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„Die Skalierbarkeit wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen“

Die RWE-Tochter Innogy hat eine App entwickelt, durch die man mit Euro-Token auf der Ethereum-Blockchain an Elektro-Ladesäulen bezahlen kann. Wir haben beim Projektleiter Carsten Stöcker nachgefragt.

Carsten Stöcker, Physiker mit Doktorabschluss in Aachen, ist Innovationsmanager bei der RWE-Tochter Innogy. Stöcker hat sich der Machine Economy und damit auch der Blockchain verschrieben. Das erste Blockchain-Projekt, das er mit Innogy an den Start bringt, dreht sich jedoch ums Payment. Zusammen mit Slock.it und einem weiteren Partner hat Innogy die App Share&Charge entwickelt, die Token auf der Ethereum-Blockchain nutzt, um bei mehr als 1.000 Ladesäulen in Deutschland für Strom zu bezahlen. Im Interview versprüht Stöcker Phantasie und erklärt, was es mit der App auf sich hat und welche Blockchain-Pläne Innogy darüber hinaus hat.

Vor kurzem habt ihr gemeinsam mit Slock.it die App Share & Charge veröffentlicht, über die man bei Ladesäulen für Elektroautos mit Ethereum-Token bezahlen kann. Das war ja schon eine recht lange Geburt, nachdem ihr schon seit relativ langer Zeit mit Blockchain und Slock.it arbeitet. Wie kam es dazu?

Wir haben uns mit verschiedenen Use-Cases von Blockchains beschäftigt. Eine davon ist für uns im Energieumfeld natürlich P2P-Energy-Trading. Dafür hatten wir in einem „Dual Mode of Operations“ mit Teilnehmern einer kleinen Wohnsiedlung in Mühlheim parallel zu den herkömmlichen energiewirtschaftlichen Liefer- und Abrechnungssystemen ein Blockchain-basiertes P2P Trading System aufgebaut. Wir sehen hier ein großes Potenzial, um durch dezentrale, lokale Märkte die Volatilität in Netzen flexibler auszugleichen. Aber derzeit ist es sowohl technologisch als auch regulatorisch noch ein weiter Weg dorthin. Deswegen haben wir uns entschieden, zuerst Ladesäulen für Elektromobile auf die Ethereum Blockchain zu bringen.

Was bringt es, eine Blockchain für die Bezahlung an Ladesäulen für Elektro-Autos einzusetzen? Das Bezahlen an der Zapfsäule ist ja an sich recht unproblematisch …

Autos und Ladesäulen sind zwei Maschinen, die durch die Blockchain befähigt werden, sich gegenseitig zu bezahlen, in Real-Time und direkt. Das ist interessant, wenn wir in eine Zukunft schauen, in der Maschinen eine Wallet bekommen und ökonomisch unabhängige Akteure werden. Sie können Zahlungen für eine Leistung, die sie erbringen, annehmen, etwa wenn sie Energie, Daten oder Mobilität liefern, und sie können auch Geld für andere Leistuungen ausgeben. Mit der Blockchain können Maschinen zu Mikrounternehmen werden.

Die konkrete, derzeitige Schwierigkeit bei Ladesäulen ist es aber, dass man interoperabel bezahlen können muss, auch bei Fremden. Und das ist oft eine Herausforderung. Wenn man bei Tankstellen hinter die Kulisse blickt, sieht man wahnsinnig viele Prozesse rund ums Payment. Das verringert natürlich die Profitrate, gerade wenn man Ladesäulen hat, die nicht durch Shops und so weiter quersubventioniert werden. Daher versuchen wir, die Mittelsmänner mithilfe der Blockchain auszuschalten.

Wie läuft die Bezahlung auf der Blockchain bei euch ab?

Wir haben gemeinsam mit einem Startup, Xtech, ein Euro-Token auf der Ethereum-Blockchain entwickelt. Wenn jemand in unserer Ladesäulen-App Geld einzahlt, per Kreditkarte, PayPal oder Banküberweisung, dann schreiben wir dem User ERC20-Token auf der Ethereum-Blockchain gut, die in Euro nominiert sind. Wenn er dann Token wieder in Euro einlöst, werden diese als Token auf der Blockchain verbrannt.

Die App ist nicht die einzige Möglichkeit, an den Ladesäulen zu bezahlen. Auch vertragsbasierte Verfahren mit Lastschriften oder Ad-Hoc Payments funktionieren. Aber die App hat den Vorteil, dass es leicht ist, auch eigene Ladesäule zu vermieten, ohne sich allzu sehr mit dem Payment zu beschäftigen. Einige User machen das auch schon. Wir wollen ein offenes Ökosystem aufbauen, auf dem neue Services rund um Mobilität entstehen. Wir wollen auch die Ladesäulen anderer Anbieter bedienen. Was wir derzeit machen, ist eine Ecosystem-Innovation, dabei muss man offen und mutig sein und auch dann kooperieren, wenn ein Geschäftsmodell noch von einigen unbekannten Paarmetern abhängt.

Das heißt, immer wenn die User per App mit Euro bezahlen, gibt es eine Ethereum-Transaktion mit einem Token?

Ja, richtig.

Aber ist das nicht teuer? Eine ERC-20-Transaktion ist ja ein Smart Contract, und dessen Ausführung kostet Gas, was beim derzeitigen Ethereum-Kurs nicht ganz günstig ist …

Im Augenblock sind die Transaktionskosten für uns noch nicht günstig. Auch aufgrund der aktuell der noch nicht vorhandenen Skalierbarkeit der Blockchain-Technologie. Aber wir haben in Deutschland ja noch nicht so viele Elektroautos, das sehen Sie auch, wenn sie die öffentlichen Ladesäulen anschauen – die sind meistens leer. Mit Innogy betreiben wir nun gut 1.000 Ladesäulen auf der Blocckhain, bei denen man auch mit anderen Mitteln bezahlen kann. Daher haben wir am Tag nur eine Handvoll von Ethereum-Transaktionen. Aber das ist egal, wir beginnen, die Interoperabilität darzustellen, dann steigen wir in die Skalierung der Technologie ein und dann holen wir die Enduser an Bord.

Meinst du, dass die Kosten günstiger werden?

Ja, auf jeden Fall. Ich gehe davon aus, dass die Kosten in Zukunft verschwindend gering werden, wenn man etwa über Proof of Stake nachdenkt, oder über minimal permissioned Blockchains, auf der wir alles offen machen, aber uns auf einen minimalen Satz von Permissions reduzieren. Es gibt auch andere Algorithmen, mit denen man gut skalieren kann. Es wird klappen, und die Skalierbarkeit wird in Zukunft keine Rolle spielen.

Wir glauben, dass man mit den Transaktionen im Kern nichts verdienen wird, aber mit Services darum herum. Mit Personalisierungen, Registrierungen, Anpassungen des Ladevorgangs an die Situation im Netz. Es gibt hier so viele Möglichkeiten.

Du sagst, dass ihr in die Skalierung der Technologie einsteigen wollt. Helft ihr mit, Lösungen zu entwickeln?

Ja, wir wollen experimentieren, etwa mit zugangsbeschränkten Blockchains. Die Tendenz geht von der Public Blockchain weg, aber wir bewerten das gerade, weil wir auch gerne die Vorteile der öffentlichen Blockchain nutzen wollen. Wir entwickeln nichts selbst, aber tauschen etwa Anforderungen aus.

Das heißt, ihr seid nicht auf eine Blockchain festgelegt?

Im wesentlichen arbeiten wir derzeit mit Ethereum Aber in Zukunft ist das noch offen. Wir arbeiten auch intensiv mit BigchainDB. Wir werden aber keine Nischenblockchain benutzen, da wir starke Netzwerkeffekte brauchen. Smart Contracts wie bei Ethereum sind auch wichtig, ebenso wie eine starke, gesunde Entwickler-Community.

Über Christoph Bergmann (2807 Artikel)
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1 Kommentar zu „Die Skalierbarkeit wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen“

  1. ösldkjöfdlgdgf // 23. Mai 2017 um 11:01 // Antworten

    100 Downloads. Fahrt Ihr alle E-Cars?

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