Newsticker

Von hungrigen Bitcoinern, einer gestressten Blockchain und weiteren Neuigkeiten

Der News-Rückblick der letzten 14 Tage

"Slice of Olde Towne Pizza" von Mr.TinDC via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Nach zwei Wochen Pause geht es heute mit dem Bitcoinblog weiter – mit dem, was in den letzten 14 Tagen passiert ist: ein Stresstest hat die Blocksize-Debatte erneut angefeuert; in der Schweiz soll eine Bitcoin-Bank entstehen; Ben Lawsky hat die New Yorker BitLizenz verabschiedet; und unsere liebste deutsche Akzeptanzstelle hat aufgehört, Bitcoins anzunehmen. Beginnen wir mit dem, was ich nicht verpasst habe: eine Gelegenheit, Bitcoins zu verkaufen. Der Kurs hat sich in den letzten zwei Wochen zwar kurz leicht aufwärts bewegt – von 213 auf 216 Euro – ist dann aber auf bis zu 201 Euro gefallen. Nicht so schön, aber auch nicht so tragisch.

30-Tages-Chart. Das Quadrat in der Mitte markiert den Beginn der vergangenen 2-Wochen-Periode. Quelle: Bitcoin.de

30-Tages-Chart. Das Quadrat in der Mitte markiert den Beginn der vergangenen 2-Wochen-Periode. Quelle: Bitcoin.de

Spannender kommt dagegen der Chart mit der Anzahl von täglichen Transaktionen daher. Er hat am 30. Mai mit mehr als 130.000 Transaktionen ein neues Allzeithoch erreicht. Es gab niemals so viele Bitcoin-Transaktionen wie an diesem Tag. Der Grund liegt jedoch nicht in einer neuen Massenakzeptanz, sondern in einem Stresstest, dem das Bitcoin-Netzwerk ausgesetzt wurde.

Stress-Test zeigt geringe Belastbarkeit der Blockchain und entzündet Blocksize-Debatte neu

30-Tages-Chart der Anzahl täglicher Transaktionen. Quelle: blockchain.info

30-Tages-Chart der Anzahl täglicher Transaktionen. Quelle: blockchain.info

Am 30. Mai zwischen 23 und 24 Uhr zur Weltzeit (eine bzw. zwei Stunden vor der Mitteleuropäischen Zeit) wurden die Bitcoiner aufgerufen, so viele Transaktionen wie möglich abzusenden, um die Kapazitäten des Netzwerkes auszuloten. Das Ergebnis: zu Spitzenzeiten waren 24.000 unbestätigte Transaktionen in der Warteschlange. Ab 23:38 Uhr war jeder Block voll – bis 03:21 Uhr. Dabei kamen einige spannende Erkenntnisse zutage: Die meisten Mining-Pools fahren eine Mining-Politik, die Blöcke auf eine Größe von nur 0,75 Megabyte anstatt der im Protokoll angelegten 1 MB beschränkt. Transaktionen mit einer höheren Gebühr wurden deutlich weniger verzögert. Gebühren funktionieren also. Die meisten Transaktionen mit niedrigen Gebühren mussten jedoch 3-4 Stunden auf eine Bestätigung waren. Der Stresstest hat vor alleim zwei Dinge gezeigt: Das Bitcoin-Netzwerk ist in seiner derzeitigen Verfassung erstens relativ leicht an seine Grenzen zu bringen. Es ist aber zweitens robust genug, um eine Schwemme von Transaktionen in einige Stunden abzuarbeiten. Dennoch hat der Stresstest das ohnehin schwelende Thema der Scalability angefeuert. Gegenwärtig begrenzt das Protokoll Blöcke auf 1 MB, was ungefähr 5-7 Transaktionen je Sekunde entspricht. Diese Grenze wird im durchschnittlichen Normalbetrieb noch längst nicht berührt, jedoch gelegentlich in Extremsituationen erreicht. Um den Weg für das weitere Wachstum des Bitcoins zu bereiten, hat Kernentwickler Gavin Andresen – Chef-Wissenschaftler der Bitcoin-Foundation – einen Vorschlag eingereicht, um das Block-Limit von 1 auf 20 MB zu erhöhen. Dieser Vorschlag ist jedoch sehr umstritten. Die sich an den Stress-Test anschließende Debatte ist relativ schwer zu sortieren. Einerseits sind ungefähr 80 Prozent der Community für eine Erhöhung der Blockgröße. Dagegen wehren sich einige Core-Entwickler mit Händen und Füßen gegen den Vorschlag von Gavin Andresen. Darunter etwa Gregory Maxwell, Pieter Wuille und Luke Dashjr. Sie argumentieren, dass selbst 20-Megabyte-Blöcke nur eine kurzfristige Lösung darstellen, die noch weit davon entfernt ist, an die Kapazität des VISA-Netzwerkes heranzureichen, aber möglicherweise die Entwicklung von wahrhaft skalierbaren Lösungen verzögert, wie sie von Sidechains oder dem Lightning-Netzwerk erhofft werden. Größere Blöcke führen darüber hinaus dazu, dass sowohl der Bedarf an Festplattenspeicher und vor allem Bandbreite so groß sein wird, dass es für Normaluser über kurz oder lang unmöglich werden wird, einen Clienten zu benutzen. Auch die chinesischen Börsen BTCChina und Huobi haben sich gemeldet und Bedenken gegen eine plötzliche Erhöhung der Blockgröße angemeldet. Sie fürchten, dass eine Erhöhung auf 20 MB die Mining-Kosten erhöht, Wettbewerber aus dem Rennen wirft und das Mining weiter zentralisiert. Besser als eine plötzliche Erhöhung wäre eine graduelle und langsame Steigerung der Blockgröße. Derzeit läuft die Diskussion noch weiter. Es gibt tatsächlich bereits Vorschläge, die Blockgröße auf 8 MB oder graduell zu erhöhen. Weiterhin stehen sich aber, so scheint es, im Entwickler-Camp mehrere Lager gegenüber, die nicht so recht auf eine Einigung kommen wollen. Gleichzeitig laufen in den Foren erbittere Gefechte, in denen, so scheint es, auch Sockenpuppen-Geschwader mitmischen. Für den Fortschritt des Bitcoins ist es extrem wichtig, dass auf der einen Seite das Scalability-Problem gelöst wird, aber dies auf der anderen Seite auf eine sichere und nachhaltige Weise geschieht.

Keine Pizza mehr für Bitcoin

Für viele Bitcoiner in Deutschland entscheidender ist jedoch eine Nachricht, die die Zeit des Selbst-Kochens wieder einleitet. Eine der beliebtesten und meistgenutzten Akzeptanzstellen war lieferservice.de, wo man seit November 2013 von der Pizza über Sushi zu Kebab alles bestellen konnte, was der Magen begehrt hat. Man konnte. Denn leider wurde lieferservice.de von lieferando.de übernommen und mit der größeren und bekannteren Plattform für Lieferessen verschmolzen. Und da diese keine Bitcoin akzeptiert, ist diese Zahlungsoption nun Geschichte. Immerhin hat lieferando erklärt, man sehe sich an, ob man Bitcoins integrieren könne, nachdem Dutzende von Bitcoin-Fans entsetzte E-Mails an den Support gesendet haben. Hoffen wir das beste! Mein Magen knurrt schon …

Erste Schweizer Bitcoin Bank angekündigt

"Schweizer Fahne" von Martin Abegglen. Lizenz nach Creative Commons 2.0

“Schweizer Fahne” von Martin Abegglen. Lizenz nach Creative Commons 2.0

Bitcoins, meint die Schweizer Zeitung 20 Minuten, halten nun “offiziell Einzug in die Schweizer Finanzwelt.” Denn derzeit laufen die Vorbereitungen für die erste Bitcoin Bank der Schweiz. Laut der Handelszeitung finden bereits Gespräche mit der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma statt. Die acht Gründer haben bereits Investoren an Bord und suchen derzeit nach geeigneten Räumlichkeiten. Die neue Bitcoin-Bank soll als normale Geschäftsbank aufgestellt sein und damit automatisch an Interbanken-Clearing-Systeme sowie SWIFT angebunden sein. Sie will Firmen bedienen, die Umsätze in Bitcoin machen – Mining-Pools, Börse, Zahlungsdienstleister – und es für private Investoren ermöglichen, Bitcoins sicher zu speichern. Möglich sei auch eine eigene Börse für Bitcoins gegen Franken.

Die BitLizenz ist da

Lange angekündigt, nun endlich da, aber weiterhin nicht unumstritten: die BitLizenz für den Staat New York wurde am 3. Juni verabschiedet und ist nun offiziell in Kraft getreten. Damit müssen Firmen, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen, eine spezielle Lizenz beantragen. Ausgenommen sind Privatleute, die mit Bitcoins handeln oder bezahlen, Händler, die Bitcoins akzeptieren sowie Banken, die bereits eine Bank-Lizenz besitzen. Nach den langen Verhandlungen mit der Bitcoin-Branche hat Ben Lawsky, der Schöpfer der Lizenz, einige umstrittene Punkte zurückgenommen. So müssen etwa Software-Entwickler, die Apps für die Blockchain bilden, keine Lizenz beantragen. Das nun verabschiedete Regelwerk richtet sich vor allem an Firmen, die zwischen dem traditionellen Bankengeschäft und der Blockchain stehen und Kundengelder verwalten. Sie soll, so die New Yorker Finanzaufsicht, den Kundenschutz in erheblichem Maße stärken, indem Maßstäbe gegen Geldwäsche eingerichtet, regelmäßige Audits durchgeführt und entsprechende Rücklagen gebildet werden müssen. Das Echo in der Bitcoin-Welt auf die lange erwartete, heiß umkämpfte und mit großen Hoffnungen verbundene Lizenz fiel bescheiden aus. Kaum eine Diskussion, kaum eine Rückmeldung. Mal sehen, ob die Lizenz die Rechtssicherheit schafft, die angeblich notwendig ist, um die Milliaren der Wall Street zu bewegen.

Über Christoph Bergmann (2696 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

3 Kommentare zu Von hungrigen Bitcoinern, einer gestressten Blockchain und weiteren Neuigkeiten

  1. Endlich wieder gut verständliche Bitcoin-News in meiner Muttersprache 🙂

  2. Na ja, interessantes Thema. Kenne Bitcoins nur vom Hören her. Allerdings schadet es auch nicht, wenn es alternative Zahlungsmittel gibt. Das mit dem Euro wird ja immer verrückter, obwohl das schon am Anfang eine Geschichte des Wahnsinns war!
    Meiner Meinung nach sollten die Leute dazu übergehen Tauschgeschäfte zu machen. Denn sobald ein Euro umgedreht wird, ist immer irgendwer dabei, der da mitverdienen will.

  3. lkjdflkjag // 1. Juli 2015 um 0:05 // Antworten

    So ich habe mich heute auch mal beschwert, weil ich mein Essen nicht mehr bei lieferservice.de mit Bitcoins bezahlen kann. Ergebnis:
    “…
    Wir haben Ihre Idee an die zuständige Abteilung weitergeleitet und freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass Bitcoin in Kürze zur Verfügung stehen wird.

    yd. yourdelivery GmbH

    Danke, wenn es wieder gehen sollte.

1 Trackback / Pingback

  1. Unterstützen Investoren die bessere, weil dezentrale Silk Road? | BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Kommentar verfassen

%d