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Ein Senator erkennt, dass Bitcoin-Mining für Paraguay ein Geschenk des Himmels ist

Der Itaipu Staudamm. Bild von Nico Kaiser via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Bitcoin-Mining könnte den Strom aus dem großen Itaipu-Staudamm teurer machen – für Brasilien, das den Überschuss aus Paraguay bisher zu Spottpreisen abnimmt. Ein fairer Preis wäre ein großer Gewinn für Paraguay.

Heute hü, morgen hot. Erst vor Kurzem haben Senatoren in Paraguay einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der das Mining in dem südamerikanischen Land verbieten soll, da es die Stromversorgung beeinträchtige. Nun legt ein weiterer Senator eine Erklärung vor, die verlangt, Mining zu unterstützen – weil es die Stromversorgung verbessert.

Ja was nun? In der erfrischend widersprüchlichen Diskussion hat Senator Salyn Buzarquis meiner Meinung nach die wesentlich besseren Argumente. In einer zugelassenen Erklärung argumentiert er dafür, dass das Wirtschaftsministerium „die ökonomischen Vorteile studiert, die der Verkauf unseres Energieüberschusses an die Krypto-Mining-Industrie haben kann“.

Es geht dabei vor allem um die Überschüsse von Strom, die der Itaipu-Staudamm generiert, den Paraguay und der Nachbar Brasilien gemeinsam betreiben. Buzarquis ist überzeugt, „dass die Krypto-Mining-Unternehmen eine kurz- oder mittelfristige Lösung dafür sein können, um unseren Energieüberschuss zu Marktpreisen zu verkaufen“.

Der Senator hat sich für die Erklärung offenbar mit ANDE, der nationalen Energieverwaltung des Landes, welche den Strom aus dem Staudamm vertreibt, abgestimmt. ANDE demonstriere, dass die ökonomischen Vorteile signifikant seien. Schon jetzt spielen die Miner mehr als 100 Millionen Dollar im Jahr ein. Darüber hinaus vergeben sie „signifikante Aufträge für lokale Unternehmen, die Transformatoren, Kabel, elektronische Systeme und Kühlungen produzieren“. Auch diese sekundären Effekte generieren Steuereinnahmen und schaffen Arbeitsplätze.

Derzeit operieren in Paraguay 45 legale Bitcoin-Mining-Farmen in verschiedenen Regionen. Der Präsident der ANDE, Felix Sosa, hat vor kurzem angekündigt, testweise überschüssige Energie des Itaipu-Staudamms durch bilaterale Verträge an Miner verkaufen zu wollen. Er geht dabei von Tarifen zwischen 40 und 51 Dollar je Megawattstunde aus. Das sei, so der Senator, sehr relevant, „denn erstmals in der Geschichte von Paraguay wird überschüssige Energie des Staudamms zu Marktpreisen verkauft, und das auch noch mit Abnahmegarantien, wie sie bisher nicht vorstellbar waren.“

Die Alternative dazu ist wesentlich weniger attraktiv: Der Nachbar Brasilien – mit dem sich Paraguay den Staudamm teilt – bezahlt für die überschüssige Energie lediglich 10 Dollar pro Megawattstunde. „Wir können in der Lage sein, endlich den fairen Preis zu erreichen, nach dem wir uns in Paraguay so lange sehnen. In Verhandlungen mit Brasilien können wir zudem Preise unter 40 Dollar je Megawattstunde ablehnen.“

Die Bitcoin-Miner machen damit tatsächlich den Strom teurer, wie ihnen oft vorgeworfen wird – aber in Brasilien, nicht in Paraguay. Sie setzen einen Bodenpreis, da die Stromversorger Paraguays wissen, dass es jederzeit einen Abnehmer gibt, der diesen bezahlt.

Für das Jahr 2025 rechnet der Senator damit, dass die installierten Mining-Farmen Strom für etwa 125 Millionen Dollar kaufen werden. Dies entspricht einem Gewinn von 73 Millionen Dollar für ANDE und etwa 177 Millionen Dollar an Umsatzsteuer für das Finanzamt. „Diese Einnahmen sind das, was ANDE braucht, um nicht bankrott zu gehen, und in der Lage zu sein, mehr in Infrastruktur zu investieren, ohne die Strompreise für Menschen in Paraguay zu erhöhen.“ Mining macht den Strom zwar in Brasilien teurer – aber in Paraguay sogar günstiger.

Senator Buzarquis hat es offensichtlich begriffen. Für den Strommarkt in Paraguay könnte Bitcoin-Mining ein Geschenk des Himmels sein.

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4 Kommentare zu Ein Senator erkennt, dass Bitcoin-Mining für Paraguay ein Geschenk des Himmels ist

  1. Es wird Strom für 125 Mio USD verkauft. Davon gehen 73 Mio an die ANDE und 177 Mio IVA ans Finanzamt, macht in Summe 250 Mio USD. Welche der Zahlen stimmt nicht?

    • Das Originaldokument ist ja dabei (in der Twitter-Nachricht). Christoph hat eine „7“ zu viel in seiner Angabe, es sind nur 17 Mio ans Finanzamt. (Also 73 Mio Gewinn für ANDE, 17 Mio Steuern, der Rest bis 125 Mio sind Unkosten.)
      Vielleicht ist Christoph unbewusst Finanzamt-Fan?

      • Ich mag mein Finanzamt, auf eine persönliche Art, aber an sich habe ich große Zweifel daran, dass diese Institution noch zu retten ist. Danke für den Hinweis, ich habe auch kurz gestutzt. Das Problem, wenn man kein spanisch kann, aber die einzige Quelle ein Foto eines spanischen Dokuments ist …

  2. Prinzipiell finde ich ja höhere Strompreise ganz grundsätzlich sinnvoll. Auch im Inland. Da man – als Individuum oder Institution – dann eher gezwungen ist, über die sinnvolle oder -lose Nutzung von Strom nachzudenken. Zumindest solange erneuerbarer Strom noch nicht überall im paradisischen Überfluss gefördert wird, ist das ganz allgemein ein gutes Steuerinstrument dafür.
    Und Bitcoin treibt als Abnehmerkonkurrent den Strompreis von selbst in eine gewisse Höhe, ohne das es dazu extra einer Policy irgendeiner Regierung bedarf. Das regelt dann wirklich der Markt.

    Damit das für Abnehmer, die sich den hohen Strompreis dann nicht mehr leisten können, nicht schlimm endet, sollten Paraguay frühzeitig darauf achten, dass sie das entweder selbst nur auf den „überschüssigen Strom“ beschränken können.
    Einfacher z.B. wenn der Staudamm unter strenger staatlicher Aufsicht ist. Oder man verpflichtet den Betreiber gleich einen grossen Teil der neu entstehenden Mehreinnahmen in einen Fond zu zahlen, der an alle möglichen Betroffenen ausgeschüttet wird nicht nur beim Werk verbleibt. Somit ist der Strom dann teurer, aber „das verfügbare Budget aller dafür“ auch wieder.

    @Christoph: Weisst Du zufällig, ob solche Gedanken in der aktuellen Debatte in Paraguay schon eine Rolle gespielt haben?
    Aktuell sehe ich da – aus der Ferne – noch zwei – um mal die marxsche Dialektik zu bemühen – sehr entgegengesetzte These und Antithese im Raum. Dabei gäbe es ja auch schon mal viel Raum für ein Synthese.

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