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34 Millionen Dollar für Atomic Swaps

Ein Portal zu unbekannten Welten. Bild von ƝƖƇƠ ƬƖMΣ ™ via flickr.com. Lizenz: Creative Commona

Portal, eine Plattform für Atomic Swaps, erhält eine Investition von 34 Millionen Dollar. Dies zeigt einen möglichen Trend im Markt – und warum es sich manchmal lohnt, ein Produkt immer komplizierter zu machen.

Portal möchte es ermöglichen, Bitcoin gegen andere Kryptowährungen und Token dezentral auszutauschen, also von Wallet zu Wallet und ohne Mittelsmann, und das sowohl auf der Mainchain als auch auf höheren Ebenen wie Lightning oder Arbitrum.

Für dieses Programm erhält Portal nun 34 Millionen Dollar. Unter den Investoren befinden sich Unternehmen wie Coinbase Ventures, Arlington Capital, OKX Ventures und Gate.io. Sie investieren damit in eine Technologie, die sie zum Teil selbst überflüssig machen soll: Atomic Swaps.

Der große Unterschied zu dezentralen Börsen wie Uniswap ist, dass Atomic Swaps von Blockchain zu Blockchain erfolgen können, zum Beispiel von Bitcoin zu Ethereum oder von Bitcoin zu Litecoin, oder wie kürzlich von Samourai implementiert, von Bitcoin zu Monero.

Je stärker der Druck auf die Börsen wird, regulatorische Schikanen gegenüber ihren Nutzern umzusetzen, und je häufiger es zu sogenannten Delistings von Privacy Coins wie Monero kommt, desto wichtiger werden Atomic Swaps. Sie ermöglichen einen im Kern unregulierbaren Handel mit Kryptowährungen. Selbst wenn sie nur marginal benutzt werden, begrenzen sie die Reichweite von Regulierung.

Die Idee ist nicht neu, und auch Portal wurde nicht erst gestern gegründet. Die Plattform hat bereits 2021 8,5 Millionen Dollar Investmentkapital erhalten. In den drei Jahren seitdem ist sie aber immer noch nicht live gegangen. Immerhin ist ein Testnet online.

Das grundlegende Konzept von Atomic Swaps ist dabei so einfach wie magisch. Auf einer Blockchain wie Bitcoin kommen sogenannte HTLCs (Hash Time Locked Contracts) zum Einsatz, wie bei Lightning, die es ermöglichen, eine Transaktion durch ein Geheimnis ODER nach Ablauf einer bestimmten Zeit einzulösen. Die Kombination solcher HTLCs ermöglicht es, den Wechsel von Coins auf zwei Blockchains „atomar“ zu machen, also auf eine einzelne Aktion zu reduzieren. Sobald ein Akteur die für ihn bestimmten Coins auslöst, offenbart er das Geheimnis, das der Handelspartner benötigt, um sich seine Coins zu sichern. Wie Atomic Swaps auf Basis von HTLCs genau funktionieren, erfahrt ihr in diesem Artikel.

An sich ist die Sache überschaubar kompliziert. Doch Portal hat hohe Ansprüche: Die Atomic Swaps sollen nicht nur zwischen Blockchains wie Bitcoin stattfinden, sondern auch andere Blockchains wie Ethereum erreichen, einschließlich der höheren Schichten wie Lightning oder Arbitrum, und nicht nur native Coins wie BTC, ETH oder XMR abdecken, sondern auch Token, NFTs und Ordinals. Schon hier wird die Geschichte ziemlich kompliziert.

Dazu treten zahllose Fragen auf, wenn man Atomic Swaps umsetzen möchte: Wie schafft man genügend Liquidität? Vor allem bei kleinen Coins? Woher bekommt man die Preise? Gibt es ein Orderbuchsystem oder Automatic Market Makers, wie bei Uniswap, oder beides? Wie kann man bei so vielen Akteuren Betrug oder Spam-Angriffe verhindern, ohne dabei das System zur Erstarrung zu bringen?

Aus einer simplen Plattform für den dezentralen, blockchain-übergreifenden Wechsel wurde so ein komplexes Gefüge aus Orderbooks, Oracles, Automatic Market Maker, KI-Agenten und Liquiditätsprovidern, die Coins auf einer Blockchain zur Verfügung stellen und dafür Teile der Handelsgebühren erhalten. Zusammengehalten wird das Konstruḱt durch eine Zwischenschicht, die Attestation Chain, auf der Validatoren, die $PORTAL-Token staken, den gesamten Handelsablauf überwachen, verifizieren und dokumentieren.

Für die Investoren, die Portal mehr als 34 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt haben, dürfte insbesondere diese Attestation Chai attraktiv gewesen sein. Schließlich verspricht ihr natives Token eine bewährte Möglichkeit, das Investment mit Gewinn zu liquidieren. Die bisherigen Investoren, die 2021 in einer Art Crowdfunding 8,5 Millionen eingesammelt haben, sind nicht sehr zufrieden über den schleppenden Start von Portal. Ihnen versprachen die Entwickler, sie beim Start der Plattform mit Equity, also Anteilen — sehr wahrscheinlich Token — zu entschädigen.

Auf dem Kryptomarkt wird die Plattform von Portal, wenn sie denn mal live geht, mit verschiedenen etablierten Anbietern konkurrieren müssen. Das sind zum einen die zentralen Börsen, die sowohl Lightning als auch Arbitrum unterstützen, und das sind zum anderen die dezentralen Börsen, etwa Uniswap, die dank zentraler und dezentraler Bridges bereits in der Lage sind, auch blockchain-übergreifend zu swappen. Die Wette von Portal ist nun, dass es einfacher sein wird, das komplexe Konzept von Porto nutzerfreundlich zu machen, anstatt die bestehenden Bridges sicherer zu machen.

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9 Kommentare zu 34 Millionen Dollar für Atomic Swaps

  1. übrigens vor Monaten hatte ich doch mal erwähnt, dass die Mail mit den Artikeln plötzlich nicht mehr bei mir ankam. Letzte Woche habe ich mich wieder angemeldet, aber es kommt immer noch nichts.. Der Verteiler mag mich wohl nicht mehr.

    • Hallo Michael, danke für die Info. Du hast bestimmt schon im Spam-Ordner geschaut?

      • Michael W. // 15. Februar 2024 um 8:49 //

        Korrekt da ist nichts. Es schlägt mir aber auch nach jedem Kommentieren hier vor, ob ich nicht den Newsletter abonnieren möchte.
        Kannst du denn sehen ob ich rein theoretisch im Verteiler wäre?

      • Bei mir klappt das hervorragend, eigentlich schon fast zu viel, manchmal habe ich 10 Mails hintereinander von hier, weil ich auch den Kommentaren folge…

  2. Exil-Hexikaner // 13. Februar 2024 um 23:00 // Antworten

    Wie wahrscheinlich ist es, dass einem der Straftatbestand Geldwäsche angehängt wird, wenn man solche DEXes (u.a. Uniswap) benutzt? Bei sehr hohen Geldbeträgen dürfte das doch sehr kritisch sein, oder? Hat hier jemand diesbezüglich schon Erfahrungen gesammelt?

  3. Für dieses Programm erhält Portal nun 34 Millionen Dollar. Unter den Investoren befinden sich Unternehmen wie Coinbase Ventures, Arlington Capital, OKX Ventures und Gate.io. Sie investieren damit in eine Technologie, die sie zum Teil selbst überflüssig machen soll: Atomic Swaps.

    Beachtliche Summe für eine Technologie, die leider nicht optimal als Ersatz für bisherige Börsen taugt, denn man muss für jeden Trade mit dem Counterpart interagieren und beide müssen möglichst gleichzeitig online sein. Bei Monero haben wir jetzt mehrere Atomic Swaps, wovon wahrscheinlich BasicSwapDEX am fortschrittlichsten ist, aber leider nicht als Ersatz dienen kann. Gleiches gilt für Bisq (und den bald erscheinenden Monero-basierten Fork Haveono). Angenommen, jemand will 20 BTC in XMR tauschen, wird er bei Atomic Swaps nicht an mehreren Anbietern und somit Trades vorbeikommen, um das zu bewerkstelligen…

    Serai DEX wird von Grund auf neu entwickelt für Bitcoin, Ethereum, Dai und Monero und bringt im Gegensatz zu Atomic Swaps eine eigene PoS Chain für Liquidity Provider mit, damit eine ähnliche UX wie bei aktuellen Börsen erreicht werden kann. Hier habe ich ein Video dazu geteilt: https://x.com/janowitz/status/1755567558537670794

    Die Idee ist nicht neu, und auch Portal wurde nicht erst gestern gegründet. Die Plattform hat bereits 2021 8,5 Millionen Dollar Investmentkapital erhalten. In den drei Jahren seitdem ist sie aber immer noch nicht live gegangen. Immerhin ist ein Testnet online.

    Das ist leider kein gutes Omen, mit knapp 10 Mio. Dollar Finanzierung sollte man in drei Jahren schon etwas auf den Markt bringen können, ich befürchte da helfen auch keine 34 weitere Millionen. 10 Mio. Dollar sind immerhin ca. 1.000 Mannmonate für gute Entwickler und ohne Produkt haben sie wohl auch kein Marketing gebraucht usw.

    Doch Portal hat hohe Ansprüche: Die Atomic Swaps sollen nicht nur zwischen Blockchains wie Bitcoin stattfinden, sondern auch andere Blockchains wie Ethereum erreichen, einschließlich der höheren Schichten wie Lightning oder Arbitrum, und nicht nur native Coins wie BTC, ETH oder XMR abdecken, sondern auch Token, NFTs und Ordinals.

    Ohne MVP ist das alles unsinn, habe das schon so oft gesehen und auch selbst diese Fehler gemacht, ein Produkt bis zum letzten Detail zu planen, bevor es an den Markt geht… Das ist leider zu 99% Unsinn, denn der Markt ist die beste Studie, die einem zeigt, was wirklich benötigt wird und Features, für die man gefühlt die meiste Zeit benötigt hat, kann man ziemlich schnell wieder einstellen.

    Trotzdem viel Erfolg, dass es doch noch was wird! Jede dezentrale Lösung mehr ist nur zu begrüßen, die User werden dann entscheiden, was wirklich ihren Bedürfnissen entspricht!

  4. „wie kürzlich von Wasabi implementiert, von Bitcoin zu Monero“

    sollte da nicht Samourai stehen? Kann mir kaum vorstellen, dass hier Wasabi mit macht…Obwohl ich es seltsam finde, dass Samourai nun solche Swaps in Ihr Wallet implementieren will.

    https://code.samourai.io/wallet/comit-swaps-java

    • Danke, ja!

    • Obwohl ich es seltsam finde, dass Samourai nun solche Swaps in Ihr Wallet implementieren will.

      Warum seltsam? Wenn man Privacy ernsthaft zu Ende denkt, landet man unweigerlich irgendwann bei Monero.
      Postmix Privacy / UTXO Hygiene ist ziemlich komplex, ein Swap zu Monero macht die Sache deutlich einfacher für den User, selbst wenn man danach Bitcoin nutzen will – einfach jeweils den gewünschten Betrag von Monero zu Bitcoin swappen – um die UTXO Hygiene bei Bitcoin muss sich der Swap Partner kümmern, man selbst hat keinerlei Doxxic Change & Co.

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