ClassicCarCoin: Wie ein Kölner Startup Oldtimer tokenisiert
Oldtimer waren in den letzten zehn Jahren ein herausragendes Investment. Durch die Blockchain soll es möglich werden, die klassischen Autos zu tokenisieren, so dass jeder in sie investieren kann. Ein Kölner Startup beginnt, diese Vision zu verwirklichen – und wird damit zum Wegbereiter einer neuen Welle innovativer Security Token.
Hätte man sich mal einen Oldtimer gekauft. Denn der Markt für klassische Autos ist eine interessante, bei vielen verkannte Anlageklasse, die im Lauf der letzten zehn Jahre beeindruckende Gewinne geliefert hat.
Laut einer Studie ist der Wert der Oldtimer in den letzten zehn Jahren auf das 3-4fache gestiegen. Besondere Exemplaren, wie der Ferrari F40, haben sogar 21 Prozent im Jahr geschafft. Vergleichbare Gewinne verzeichneten weder Dax noch Gold noch Immobilien. Bei weitem nicht. Man könnte meinen, Oldtimer seien der neue alte Bitcoin.
Anders als Kryptowährungen sind Oldtimer allerdings ein extrem schwieriges Investment. „Man braucht Fachkompetenz, um zu erkennen, welches Auto eine gute Wertanlage ist, und man sollte wissen, wie man die Oldtimer verwahrt und wartet,“ erzählt Jörg Lorbach. „Und, natürlich: Man muss sich das Auto erstmal leisten können. Das fängt bei etwa 100.000 Euro an.“
Das sind ziemlich hohe Hürden, über die es kaum ein Kleinanleger schafft. Der Markt für Oldtimer ist daher ein extrem exklusives Anlagesegment. Am ehesten könnte man ihn vielleicht mit dem Markt für Kunst vergleichen.
Geht es nach Jörg und seinem Geschäftspartner Jürgen Delkus, sind diese Zeiten bald vorbei. Denn mit ihrem in Köln gegründeten Startup ClassicCarCoin nutzen sie die Blockchain, um den Markt der Investments in Oldtimer aufzubrechen, so dass jeder an ihm teilhaben kann.
Eher wie eine Aktie …
ClassicCarCoin gibt, wie der Name schon sagt, einen Coin heraus, dessen Wert durch Oldtimer gedeckt ist. Man kann es mit einem Stablecoin vergleichen, oder einem Wertpapier auf einen Rohstoff. Nur eben mit klassischen Autos.

Anstatt sich einen echten Oldtimer zu kaufen, für diesen einen Ort zu finden und sich um die Wartung zu kümmern, können Kleinanleger also einfach einen ClassicCarCoin – kurz: CCC – in ihre Wallet packen. Den Rest macht das Startup von Jörg und Jürgen.
Die beiden Gründer haben aus verschiedenen Perspektiven Erfahrung mit Autos und Oldtimern. Sie erwerben und verwahren die klassischen Autos, während die Besitzer der Token an der Wertsteigerung partizipieren.
Wie so oft bei Investmentprodukten ist die Wahrheit aber ein Stückchen komplizierter als die Absicht. „Wir wollen ein Token schaffen, das ein Portfolios von klassischen Autos wiedergibt,“ erklärt Jörg. „Dazu haben wir die Firma Farsight Automotive als B.V. in der Niederlande angemeldet. Das ist das Pendant zur GmbH.“ Diese Firma kauft und verwahrt die Oldtimer, und der ClassicCarCoin stellt einen Anteil an dem Unternehmen dar.
Der ClassicCarCoin erinnert also weniger an einen Stablecoin, sondern, räumt der Gründer ein, „an eine Aktie. Aber eben ohne IPO, sondern als Security Token auf der Ethereum-Blockchain. Das hat es für uns natürlich sehr viel einfacher gemacht.“
Nach deutschen Regeln nicht möglich
Dass die Kölner über die Grenze gefahren sind, um ihr Unternehmen bei der Aufsicht anzumelden, hat einen speziellen Grund, der weitreichende Folgen für die Tokenisierung in Deutschland und der Niederlande haben könnte:
Man kann in Deutschland nichts tokenisieren, was in ein Register eingetragen ist, sei es in ein Grundbuch oder ein Handelsregister. Denn dann würde sich Blockchain und Register womöglich widersprechen. Da man in Deutschland aber Firmenanteile ins Handelsregister eintragen muss, bleibt Security-Token-Projekten nichts anderes übrig, als wie ClickOwn oder Kapilendo Wertpapiere nach Art einer Anleihe oder eines Genussrechtes zu tokenisieren. Das geht mit festen Zinsen, aber keinen Anteilen an Gütern oder einer Unternehmenung einher. Solche Token sind attraktive Finanzprodukte – aber eben kein Investment in Immobilien oder Oldtimer.
Der ClassicCarCoin kommt dem Ideal eines Stablecoins, dessen Wert allein vom unterliegenden Gut abhängt, deutlich näher. „Der Wert des Tokens spiegelt die Bilanzwerte unseres Unternehmens wieder, und das hält sein Eigenkapital zum größten Teil in Oldtimern.“ Daneben aber hängt das Token natürlich auch vom Geschäftserfolg des Unternehmens ab.
Man habe, meint Jörg, natürlich vor, in Zukunft durch den Handel mit Oldtimern Gewinne zu erwirtschaften. Diese möchte er als Dividende über die Ethereum-Blockchain an Token-Besitzer auszahlen. Langfristig schwebt dem Gründer auch vor, Votings über die Blockchain abzuwickeln, etwa wenn es um eine Änderung oder Erweiterung des Geschäftsmodells geht, oder einen Oldtimer direkt zu tokenisieren.
Fairer und transparenter Vorgang
Aber zunächst muss ClassicCarCoin richtig loslegen. Noch haben die beiden Gründer lediglich drei Oldtimer von eher mittlerem Wert in ihrem Lager; für einen Ferrari F40, einen echten Schatz, haben sie ein Vorkaufsrecht. Doch um ihn zu erwerben, müssen sie zunächst ausreichend Token verkaufen.
Der Vorgang des Investments ist gradlinig und erfreulich transparent: Man registriert sich auf der Webseite, gibt einige persönliche Daten ein und kann dann ab einem Volumen von 250 Euro CCC-Token kaufen. Bezahlen kann man mit PayPal, per Banküberweisung oder mit Bitcoin oder Ethereum.
Die Coins landen zunächst auf einer Wallet im Backend von ClassicCarCoin, die eigens für diesen Zweck eingerichtet wurde. Als Investor muss man sich nicht mit der Technik auseinandersetzen, aber wer will, der kann es: Man erfährt die Adresse, und mithilfe eine Recovery-Dokuments, das man herunterladen muss, kann man den Schlüssel in der eigenen Wallet einspielen.
Zumindest theoretisch. In der Praxis ist es etwas komplizierter: Die Wallet MyEtherWallet erkennt die Passphrase zwar, findet aber nicht die Adresse, selbst wenn man den Derivation Path “m/44’/60’/0’/0/0” eingibt. Erst mit Ian Colemens BIP39-Tool konnte ich den privaten Schlüssel meiner Adresse herausfinden.
Den habe ich dann in MetaMask eingespielt, wodurch ich tatsächlich meine ClassicCarCoins in der eigenen Wallet hatte. Doch überweisen konnte ich sie noch immer nicht – dazu muss man zunächst im CCC-Accout die Empfangsadresse auf eine Whitelist setzen, die wohl im Smart Contract von CCC geführt wird. Danach konnte ich die Token so überweisen wie Ether.
Durchdachtes, aber noch nicht ganz fertiges Backend
Generell wirkt das Backend für den User durchdacht, aber noch im Aufbau. So fehlt bislang etwa die Option, die Coins zu verkaufen oder anderen Usern anzubieten. Diese ist aber, so Jörg, schon fest geplant.
Auch der Kaufvorgang lief nicht ganz perfekt. Man kann mit Bitcoin oder Ether durch Coinygram bezahlen. Sobald der Zahlungsdienstleister die Zahlung erkannt hat, wird man zum Account von ClassicCarCoin weitergeleitet – doch dort findet man weder die Token noch Infos zur Zahlung. Offenbar werden die Token noch von Hand ausgeschüttet.
Grundsätzlich wünschen sich die Gründer, dass der Handel der Token nicht nur auf ihrer Webseite stattfindet. So sollen auch regulierte Börsen wie etwa der Börse Stuttgart das Token anbieten. Aber bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.
Am praktikabelsten wäre vermutlich eine Listung auf dezentralen Börsen wie UniSwap oder SushiSwap. Das würde womöglich den Weg zur DeFi-Ökonomie freiräumen, wodurch man vielleicht die Token als Kollateral für einen Kredit verwenden könnte. Aber das sind Zukunftsfragen, und noch ist nicht klar, wie dies mit aufsichtsrechtlichen Vorgaben wie denen zur Erhebung von Investorendaten zu vereinbaren wäre – und mit der Whitelist im Smart Contract.
Die Tokenisierung beginnt erst, und der Markt für Security Token entsteht gerade. Die beiden Gründer von ClassicCarCoin betreten sowohl rechtlich als auch technisch ein Neuland, dessen Konturen sich erst noch erschließen müssen. Wenn ihr Projekt aber gelingt, könnten sie zu Wegbereitern einer neuen Welle von Tokenisierungen werden – die tatsächlich neue Finanzprodukte schaffen, anstatt lediglich traditionelle auf die Blocckhain zu verfrachten.
Na ja. Jedem potentiellen Investor wird geraten, die beiden Herren mal zu googlen…
Hab ich was verpasst oder wurde das Bitcoinblog eingestellt? Ist ja nicht so dass aktuell nichts zu berichten wäre…
Hallo, nein, wir feiern nur Weihnachts- und Neujahrsurlaub.
Zu berichten gäbe es mal wieder viel zu viel, und ich kann es kaum erwarten, den Urlaub endlich zu beenden 🙂