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1Broker und Zebpay: Zwei Bitcoin-Plattformen, die nicht mehr sein dürfen

In der letzten Woche gingen zwei Bitcoin-Plattformen unfreiwillig offline: Die Domain von 1Broker, eine Handelsplattform, bei der man mit Bitcoins auf den Kursverlauf von Aktien wetten konnte, wurde vom FBI beschlagnahmt, und Zebpay, die älteste und größte Bitcoin-Börse Indiens, musste den Handel einstellen, weil sie ihre Partnerbank verloren hat und keine neue finden konnte.

FBI klagt Österreicher an, weil er US-Gesetze bricht

Wer heute die Webseite 1Broker.com aufruft, wird die Siegel des amerikanischen Verteidigungsministeriums sowie des FBIs sehen. Darunter steht: “Die Domain 1Broker.com wurde durch das Federal Bureau of Investigation beschlagnahmt.”

1Broker war eine Plattform, auf der man sogenannte “CFDs” oder “Swaps” kaufen und verkaufen konnte. Das sind hochspekulative Wertpapiere, mit denen man mit einem Vielfachen des Einsatzes auf den Kursverlauf von anderen Werten, etwa dem Dax oder einer Währung, wettet. Bei 1Broker konnte man Bitcoins einzahlen und mit diesen auf das Fallen oder Steigen von vielen Aktien, Indexwerten und Währungen setzen. In der Regel hat dabei niemand gewonnen außer 1Broker, aber jeder, der Freude daran hat, mit Geld zu spielen, wird seinen Spaß gehabt haben.

In einer Pressemitteilung erklärt das FBI, dass die amerikanische Börsenaufsicht SEC eine Klage gegen den Geschäftsführer von 1Broker eingereicht hat, den Österreicher Patrick Brunner. Der Vorwurf ist es, dass er gegen föderale US-Gesetze zum Wertpapierhandel verstoßen hat. Die Firma 1pool, die die Plattform betrieben hat, ist auf den Marschall-Inselns registriert, und 1Broker hat es Investoren aus aller Welt gestattet, nur mit Angabe einer E-Mail-Adresse durch Bitcoins Swaps auf Wertpapiere zu kaufen. Geht natürlich gar nicht. Ein FBI-Special-Agent hat die Plattform infiltriert, indem er einen Account eröffnet und von der USA aus Swaps gekauft hat, ohne die “Investment-Schwelle” zu erreichen, die von den amerikanischen Wertpapiergesetzen definiert wird. Darüber hinaus habe 1Broker es versäumt, die Swaps auf einer “registrierten nationalen Börse” anzumelden.

Daneben hat auch die CFTC, die Commodity Futures Trading Commission, die für die Regulierung des Handels von Optionen und Futures zuständig ist, eine Anklage gegen 1Broker eingereicht. Sie wirft der Plattform vor, US-Bürgern den Handel mit Optionen anzubieten, ohne bei der CFTC registriert zu sein und adäquate Anti-Geldwäsche-Maßnahmen einzurichten. 1Broker habe keine oder nur unzureichende Maßnahmen eingerichtet, um die Identität der Kunden zu verifizieren (KYC).

Mit anderen Worten: Wer es wagt, im Internet einen Service anzubieten, den US-Amerikaner genießen können, muss sich an die Gesetze der SEC halten. Betroffen ist jede Firma, die nicht verifiziert, dass ihre Kunden keine Amerikaner sind.

Indische Börsen haben Probleme mit Banken – weil Indien Bitcoin braucht

Zebpay ist die älteste und wohl auch größte Bitcoin-Börse Indiens. Am vergangenen Donnerstag hat die Börse nun per Twitter angekündigt, dass sie den Betrieb einstellt. “Um 4 Uhr heute Vormittag werden wir alle unausgeführten Angebote stoppen und die Coins euren Zebpay Wallets gutschreiben. Wir werden keine neuen Angebote akzeptieren. Die Zebpay-Wallet wird aber weiterhin funktionieren.”

Auf dem Blog erklärt die Firma, warum. Zebpay habe eine Pionierrolle für den indischen Bitcoin-Markt gespielt, und trotz aller Probleme mit Regulierern und Banken weitergemacht, um Indien die Chance zu geben, an den Märkten für digitale Assets auf Basis öffentlicher Blockchains teilzuhaben. “Allerdings wurde es in der jüngsten Vergangenheit extrem schwierig. Die Beschränkungen für Bankkonten hat die Fähigkeit von uns sowie unseren Kunden, Geschäfte zu betreiben, gelähmt. Ab einem Punkt waren wir nicht länger in der Lage, das Geschäft einer Börse für Kryptowährungen fortzusetzen. Daher stellen wir den Betrieb ein.”

Damit fiel Zebpay einer Anordnung der Indischen Zentralbank (RBI) vom April zum Opfer. Die RBI hatte im Frühjahr dieses Jahres angekündigt, dass es Banken und andere regulierte Zahlungsdienstleister nicht länger erlaubt ist, Transaktionen mit Rupien (INR) auszuführen, die in irgendeiner Weise in Verbindung mit Kryptowährungen stehen. Als Frist gab die RBI damals den 6. Juli an.

Kann das ohne Bargeld funktionieren? Markt in Indien. Foto von Liv Unni Sødem via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Reaktionen der Börsen fielen damals unterschiedlich aus. Während ein Koinex-Mitarbeiter sagte, die Frist sei angemessen, um darauf zu reagieren und den Dialog mit den Regulierern zu suchen, sagte ein anonymer Mitarbeiter einer anderen, nicht genannten Börse, die Maßnahme sei “nicht überraschend, bescheuert.” Der Ansatz von Koinex scheint sich auszuzahlen, da die Börse in der Lage scheint, den Betrieb trotz der immer strengeren, zum Teil sogar feindseligen Regulierung fortzusetzen.

“Die letzten Monate waren eine wahre Achterbahnfahrt für das Krypto-Ökosystem in Indien”, ist auf dem Blog der Firma am vergangenen Freitag zu lesen, also einen Tag, nachdem Zebpay den Betrieb eingestellt hatte. “Von Problemen mit Banken zu Verfahren vor dem Obersten Bundesgericht — es gab vieles, das einen großen Einfluss auf die Handelsaktivität und das Interesse der indischen Community hatte. Die jüngste Ankündigung einer der führenden indischen Börsen mag für viele Leute eine Überraschung gewesen sein.”

Die Börse lädt alle indischen Kryptotrader ein, auf ihr zu handeln. Der Grund, weshalb Koinex weiterhin den Handel von Rupien und Kryptowährungen gewährleistet, dürfte daran liegen, dass sie Anfang September begonnen hat, Ein- und Auszahlungen Peer-to-Peer zu prozessieren. Ein Blogpost beschreibt, wie dies funktioniert: “Ein Koinex-User möchte INR (Rupien) einzahlen, und ein anderer möchte INR auszahlen. Unsere Matching-Engine verbindet die beiden User, und ein Transfer von Guthaben durch eine Banktransaktion gibt den Transfer auf Koinex wieder und macht beide User glücklich!” Auf diese Weise können die User “wie in den alten Zeiten” in der Lage sein, Guthaben direkt von ihrer “INR-Wallet” ein- und auszuzahlen – was ein Hinweis darauf sein könnte, dass Koinex vor der Einführung der P2P-Ein- und Auszahlungen nicht mehr in der Lage gewesen war, Rupien zu prozessieren.

Die Bitcoin-Lage in Indien ist hochspannend, seit die Regierung Ende 2016 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen Großteil des zirkulierenden Bargelds aus dem Verkehr gezogen hat. Die Aktion gilt als größte Maßnahme gegen das Bargeld der jüngeren Vergangeheit. Sie soll die bargeldliebenden Inder dazu zwingen, digitale Zahlungsverfahren wie Kreditkarten zu benutzen, richtet aber aufgrund der technischen Rückständigkeit vieler Regionen einen enormen wirtschaftlichen Schaden an. Kryptowährung wie Bitcoin sind für die Inder in Zeiten der Bargeldabschaffung die einzige Möglichkeit, ihr Geld aus den Fängen von Datenkraken und Überwachern zu befreien. Dass Bitcoin so dringend benötigt wird, dürfte mit ein Grund sein, weshalb die indische Zentralbank besonders engagiert dabei ist, Kryptowährungen zu bekämpfen.

 

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4 Kommentare zu 1Broker und Zebpay: Zwei Bitcoin-Plattformen, die nicht mehr sein dürfen

  1. Erinnert mich irgendwie an China 2017…

  2. Maik Richter // 1. Oktober 2018 um 15:54 // Antworten

    Richtig. Wie es in China geendet ist wissen wir. Crypto ist verboten und wer daran interessiert ist, kauft es ausserhalb der Kontrolle grosser Börsen auf der Strasse.

  3. Juergen Roeger // 1. Oktober 2018 um 16:44 // Antworten

    In dem Artikel klingt es ganz selbstverständlich, dass das FBI eine Website kassiert, die gegen amerikanische Gesetze verstößt, obwohl die Firma ihren Sitz nicht in den USA hat.
    Ich finde das ziemlich bedrohlich, wenn jede Internetseite, die den Amerikanern nicht passt, weltweit blockiert werden kann.

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