So empfängt man Geld mit einer .eth-Domain und verbindet eine Webseite mit ihr
Die ENS-Domains für Ethereum verwalten Domains mit einem Smart Contract. So kann man sich auf dezentrale Weise ein Pseudonym registrieren, durch das man Geld empfängt – und eine Webseite in einem dezentralen Netzwerk aufruft. Gäbe es nicht einen schmerzhaften Mangel in der Privatsphäre, wäre ENS das perfekte System, um Adressen für Kryptowährungen zu ersetzen.
Weil Adressen bei Kryptowährungen umständlich, unhandlich und unansehnlich sind, testen wir derzeit die möglichen Alternativen. Wie kann man Kryptocoins an einen Namen oder ein Pseudonym anstatt an eine Adresse senden? Mittlerweile hat der Markt einige Angebote, die zum Teil auch schon breit akzeptiert sind.
Paymail für Bitcoin SV (BSV) haben wir schon vor einiger Zeit vorgestellt. Vor kurzem haben wir OpenAlias getestet, das Bitcoin (BTC) und Monero (XMR) abdeckt. Heute widmen wir uns den ENS-Domains, die für Ether (ETH) und alle beliebigen Token auf der Ethereum-Blockchain gelten. Wir stellen die ENS-Domains vor und erklären euch in einem Guide, wie ihr sie auch benutzen könnt.
Was ist ENS?
Der Ethereum Name Service (ENS) ist ein Smart Contract, der Identitäten mit Ethereum-Adressen verbindet. Die Identität ist in diesem Fall eine Domain wie bitcoinblogde.eth. Diese Domain kann man als Kürzel für Zahlungen verwenden. Die meisten Ethereum-Wallets sind in der Lage, Ether und andere Token an eine solche Domain zu senden. Darüber hinaus kann man mit ENS auch Dateien verbinden, die man ins Interplanetary File System (IPFS) hochgeladen hat. Mit einem Plugin können Browser dann über die .eth-Domain Webseiten abrufen.
Technisch gesehen dürfte ENS das fortschrittlichste System sein, um Adressen zu beseitigen. Da ein Smart Contract ein “Gedächtnis” hat – er führt seine eigene Datenbank – ist das Mapping von Pseudonym und Adresse stets eindeutig. Würde man es einfach per OP_Return bei Bitcoin bzw. BCH oder BSV abspeichern, wäre es nicht eindeutig, da jemand denselben Namen mit einer anderen Adresse verbinden könnte, und eine Wallet nicht wüsste, welches der korrekte Eintrag ist. Mit diesem Problem hat etwa CashID auf Bitcoin Cash zu kämpfen, was etwas unhandlichere und hässlichere Pseudonyme notwendig macht.
Die weite Akzeptanz bei Ethereum-Wallets spricht ebenso für ENS wie die Option, auch Webseiten zu hinterlegen, die man mithilfe von Plugins im Browser anzeigen kann. Auch die vollkommen dezentrale Infrastruktur, bei der die ENS-App lediglich als Übersetzer dient, ist ein großer Vorteil. Während User von OpenAlias eine eigene Webdomain benötigen, kann jeder, der Ether besitzt, eine eth-Domain kaufen. Die technischen Voraussetzungen sind minimal. Auch das Risiko, dass einem der Webseiten-Provider einmal den Boden unter den Füssen entzieht, womit die OpenAlias-Identität flöten geht, besteht bei ENS nicht.
Ein Problem jedoch ist der Mangel an Privatsphäre. ENS koppelt die Identität unmittelbar an eine Adresse. Jeder kann diese nachschlagen und erkennen, wie viele Ether und Token der Besitzer mit ihr empfangen hat. Da viele User den Smart Contract mit ihrer gewohnten Wallet bedienen, beispielsweise mit Metamask, binden sie zudem ihren normalen Account an einen Namen. Wenn man es unvorsichtig nutzt, wird plötzlich alles transparent, was man jemals mit Ethereum gemacht hat. Das ist bei OpenAlias mit Bitcoin nicht viel anders. Allerdings kann man hierfür auch Monero verwenden, womit das Problem komplett wegfällt.
Trotz dieser Einschränkung ist ENS das vielleicht attraktivste Verfahren, um Adressen für Kryptowährungen loszuwerden. Es ist vollkommen dezentral, weitgehend akzeptiert, versteht sowohl Ether als auch beliebige Token, und erlaubt es, auch eine Webseite und Dateien anzuhängen.
Im folgenden Tutorial lernt ihr, wie ihr eine ENS-Domain einrichtet.
Der Guide zu eurer ENS-Domain
Zunächst braucht ihr, wie für fast alles bei Ethereum, eine gute Wallet. Ich benutze für Tests gerne Metamask, ein erstaunlich potentes Browser-Plugin, habe aber auch gute Erfahrungen mit der mobilen Wallet Alphawallet sowie dem Opera-Browser gemacht, der mittlerweile eine Ethereum-Wallet integriert hat.
Zunächst muss man die Seite apps.ens.domains aufsuchen. Auf ihr kann man kann man dann den gewünschten Domain-Namen suchen und nachschauen, ob er noch zu haben ist. Mit bitcoinblogde.eth hatte ich Glück – die Domain ist noch frei. Für 5 Dollar kann ich sie für ein Jahr mieten. Also schlage ich zu.

Domain-Suche auf der ENS-Webseite.
Spätestens jetzt sollte man der Webseite erlauben, mit der Wallet zu interagieren. Bei Metamask geschieht dies zum Teil automatisch, wenn man die Wallet entsperrt, zum Teil muss man es noch in der Wallet selbst erlauben. Um sich eine ENS-Domain zu kaufen, muss man sich zunächst registrieren. Dies geschieht durch eine kleine Transaktion, mit der man wohl sein Interesse bekundet. Sobald diese einige Bestätigungen gesammelt hat, was in der Regel nicht länger als 30 Sekunden bis zwei Minuten dauert, kann man die Domain erwerben.

Mit einer Transaktion schließt man den Kauf einer Domain ab. Das dafür notwendige Gas kann je nach Tagesform recht viel kosten.
An der Stelle habe ich erstmal einen Schreck bekommen. Die Domain kostet mich 5 Dollar, aber ich soll fast 10 Euro für das Gas bezahlen? Klar, eine Domain zu registrieren aktiviert einen Smart Contract, und der braucht mehr Gas als eine schnöde Transaktion. Aber gleich 10 Euro? Ich habe offenbar den vollkommen falschen Zeitpunkt ausgewählt. Einen Tag später geht es besser und kostet “nur” noch 5 Euro Gas. Das nehme ich einfach mal hin.
Nachdem auch diese Transaktion bestätigt ist, bin ich stolzer Besitzer der Domain bitcoinblogde.eth. Es war kinderleicht, ich musste im Grunde nicht mehr machen, als ein paar Mal zu klicken. Im Vergleich ist OpenAlias sehr viel herausfordernder. Wer nun in seier Ethereum-Wallet bitcoinblogde.eth in das Sendenfeld eingibt, kann mir Geld überweisen. Beispielsweise um Dankeschön für diesen Test zu sagen, der doch einiges an Gas gekostet hat 🙂

Die “MyCryptoWallet” – hier in der lokalen Version durch Chrome – erkennt meine ETH-Domain und löst sie auf die Adresse auf.
Von der Domain zur ETH-Website
In meinem Dashboard kann ich meine Domain nun verwalten. Hier wird angezeigt, wer die Domain registriert hat – also besitzt – wer sie kontrolliert und welche Adresse ihr zugeordnet ist. Bisher steht hier überall dieselbe Adresse – die meiner Wallet. Angezeigt wird ferner, wann die Domain ausläuft. Man kauft sie nämlich immer nur für ein Jahr.

Das Dashboard, in dem man seine ENS-Domain verwalten kann.
Mit weiteren Transaktionen kann man den ENS-Smart-Contract beauftragen, Besitzer, Manager und zugeordnete Adresse zu ändern. Ich habe das mit einer anderen eth-Domain ausprobiert, und es funktioniert; erneut wollte ich es wegen der hohen Gebühren aber nicht machen.
Besonders interessant sind die “Records”. Hier kann man einen neuen Record anlegen, um Dateien mit der Domain zu verbinden. Dies funktioniert über das Interplanetary File System, ein dezentrales Netzwerk, um Dateien online zu speichern. Man kann dafür natürlich selbst einen IPFS-Knoten betreiben und die Datei propagieren. Einfacher geht es aber mit einem Provider wie Pinata. Durch ihn kann man unkompliziert Dateien ins IPFS-Netzwerk hochladen. Die zugehörige Hash muss man dann in das entsprechende Feld im ENS-Dashbord einfügen und “ipfs://” voranstellen. Sie wird dann per Transaktion der Domain zugeordnet.
Ich habe eine HTML-Datei mit einem Screenshot von diesem Blog hochgeladen. Wer den Screenshot anklickt, landet auf der echten Webseite des Blogs. Um diese Seite über bitcoinblogde.eth anzusurfen, müsst ihr Metamask installieren. Bei manchen Browsern reicht das schon, um .eth-Domains abzurufen, eventuell muss man in den erweiterten Einstellungen von Metamask noch einen IPFS-Knoten eingeben. Bei der Eingabe der ETH-URl in die Browserleiste darf man aber das https:// nicht vergessen, da der Browser die Domain sonst mit einer Suchanfrage verwechselt und an Google oder die Suchmaschine eurer Wahl weitergibt. Zum Teil braucht man noch das Plugin von Almonit.
Das Fazit
Insgesamt war die Benutzererfahrung von ENS äußerst angenehm. Man braucht weder technische Kenntnisse noch eine eigene Domain, um seine ETH-Domain zu erhalten. Auch die weiteren Features, wie die Weitergabe der Kontrolle, das Ändern der Adresse oder das Hinzufügen von HTML-Dateien ging sehr unkompliziert und flüssig. Das einzige, das mich gestört hat, waren die hohen Gaspreise von Ethereum. Dafür kann ENS zwar nichts, aber ein Vorteil ist es sicherlich nicht.
Zuletzt wäre da natürlich noch, wie schon mehrfach erwähnt, die mangelnde Privatsphäre. Daher würde ich unbedingt empfehlen, keine ENS-Domain mit eurem Hauptaccount zu kaufen. Macht stattdessen einen neuen Account – MetaMask kann beliebig viele verwalten – und ladet ein bißchen Ether direkt von einem Handelsplatz wie Bitcoin.de auf den Account. So enthüllt die Domain nicht unbeabsichtigt euer gesamtes Ethereum-Profil. Dennoch dürfte eine ENS-Domain kaum geeignet sein, um als Rechnungsadresse oder Firmenaccount verwendet zu werden. Dafür bräuchte es schon mehr Privatsphäre.
Coole Sache, wenn du jetzt noch den QR-Code der Webseite hinterlegst kann ich durch abscannen einfach drauf zu greifen.
@peter neuer
QR Codes sind ja eher für “schwierig” zu merkende Zeichenketten wie (IP/Onion/Wallet) Adressen, ENS ist wie DNS ein Alias System, welches das Abtippen / Vertippen vermeiden soll, ohne Umwege wie QR Codes, die man z.B. mündlich übertragen und sich auch einprägen kann.
Verteiltes DNS ist eine ziemlich geniale Anwendung für Blockchains und da gibt es neben ENS einige andere, die sich in diesem Umfeld tummeln, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich noch nicht eingehend damit beschäftigt habe.
Achso, sorry , das wusste ich nicht, das QR-Codes nur für schwierige Adressen sind. Okay, dann natürlich nicht, schade.
5- 10 € Gebühren stören dich? Wenn du bei curve.fi ein paar Tausend Dollar in Dai hinterlegst, werden diese coins in einem smart contract in weitere 4 unterschiedliche coins aufgeteilt und dann auf compound und andere smart contracts verteilt.
Die Gebühr liegt im Schnitt bei 65 €.
Trotzdem sind die Menschen bereit das zu bezahlen, denn ab ca. 3000 $ Investition geht man nach ein paar Tagen mit hübschen Gewinnen herraus.
Für mich ist das nicht zu verstehen, wie ist es möglich einen Jahreszins von bis zu 390 % zu generieren?
(Habe übrigens deine neue ETH adresse ausprobiert! …echt cool!)
Danke! Die Wallet zeigt die Transaktion zwar nicht an (warum?), aber ich habe etwas bekommen! Curve.fi klingt auc hinteressant, aber schon wieder fast zu gut …
warum wird hier “unstoppable domains” nicht erwähnt … oder kommt das noch?
https://twitter.com/unstoppableweb/status/1290997884930883584?s=21
In ein paar Stunden geht ETH 2.0 live im testnet.
Nach 90 Tagen testen soll ETH 2.0 dann live gehen.
Du hattest in einen Bericht geschrieben dass es vermutlich noch länger als ein Jahr dauern würde, bin froh dass du dich geirrt hast.
Ja, der Plan ist, ab November live zu gehen. Wenn ich das mal falsch beschrieben habe, bin ich auch dankbar, mich geirrt zu haben (wie so oft 🙂
Aber man sollte es nicht verwechseln. Im November geht (voraussichtlich) Phase 0 los. Das ist die reine Baecon Chain. In Phase 1 binden sie dann andere Chains an, und erst in Phase 2 wird das Ding wirklich betriebsfähig, also in der Lage, Transaktionen und Smart Contracts zu benutzen. Das wird mindestens ein Jahr, vermutlich eher 2-3 dauern.
Was mir erst jetzt aufgefallen ist, nachdem ich ein wenig über die Auflösung der Domains recherchiert habe, die Geier sind auch bei Kryptodomains angekommen und jetzt verstehe ich warum Du “bitcoinblogde” genommen hast, denn ohne “de” hat schon einer zugeschlagen und hält auch solche Perlen wie “pornguide”, “slavegirl” und “fucktube”… Dank Blockchaintransparenz alles schön verknüpfbar 😉
Ich habe eine Frage:
Ich kann eine Domain, also eine Webseite auf ETH einrichten. ETH wird Sharding realisieren, also die Blockchain zerstückelt auf tausenden Nodes. Was passiert nun wenn eine solche Domain extremen Zuspruch findet und Millionen User darauf zugreifen möchten, der entsprechende Abschnitt der Blockchain sich aber bei Peterli, Jhoshi und Elfriede auf dem HomePC befindet welche mit einem so starken Ansturm von Site-Aufrufen nicht klarkommen, ist das dann ein Problem?
Eher unproblematisch, Sharding wird wohl ähnlich implementiert werden wie das Pruning bei Monero, welches ich eher als “Slicing” bezeichnen würde. Simpel gesagt sucht sich jeder Node nach dem Zufallsprinzip eine Bytefolge, die aktuell 1/8 aller Blocks entspricht aus und hält diese vor, 7/8 werden nach einer gewissen Zeit gelöscht, aber man weiß, welche Peers jeweils welches Achtel haben. Bei aktuell ca. 10.000 Ethereum Nodes sollte die Verfügbarkeit ausreichend sein, wahrscheinlich ist mit der Einführung von Sharding auch ein Anstieg an Nodes. Darüberhinaus wird es weiterhin etliche Full Nodes geben, die von Exchanges und anderen Dienstleistern betrieben werden (nicht zu verwechseln mit Archival Nodes, was bei Ethereum einen großen Unterschied macht und letztere sind ziemlich rar).
Ich könnte mir in Zukunft auch eine Implementierung vorstellen, die ENS-Only ist und alle anderen Transaktionen löscht / ignoriert, aber Ethereum hat aktuell größere Baustellen als dass man sich jetzt akut darum kümmern müsste…
Für fünf Dollar. Was bedeutet Dollar? Anders gefragt, wieviel war oder ist das in Ether? Was sagt das über einen Ethereum-Service aus, wenn der in Dollar kassiert?
Top Einwand, der leider (auch mir) in Vergessenheit gerät. Allerdings würde ein fixer Preis in ETH oder einer anderen Kryptowährung wahrscheinlich nicht zu mehr Adoption führen, denn wir denken immer noch meist in unserer Landeswährung und weder Preissprünge um x10 nach unten noch x10 nach oben sind einladend, es tatsächlich zu nutzen, weil man nie den “richtigen” Zeitpunkt erwischt.
Was man ohne externe Oracles machen kann, ist die Nutzung / Adoption anhand der Blockchainaktivität festzustellen, diesen Spagat hat Monero implementiert, aber er ist leider noch nicht erprobt, da es (immer noch) schlicht zu wenige Transaktionen gibt. Jedenfalls werden Gebühren in Moneroj pro Byte proportional sinken, sobald der Scaling-Algo ab 300KB pro Block greift. Die Idee dahinter war, dass je mehr Transaktionen prozessiert werden, desto mehr ist jede Einheit wert und der Kurs dürfte steigen, somit können die Gebühren sinken, da es ohnehin eine “Tail Emission” gibt, die die Miner bei Laune halten soll.
Bei Coins, die ihre Blocksize limitieren, wie aktuell auch ETH eher technisch bedingt im Vergleich zur Ideologie von BTC greifen solche Algorithmen nicht. Wir sollten abwarten, wie sich ETH 2.0 entwickelt, denn aktuell ist sogar die exakte Supply an ETH nicht so einfach berechenbar und Crypto Twitter debattiert heftig darüber. Vitalik hat vor ein paar Jahren auch selbst behauptet, dass Gebühren von 5 Cent pro Transaktion absurd für ein Internetgeld seien…