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Nein, Ripple geht keine Partnerschaft mit Google und Amazon ein

Krypto-Unternehmen hängen sich gerne jede "Partnerschaft" als Trophäre an die Wand. Bild von michael davis-burchat via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Ripple-Partner MoneyGram veröffentlicht eine Pressemitteilung über eine Zusammenarbeit mit Google und Amazon. Formal ist die Meldung korrekt – aber die Überschriften, die einige Kryptomedien daraus ableiten, sind sehr leicht falsch zu verstehen. 

Sagen wir, Sie wären ein Startup, oder ein Unternehmen, das um die Gelder von Investoren buhlt. Oder eine Kryptowährung, die mit anderen um die Anleger konkurriert. Wäre es da nicht schön, wenn der Name Ihres Startups in Überschriften im selben Satz wie Google und Amazon genannt wird? Und wenn dabei noch der Eindruck entstehen würde, dass es eine echte Partnerschaft mit den beiden Internet-Giganten gibt, zumindest bei denen, die nur halbwach Überschriften scannen?

Wie wäre es mit dieser Überschrift: „Ripple-Partner MoneyGram wendet sich Amazon und Google zu, um Zahlungen zu beschleunigen“? Klingt das nicht vielversprechend? Im entsprechenden Artikel findet man dann im ersten Satz die Info, dass MoneyGramm, „einer der bekanntesten Partner von Ripple,“ mit den beiden Webgiganten „zusammenarbeitet, um die Effektivität der grenzübergreifenden Zahlungsdienstleistungen zu verbessern.“ Sowohl Amazons Web Services als auch die Google Cloud „assistieren“ das Unternehmen.

Was denken Sie dabei? Google und Amazon sind Partner von MoneyGram, und daher auch von Ripple? Werden die beiden Konzerne endlich wach? Öffnen sie sich für Kryptowährungen – und zwar besonders für Ripple? Wäre es nicht perfekt, wenn Amazon für die vielen internationalen Zahlungen auf der Plattform XRP als Tunnelwährung verwenden würde? Oder Google für GooglePay?

Der Artikel geht auf eine Pressemitteilung zurück, die wohl dafür gestrickt ist, genau diesen Effekt zu erzielen. In ihr erfährt man, dass MoneyGram, „ein globaler Führer für grenzübergreifende P2P-Zahlungen und Geldtransfers“, weitere Details zur Strategie für die digitale Transformation vorgelegt hat. Die Firma arbeite mit Google Cloud und Amazon Web Services (AWS) „zusammen, um eine Multi-Cloud-Strategie zu verwirklichen.“ Anders gesagt: MoneyGram hat Accounts bei AWS und Google Cloud eröffnet.

Ist das jetzt eine Pressemitteilung wert? Vermutlich nicht. Auch Ripple-Anhänger sind skeptisch.

Eventuell steht MoneyGram unter Zugzwang und muss Investoren beweisen, dass etwas passiert, weshalb auch mal ein Account bei Google eine Nachricht wert ist. Die beiden prominenten Firmen, mit denen MoneyGram „zusammenarbeitet“, so, als wären sie Partner, geben natürlich reizvolle Wörter ab, die man in Überschriften und Texten platzieren kann, um womöglich günstigen Effekt für die Suchmaschinenoptimierung zu erzielen. Schließlich wird schon lange darüber gerätselt, wie Google und Amazon zu Kryptowährungen stehen. Dass die beiden Unternehmen im Zusammenhang mit Ripple in einer Überschrift auftauchen, könnte natürlich zu voreiligen Schlüssen führen, die zwar falsch, aber für Ripple-Investoren günstig sind.

Man sollte, um der Geschichte eine Lektion aufsetzen, Überschriften in Krypto-Magazinen nicht ungeprüft für voll nehmen. Es gab schon zahlreiche Fälle, bei denen Krypto-Projekte es zur „Partnerschaft“ aufgeplustert haben, wenn sie eine Software einer großen Firma nutzen, man denke etwa an die IOTA-Foudation und deren „Partnerschaft“ mit Microsoft, die, wie man später herausfand, doch irgendwie keine Partnerschaft war, sondern nur ein „Beteiligter“, angeblich schon immer. Aber die Mühe, die Missverständnisse einiger Medien zu korrigieren, war es dann doch nicht wert.

Die jeweiligen Krypto-Communities prangern sofort und lautstark „FUD“ an, wenn es eine negative Flaschmeldung gibt, und drohen dann gerne auch mit rechtlichen Schritten, wenn die Journalisten die Falschmeldung nicht zurückziehen. Was sie, wie bei jeder Ente, natürlich so schnell wie möglich tun sollten. Positive Falschmeldungen dagegen stoßen nur selten auf Widerstand. Die Communities verzichten nicht nur darauf, die Journalisten mit Korrekturen zu belästigen, sondern teilen sie oft noch in den sozialen Medien, wobei sie über falsche Nuancen zugunsten des eigenen Lieblingscoins gnädig hinwegsehen.

Daher: Seid vorsichtig, wenn ihr euch informiert. Prüft eine Meldung lieber doppelt oder dreifach, bevor ihr sie für voll nehmt.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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1 Kommentar zu Nein, Ripple geht keine Partnerschaft mit Google und Amazon ein

  1. Bei diesem Schmäh auch ganz vorne dabei: ChainLink

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