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Mehr Bitcoins auf Avalanche-Blockchain als im Lightning-Netzwerk

Avalanche, zu Deutsch Lawine, heißt die AVAX-Blockchain mit vollständigem Namen, weil ihr Konsens-Mechanismus lawinenartig Bestätigungen sammelt. Bild von patricia m via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Bitcoin skaliert nicht onchain, sondern durch höhere „Layer“ – aber nicht so, wie von der Bitcoin-Szene geplant. Dass nun schon mehr Bitcoins auf der Avalanche-Blockchain stecken als im Lightning-Netzwerk ist bezeichnend. Ideologiefreien Bitcoinern sollten jubeln.

Die Smart-Contract-Blockchain Avalanche erlaubt es seit Juni 2022, Bitcoins über eine „Brücke“ (bridge) auf die Avalanche-Blockchain aufzuspielen. Nach nur etwas mehr als einem halben Jahr befinden sich bereits 5.598 Bitcoins auf der Avalanche-Blockchain – mehr als im Lightning-Netzwerk, in dem sich lediglich 5.300 Bitcoin befinden.

„Das ist eine gewaltige Errungenschaft von der Avalanche Community. Wir haben in kurzer Zeit mehr erreicht als Lightning in fünf Jahren,“ jubelt Avalanche-Fan Jony Snarker.

Ist Lightning gescheitert?

Das könnte nun natürlich Anlass zum Hohn geben: All die tausend Artikel über Lightning, die permanente Werbung, das mühsame Aufbauen des Netzwerks seit fünf Jahren – und dann zieht Avalanche einfach so in sechs Monaten vorbei?

Tatsächlich könnte das die eine oder andere Frage aufwerfen, die die Lightning-Community lieber nicht hören will. Aber darum geht es nicht. Lightning ist als Zahlungsmittel gedacht, auf Avalanche wird Bitcoin vermutlich vor allem für Smart Contracts und DeFi benutzt. Anstatt eine Konkurrenz zwischen beiden zu konkurrieren, sollte man sie ergänzend verstehen: Beide machen Bitcoin stärker. Bitcoin gewinnt, nicht nur auf der eigenen Blockchain, nicht nur im Lightning-Netzwwerk, sondern im ganzen Ökosystem – und Bitcoin skaliert, nicht nur mit Lightning, sondern auch auf anderen Blockchains. Es passiert!

Nicht die schlechteste L2

Die Avalanche-Bridge ist dabei nicht die schlechteste Layer-2 für Bitcoin. Bei dem Verfahren werden Bitcoins auf einer Bitcoin-Wallet hinterlegt und als Token auf der Avalanche-Blockchain abgebildet. Dabei gibt es einerseits eine Anwendung in einer Intel Software Guard Extension (SGX), welche die sichere Ausführung der Operationen erlaubt, ohne dass eine Partei Zugang zu den Schlüsseln hat. Um Bitcoins auf der Avalanche Blockchain zu erschaffen benötigt die SGX aber die Zustimmung der „Wardens“, derzeit acht Unternehmen aus dem Avalanche-Ökosystem, ebenso, wenn die Token auf der Avalanche-Blockchain eingeschläfert und auf der Bitcoin-Blockchain wieder ausgezahlt werden.

Das System ähnelt sehr stark der Liquid-Sidechain von Blockstream und ist unterm Strich etwas weniger vom guten Willen dritter Parteien abhängig. Ein wichtigerer Unterschied liegt nicht in der Technologie, sondern in der ideologischen Einfärbung: Die Bitcoin-Community im engeren Sinn liebt Liquid, da es von Bitcoin-Entwicklern gebildet wird, aber verabschäut andere Blockchains wie Avalanche. Andersherum dürfte die „Web3“-Community einem Projekt von Blockstream mit reichlich Misstrauen begegnen.

Der größte Unterschied zwischen Avalanche und Liquid liegt jedoch im Ökosystem. Während Liquid ein weitgehend totes Ökosystem ist – zwischen Juni 2022 und Januar 2023 stieg die Anzahl von Bitcoins auf Liquid von 3.561 um sagenhafte sechs LBTC auf 3.567 – ist Avalanche eine quicklebendige Web3-Blockchain, in der ein vitales, hungriges Ökosystem von DeFi, Smart Contracts und NFTs entsteht. Man kann mit seinen Bitcoins auf Avalanche sehr viel interessantere Sachen erleben als auf Liquid.

Bitcoin skaliert auf vielen Ketten

Avalanche ist nicht die einzige Web3-Blockchain, die Bitcoins tokenisiert hat. Die WBTC auf Ethereum sind mit mehr als 180.000 WBTC die mit weitem Abstand größte Layer-2 von Bitcoin, gefolgt von rund 13.000 Bitcoins auf der BNB-Blockchain. Neben WBTC bringt Ren gut 4.500 Bitcoins auf Ethereum, sBTC und TBTC gut 440 bzw. 330. Mit 3495 Bitcoins hat sich auch die RSK-Sidechain aus Argentinien als Layer-2 etabliert.

Bitcoin, kann man nur feststellen, skaliert nicht allein auf der Bitcoin-Blockchain oder mit Lightning. Vielmehr skaliert Bitcoin über ein ganzes Ökosystem anderer Blockchains – und erhält nebenbei Zugang zu Smart Contracts, Token und DeFi-Marktplätzen. Bitcoin selbst kann, wie manchmal gefordert, vollkommen entspannt verknöchern und zuschauen, wie es ohne eigenes Zutun ganz von selbst skaliert.

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3 Kommentare zu Mehr Bitcoins auf Avalanche-Blockchain als im Lightning-Netzwerk

  1. Bitcoin, kann man nur feststellen, skaliert nicht allein auf der Bitcoin-Blockchain oder mit Lightning. Vielmehr skaliert Bitcoin über ein ganzes Ökosystem anderer Blockchains – und erhält nebenbei Zugang zu Smart Contracts, Token und DeFi-Marktplätzen. Bitcoin selbst kann, wie manchmal gefordert, vollkommen entspannt verknöchern und zuschauen, wie es ohne eigenes Zutun ganz von selbst skaliert.

    Man sollte aber genau hinschauen, wie dieser Peg zu BTC gewahrt wird, bei WBTC ist es wohl eine DAO mit 30 Mitgliedern, die diese verwaltet, aber es gibt einen Proof of Reserve. Gerade bei BNB wäre ich vorsichtig, denn wahrscheinlich besteht das Konsortium aus Binance.

    Ich habe mittlerweile von mehreren Maxis gehört, dass sie Bitcoin als Wertspeicher nutzen, für Zahlungen Monero, selbst wenn es nicht akzeptiert wird, dann über einen der unzähligen Swap Services zu BTC, alleine um seine Privatsphäre zu wahren. Man könnte also sagen, auch Monero wird als Layer2 genutzt, beziffern kann man das aber nicht.

    • Man könnte also sagen, auch Monero wird als Layer2 genutzt, beziffern kann man das aber nicht.

      :-)) Warum auch nicht. Und umgekehrt. Die Kryptos ziehen sich doch gegenseitig an den Haaren aus dem Sumpf ans Licht.

      Nur eine vielköpfige Hydra kann einen scheinbar übermächtigen Recken alter Schule besiegen, der im Wahnsinn Fau und Kinder ermordete.

      Sie muss nur sehr darauf achtgeben, nicht alle Köpfe auf einmal zu verlieren. Nicht das Herakles sich nicht bereits daran versuchen würde. Für jeden Kopf gebraucht er eine andere List und für alle zusammen das große Feuer (des ein oder anderen Leoparden).

      • Schöne Poesie!

        Du hast jedenfalls meinen Grundgedanken verstanden, dass nicht abgespeicherte Daten die beste Form von Datenschutz sind… Bei transparenten Blockchains ist das durchaus ein Problem, denn Chainanalyse hat bisher mit ziemlich simplen Algorithmen agiert, aber wenn man sich ansieht, was mit KI tatsächlich möglich ist, sehe ich da sehr viel Potenzial nach oben… Und die Daten bleiben für die Ewigkeit.

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