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Größter Krypto-Hack aller Zeiten: Bitcoin nicht beteiligt.

Vor kurzem wurde die japanische Börse Coincheck gehackt. Dabei wurden XEM im Wert von 400 bis 500 Millionen Dollar gestohlen. Nun versucht die NEM-Foundation, zu verhindern, dass der Hacker die Coins ausgibt, während die Börse verspricht, den Schaden vollständig zu ersetzen. Die japanische Finanzaufsicht kündigt derweil an, den Börsen künftig genauer auf die Finger zu schauen.

Die japanische Börse hat kürzlich bekanntgegeben, dass bei einem Hack Kryptocoins im Wert von bis zu 500 Millionen Dollar gestohlen worden sind. Dies ist mehr, als bei den bisherigen Top-Hack, einschließlich Mt. Gox, abhanden gekommen ist. Am verrücktesten ist nun das, was nicht passiert.

Wir haben kürzlich den größten Hack in der Geschichte der Kryptowährungen erlebt, und es hat keinen so richtig interessiert. Es gab keinen Aufschrei, keine Woge der erschütterten Tweets, keine Panik-Verkäufe, keine Einbrüche. Nichts. Nicht minder verrückt ist, dass im größten Hack in der Geschichte der Kryptowährungen weder Bitcoins, noch andere Top-Währungen wie Ethereum, Ripple, Litecoin, Bitcoin Cash oder Cardano gestohlen wurden, sondern lediglich Einheiten einer Kryptowährung namens NEM, die, zumindest hierzulande, relativ unbekannt ist. Im Ranking der Coins steht NEM auf Rang 10. Die Token der Währung laufen unter dem Ticker XEM.

Auch Coincheck ist kein so großes Schwergewicht, wie man es beim größten Kryptohack aller Zeiten vermuten würde. Die Börse ist die Nummer zwei in Japan und steht im Ranking der Börsen bei exchangewar.info auf Rang 15, mit einem täglichen Handelsvolumen von gut 10.000 Bitcoin. Die Börse hat letzten Freitag in einer Pressekonferenz erklärt, was mit NEM passiert ist: Man habe am späten Vormittag entdeckt, dass es in der Nacht einen Hack gegeben hat. Betroffen waren nur die rund 523 Millionen XEM, die die Börse vollständig auf einem Hot-Wallet gespeichert hat. Hot Wallet bedeutet, dass die Wallets in Kontakt mit dem Internet stehen. Die meisten Börsen bewahren den absolut größten Anteil der Coins auf sogenannten Cold Wallets auf, die keinen Kontakt zum Internet haben. Coincheck hingegen hat weder Cold Wallets noch Multisig-Verfahren benutzt. Wie der Hack genau zustande kam, erklärt die Börse bislang nicht.

Der Preis von XEM ist umgehend abgestürzt. Er fiel von knapp einem Dollar auf rund 77 cent. Dann erholte er sich aber wieder zügig, kletterte sogar auf 1,04 Dollar, fiel dann jedoch auf unter 90 cent. Insgesamt jedoch scheint der Hack einen bemerkenswert geringen Einfluss auf den Preis von XEM zu haben, der seit der Spitze von 2 Dollar am 5. Januar ohnehin in einem bisher ungebrochenen Abwärtskanal zu stecken scheint.

Wenn der Hack überhaupt einen Einfluss auf den Preis hat, dann ist dieser positiv. Denn NEM erlaubt es irgendwie, ein sogenanntes Mosaic in die Blockchain zu drücken, durch das man bestimmte Coins markieren kann. Gewöhnlich wird dies verwendet, um Token auf die Blockchain zu bringen. Im Fall des Hacks erlaubt es aber, die Coins, die der Hacker erbeutet hat, öffentlich zu markieren. Die NEM-Foundation und Coincheck arbeiten bereits zusammen daran, die Coins des Hackers zu markieren. Es soll eine Blacklist geben, die in der API von NEM selbst verfügbar ist, und die Börsen unkompliziert aktivieren können. Dies macht es praktisch unmöglich, die Coins aus dem Hack auszugeben, was bedeutet, dass der Hack lediglich gut 500 Millionen NEM aus dem Verkehr gezogen hat, was rund 5 Prozent der gesamten Geldmenge entspricht. Und das ist eigentlich eine gute Nachricht für den Preis.

Eine Hardfork, um die Coins wiederherzustellen – wie es Ethereum beim DAO-Hack vorgeführt hat – steht für die Foundation nicht zur Debatte. Die einzige Hoffnung, die sich Coincheck machen darf, um die XEMwieder zu sehen, ist, dass der Hacker sie gegen ein Lösegeld freigibt. Was angesichts des Blacklistings für beide Seiten ein gutes Geschäft wäre.

Ohnehin scheint Coincheck über die Resourcen zu verfügen, um diesen Hack hinzunehmen. Dies ist vielleicht die nächste Überraschung in dieser Hack-Geschichte. Das Krypto-Ökosystem ist so liquide, dass der größte Kryptohack aller Zeiten nicht nur keine ökosystemweiten Schockwellen aussendet, sondern nicht einmal eine einzige Börse umnietet. Nur einen Tag nach dem Hack hat Coincheck angekündigt, die Kunden vollständig zu entschädigen, jedoch nicht in NEM, sondern in Yen. Sprich – die Kunden werden den Wert in Yen erhalten, den die XEM zum Zeitpunkt der Ankündigung wert waren. Dass der Gesamtwert der gestohlenen XEM zu diesem Zeitpunkt von mehr als 500 Millionen Dollar auf nur noch 400 gefallen ist, dürfte eine Erleichterung für die Börse sein, stößt aber manchen Kunden übel auf.

Die japanische Finanzaufsicht FSA nimmt den Fall derweil zum Anlass, um Coincheck aufzufordern, bessere Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren. Die Börse solle gemeinsam mit der Aufsicht herausfinden, was die Ursache des Vorfalls war, und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass sich dies wiederholt. Die Community dürfte hier, ausnahmsweise, der Aufsicht zu 100 Prozent zustimmen.

NEM ist die Kurzform für New Economy Movement und eine bereits seit Anfang 2014 existierende Blockchain-basierende Kryptowährung. Mit dem “Proof of Importance” hat NEM einen eigenen Konsens-Algorithmus entwickelt. Weiter wurden in NEM Supernodes eingerichtet, die spezielle Funktionen im Netzwerk erfüllen. Die NEM-Blockchain ermöglicht zudem Smart Contracts, Smart Assets und Namespaces, also Domains, und vieles mehr. Trotz des relativ hohen Alters, dieser Fülle an Funktionen sowie einem dauerhaft relativ hohen Platz im Ranking der Coins ist NEM außerhalb von den Schwerpunkten in Japan und Malaysia relativ unbekannt.

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11 Kommentare zu Größter Krypto-Hack aller Zeiten: Bitcoin nicht beteiligt.

  1. stimmt, ich sehe NEM in cmc, das ist alles, was ich bisher darüber wusste…

  2. ” Trotz des relativ hohen Alters, dieser Fülle an Funktionen sowie einem dauerhaft relativ hohen Platz im Ranking der Coins ist NEM außerhalb von den Schwerpunkten in Japan und Malaysia relativ unbekannt. ”

    Tja, da könntest Du ja mal mit guten Beispiel vorangehen. Der letzte Artikel von Dir, wo Du NEM mal sehr kurz angesprochen hattest, ist schon lange,…….sehr lange her.
    Vor-und Nachteile gegenüber BTC, Eth,…. Sicherheit usw..

    • Ich habe das ehrlich gesagt noch nie angesprochen. Habe oft gedacht, ich sollte, aber dann ging es unter. Wurde auch von keinem Leser angefragt, und auch im coinforum interessíert sich niemand für nem.

      • Name required // 31. Januar 2018 um 22:56 //

        Christoph, es werden hier des öfteren verscheidene Coins angesprochen.
        Z.B. ist auch Stratis ein sehr interessanter Coin mit eine msehr zukunftsfähigen Konzept. Hatte ich schon mehrfach drauf hingewiesen, aber es bleibt leider bei den langweiligen Dauerthemen Ethereum, Iota und Ripple. Schade.
        Auch solche Klassiker wie z.B. Mooncoin könnte man ‘mal beleuchten.

  3. Patrick Jerchel // 31. Januar 2018 um 7:43 // Antworten

    NEM ist der Name der Plattform. Die Währung heißt eigentlich XEM.
    An allen Trading Börden weltweit handelt man XEM, und nicht NEM.
    Das wird im Artikel und in den Leser Kommentaren leider ein bisschen durcheinandergebracht.

    “XEM is the native currency of the NEM public blockchain.”
    Quelle: https://nem.io/investors/

    “The underlying crypto currency of the NEM network is called XEM.”
    Quelle: https://nem.io/wp-content/themes/nem/files/NEM_techRef.pdf

  4. ” Ich habe das ehrlich gesagt noch nie angesprochen. Habe oft gedacht, ich sollte, aber dann ging es unter. Wurde auch von keinem Leser angefragt, und auch im coinforum interessíert sich niemand für nem. ”

    Oh, sorry und ich dachte ich hätte hier 2015/2016 mal einen Artikel von Dir gelesen, wo Du kurz ein paar Altcoins(inklusive NEM) angesprochen hattest.
    Naja, wie auch immer. Einige Leute wären wohl überrascht, wenn Sie wüssten, was sich rund um die NEM-Blockchain so alles entwickelt.
    Leider sind viele Artikel über NEM nicht besonders gut recherchiert. Mit mir hast Du schon mal einen interessierten Leser.
    Wäre schön, mal einen seriösen Artikel über die NEM Blockchain hier im Blog zu lesen,
    der Appetit kommt bekanntlich beim Essen.

    • Name required // 31. Januar 2018 um 23:00 // Antworten

      Das Coinforum ist leider ein stockkonservativer Laden. Da geht es nur um die bereits bekannten und “großen” Coins. Laaangweilig und einschläfernd. Dabei gibt es gerade bei den dort dummerweise oft als “Shitcoins” verunglimpften kleineren, schon länger existierenden Coins interessante Perlen.

  5. NEM zeichnet sich durch extreme Preisschwankungen gegenüber Bitcoin bei geringen Umsätzen aus. Das rührt vermutlich daher, dass ein Großteil der NEM-Coins sich in wenigen Händen befindet und die Marktkapitalisierung dadurch künstlich aufgeblasen ist. Man findet auch so wenig NEM-Anhänger in den Crypto-Communities, verglichen mit anderen TOP 10 Coins.. Wenn da nun ein grosser Batzen geklaut wurde und billig ans Volk verkauft wird, ist es doch nur gut für das Projekt, wenn es grundsätzlich was taugt.

  6. Krypto größter hack?! Aber der größte ist nicht beteiligt?! Hehe komisch irgendwie. Ich habe seit 14 Monate jetzt immer noch etwa mehr als 1 Bitcoin. Damals hat es noch ca. $960 gekostet +/-

    Seit einiger Zeit beobachte ich die Statistik und sehe eigentlich nur das Bitcoin sich richtig bewegt, also große Summen.. Ich investiere aber vorsichtig und mit kleinen Summen, wenn das was passiert habe ich kein Lust aus trottel da zu stehen 😉

    Grüße,
    Alex
    P.S. auf der suche nach crypto forums habe ich die Seite gefunde: https://cryptonewstrends.com/ hat jemand von euch Irgend ne Erfahrung damit?

  7. Bitcoins sollte man nie auf einem Exchanger lagern. Bei größeren Summen sowieso nicht 😉

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