Vermögensverwalter Fidelity bekommt Lizenz in New York zur Verwahrung von Bitcoins

Fidelity ist einer der größten Vermögensverwalter der Welt. Die Firma arbeitet seit langem daran, für ihre Kunden Bitcoins zu verwahren. Nun erhält sie dafür die wichtige Lizenz der New Yorker Finanzregulierung. Aber Fidelity ist nicht die einzige Finanzinstitution, die derzeit Kryptowährungen zu ihren Anlegern bringt.
New York ist die Heimat der Wall Street, einer der begehrtesten Orte der Welt, um ein Finanzgeschäft aufzuziehen, und ein gigantischer Markt für alles rund um Geld und Finanzen. Für Kryptowährungen ist New York nicht nur ein heißes, sondern auch ein schwieriges Pflaster, da die dortige Finanzaufsicht mit der 2015 verabschiedeten Bitlizenz die Hürden für Krypto-Unternehmen sehr hoch angesetzt hat.
Während viele Krypto-Startups daher einen Bogen um New York machen – und einige Börsen Kunden aus New York blockieren – betrachten andere die Lizenz für den Bundesstaat als hohe Weihe, für die sich die Mühe lohnt. Mit Fidelity gelang es nun einem der größten und traditionellsten Vermögensverwalter der Welt, die begehrte Bitlizenz für sein Geschäft zu erhalten.
Die Chefaufseherin der New Yorker Finanzaufsicht (DFS) hat Fidelity die Erlaubnis verliehen, als Limited zu operieren. Die Pressemitteilung der DFS fügt explizit hinzu: “um Teil des rapide wachsenden Marktplatzes für virtuelle Währungen in unserem Staat zu werden.” Die Abteilung von Fidelity, die hinter der neuen Firma steht, ist “Fidelity Digital Asset Services” (FDAS), ein Zweig des Unternehmens, der bereits seit Jahren daran arbeitet, seinen Kunden die Möglichkeit zu geben, Bitcoins und andere Kryptowährungen zu erwerben, und diese durch Fidelity sicher verwahren zu lassen.
Mit der Lizenz kann FDAS nun “eine Plattform für die Verwahrung und Nutzung von virtuellen Währungen bereitstellen, auf der institutionelle Investoren und Individuen Bitcoins sicher speichern, kaufen, verkaufen und überweisen können.” Unter den 23 Firmen, die von der DFS bereits eine Erlaubnis erhalten haben, dürfte Fidelity mit einem verwalteten Kapital von 7 Billionen Dollar vermutlich die größte sein. Die zu gründende Plattform nennt Michael O’Reilly, Chief Operation Officer von FDAS, einen “essenziellen Grundstein” dafür, dass die Akzeptanz von digitalen Assets bei institutionellen Investoren weiterhin fortschreitet. Mit der Lizenz von New York werde Fidelity das Vertrauen der Investoren und anderer Marktteilnehmer stärken.
Für Kunden von Fidelity könnte es damit in Zukunft ebenso natürlich werden, Bitcoins in ihr Portfolio zu legen, wie andere, klassische Anlageklassen. Wer sich überlegt, wie er große Summen verwaltet – ab einigen Millionen aufwärts – dürfte kaum darauf verzichten wollen, sein Portfolio zumindest ein Stück mit Bitcoin oder anderen Kryptowährungen anzureichern. Fidelity plant offenbar bisher lediglich, Bitcoins zu verwahren. Ob in Zukunft auch Altcoins aufgenommen werden, ist derzeit nicht bekannt. Auch wie die Verwahrung konkret abläuft, bleibt im Dunkeln; auf den Münchner Bitcoin-Tech-Tagen hat Bob McElrath, Blockchain Architekt von Fidelity, ein wenig darüber geredet, welche Optionen es gibt. Darunter waren auch extrem spannende Modelle, wie etwa dass ein Verwahrer nicht direkt die Schlüssel speichert, sondern bereits signierte Transaktionen, was die Risiken im Fall eines Hacks reduzieren kann.
Neben Fidelity steht auch Galaxy Digital kurz davor, Bitcoins zu seinen Kunden zu bringen. Galaxy Digital ist eine auf virtuelle Währungen und Assets spezialisierte Bank, die von Michael Novogratz, einem der etablierten Investoren, die schon recht früh und recht beherzt in Bitcoin eingestiegen sind, gegründet wurde. Die Firma möchte noch im November akkreditierten Investoren zwei Fonds mit Bitcoins anbieten. Der Galaxy Bitcoin Fond wird ein Minimal-Investment von 25.000 Dollar verlangen und Abhebungen einmal im Quartal erlauben. Der Galaxy Institutional Bitcoin Fond dagegen wird ein höheres Schwelleninvestment erfordern, aber dafür wöchentliche Abhebungen ermöglichen. Beide Fonds gehen mit einer professionellen Verwahrung und Steuerdokumentation einher.
Dabei verwahrt Galaxy die Bitcoins aber nicht selbst. Stattdessen wird das “Bakkt Warehouse” damit beauftragt, wo bereits die Bitcoins für den rasant wachsenden ersten 1-Tages-Future-Markt für Bitcoins sicher gespeichert werden. Bakkt nutzt eine Fülle an Maßnahmen, um die Bitcoins sicher zu halten, von Multisig-Adressen über die Aufteilung der Schlüssel mit Shamirs Secret zu luftdicht abgeschlossenen Safes für die Schlüssel.
Damit haben traditionelle und institutionelle Investoren immer bessere Möglichkeiten, in Bitcoins zu investieren. Neben den regulatorischen Hürden fallen auch die technischen Hürden, die bisher etwa darin bestanden haben, dass es nicht eben trivial ist, Bitcoins sicher zu speichern, sondern Disziplin und ein tiefes technisches Verständnis verlangt. In den kommenden Monaten wird man nun sehen, wie groß das Interesse der Anleger ist – und für wie viele der Mangel an den gewohnten Investment-Prozessen tatsächlich an Abschrecker war.
Es liegt im Auge des Betrachters, ob das nun gut oder schlecht für Bitcoin ist. Ich finde es zum Beispiel gut, wenn sich Menschen zumindest grundlegend mit der Technologie auseinandersetzen müssen und hoffentlich auch mit dem gesellschaftspolitischen Aspekt dahinter. Je einfacher es wird, in Bitcoin zu “investieren”, desto mehr verkommt es zu einem der zig Assets im Portfolio, wie eine Aktie, Gold, Rohöl oder ähnliches. Mit dem (zumindest meinem) eigentlichen Ziel zu tatsächlicher Adoption zu führen, hat das leider wenig zu tun, denn die “Investoren” haben immer weniger mit der Bewegung um Bitcoin zu tun.
Naja, wenn man mal akzeptiert, dass Bitcoin eben (derzeit) sehr viel mehr digitales Gold als Zahlungsmittel ist – was soll man auch anders machen, als das zu akzeptieren – ist das schon sehr gut für Bitcoin.
Den Vergleich von Bitcoin mit Gold halte ich für abwegig und habe das auch an dieser Stelle schon öfter ausgeführt und das Argument wird allenfalls von Maxis wieder und wieder belebt. Die kompletten Idioten nehmen noch Litecoin als digitales Silber ins Spiel, was dann technologisch komplett ad absurdum ist.
Ah ja, das ist ja interessant: Die, die nicht meiner Meinung sind, sind komplette Idioten, deshalb hab ich Recht und die anderen nicht.
Natürlich! Wie konnten wir dieses schlagende Argument nur übersehen!
Sowohl Gold als auch Bitcoin sind zwar sicher volatil gegenüber Fiat-Geld, aber langfristig sehr viel wertstabiler, ob Du es glaubst oder nicht.
Jörg, warum ich diese extreme Form gewählt habe? Natürlich will ich polarisieren und auch aufwecken. Es ergibt keinen rationalen / technischen Sinn, Bitcoin als Gold zu bezeichnen und Litecoin als Silber. Litecoin ist ein Klon Bitcoins und hat die gleichen Stärken und Schwächen. Entweder können wir genügend Transaktionen auf Bitcoin verarbeiten oder das System ist gescheitert, Litecoin ist nicht im Stande, etwas dazu beizutragen. Es bringt nichts, dass eine parallele Blockchain, die genau die gleichen Einschränkungen hat, parallel betrieben wird und dann noch als Gold zu Silber verglichen wird. Es ist einfach nur dumm und Litecoin ist in meinen Augen tatsächlich nicht mehr als ein Testnet für einige Bitcoin Entwicklungen.
Man darf aber zumindest gespannt sein welches der Assets nach der nächsten Wirtschaftskrise am besten outperformen wird. Sollte dies Bitcoin sein, werden die Menschen/Investoren sich aus eigenem Interesse mit der Technologie und den gesellschaftspolitischen Aspekten auseinandersetzen. Deshalb ist aus meiner Sicht die Aufnahme von Bitcoin in den alltäglichen Asset-Handel ein Weg in die richtige Richtung.