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Großer Japanischer Energieversorger testet Lightning Netzwerk

Nagoya, die Stadt, in der Chubu seinen Stammsitz hat. Bild von bryan ... via flickr.com Lizenz: Creative Commons

Chubu Electric Power, der drittgrößte Energieversorger Japans, hat begonnen, auszuprobieren, wie man das Lightning Netzwerk fürs Internet der Dinge nutzen kann. In ersten Pilot-Projekten geht es vor allem um das Aufladen von Elektroautos.

Kryptowährungen und das Internet der Dinge, das ist ein wenig wie jene Paare, von denen man seit Jahren denkt, sie sollten endlich mal zusammenkommen, während sie es irgendwie niemals ganz schaffen. Das Lighting Netzwerk mit seinem Versprechen, Echtzeit-Zahlungen in Bitcoin fast beliebig weit zu skalieren, könnte dies ändern. Zumindest hofft der japanische Energieversorger Chubu, dass Lightning den Durchbruch bringen wird.

Wie Coindesk vor kurzem herausgefunden hat, hat Chubu begonnen, ein Proof of Concept mit dem Startup für das Internet der Dinge, Nayuta, auszuarbeiten. Dabei soll herausgefunden werden, wie man das Lightning-Netzwerk für Zahlungen im Internet der Dinge benutzen kann. Das Projekt steht noch sehr am Anfang; der Manager Hidehiro Ichikawa nennt es gegenüber Coindesk einen Teil der Marktforschung und dementiert konkrete Pläne, Lightning-Zahlungen von Kunden anzunehmen.

Wie so viele andere Firmen untersucht Chubu schon seit einiger Zeit, wie man das Internet of Things mit Kryptowährungen zusammenbringt. Nachdem das Unternehmen festgestellt hatte, dass die steigenden Gebühren für Bitcoin-Zahlungen einen sinnvollen Einsatz bei der flexiblen Zahlung von kleinen Strommengen unmöglich macht, begann es aber nicht, sich wie andere Firmen einer anderen Kryptowährung zuzuwenden, sondern sucht seitdem den Ausweg im Lightning Netzwerk.

Für einen ersten Prototypen haben Chubu und Nayuta einen Lightning-Node in ihrem eigenen, abgeschlossenen Testnet aufgebaut, diesen mit einem Ladegerät verbunden und in ein Auto gesteckt. Eine andere japanische Firma, Infoteria hat eine App für die Anwendung gebaut. Wenn man nun auf „Senden“ tippt, schaltet die App das Ladegerät an und bezahlt automatisch über einen Lightning-Channel. Der Test war wohl erfolgreich und hat gezeigt, dass man mit Lightning kleine Zahlungen vornehmen kann, um Elektroautos aufzuladen, was beispielsweise an normalen Parkplätzen eingeführt werden kann.

Die Beteiligung von Chubu ist eine großartige Nachricht für das Lightning Netzwerk. Man sollte sie aber nicht überbewerten. RWE und Slock.it arbeiten seit rund zwei Jahren an einer Apps, um das Aufladen von Elektroautos mit Ether bzw. Token auf Ethereum zu bezahlen. Seit bald einem Jahr ist diese App live, und Slock.it versucht ebenfalls bereits, die Zahlungen auf Payment Channels zu bringen. Gleichzeitig baut IOTA in Partnerschaft mit einer Reihe von Firmen, darunter Volkswagen und Bosch, an einem Marktplatz für Daten, der das Internet der Dinge mit einer Kryptowährung verbindet. Weder die Projekte von Slock.it noch von IOTA haben bisher begonnen, zu fliegen. Bisher ist das Internet der Dinge nicht die Killer-App für Kryptowährungen, und vermutlich wird das Bezahlen an Ladestationen für Elektroautos – an sich kein so großes Problem – auch dann nicht zur Killer-App, wenn man es mit Lightning sicherer und schneller, aber auch komplizierter macht.

Derweil zeigt sich auch, dass das Lightning-Netzwerk noch ein gutes Stück von der Marktreife entfernt ist. Das Netzwerk der „Verantwortungslosen“, die Lightning allen Risiken zum Trotz bereits im Mainnet mit echten Bitcoins testen, hat zwar vor kurzem seinen 1000. Knoten bekommen. Doch die Anzahl der Channels zwischen diesen Knoten ist auf 1.800 gesunken, womit es einen Netzwerkgrad von 1,8 hat. Mit einem so tiefen Grad dürfte ein Netzwerk ohne erhebliche Zentralisierung der Knoten nirgendwohin skalieren und würde wohl bereits bei 1.000 Knoten seine Konnektivität verlieren.

Die Visualisierung des Lightning-Netzwerks zeigt dementsprechend auch sehr deutlich die schon lange prognositierten Zentralisierungs-Tendenzen um 5-10 mächtige Hubs. Die etwa 4,4 Bitcoin, die in den 1.800 Channels stecken, haben mit dem jüngsten Verfall des Preises auch an Wert verloren, so dass nun nur noch knapp 30.000 Euro im gesamten Netzwerk liegen. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Channel die Guthaben gleichmäßig in beide Richtungen verteilt, hätten Zahlungen von mehr als 8 Euro kaum eine Chance, zuverlässig jeden Knoten des Netzwerks zu erreichen.

Aber man muss auch einräumen, dass die Software noch nicht einmal offiziell veröffentlicht ist. Die Lightning-Entwickler selbst sind nicht so glücklich, dass sich bereits ein Netzwerk bildet. Es gibt bereits Berichte darüber, dass Leute Guthaben verlieren, weil die Software falsch schließt, und selbst ausgesprochene Lightning-Fans räumen ein, dass es ein Schmerz ist, per Lightning Aufkleber bei Blockstream zu bestellen. Auch Peter Todd, einer der großen Advokaten für Offchain-Lösungen, erklärt nach seinen Tests, dass die Lightning-Software noch in vielfacher Hinsicht weit von der Marktreife entfernt ist.

Dass dennoch mehr als 1000 Menschen Lightning benutzen, zeigt aber, wie groß die Begeisterung ist, die das Offchain-Netzwerk entzündet.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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16 Kommentare zu Großer Japanischer Energieversorger testet Lightning Netzwerk

  1. Du schreibst zwar immer mit einer gewissen journalistischen Sachlichkeit was ich sehr gut finde, deine Abneigung gegenüber dem Offchain Weg den Bitcoin geht und im Gegensatz dazu deinem poisitiven sentiment BCH betreffend sind aber schon sehr offensichtlich…

    • Ich habe absolut nichts gegen Offchain und finde diesen Weg auch langfristig und für Fälle wie das IOT unbedingt notwendig. Ich bin nur bekanntlich kein Freund davon, onchain jetzt wg. offchain nicht mehr weiterzufördern, und möchte verhindern, dass es zu falschen Erwartungen kommt. Ich werde oft gefragt: „Wann kann man denn nun Lightning benutzen“, und wenn man etwas darüber in der „normalen“ Presse liest, ist es meistens auch ziemlich falsch. Daher: Nichts gegen Offchain, aber man sollte eben auch schauen, dass man jetzt nicht zuviel erwartet und es mit nüchternen Augen sieht.

    • Disclaimer: Ich bin ein Verfechter der Offchain Technologie (Einfach weil ich Zentralisierung bei Verifizierung und Zugang – eigener Node – deutlich schlimmer finde, als Zentralisierung bei Zahlungsdienstleistern)

      Ich empfand diesen Artikel Herrn Bergmanns als sehr pro Lightning; Aber auch Herr Bergmann kann (darf!) keine Verprechungen machen, die aktuell nicht eingehalten werden können. Genau das unterscheidet Herrn Bergmann aus meiner Sicht von profitgetriebenen Großmedien.

    • „Du schreibst zwar immer mit einer gewissen journalistischen Sachlichkeit was ich sehr gut finde, deine Abneigung gegenüber dem Offchain Weg den Bitcoin geht und im Gegensatz dazu deinem poisitiven sentiment BCH betreffend sind aber schon sehr offensichtlich…“

      Das kann ich nur unterstreichen.

  2. Super Bericht, danke. DIe Ruhe vor dem Sturm 🙂

  3. Lightning ist jetzt Mainnet.

  4. Wenn ich das richtig verstehe, schliessen sich ja die Benutzung von Lightning und ‚Onchain‘ nicht aus. Wenn ich Brötchen oder ein Bier kaufe nehme ich Lightning, wenn ich ein Auto kaufe gehe ich direkt über die Chain. Dann machen auch etwas höhere Transaktionsgebühren nichts aus.
    Allerdings dürfte es immer noch ein Skalierungsproblem geben, wenn 10e9 Menschen ihre Autokäufe (oder andere teure Dinge) direkt über die Blockchain regeln. BTC macht bekanntlich bei 300000 Transactionen/Tag dicht, BCH mag 1 bis 3 Nullen mehr schaffen – das wars denn. Irgendwie müssen da noch ein paar grundlegende Ideen dazukommen.

    • Mehr Transaktionen -> höhere Gebühren -> mehr Transaktionen über Offchain -> Ihr Autokauf kommt eines Tages auch auf Lightning

      Onchain wird tendenziell nurnoch für größere und größere Beträge verwendet werden oder für den Fall, dass sie von einem übermächtigen Marktteilnehmer (Bank, Regierung, Versicherung, Ehepartner.. ;P) erpresst werden.

  5. main-net release für Lightning:

    https://blog.lightning.engineering/announcement/2018/03/15/lnd-beta.html#

    ..das ging aber schnell..

    • Beta bleibt eben genau das… so richtig geht es auch erst los wenn eine gewisse Auswahl an mobilen Wallets vorhanden ist.

  6. Grégoire Lambert // 16. März 2018 um 13:09 // Antworten

    LND jetzt im Mainnet, Bitrefill akzeptiert LN-Zahlungen, Jack Dorsey backed das Lightning Network… Deine Berichterstattung hängt gerade ein paar Tage hinterher.

  7. pebwindkraft // 16. März 2018 um 14:57 // Antworten

    [quote]Die Visualisierung des Lightning-Netzwerks zeigt dementsprechend auch sehr deutlich die schon lange prognositierten Zentralisierungs-Tendenzen. [/quote]

    schon klar – wir sind gerade mal in Monat 3 oder 4 auf dem Live net, und schon wird ein perfekt gemesh’tes Netz erwartet? Es gibt halt nur 3-5 „grosse“ Anbieter, wo effektiv Waren gekauft werden können. Im Start-up Modus macht das doch jeder erstmal, um zu sehen, wie sexy das Ganze ist. Interessant wird es erst später, wenn der Kauf von Waren nicht mehr so wichtig ist, sondern dann mal tatsächlich Exchanges (global) dabei sind, oder eben vielleicht auch mal 100.000 Elektroautos bei Chubu Electric power tanken. Ach nee, Mist, geht ja nicht, dann isses ja schon wieder zentralisiert. Könnten die Autos veilleicht bei jedem Hausbesitzer tanken, nur damit das Netzwerk nicht der schon lange prognostizierten Zentralisierungs-Tendenz folgen?

    Diese falschen Vorhersagen folgen ja einem Trend aller Muschelwerfer – habe gerade mal den Thread vom 5. Februar gelesen, wo der freie Fall, Widerstandslinien, GD38 und GD200 als 1×1 des Börsen-Wissens postuliert werden (Kursanalyse-Grundlagen für Dummies – ja, genau!), und Bitcoin hält sich in keinster Weise daran. Vielleicht mal für eine 10tel Sekunde irgendwann mal am Tag. Wer glaubt da noch an Vorhersager? Auch noch auf so etwas, wo fast täglich schwarze Schwäne durchrauschen? Da dachte man der ist gerade weg, und schon kommt der nächste? Irrationalität pur, aber GD38 und 200 helfen, oder was? Und weil an da schon schlecht in der Vorhersage ist, dann kann man dem Lightning ja gleich mal richtig was vorwerfen. Man hat’s ja schon immer gewusst.

    Dieser Zentralisierungsschmarren auf allen Kanälen ist eine einzige, emotionale Energie Verschwendung! Im Sinne der Cryptocurrency ist Zentralisierung doch der Gedanke, dass eine einzelne Instanz das Netzwerk nicht stoppen kann. Also P2P verteilt arbeitet. Und jeder KANN mit JEDEM einen Channel IRGENDWO auf der Welt öffnen, und man braucht keine Genehmigung oder sonstiges erfragen. Und man muss nicht LIghtning verwenden. Das ist doch Freiheit pur! Und wenn 10.000 Elektroautos bei Chubu tanken, dann dürfen die auch das. Oder 10.000 andere nur bei Edeka einkaufen. Oder Millionen andere Lightning Nodes zu Apple, Microsoft und Samsung öffnen. Oder andere 10.000 nur bei bitcoin.de Crypto Currency Kanäle haben :-), usw… Das ist doch dezentralisiert, weil keiner von den genannten die Geldströme durchgehend manipulieren kann. Und niemand schreit da nach „schon lange vorhergesagter, nun eingetretener Zentralisierung“.

    • Naja, netzwerktheoretisch wird der Zentralisierungsdruck desto größer, je mehr Nodes es gibt. Das wird bei einem Netzwerk wie Lightning, bei dem es eben nicht umsonst ist, einen Kanal aufzubauen, aber jeder, der es benutzen will, einen Node braucht, unvermeidbar sein.

      Aber ich stimme voll und ganz zu: Solange sich die Zentralisierung auf mehrere Hubs verteilt, ist es nicht direkt tragisch, und selbst wenn, bleibt ja die Mainschicht von Bitcoin noch immer erhalten. Ich habe kein echtes Problem damit, dass LN Zentralisierungstendenzen hat und habe das auch schon mehrfach gesagt.

  8. Metacoin :) // 17. März 2018 um 2:53 // Antworten

    Wäre die lösung nicht ne art allesumgreifender virus coin anstatt 1 coin zu preisen und den anderen als shitcoin zu bezeichnen sollte man doch einen coin machen der als zugangsberechtigung im durchnitt aller coins gilt und nur die werte als gesamtvolumen spiegelt. Es ist schwer es zu erklären wie das bild von solch einem netzwerk in mein gehirn aussieht aber man kann es sich vorstellen wie eine blutzelle die sich zu jedem organismus von netzwerk einen zugang beschafft und von den sich eine ressource nimmt um sie anbieten zu können eine art verbindungscoin der als brücke fundiert. Aber die eigentliche lösung ist ja der quantencomputer und fusionsreaktor combo rechenzeit energie top gelöst bitcoin und co massentauglich und wenn sich jetzt leute denken das ist sfi dann sollte man auch akzeptieren das der ganze weg den krypto und co gehen muss noch sehr weit ist
    Sry für keine satzeichen etc 🙂

    • Wäre es nicht die Lösung all unserer Probleme, ein Auto zu bauen, dass Diesel, Benzin, Erdgas, Wasserstoff, Uran, Thorium, Plutonium und Strom tanken kann?

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