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Friend.tech macht dich und deine Freunde zum Asset

Die Web3-App der Stunde ist friend.tech. Sie bringt endlich wieder etwas Neues ins Spiel: einen Handel mit Schlüsseln für einen Chat-Kanal. Ist das eine Medienrevolution – oder doch nur ein weiteres Ponzi-Schema? Wir stellen die faszinierende App vor.

Derzeit bildet sich ein kleiner Hype um friend.tech, den „Marktplatz für deine Freunde“. Das Konzept ist tatsächlich inspirierend und die perfekte Unterhaltung fürs Krypto-Sommerloch 2023.

Friend.tech erlaubt es sozusagen, die eigene Person als Asset auf eine Blockchain zu bringen und die Schlüssel dafür zu verkaufen. Besser gesagt: Sein Twitter-Profil und den Zugang zu einem Chat-Kanal. Man macht sich selbst quasi zum „Real-World-Asset“.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das die Medienrevolution ist, auf die wir alle so lange warten, oder ob es nur ein weiteres Pyramidenspiel ist, das nun auch die Profile in sozialen Medien verwertet.

Aber beginnen wir am Anfang.

Das ist friend.tech

Friend.tech ist eine Web3-App. Sie läuft auf Base, dem Ethereum-Rollup der großen US-Börse Coinbase, mit der Basiswährung Ethereum. Um sie auf dem Smartphone zu installieren, muss man sie erst im Browser aufrufen und dann als gespeicherte Webseite auf dem Startbildschirm hinterlegen. Das ging bei mir ohne Vorkenntnisse problemlos.

Um die App zu benutzen, benötigt ihr Ether. In die App bekommt man die Ether, indem man sie mit einem Code auf einer Webseite einzahlt, woraufhin sie auf Base übersetzt werden. Dadurch wurde das Onboarding bemerkenswert unkompliziert.

Danach verbindet man die App mit seinem Twitter-Account, und schon ist man Besitzer eines Chat-Kanals, für den man den ersten Schlüssel kostenlos erhält. Andere, die diesem Kanal beitreten wollen, müssen einen Schlüssel kaufen. Die dabei bezahlten Ether gehen in einen Pool, an den man die Schlüssel jederzeit wieder verkaufen kann. Man kann seinen Zugang also jederzeit wieder gegen ETH eintauschen.

Die Holder der Schlüssel können im Chat mitlesen und Nachrichten schreiben, die aber nur der Besitzer des Kanals empfängt.

Der Preis eines Token ist, erklärt das Blockchaincenter, in ETH:

Anzahl der Keys (Käufer – Verkäufer) ^2 / 16000

Die Keys werden also immer teurer, je mehr Holder es gibt und je höher die Nachfrage ist. Wenn sich die Chatkanäle füllen, explodieren die Preise für die Keys geradezu. Der Besitzer des Chat-Kanals erhält fünf Prozent Gebühren bei jedem Trade, wie auch die Betreiber von friend.tech.

Soweit, so nüchtern und sachlich. Was aber ist davon zu halten?

Explodierende Userzahlen

Keine andere Krypto-App war in den letzten Tagen so nachgefragt wie friend.app. Ein Dashboard auf Dune Analytics zeigt einige Rahmendaten:

Die App hat in ihrer nicht mal zweiwöchigen Geschichte 1,7 Millionen Transaktionen verursacht. Fast 37.000 Ether sind in das Ökosystem geflossen (60 Mio. Dollar), rund 1.800 Ether (3,1 Mio. Dollar) wurden an Verkaufsgebühren umgesetzt. Gestern waren zu einem Zeitpunkt fast 4.000 Käufer aktiv, insgesamt hat die App gut 90.000 (unique) Käufer und 36.000 Verkäufer.

Es ist ein Weilchen her, dass eine Krypto-App mit einem komplett neuen Konzept so rasch durchstartet. Irgendetwas muss friend.app richtig machen.

Neue Einnahmequellen für Content-Schöpfer und KIs

Tatsächlich: Wenn man seine Phantasie ein wenig bemüht, fallen einem sofort zahlreichen Anwendungen ein.

Wissenschaftler können in Chats Fragen beantworten, Kriegsreporter live berichten, Künstler ihre Fotos ausstellen, Musiker ihre Lieder verbreiten, Ärzte, Psychologen oder Anwälte Tipps geben, Modells für Erwachsene Bilder posten oder mit Fans flirten und so weiter und so endlos fort.

Dann kann man sich noch generative KIs dazu denken, die mit ihren je spezifischen Modellen und Anpassungen Informationen anbieten oder Bilder oder Videos generieren. Und so weiter und so endlos fort.

Für all diese Fälle eröffnet friend.tech neue Einnahmequellen, die vorher nicht bestanden haben.

Für diejenigen, die Content produzieren, ist friend.tech offensichtlich eine Goldgrube. Jeder, der einen einigermaßen erfolgreichen Twitter-Account hat, kann ihn versilbern, und es spricht nichts dagegen, dass das in Zukunft nicht auch mit anderen Accounts wie Instagram, Facebook und so weiter möglich sein wird. Man ist längst ein Asset in den sozialen Medien – mit friend.tech profitiert man endlich auch davon.

Aber wirklich interessant wird es erst, wenn wir auf die andere Seite des Tisches schauen – zu den Lesern und Konsumenten.

Vom Zuhörer zum Stakeholder und Kurator

Der Konsument rückt friend.tech in eine besondere Position: Er wird Shareholder. Medien werden ein wenig wie ein Pferderennen, bei denen jeder, der zuschaut, auf ein Pferd setzt. Auf einen Dichter oder Fotografen, ein Modell oder Sänger, eine KI, einen Influencer, einen Kritiker, einen Reporter etc.

Wenn man den richtigen Channel ausgewählt hat, steigt der Wert des Schlüssels, den man gekauft hat. Neben einem Gespür für gute Content-Schöpfer fördert friend.tech so auch die Kooperation zwischen Sender und Empfänger macht. Wenn ein User dazu beiträgt, eine Chatgruppe wertvoller zu machen, profitiert er davon.

Technisch war es noch niemals ein Problem, dafür zu bezahlen, in den Genuss einer Information oder eines Chats zu kommen. Woran es fehlte war der Wille. Friend.tech könnte diesen der Gleichung hinzufügt, da man nicht länger kauft und Geld ausgibt – sondern investiert und potenziell verdient.

Mit dieser erweiterten Struktur von Anreizen könnte friend.tech tatsächlich eine kleine Revolution der Medien auslösen: Es könnte die Motivation geben, die bisher gefehlt hat.

Es könnte – womit wir bei dem unvermeidbaren Punkt angelangt werden, dass gemeckert werden muss.

Noch nicht ganz ausgereift

Zuerst mal ist friend.tech technisch noch etwas unausgereift. Es nervt, dass man die App nur auf dem Smartphone und nicht im Browser verwenden kann.

Man kann sie auch nur mit dem Twitter-Account verbinden, nur Text und keine Fotos oder andere Medien posten, und man kann den Chat auch nicht anpassen. Dass nur die Nachrichten des Besitzers öffentlich angezeigt werden, macht es etwas fad. Daneben ist das hochscrollen im Chat bisher noch sehr holprig.

Fraglich ist auch, wie gut dieses Modell skaliert. Wenn eine Chat-Gruppe auf mehrere hundert User anschwillt, wird der Eintritt rasch sehr teuer, zum Beispiel etwas mit 5 Ether bei 300 Teilnehmern. Die bei mittelmäßig populären Telegram- oder Whatsapp-Gruppen gängigen Größen sind überhaupt nicht mehr finanzierbar.

Aber all das sind eher Kinderkrankheiten, die eher zeigen, dass es noch ein großes Potenzial gibt. Es wird kein Problem sein, weitere soziale Medien hinzuzufügen, andere Chat-Konstellationen einzuführen oder besser skalierbare Preismodelle zu erlauben. Vieles ist auch heute schon gut gelöst, etwa die Übersetzung von Ethereum auf Base mithilfe eines Codes, und auch die Käufe und Verkäufe funktionieren reibungslos.

Die Pyramide ist nicht weg zu diskutieren

Ein ernsthafteres Problem kann das imminent Pyramidenhafte des Konzepts sein. Es lädt ein, mit den Keys für Accounts zu traden. Da Transaktionen auf der Blockchain transparent sind und friend.tech eine offene API hat, können Powertrader Daten in Echtzeit abfragen, und Trades außerhalb der App ausführen, indem sie mit dem Smart Contract selbst interagieren. Ferner lädt es dazu ein, die in Krypto üblichen Pump-n-Dump-Gruppen zu bilden, die sich dazu verabreden, den Preis bestimmter Token hochzutreiben.

Kurzum – es profitieren nicht diejenigen, die Content teilen oder konsumieren, sondern die Trader, die ihn nicht mal zur Kenntnis nehmen. Sie extrahieren Geld aus dem System, und es gibt vermutlich mehr Methoden, zu betrügen, als man sich derzeit vorstellen kann. Aur der anderen Seite können Holder, die Schlüssel für Chats in ihr Portfolio aufnehmen, deren Besitzer indirekt finanzieren.

Ein weiteres Problem kann der Datenschutz sein. Wer seine Wallet mit friend.tech verbindet, verbindet sie mit seinem Twitter-Account. Man sollte das im Kopf behalten, nicht seine Hauptwallet verwenden und dafür sorgen, dass diese von friend.tech getrennt bleibt, wenn man nicht vorhat, seine Finanzen offenzulegen.

Identität: Ein möglicher Nebeneffekt

Insgesamt schmälern diese Kritikpunkte aber nicht die Begeisterung für friend.tech. Es kann zu einer alternativen Einnahmequelle für Medienschöpfer aller Art werden und neue, faszinierende Erlösmodelle schaffen.

Ein interessanter Nebeneffekt ist, dass friend.tech einen Anreiz darstellt, einen gewissen Ausschnitt der Identität mit einer Blockchain zu verbinden. Das Twitter-Profil ist nicht die volle Identität – aber sie ist ein Teil davon. Dies könnte die seit langem beschworene, aber in der Realität wegen mangelndem Interesse immer wieder aufgeschobene Verschmelzung von Identität und Blockchain befeuern, mit all ihren Vor- und Nachteilen.

In jedem Fall ist der Erfolg von friend.tech nach nur gut einer Woche so durchschlagend, dass die App, selbst wenn sie wieder verschwindet, Nachahmer finden wird. Aber derzeit sieht es so aus, als würde die Plattform erst starten. Sie hat eine gute Einnahmequelle, und ein in der Summe nicht bekanntes Investment von Paradigm wird ihr helfen, weiter zu skalieren.

Man wird also noch etwas zu sehen haben.

Wer nun die App ausprobieren möchte, kann meine Invite-Codes ft-5gcpw38 und ft-ns82loc5 nutzen und meinen Kanal unter meinem Twitter-Handle „btc_de_blog“ finden. Ich versuche weitere Codes aufzutreiben und hier zu teilen.

Was ich mit dem Channel mache, weiß ich aber noch nicht. Erwartet nicht zu viel.

Update – weitere Codes:

ft-1z34a87w
ft-skj1nlcf
ft-260179z4
ft-qvbz30nf

Falls die letzten nicht mehr funktionieren, könnt ihr in den Kommentaren nach weiteren Codes fragen.


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Über Christoph Bergmann (2819 Artikel)
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3 Kommentare zu Friend.tech macht dich und deine Freunde zum Asset

  1. gibts noch invites?

    Danke
    LG

  2. Was ein Quatsch schon wieder… Oh Christoph

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