Santander: echtes Geld als Token auf Ethereum-Blockchain

Die spanische Großbank Santander enthüllt auf der devcon2 ein Projekt, Identitäten und Fiat-Währungen mit der Ethereum-Blockchain zu verbinden. Für die Blockchain-Technologie könnte das der Durchbruch werden – und für die Privacy der Totalausfall.
Die bisher vielleicht größte Überraschung der Ethereum-Mega-Konferenz devcon2 in Shanghai war ein Auftritt von Ether.Camp-Entwickler Roman Mandeleil. Mandeleil enthüllte ein Projekt mit der spanischen Santander, die nicht nur die größte spanische, sondern die zweitgrößte Bank Europas ist.
Santander begeistert sich seit langem für Blockchains, sei es in Studien, als Investor in Ripple oder als Partner eines Konsortiums zur Einführung eines Utility Settlement Coins. Das, was Santander jedoch auf der devcon2 ankündigte, stellt alles vorhergegangene in den Schatten. Es ist quasi die Mutter aller Blockchain-Projekte von Banken.
Ether.Camp und Santander arbeiten daran Ethereum in das Bankkonto zu bringen – oder das Bankkonto auf die Ethereum-Chain. “Es ist eine Methode, um in den Santander-Konten Fiat-Währungen in Token auf der Ethereum-Blockchain zu konvertieren,” erklärt Mandeleil der International Business Times, “es gibt ihnen eine nette Art, neue Dinge zu tun. Eines davon ist, dass sie Dollar nehmen, auf ein eingefrorenes Konto legen und den Kunden die entsprechende Anzahl Token geben.” Diese Token sind keine Goldreserve, sondern “eine Dollar Reserve” die jederzeit zurückkonvertierbar ist. Die User werden “die Stabilität von echten Dollar oder Euro” haben, während sie zugleich “die Agilität der Ethereum-Blockchain” nutzen.
Ether.Camp und Santander arbeiten bereits seit 9 Monaten an dem CashEth genannten Projekt. Auf der devcon2 führte Mandeleil einen Prototypen vor. Technisch ist das Projekt nahezu abgeschlossen; es läuft bereits im Testnet. Wann es jedoch in welchen Ländern zum Einsatz kommt, konnte der Entwickler nicht sagen. Die Rechtsabteilungen sprechen bereits mit den Regulierern verschiedener Ländern. “Sie werden in einem Land beginnen, und man wird das System live sehen. Es gibt Probleme für Regulierer, und wir haben einige gelöst, aber nicht alle.”
Wenn Santander dieses Projekt wirklich ausrollt, könnte das ein Game-Changer für die Blockchain-Technologie sein. Denn wenn die Token EIP 20 kompatibel sind, können sie prinzipiell von jedem gelesen werden. Sie können dann per SmartContract in Treuhand genommen, gegen andere Token – wie die derzeit vielbejubelten Goldtoken DigixDao – getauscht, in Payment-Channels fürs Micropayment gesteckt werden und vieles mehr. Fiat-Token auf einer Blockchain sind vielleicht der Stein, der alles ins Rollen bringt.
Andererseits ist die Idee, Geld als Token digital zu überweisen, alles andere als neu. Bereits DigiCash hat in den 90ern fast dasselbe versucht, mit dem Unterschied, dass die Bank bei DigiCash nicht nur für den Wert von digitalem Bargeld gebürgt, sondern auch Double Spending verhindert, was bei Ethereum unter die Zuständigkeit der Miner fällt. Ob und inwieweit Santander und Ether.Camp jedoch Pläne haben, die Privacy der Token zu verbessern, ist mir derzeit nicht bekannt. Sollte keines der durchaus komplexen, aber möglichen Mixing-Verfahren wie TumbleBit oder CoinShuffle eingesetzt werden, dürfte die Verbindung von Identität mit Token, wie sie die Bankonto-interne Lösung plant, nicht nur den Durchbruch für die Blockchain-Technologie bedeuten – sondern auch den Totalausfall der Privacy.
Wird das das erste sein was tatsächlich jemals genutzt wird? Wir werden sehen! 😉
(nein)
Dürfte das einen Preisanstieg bei Ethereum bringen? In den letzten Monaten dümpelt der Preis ja bei 0,02 herum…