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Indische Regierung diskutiert Verbot von Kryptowährungen

Die Regierung in Indien beratschlagt derzeit über einen Gesetzesentwurf, der ein Vollverbot von Kryptowährungen vorschlägt. Der Entwurf soll der Regierung, die durch die Wahl Ende Mai neu aufgestellt wird, vorgelegt werden.

Die Geschichte von Bitcoin, Kryptowährungen und Indien ist schon seit langem schwierig. Mit einem neuen Gesetzesentwurf, der derzeit zwischen den Ministerien zirkuliert, erwägt die Regierung aber bisher einmalig drastische Maßnahmen. Wie die Economic Times von Indien schreibt, lautet der Arbeitstitel des Entwurfs „Gesetz für das Verbot von Kryptowährung und die Regulierung offizieller digitaler Währungen“.

Der Entwurf ist das Ergebnis einer Arbeitsgruppe unter Finanzsekretär Subhash Chandra Garg, die seit einem Jahr an der Regulierung von Kryptowährungen arbeitet. Die Idee eines vollständigen Verbots des „Verkaufs, Kaufs und der Herausgabe aller Arten von Kryptowährungen“ findet die Zustimmung mehrerer Regierungsorgane, etwa des Wirtschaftsministeriums, der Steuerräte und der Aufsicht über Investment und Investorenschutz. Noch ist der Entwurf im Stadium der Beratung. Wenn dieses abgeschlossen ist, soll er jedoch der Regierung, die mit der Wahl Ende Mai neu zusammengestellt wird, vorgelegt werden.

Ein Kommitte von mehreren verantwortlichen Regierungsorganen sei nach Angabe der Economic Times der Ansicht gewesen, „dass bereits zu lange gezögert wurde, um gegen Kryptowährungen vorzugehen.“ Es gebe einen „dringenden Bedarf“, den Kauf, Verkauf und die Herausgabe von Kryptowährungen zu verbieten. Wie das Verbot gerechtfertigt wird, ist noch nicht ganz klar; zur Debatte steht, die Verwendung zur Geldwäsche als Grund anzuführen.

Die Diskussion, ob Bitcoin in Indien verboten wird, flackert immer wieder auf, seit die Regierung Ende 2016 einen großen Teil des existierenden Bargelds aus dem Verkehr gezogen hat, was die Inder mehr oder weniger zwangsweise zu Bitcoin gestoßen hat. Erste Gerüchte, die Zentralbank wolle Bitcoin verbieten, wurden nicht bestätigt; allerdings wurde es Banken untersagt, mit Bitcoin-Börsen zusammenzuarbeiten. Erst vor kurzem zeigten sich die Konsequenzen dieser Politik, als immer mehr indische Bitcoiner ihr Bankkonto verloren haben.

Trotz dieser schwierigen Umstände bleibt der Bitcoin-Handel in Indien aktiv. Zwar musste Unocoin mangels Bankverbindungen den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen einstellen, doch ZebPay sowie weitere Börsen wie WazirX scheinen weiterhin in Betrieb zu sein. Auch über LocalBitcoins wird in Indien ein konstantes Wochenvolumen von gut 300 Bitcoin umgesetzt. Eventuell ist der mangelnde Erfolg der bisherigen Maßnahmen, Bitcoin über die Banken kleinzuhalten, ein Grund, weshalb die Regierung nun darüber nachdenkt, zu schärferen Mitteln zu greifen.

Über Christoph Bergmann (2803 Artikel)
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6 Kommentare zu Indische Regierung diskutiert Verbot von Kryptowährungen

  1. häh, ich denke das geht gar nicht, sagen doch zumindest immer alle traumtanzenden fan boys…

    • Das Verbot ist zunächst nicht beschlossen, es wird erwogen. Wie es dazu kommen könnte, muss man verstehen, wie Indien überhaupt funktioniert… Übrigens habe ich seit langem durchaus gesagt, in autoritären Staaten könnte es zu einem Verbot von Kryptowährungen kommen, aber wenn, dann generell und nicht selektiert auf z.B. wenige „Privacy“ Coins.

      Indien gilt als größte Demokratie der Welt, wird tatsächlich jedoch sehr autoritär regiert. Alleine die sukzessive Bargeldabschaffung ist ein klares Zeichen dessen und Meinungsfreiheit wird auch sehr selektiv ausgelegt.

      Das Land ist durchwachsen von Korruption und die wenigsten (klein)Unternehmer führen überhaupt Steuern ab, sie sind meist ohnehin an der Überlebensgrenze. Der verzweifelte Versuch, dies zu bekämpfen, ist die Bargeldabschaffung (welche leider wieder nur die – vielen – Kleinen trifft) und der logische Schritt weiter ist ein Verbot von Kryptowährungen, dem digitalen Bargeld. Auf Minderheiten (und dazu zählen Kryptonutzer weltweit) wird in Indien wenig geachtet, die staatliche Propaganda würde dies als Sieg gegen Korruption und womöglich Kriminalität als Ganzes verkaufen.

      Interessant wird es zu beobachten, ob ein mögliches Verbot tatsächlich fruchten würde, oder ob die Nachfrage über Plattformen wie LocalBitcoins.com, LocalMonero.co und Bisq.network eher steigen würde… Alkohol ist in großen Teilen Indiens auch „praktisch“ verboten und der Verkauf beschränkt sich auf wenige offizielle „Liquor Stores“, vor denen sich tagtäglich Menschenmassen bilden, der Schwarzmarkt floriert.

      Man sollte auch nicht vergessen, dass Millionen Inder im Ausland arbeiten (oft ausgebeutet werden) und ihren Lohn an die Familie nach Hause schicken. Wie machen sie das? Da internationale Banküberweisungen kompliziert sind und in Indien der größte Teil der Bevölkerung unbanked ist, „natürlich“ über Western Union, Money Gram etc. und wer einmal in Singapur oder Dubai war, hat sicherlich die Menschenmassen vor deren Schaltern gesehen, wenn gerade Zahltag war. Mit Krypto geht das einfacher und vor allem billiger.
      Diese wären wahrscheinlich auch die größten Nutznießer eines Verbots und zusammen mit Visa/MC dürften sie auch eine gut finanzierte Lobby (nicht nur) in Indien haben. WU und Co. spülen auch Devisen ins Inland und nicht irgendwelche popeligen Kryptowährungen…

      • Ja, im Grunde braucht kein Land so sehr Bitcoin wie Indien. Man könnte darüber spekulieren, dass die Regierung ihre eigenen Pläne hinsichtlich Bargeldabschaffung und Elektronisierung des Zahlungsverkehrs hat und nicht möchte, dass Kryptowährungen da unkontrolliert rummehren.

    • herzmeister // 1. Mai 2019 um 10:22 // Antworten

      you must be new here

      indien ist wohl das neue china.

  2. Auch wenn 300 BTC pro Woche vielleicht im ersten Moment viel klingt, aber das sind grad mal 1200 im Monat, macht 6 Millionen Euro ganz grob gerundet. Wenn man das auf die (tief gegriffen) 1,2 Milliarden Inder gleichmäßig aufteilt, kommt man auf einen halben Cent pro Person… Dass sich die Regierung da auch nur im Geringsten für interessiert, wundert mich ehrlich gesagt.

    • Stimmt. Auf die Bevölkerung verteilt ist das eine verschwindend geringe Menge. Die Frage, warum sich die Regierung darum überhaupt kümmert, ist berechtigt.

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