Der NFT-Markt ist kollabiert – doch es gibt eine Ausnahme

Die Daten aus dem Markt mit den Nicht-Fungiblen Token (NFT) stimmen trübselig: Das Handelsvolumen ist eingebrochen, die Schöpfung neuer Kollektionen liegt brach. Der Hype hat sich zusammengefaltet. Doch es gibt eine Nische, die weiter wächst.
Es wurde etwas leiser um die Nicht-Fungiblen Token (NFT). Im Lauf der letzten beiden Jahren hat fast jede Marke, die etwas von sich hält, von Prada bis Porsche, haben Musiker, Künstler und Filmemacher ihre NFTs aufgelegt, und Techkonzerne von Instagram über ebay und Amazon haben die Token freudig integriert. Nun ist der Hype aber offenbar verebbt.
Nichts zeigt das so deutlich wie das Tradingvolumen. Etwa in der 1-Jahres-Perspektive nach IntoTheBlock:
Das tägliche Handelsvolumen der NFT-Märkte mäandert in Wellen abwärts. Doch dies ist eher ein Auslaufen des großen Einbruchs, den ein Chart mit einer weiteren Skalierung zeigt, ebenfalls von IntoTheBlock:
Das Volumen seit Juni 2022 ist nur ein Schatten von dem, das in der Hypephase von Februar bis Mai 2022 zu sehen war. Von 150 Millionen bis fast einer Milliarde Dollar am Tag sank das Handelsvolumen auf nun 10-50 Millionen Dollar, an manchen Tagen, wie vorgestern, sogar nicht mal 5 Millionen Dollar. Übrigens der schwächste Tag seit fast zwei Jahren. Selbst während des kleinen Hypes ab August 2021 war das Volumen an fast jedem Tag mindestens doppelt so hoch wie in diesen Monaten.
Mit diesem ernüchternden Chart korrespondieren einige andere Werte hervorragend: Etwa die Anahl der Trades …
… sowie die neu aufgelegten NFT-Kollektionen.
Wo wenig gehandelt wird, lässt sich wenig verdienen, und wo man nichts verdienen kann, gibt es keinen Grund, ein NFT herauszugeben. Die Anzahl neu aufgelegter NFT-Kollektionen brach in diesem Jahr fast vollständig ein, die Gesamtzahl erreicht ein Plateau. Ein deutlicheres Zeichen, dass der Hype vorbei ist, kann es kaum geben.
Zur Sicherheit gleichen wir diese Daten mit einer anderen Quelle ab: Einem Dashboard auf Dune Analytics von @hildobby.
Im Lauf der letzten drei Monate ist das Volumen fast durchgehend gefallen. Es gab kurze Phasen des Wachstums, doch der Trend ist eindeutig: tiefere Tiefs, höhere Hochs. Auch eine langfristigere Auflösung bestätigt das:
Das wöchentliche Handelsvolumen in der Zwei-Jahres-Perspektive ist heute noch noch ein schwacher Abglanz der Hypephase von August 2021 bis Mai 2022. Anders als bei IntoTheBlock lässt dieser Chart aber eine Bodenbildung des Volumens erkennen, im Herbst und Winter 2022, von denen es dann wieder etwas ansteigt. Dieses milde Wachstum ist vor allem mit einem neuen Marktplatz verbunden, die orangene Säule: “Blur”, und er nimmt im Februar und März Fahrt auf.
Andere Charts bestätigen jedoch das trübe Bild von IntoTheBlocks. Sie unterstreichen den Eindruck, dass hier ein Markt zu weiten Teilen kollabiert ist. Etwa die Anzahl wöchentlicher Trades …
… fiel in der ersten Maiwoche auf den tiefsten Stand seit 23 Monaten. Dasselbe Bild bei der Anzahl wöchentlich aktiver Trader …
Hier fällt aber etwas Bemerkenswertes auf: OpenSea, der NFT-Marktplatz schlechthin, wurde im Volumen zwar längst von Blur abgehängt, hat aber weiterhin gleichviel oder mehr Trades, und sehr viel mehr Trader. Was macht Blur anders?
Eine Spur darauf finden wir in einigen anderen Charts, die auf den ersten Blick nur wenig mit der Frage zu tun haben. Etwa im Dune-Dashboard von NFTfi. Hier das monatliche Volumen der Dapp:
Schwer zu glauben in diesem Markt – aber NFTfi wächst! Die Plattform vergibt ein zunehmendes Volumen an Darlehen, bei denen ein NFT als Sicherheit hinterlegt wird.
Es scheint eine Nische des so niedergeschlagenen NFT-Marktes zu geben, die noch wachsen kann: NFT Finance – die Nutzung von NFTs als Kollateral.
Auch dieser Markt hatte im Frühjahr 2022 einen kleinen Hype und flachte dann ab. Anders als der Handel von NFTs stieg das Volumen von diesem Boden aber massiv an – und explodierte im März 2023 mit dem Auftreten eines neuen Anbieters. Ihr ahnt es: Blur. Der Marktplatz, der kurz vorher mit einem Airdrop beliebt wurde, führte unbefristete Darlehen auf NFTs ein.
Der NFT-Markt als solches hat den Hype mittlerweile eingefaltet. Das Handelsvolumen ist auf Tiefständen, und die Schöpfung neuer Kollektionen ist fast vollkommen eingebrochen. Die Phase, in der es reichte, mit einem einigermaßen bekannten Namen und einem NFT viel Geld zu verdienen, sind vorbei. Doch auf den Ruinen dieser Phase bildet sich bereits eine neue Phase: die von NFT-DeFi.
Und mal ehrlich: Was bringt es, Kunst und Avatare zu tokenisieren, wenn man nicht mehr daraus macht? Erst wenn NFTs so, wie Immobilien, zur Quelle von einfach mobilisierbarer Liquidität werden – wie durch Darlehen – werden sie wirklich interessant. Und an dieser Stelle trennt sich auch die Spreu vom Weizen: Nicht jedes NFT ist dazu fähig, sondern nur die starken, anerkannten, einigermaßen dauerhaften.
Kristallisiert sich hier gerade der echte Zweck von NFTs heraus, während sich der Hype abgeschält hat? Ein solider, zukunftsträchtiger Markt? Oder baut sich lediglich ein neuer Hype auf, der vermutlich nur ein schales Nachbeben der heißen NFT-Monate wird?
Hm, wenn etablierte Konzerne, die ansonsten aufgrund des Risikos jedwede Innovation scheuen, auf einen quasiinnovativen Zug aufspringen, ist das für mich immer ein klarer Indikator für einen Hype.
Vielleicht finden NFTs nun ja tatsächlich ihren wahren Wert im Bereitstellen eines digitalen Grundbuchamts fürs Internet.
Innovationsfreudige Investoren steuern heute in der Anfangsphase von Projekten mitunter sehr viel mehr Geld (dumb money) bei, als eine gute Idee braucht, um normal zu wachsen.