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BlueLeaks: Ein Dokument zeigt, welche Kryptowährung dem FBI Sorgen bereitet

"Leaking Sculpture" von Fredrik Linge via Flickr.com. Rechte nach Creative Common 2.0

Die BlueLeaks haben kürzlich 270 Gigabyte an Daten aus der US-Polizeiarbeit ans Tageslicht gebracht. In einem Dokument des FBI geht es um Darknetmarkets und deren Methoden, Geld zu waschen. Das Dokument bestätigt, dass sich Monero in diesen Kreisen zunehmender Beliebtheit erfreut.

Die sogenannten „BlueLeaks“ entspringen einer Webagentur, die sensible Daten für mehrere Polizeiabteilungen der Vereinigten Staaten gespeichert hat. Die von der Gruppe „Distributed Denial of Secrets“ geleakten Daten umfassen insgesamt 270 Gigabyte und erstrecken sich auf einen Zeitraum von 1996 bis 2020.

Die Polizei fürchtet, dass die Daten für andere Nationalstaaten sowie Hacker und Cyberkriminelle nützlich sein werden, um Schwachstellen anzugreifen. Darüber hinaus beklagt die Polizei, dass die Dokumente Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Fotos Videos und andere private Daten enthalten.

Wie Decrypt berichtet, ist unter den Daten auch mindestens ein Dokument zu Kryptowährungen zu finden. Es handelt sich um einen kurzen Bericht des FBI, bei dem es darum geht, wie die Ermittler Geldwäsche im Darknet verfolgen, wenn dabei Bitcoins gegen Monero gewechselt werden. Das Dokument ist noch aus dem Jahr 2020 und damit relativ aktuell.

Die FBI-Ermittler sind dabei den Spuren diverser Teilnahmer an verschiedenen Darknet-Märkten gefolgt, etwa den Drogenmärkten Apollon und Cryptonia. Dabei haben vermutlich Händler, die Bitcoins empfangen haben, diese gewaschen, indem sie sie bei einem Sofortwechsler wie MorphToken aus Panama gegen Monero getauscht haben. Es wird vermutet, dass Käufer dasselbe tun, um „sicher“ auf den Marktplätzen zu shoppen. Dies habe die Fähigkeiten der Ermittler, die Empfänger der Coins zu bestimmen, stark behindert.

Diese Erkenntnis hat das FBI aus einem Mix an Maßnahmen erzielt, darunter die Analyse der Blockchain durch spezielle Software, Informationen des Wechslers MorphToken, Erkenntnisse aus Darknet-Seiten und Foren sowie weiteren Ermittlungen.

Das sehr kurze Dokument zeigt eindringlich, vor welche Herausforderungen Privacycoins wie Monero die Strafverfolgung stellt. Die schon 2018 vom FBI geäußerte Befürchtung einer zunehmenden Verbreitung von Privacycoins unter Kriminellen bewahrheite sich. Der Wechsel in Coins wie Monero durch Wechselseiten wie MorphToken, die keine Identität der Kunden feststellen, werde zu einem ernsthaften Problem, welches „die Fähigkeit der Strafverfolgung gravierend begrenzt, mit existierenden Technologien Kryptowährungen nachzuverfolgen, die in illegale Aktivitäten verwickelt sind.“

Das Dokument demonstriert auch, dass Monero mittlerweile zum Goldstandard für private Überweisungen im Darknet wurde. Dank Ringsignaturen und Confidential Transactions scheint Monero tatsächlich ein Ausmaß der Anonymität erreicht zu haben, das für Analysten der Polizei so gut wie unmöglich zu knacken ist. Dies erkennen Cyberkriminelle wohl zunehmend an. Zumindest deuten die Daten von MorphToken dies an. Die Börse bietet verschiedene Währungspaare an, doch alle Transaktionen, die das FBI beobachten konnte, tauschten Bitcoin in Monero und umgekehrt.

Damit könnte der Wettbewerb von Privacycoins um das Darknet entschieden sein – auch wenn dies für Besitzer von Monero ebenso wenig eine zwingend positive Nachricht ist wie für diejenigen, die meinen, die Welt brauche eine anonyme Kryptowährung für den Alltag. Denn je mehr Monero mit Kriminalität assoziiert wird – neben Drogenhandel auch mit Entführung, Ransomware, Malware und Botnets –  umso schwieriger wird es sein, ehrliche Bürger dafür zu begeistern. Was ziemlich traurig wäre, da eine freie Kryptowährung wie Monero Privatsphäre demokratisiert, indem sie sie auch denjenigen gewährt, die sich weder Konten in Panama leisten können noch das technische Wissen zum Verschleiern von Bitcoins besitzen.

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8 Kommentare zu BlueLeaks: Ein Dokument zeigt, welche Kryptowährung dem FBI Sorgen bereitet

  1. Paul Janowitz // 14. Juli 2020 um 8:51 // Antworten

    Herausragende Privatsphäre ist immer ein zweischneidiges Schwert und Bitcoin hat seine erste „Mass-Adoption“ auch erst durch Silk Road erfahren, dann mit Ransomware usw. bevor es die Spekulanten angezogen hat. Damals dachten alle, die Pseudonymität von Bitcoin wäre auch komplett ausreichend, insbesondere nachdem Liberty Reserve durch die US-Behörden hochgenommen wurde.

    Bei Monero ist das nicht anders, denn gerade diejenigen mit dem meisten Dreck am Stecken wissen Privatsphäre zu schätzen. Die Spekulanten können wir gerne überspringen, bevor es hoffentlich zu richtiger Mass Adoption kommt, die sehe ich hauptsächlich dann kommen, wenn es zur Abwertung der Landeswährungen kommt und gleichzeitig Restriktionen gegen Bitcoin eingeführt werden sollten, die einzige Flucht sind dann Edelmetalle oder „Privacy Coins“, wobei ich diesen Begriff mittlerweile vermeide, denn Bitcoin ist mit all den Analysetools eher ein „Überwachungscoin“.

    Zunehmend werden auch seltener Wechselstuben wie Morphtoken genutzt, um Monero in Bitcoin zu wandeln, da gesamte Lieferketten in Monero abgewickelt werden. Natürlich ist es nicht rühmlich, dass diese Transformation im Darknet anfängt, aber dort geht es bei der Wahrung der Privatsphäre oft um Leben oder Tod.

    Auch Ende zu Ende Verschlüsselung wie sie bei Telegram oder mittlerweile sogar Whatsapp eingesetzt wird, wird von Kriminellen genutzt und es kommen immer wieder Begehrlichkeiten von Politikern auf, diese zu beschränken.
    Aber in meinen Augen ist Private Kommunikation ein Menschenrecht, genauso wie private Transaktionen, wie auch die Unversehrtheit der Wohnung, auch wenn der Trend zur Überwachung durch Menschen selbst vorangetrieben wird, wenn sie sich ein Amazon Echo & Co. anschaffen…

    • Thomas Lenz // 16. Juli 2020 um 9:56 // Antworten

      Wie siehst du eigentlich die Gefahr der Regulierung / des Verbots für Monero? Ich habe mir schon ein paar Gedanken gemacht, bin allerdings längst nicht so gut im Thema wie du.

      Einige Exchanges mussten Monero in der Vergangenheit ja schon von ihren Plattformen entfernen. Sollte Monero sich weiterhin als resistent gegen Geheimdienstwerkzeuge zur Entschlüsselung erweisen, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass Regierungen den Handel, das Betreiben eines Nodes und/oder den Besitz von XMR verbieten.
      Genug Angriffsfläche bietet XMR ja leider durch den regen Gebrauch für illegale Zwecke, der meines Wissen eher noch zunimmt. Ich glaube nicht, dass es einen großen Aufschrei in der Bevölkerung geben würde, weil der Großteil der Menschen einfach keine Ahnung von Crypto hat und den Wert eines anonymen digitalen Bargelds nicht erkennt. Mit viel Widerstand müssten Politik und Sicherheitsbehörden also nicht rechnen in meinen Augen.

      Für wie wahrscheinlich hälst du das und was hätte das für Auswirkungen auf Monero?
      Meiner Einschätzung nach würde das Blockchain-Netzwerk von XMR überleben, weil es unwahrscheinlich ist, dass weltweit alle Länder gemeinsam handeln und gegen XMR vorgehen. Und viele Nodebetreiber würden sich sicherlich widersetzen und heimlich weiter minen.
      Der Preis würde kurzfristig sicherlich erst Mal crashen, falls große Länder wie die USA/ EU / CHINA gegen XMR vorgehen. Langfristig könnte ich mir dann aber auch wieder eine Wertsteigerung vorstellen, wenn die Menschen merken, dass die Regierungen das Netzwerk nicht abschalten können.
      Nur wie kommen die Menschen dann an XMR? Zentralisierte Börsen können in dem Szenario XMR nicht mehr anbieten. Zumindestens gut regulierte aus den USA oder der EU. Welche Möglichkeiten gibt es darüber hinaus? Peer-to-Peer (z.B. Localmonero) könnte es evtl. weiterhin geben, aber das wäre sicher sehr risikobehaftet, weil man nie weiß, ob am anderen Ende ein verdeckter Ermittler steht. Gibt es bereits Möglichkeiten wie z.B. Uniswap auf ETH, sodass ich komplett dezentral ohne Mittelsmann XMR erwerben kann?

      Eine Einschätzung deinerseits würde mich freuen!

    • Völlig Transparenz war beim Bitcoin von Anfang an Teil des Konzepts. Daher ist es eine seltsame Erwartung, daß Bitcoin als Privacy Coin dienen könne. Im Artikel steht, daß Monero immer nur gegen Bitcoin gewechselt wird. Monero wird also als eine Art Bitcoin-Mixer eingesetzt und wohl auch als solcher verstanden. Einerseits erscheint mir das wie eine Geringschätzung der Arbeit, die die Entwickler des Monero geleistet haben, andererseits steckt wohl die Spekulation dahinter, daß Monero so sehr mit Kriminalität assoziiert wird, daß Monero ziemlich sicher verboten werden wird, während es relativ sicher bleibt Bitcoin zu besitzen. Daher ist auch die Erwartung seltsam, daß sich Monero wegen Überregulierung oder Verbote des Bitcoins durchsetzen wird. Natürlich wird Monero auch keine abgewerteten Landeswährungen ersetzen. Genau wie Bitcoin und andere Kryptowährungen funktioniert Monero nämlich nicht ohne Strom oder Internet. Diese Schwächen sollte man schon erkannt haben, bevor man auf die Idee kommt eine Kryptowährung zu einem Standard machen zu wollen. Außerdem muß man auch verstehen, daß jeder Angriff auf eine Währung zugleich ein Angriff auf den emittierenden Staat ist. Ohne diese Schwächen zu verstehen und Abhilfe zu schaffen kann man keinen neuen Standard etablieren.

  2. Paul, du sprichst mir aus der Seele.

    Es ist ausgesprochen bedauerlich, dass die Unterwelt Adaption einer Technologie, als Beweis der Funktion gut zu gebrauchen ist. Bei TOR haben wir das gleiche gesehen. Unsere Bürgerrechte interessieren in dieser Überwachungskultur niemanden und deshalb ist Monero, mitsamt seiner Entwicklergemeinde so sympathisch wie notwendig. 👍🏻

  3. Was machen denn die bösen Buben mit ihren per MorphToken gewechselten Moneros denn dann?
    Wenn sie die Moneros in offizielle Währung tauschen, ist das Geld doch wieder sichtbar und der Staat steht am Ausgang und fragt woher das Geld stammt?!

    • Paul Janowitz // 16. Juli 2020 um 22:29 // Antworten

      Das ist in etwa gleich wie bei Bitcoin:
      1. Es gibt „böse Buben“, die ihre Einnahmen größtenteils HODLn, weil sie nur einen Bruchteil davon für laufende Ausgaben benötigen.
      2. Andere verkaufen oder versuchen es zumindest, sie in Fiat zu wandeln. Bei geringen Beträgen ist das nicht schwierig, man kann jeweils behaupten, die Coins irgendwann 2014 für Centbeträge gekauft zu haben und jetzt entsprechend zu verkaufen. Bei Nachfrage werden Nachweise dann wahrscheinlich gefälscht und da etliche Kryptobörsen mittlerweile verschwunden sind, wird die Nachverfolgung schwierig, diese lohnt sich wahrscheinlich nur für höhere Beträge.
      3. Jemand wickelt Einkauf und Verkauf in Monero ab, dann hat er nur noch den Gewinn, mit dem er 1. oder 2. macht.

      Für Strafverfolgung ist Bitcoin natürlich überragend, alles ist aufgezeichnet, kaum jemand tut sich Mixing an, weil es zu kompliziert und teuer ist und man kann das noch Jahre später nachverfolgen. Aber will ich das als User? Nehme ich das hin? Will ich, dass jeder weiß, dass ich an jenem Datum in Hinterdupfingen war, weil das aus meiner Blockchain History ableitbar ist, da ich dort getankt habe? Da kann ich mir auch ein Amazon Echo ins Zimmer stellen und auch noch ins Auto einbauen und zusätzlich Hintergrundtracking bei Google Maps aktivieren…

      • Fuchur // 20. Juli 2020 um 2:10 //

        Aber genau das tun viele Menschen doch! Monero ist eine gute Idee in einem dafür völlig falschem Zeitalter.

  4. In ener Zeit, in der die Geschäfte zunehmend windig sind, wird es ein hartes Brot, den „Mißbraauch“ auszurotten. Die FATF wird dies nicht wollen, der Weg wäre einfach genung:Sichere Jobs und faire Regeln für alle anstelle von Deregulierug und „wer kann, der darf“. Die Gaunereien würden sofort weniger und der angeblich unerwünsche Mißbrauch auch!

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