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Brave Browser 1.0: User können an Werbung verdienen – und andere Webseiten belohnen

Der Löwe ist das Wappentier von Brave. Bild von Christopher Michel via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Nach Jahren der Entwicklung und Beta-Veröffentlichungen ist der Browser Brave nun offiziell bei Version 1.0 angekommen. Laut den Machern transformiert Brave das Internet wie wir es kennen. Womit sie noch nicht einmal zu hoch stapeln.

Manchmal heißt es, keine einzige ICO habe jemals etwas konstruktives erschaffen. Brave straft solche Behauptungen Lügen. Das von JavaScript-Erfinder Brendan Eich Anfang 2016 gestartete Projekt hat mit dem Verkauf der Basic Attention Token (BAT) Mitte 2017 gut 36 Millionen Dollar eingenommen. Nun legt das Team die Version 1.0 vor, die jene Versprechen, mit denen Brave an den Start gegangen ist, tatsächlich umsetzt.

Im Kern ist Brave ein Klon des Chrome-Browsers, der sich darauf konzentriert, störende Gewohnheiten von Webseitenmacher vom User fernzuhalten: Der Browser integriert einen Werbeblocker, verschlüsselt mit HTTPS-Everywhere den Datenverkehr mit allen Webseiten und schaltet Cookies von dritten Parteien aus. Allein schon dies macht Brave laut eigenen Angaben 3-6 Mal schneller als andere Browser. Aber das ist noch nicht alles: Durch eine integrierte Wallet schüttet Brave die Basic Attention Token an Webseiten aus, die die User des Browsers besuchen – sofern die User Coins eingezahlt haben. Das Konzept ist vielversprechend, aber in der Praxis für Webseiteninhaber oft schwierig umzusetzen, wie der Coinspondent in einem Test beschreibt.

Mit der Version 1.0 aktiviert Brave ein neues, aufregendes Features, das von Anfang an versprochen wurde: Die User können von Brave ausgestrahlte Werbung ansehen und erhalten 70 Prozent der Werbeeinnahmen. Diese Einnahmen können sie dann benutzen, um Webseiten zu bezahlen. Anders gesagt: Mit Brave muss man nun überhaupt keine Bitcoins haben, um seine Lieblingswebseite mit virtuellen Token zu unterstützen. Die Transformation der Online-Ökonomie läuft ganz im Hintergrund ab – und Brave selbst verdient ordentlich daran.

Auch bei den eigenen Werbeanzeigen achtet Brave darauf, dass sie die Nutzererfahrung so wenig wie möglich stören: Man kann sich aussuchen, wie viele Anzeigen man pro Stunde anschaut, die mögliche Anzahl reicht von einer bis fünf Anzeigen je Stunde. Das Feature ist laut der Info zum Release für iPhone und iPads verfügbar, ist aber auch schon in meiner Brave-Version für Ubuntu enthalten. Auf Android ist es offenbar noch nicht freigeschalten, mit Windows habe ich es noch nicht getestet.

Damit wird Brave dem gerecht, was Brendan Eich ankündigt: “Das heutige Internet ist kaputt, und die User leiden darunter am meisten. Sie werden verfolgt, markiert und ausgebeutet; das verletzt nicht nur die Privatsphäre, sondern macht die Webseiten langsamer, leert die Batterieren und sorgt für eine fürchterliche Interneterfahrung. Publizisten verlieren derweil Einnahmen in einem Rekordtempo an einige wenige gigantische Super-Unternehmen und zu viele Werbe-Zwischenmänner …” Der Überwachungskapitalismus habe das Internet lange genug geplagt. “User, Werbetreibende und Publizisten haben endlich genug, und Brave ist die Antwort. Brave 1.0 ist ein neu erfundener Browser, der das Web zugunsten der User transformiert, mit einer privaten, im Browser basierten Werbe- und Zahlungsplattform.”

Dann kann die Transformation ja losgehen. Mit bisher gut 8 Millionen Usern ist Brave noch weit davon entfernt, die Werbewirtschaft im Internet umzustülpen – aber hat schon mal eine vielleicht sogar kritische Masse erreicht.

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13 Kommentare zu Brave Browser 1.0: User können an Werbung verdienen – und andere Webseiten belohnen

  1. Ich arbeite mit dem Brave-Browser seit einigen Monaten. Und bin echt zufrieden. Über den Artikel vom Coinspondent läst sich streiten. Ich finde er ist da mit einer ziemlich negativen Einstellung an die Sache rangegangen.

  2. “Das heutige Internet ist kaputt, und die User leiden darunter am meisten. Sie werden verfolgt, markiert und ausgebeutet; das verletzt nicht nur die Privatsphäre, sondern macht die Webseiten langsamer, leert die Batterieren und sorgt für eine fürchterliche Interneterfahrung. Publizisten verlieren derweil Einnahmen in einem Rekordtempo an einige wenige gigantische Super-Unternehmen und zu viele Werbe-Zwischenmänner …”

    Jo, deswegen kommt Brave nun mit einem 30% Cut… Damit liegen sie in einer Liga oder sogar darüber mit Google Adsense und Co.
    Erinnert entfernt an Till Faida mit seinem Adblock Plus, welches auch nur ein Fork bestehender Adblocker war, aber dann erfolgreich(!!!) Wegezoll von Google & Co. eingesackt und deren Werbung zugelassen hat, andere (nicht zahlende) ausgeschlossen hat.

    Schau her, wir befreien Euch von Werbung, dafür haben wir viel tollere Werbung für Euch!

    Da ist Steemit wahrscheinlich sogar das bessere Übel oder Yours und wie sie alle heißen. Bei Monero gibt es nun auch einen offiziellen RCP-Call, den man dazu nutzen kann, einen Besucher ähnlich einem Captcha eine gewisse Anzahl an Shares minen zu lassen, allerdings nicht wie bisher über Browser / Javascript, weil das durch RandomX praktisch obsolet wurde, sondern direkt über die Wallet. Ich bin mir übrigens bewusst, dass das für die meisten User heute noch zu kompliziert ist…

    • Und ich vergaß… Statt Google & Co. trackt uns jetzt Brave, da sie ja wissen müssen, welchen Website-Betreibern sie die Kohle ausschütten sollen.

    • Ja, die 30 Prozent sind recht heftig. Sind dann halt doch etwas zu gierig.

    • “liegen sie [Brave] in einer Liga oder sogar darüber mit Google…”

      Das stimmt so nicht. Google speichert auf seiner Cloud die Daten seiner Nutzer, während bei Brave die Daten, auf deren Grundlage Werbung zugestellt wird, die Geräte der Nutzer nicht verlassen. Nehmen wir an, Google und Brave würden den gleichen Marktanteil haben. Dann würde Google um ein Vielfaches mehr über die Nutzer wissen als Brave.

      • Das war bezogen auf den Wegezoll, den sie selbst einsacken. Google Adsense schüttet ca. 80% an die Webseitenbetreiber aus, Brave nur 70%.
        Natürlich weiß Google mehr über die Nutzer als Brave, alleine schon durch die Gesamtprofile, die sie mit all ihren Services erstellen können. Google Search, Google Adwords, Google Adsense, Google Analytics, Chrome, CDN für Javascript Frameworks, Google Maps, …

  3. Vor ein paar Tagen habe ich mir auch den Brave-Browser installiert um ihn auszuprobieren.

    Meine Intension ist nicht durch Angucken von Werbung irgendwelche Coins zu verdienen
    sondern eher Webseiten die ich unterstützenswert finde auch zu unterstützen
    (sowas wie eine automatische und freiwillige Paywall).

    Ich habe Brave dann aber schnell wieder deinstalliert aufgrund der folgenden Nachteile:

    1) Das ganze geht nicht mit BTC sondern mit den BAT-coins.
    2) Um das sinnvoll zu benutzen muss man sich bei einem proprietären Wallet mit Emailadresse, Namen, Geburtsdaten, Telefonnummer etc. anmelden.
    3) Brave verdient kräftig mit.

    Ich kann nur hoffen dass sich so etwas nicht durchsetzt.

    • Du kannst ja den Brave-Browser auch ohne Wallet benutzen und die Werbung komplett ausblenden. Must nicht mit den Coins arbeiten. Brave ist ziemlich performant.

    • Was ist denn das für eine Einstellung! Du bist mit etwas nicht zufrieden und hoffst deswegen, dass sich das nicht durchsetzt? Traurig.

      Unterstütze doch deine tollen Webseiten mit BAT. Die Macher können sich das dann in die Währung ihrer Wahl umtauschen. (Vlt. hätten sie das auch mit BTC getan)

      • Die Macher können sie aber eben nicht umtauschen, ohne sich komplett zu verifizieren. Und auch dann kann der Wallet Provider immernoch sagen: Den wollen wir nicht! Ist also eher so Richtung Paypal als Bitcoin und damit absolut uninteressant. Es hatte ja nen Grund, dass z.B. Wikileaks damals auf Bitcoin umgestiegen ist.

  4. Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen sich prinzipiell bei Veröffentlichungen gegen Bezahlung auch verifizieren zu müssen. Das soll jetzt nicht heißen, dass man nicht auch etwas anonym veröffentlichen können sollte, sofern man dann auf eine Bezahlung verzichten würde.

  5. “Was ist denn das für eine Einstellung! Du bist mit etwas nicht zufrieden und hoffst deswegen, dass sich das nicht durchsetzt? Traurig.”

    Wenn es so ist dass EINE Organisation mit IHREM Token im Wesentlichen zu IHREM Vorteil mit einem proprietären Wallet das System kontrolliert, dann hoffe ich dass es sich nicht durchsetzt.
    Wenn ich selbst nicht zufrieden bin dann mach ich nur einfach nicht mit.

    ” Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen sich prinzipiell bei Veröffentlichungen gegen Bezahlung auch verifizieren zu müssen”

    Mich hat vor allem gestört dass ich mich auch schon als Bezahlender bei der Benutzung des Wallets verifizieren muss.

    “Es hatte ja nen Grund, dass z.B. Wikileaks damals auf Bitcoin umgestiegen ist.”

    Tatsächlich war das damals auch ein Grund für mich, mich für Bitcoin zu interessieren, da ich mit meiner Mastercard nicht bezahlen konnte wen ich wollte.

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