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Es geht weiter: Nun klagt Alameda im Namen der FTX-Gläubiger Grayscale an

Wenn ein Dampfer sinkt, sollte man lieber nicht in der Nähe baden gehen. Lizenz: öffentliche Domäne.

Weil die Bitcoin- und Etherfonds von Grayscale keine direkte Auslösung der Kryptowährungen erlauben, verlieren die Gläubiger von FTX eine Viertelmilliarde Dollar – behauptet Alameda Research vor Gericht. Die Argumentation ist plausibel.

Der versunkene Dampfer zieht seine Kreise. Alameda Research, als Schwesterfirma von FTX tief in die Pleite der Börse verstrickt, strengt nun eine Klage gegen Grayscale Investments und deren Mutterfirma Digital Currency Group an.

Im Namen der Gläubiger von FTX wirft Alameda der Digital Currency Group vor, sich mit ihrem Investment-Vehikel Grayscale auf Kosten der Investoren bereichert zu haben. Alameda hält 22 Millionen Anteile von Grayscales Bitcoin-Trust und 6 Millionen Anteile des Ethereum-Trusts, was zwei bzw. drei Prozent der gesamten Fonds ausmacht. Es besteht also ein klares Interesse. Aber was konkret wirft Alameda Grayscale vor?

Die Fondsanteile von Alameda waren Ende letzter Woche zusammen 290 Millionen Dollar auf dem Zweitmarkt wert. Sie könnten aber, so die Klage, doppelt so viel wert sein, wenn Grayscale die Gebühren reduzieren und Investoren erlauben würde, die Anteile für den Gegenwert der unterliegenden Kryptowährungen zu tauschen.

Grayscale ist, sollte man wissen, mit seinem Bitcoin-Trust der größte Bitcoin-Holder. Seit 2013 erlaubt die Tochterfirma der einflussreichen Digital Currency Group es Investoren, über seinen Trust eine Bitcoin-Position aufzubauen. Da Grayscale die Anteile des Fonds 1:1 durch Bitcoin abdeckt, hat er mittlerweile gut 635.000 Bitcoins angehäuft – rund 3 Prozent aller Bitcoins. Ähnlich stark ist die Position des Ethereum-Trusts.

Die Trusts von Grayscale haben aber einen erheblichen Haken: Man kann die Anteile nicht gegen Kryptowährungen oder deren Gegenwert einlösen, sondern sie nur am Zweitmarkt verkaufen. Und dort weicht der Preis seit langem erheblich vom Wert der Bitcoins ab – mittlerweile um 40-50 Prozent nach unten. Hinzu kommt noch, dass Grayscale im Lauf der letzten zwei Jahre mehr als 1,3 Milliarden Dollar durch Gebühren aus dem Trust extrahiert hat.

Die Klage von Alameda hat somit also eine gewisse Berechtigung. „Wenn Grayscale die Gebühren reduzieren und damit aufhören würde, Abbuchen unnötig zu verhindern, wären die Anteile der Schuldner von FTX mindestens 550 Millionen Dollar wert, was etwa 90 Prozent mehr ist das der Wert, den sie heute haben.“ FTX-Insolvenzverwalter John Ray kommentiert, „wir nutzen jedes mögliche Mittel, um die Entschädigung für Kunden und Gläubiger von FTX zu maximieren.“ Allerdings sollte Alameda als professioneller Investor dies alles vor dem Investment genutzt haben.

Grayscale nennt die Klage von Alameda „fehlgeleitet“. Das Unternehmen plant schon lange, den Bitcoin-Trust in einen ETF zu überführen, wird dabei aber von der Börsenaufsicht SEC gehindert und befindet sich selbst deswegen in einer Klage gegen diese. Falls es aufsichtsrechtliche Gründe sein sollten, weshalb Grayscale die Anteile nicht auslösen kann – es wäre denkbar – wäre dies ein schlagendes Beispiel dafür, wie Regulierung die Verbraucher direkt schädigt.

Der Grayscale-Trust ist so etwas wie der knallpinke Elefant im Raum, über den jeder gerne oder ungern redet. Als größter Bitcoin-Hodler ist er natürlich das Ziel von Fantasie und Ängsten. So wird seit langem kritisiert, dass Grayscale kein onchain-Audit des Funds zulässt, sondern auf Coinbase als Treuhänder verweist, und, vor allem, dass die Fondsanteile wegen der fehlenden Auslösbarkeit nur unzuverlässig den Wert von Bitcoin und Ethereum abbilden. Der Abschlag von teils 50 Prozent hemmt, wird manchmal gemunkelt, die Erholung des Bitcoin-Preises.

In den letzten Monaten kam dazu noch eine weitaus drängendere Sorge, die für den Markt einen durchaus existenziellen Charakter annehmen kann. Denn im Zuge der FTX-Pleite brach auch der Lender Genesis zusammen, der, so wie Grayscale, eine Tochterfirma der Digital Currency Group ist. Wenn der Bankrott von Genesis auch die Digital Currency Group mit sich zieht, und diese wiederum Grayscale – dann könnte es zur Auflösung des Fonds kommen, was ein potenzielles Horrorszenario wäre.

Der Chef der Digital Currency Group, Barry Silbert, hat wiederholt betont, dass die Unternehmen unabhängig voneinander sind und es deswegen keine Rettung von Genesis durch die Gruppe geben wird. Doch dies möchte nicht jeder akzeptieren. Taylor Winklevoss von der Börse Gemini, deren Kunden über das Earn-Programm von Genesis massiv Geld verloren haben, verlangt von Barry Silbert, für Genesis einzuspringen. Nachdem dieser ein Ultimatum verstreichen ließ, dürfte auch diese Sache bald vor Gericht landen.

Damit befindet sich die Digital Currency Group bzw. ihre Tochterfirma Grayscale nun also in vermutlich mindestens drei Prozessen: Sie selbst klagt gegen die SEC und wird von Alameda und voraussichtlich auch Gemini angeklagt.

Ob all dies den Investoren hilft, ihr Geld zurückzuerhalten, ist äußerst unklar. Klar ist jedoch, dass die Anwälte und Gericht erheblich profitieren werden.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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2 Kommentare zu Es geht weiter: Nun klagt Alameda im Namen der FTX-Gläubiger Grayscale an

  1. Dahinter steckt dann Black Rock die billige Bitcoin kaufen wollen.

    • Bestimmt.

      Leider ist das Ökosystem rund um Bitcoin ziemlich abgedriftet und alleine ein Fund wie der von Grayscale ist absurd. Barry Silbert war während des Bullenmarktes auch extrem aktiv und hat täglich mehrere Tweets abgelassen, jedoch aktuell seeeeehr still geworden ist und sein neuester Tweet ist schon zwei Monate alt. Mag eine subjektive Betrachtung sein, ist mir aber deutlich aufgefallen.

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