hände zu schütteln und gemeinsame Pläne zu schmieden. In diesem Jahr war das Thema Blockchain, wer hätte es gedacht, ebenfalls vertreten. So wurde in Davos der “Global Blockchain Business Council” gegründet und unter anderem ein Projekt vorgestellt, um den Ölhandel auf die Blockchain zu bringen.
BitFury eröffnet Global Blockchain Business Council mit überraschend starker chinesischer Beteiligung
Unter allen Bitcoin-Unternehmen ist die BitFury Group definitiv diejenige, die die engsten Verbindungen zur Politik hat, vom Weißen Haus über Estland nach China. Daher ist es keine Überraschung, dass BitFury erneut am Weltwirtschaftsforum in Davos teilgenommen hat. Die Firma hatte bereits Anfang Januar angekündigt, in Davos den Global Blockchain Business Council (GBBC) zu gründen. In der Pressemitteilung war folgendes zu lesen:
Die Mission des GBBC ist es, die führenden Unternehmen der Welt zusammen zubringen, um sie über die neuesten Innovationen und Vorteile der Blockchain Technologie aufzuklären und ihre globale Anwendung zu bewerben. Der GBBC hat das Ziel, ein zentrales Center für Resourcen zu sein und ein Forum für Informationen, Kooperationen und Partnerschaften auf die Beine zu stellen.
Soso. Hört sich relativ nichtssagend an. Aber wie es so ist in Davos, wo die mächtigsten Menschen der Welt Visitenkarten tauschen, geht es niemals darum, was gemacht wird, sondern wer es macht. Und die Liste von Unterstützern, die BitFury für den Council gefunden hat, ist beeindruckend. Wie es sich für einen Text über eine Elitenveranstaltung gehört, werde ich gleich damit beginnen, euch Namen ohne Ende vor den Latz zu knallen.
Als BitFurys Jamie Smith – ehemalige Pressesprecherin von US-Präsident Obama – den Launch des GBBC bei einem privaten Abendessen im Ameron Hotel von Davos anmoderierte, war eine illustre Schar an Gästen anwesend. Einige Beispiele: Carl Bildt, ehemaliger Premierminister von Schweden, Hendrik Ilves, ehemaliger Präsident von Estland, Patrick Byrne, CEO von Overstock, Uschi Schreiber, ein hohes Tier bei Ernst & Young, Laurent Lamont, ehemaliger Premierminister von Haiti, Mariana Dahan, Senior Executive der Weltbank und Aivaras Abromavičius, ehemaliger Wirtschaftsminister der Ukraine.
Während des Events hat auch Don Tapscott eine Rede gehalten. Tapscott ist Autor von “Blockchain Revolution”, des vielleicht langweiligsten und irreführendsten Buches, das jemals über irgendetwas geschrieben wurde. Dennoch hat es Tapscott irgendwie geschafft, zum Über-Experten für Blockchain-Themen zu werden und auch einen Vortrag auf dem echten Weltwirtschaftsforum zu halten.
Noch überraschender als die merkwürdige Prominenz von Don Tapscott war jedoch die starke chinesische Beteiligung am GBBC. Und zwar machen die folgenden Personalien mit: Wei Wang, CEO von China Mergers and Acquisitions Association (CMAA), Deng Di, Boss der China Blockchain Delegation und Vorsitzender der Tai Cloud Corporation, Ge Ming, Chief Supervisor von CMAA, Dr. Wang Yongli, ehemaliger Vize-Präsident der Bank of China, Peng Yaojie, CEO der China Credit FinTech Holdings Limited, und Dutzende weitere Repräsentanten der Wirtschaft.
Beeindruckend, nicht wahr?
Schweizer Cypersecurity-Firma WISeKey lädt zum Blockchain-Dinner und kündet Kooperationen mit Lykke und Stratumm an
WISeKey, eine Schweizer Firma für Cybersecurity mit dem Anspruch auf globale “Leadership”, hat als Side-Event des Weltwirtschaftsforums den 5. Jährlichen Runden Tisch für Cybersecurity im Steigenberger Grandhotel Belvédère organisiert. Thema war, Überraschung Überraschung: “Blockchain und das Internet der Werte.”
Als Gäste hatte WISeKey unter anderem die folgenden Persönlickeiten eingeladen: Eugene Kaspersky, CEO von Kaspersky Lab, Fintech Investment Experte David Fergusson, den Journalist und Autor Matthew Bishop, den chinesischen Blockchain-Investor Wei Wang, den Hardvard Technologie-Professor Primavera De Filippi und andere, darunter auch der unvermeidbare Don Tapscott.
WISeKey nutzte die Veranstaltung, um zwei Partnerschaften anzukündigen, mit denen die Firma einen Senkrechtstart ins Blockchain-Business hinlegt: Erstes mit Lykke, einem Schweizer Entwickler einer Wallet für Kryptowährungen und andere Blockchain-Asstes, die zugleich eine Börse integriert hat. Lykke möchte die Identitäts- und Sicherheitstools von WISeKey in die Wallet bringen, während WISeKey auf der anderen Seite die Lykke-Wallet in die eigenen Produkte integrieren möchte.
Zweitens kündigte WISeKey eine Kooperation mit Stratumm SAS an. Stratumm schreibt sich auf die Fahne, die Technologie des “Proof of Process” erfunden zu haben. Dabei geht es wohl darum, dass man “trusted workflows” entwickelt – also die Arbeitsprozesse in Unternehmen in irgendeiner Weise durch eine Spur von Audits über eine Blockchain sichert. Als root key priovider und Zertifikats-Geber wird WISeKey eine Identitätsschicht in den Workflow einwerfen. Die Partnerschaft soll zudem helfen, über Stratumm die Blockchain-Technologie in ein weites Spektrum von Branchen zu bringen.
Mercuria, ING und Societe Generale wollen Ölhandel durch Blockchain vereinfachen
Die vielleicht spannendste Blockchain-Ankündigung am Weltwirtschaftsforum in Davos kommt von Marco Dunand, dem Chef des Handelshauses Mercuria. Dunand erzählte der Presseagentur Reuters, dass seine Firma mit den beiden Banken ING und Societe Generale am “ersten großen Ölhandel auf Basis von Blockchain-Technologie” arbeitet.
Gemeinsam mit den Banken handelt Mercuria mit Rohöl, das von Afrika nach China verschifft wird. Teile des Abaufes sind, so Dunand, “archaisch.” So muss der Kapitän des Frachtschiffes die Ladung in Augenschein nehmen und mit einem Stempel auf ein Papier bestätigen, dass das Öl auf dem Schiff ist. Dieses Papier geht später zu Zollbeamten, Kontrolleuren und anderen Vertretern von Behörden. Mit der Blockchain, glaubt Dunand, kann man diesen Prozess digitalisieren und eine Menge Papierkram eliminieren.
Das ist nicht sensationell, aber es könnte Sinn ergeben.
Sehr guter Artikel! BitFury ist mir schon länger ziemlich suspekt…
Wow.. Bei mir schrillt eine Alarmglocke an der anderen, wenn ich die Namen bzw. die (ehemaligen) Positionen der genannten “Elite” lese.