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Bitcoin-Mining verbraucht nur 0,1 Prozent der globalen Energie – und ist zudem überdurchschnittlich sauber

Windenergie. Bild von Richard Allaway via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Eine Präsentation des Bitcoin Mining Coincils gibt eine Übersicht über den Bitcoin-Energieverbrauch im globalen Vergleich. Dabei zeigt sich, dass der Verbrauch absolut irrelevant ist – und dass die Mining-Industrie eine der saubersten der Welt ist.

Der erst kürzlich gegründete Bitcoin Mining Council vereinigt 23 Mining-Unternehmen, die 32 Prozent der globalen Bitcoin-Hashrate stellen. Vor kurzem hat er nun sein erstes „Global Bitcoin Mining Data Review“ veröffentlicht, welches für das zweite Quartal 2021 aufschlüsselt, wie viel und welche Energie das Bitcoin Mining verbraucht. Der Council schafft, wie versprochen, Transparenz.

Der Transparenzbericht ist eher eine Präsentation, und zudem mit 11 Seiten eine ziemlich kurze. Diese Seiten haben es jedoch in sich: Sie entblößen die so häufig und so vehement geäußerte Sorge wegen des hohen Stromverbrauchs von Bitcoin als Hysterie oder Heuchelei.

So vergleicht die Präsentation etwa den Energieverbrauch von Bitcoin mit dem von großen Industriestaaten. Mit 189 Terawattstunden (TWh) im Jahr steht das Mining sehr weit hinter großen Nationen, etwa Deutschland (3650 TWh), Südkorea (3436 TWh) oder dem Iran (3429 TWh). Insgesamt verbraucht das Bitcoin-Mining etwa 0,1 Prozent der globalen Energie.

Oder, in einem anderen Vergleich: 0,4 Prozent der Energie, die durch Ineffizienz verschwendet wird. Würde man Energieerzeugung und -verbrauch nur ein winziges Stückcken effektiver machen, würde dies sehr viel mehr einsparen, als wenn Bitcoin, wie zuweilen gefordert, auf ein Konsensverfahren umsteigt, welches keine Miner benötigt. Wer ernsthaft am Klimaschutz interessiert ist, weiß, wohin er seine Energie sinnvoll hinwendet.

Man könnte sich jetzt wundern, dass dieser Vergleich ganz anders ausschaut als die üblichen Vergleiche, bei denen Bitcoin so viel verbraucht wie Schweden oder Irland. Dies begründet sich dadurch, dass jene sich zwar beispielsweise „Bitcoin Energy Consumption Index“ nennen, aber in Wahrheit den Stromverbrauch vergleichen, während der Bitcoin Mining Council tatsächlich von der gesamten Energie ausgeht, zu welcher auch nicht in Strom transformierte Arten gehören, wie sie etwa im Transport- und Heizwesen üblich sind. Die Daten, auf denen der Bitcoin Mining Council aufbaut, sind aus dem Statistischen Review von BP zum Jahr 2019.

Ein Vergleich mit der Stromproduktion in den USA unterstreicht, wie irrelevant das Bitcoin-Mining ist. Es verbraucht global 189 TWh, während in den USA allein für die Stromerzeugung 10.463 TWh verbrannt werden, von denen wiederum satte 6.800 TWh bei Erzeugung, Distribution oder Verbrauch verschwendet werden. Bitcoin macht davon gerade mal 2,8 Prozent aus.

Bei dieser Datenlage wären eigentlich keine weiteren Fragen notwendig. Doch die Präsentation des Bitcoin Mining Councils fragt noch, wie nachhaltig der Energiemix des Minings ist. Laut eigenen Schätzungen, Stichproben und Hochrechnungen speist sich das globale Mining zu 56 Prozent aus nachhaltigen Energien, die Farmen des Bitcoin Mining Councils sogar zu 67,6 Prozent.

Damit ist das Bitcoin-Mining deutlich sauberer als alle Länder im Vergleich: Die EU und Deutschland speisen ihren Energieverbrauch zu etwa 50 Prozent aus nachhaltigen Quellen, die USA noch zu etwa 30 Prozent, und China gerade mal zu 14,4 Prozent. Das Bitcoin-Mining ist ganz offensichtlich nicht Chinas Klimaproblem, aber Chinas Energieproblem ist ein globales Klimaproblem.

Schließlich zeigt noch eine Statistik, wie rasch sich der Anteil nachhaltiger Energien bei den Mitgliedern im Mining generell und vor allem beim Bitcoin Mining Councils erhöht. Hier wäre ein wenig mehr Kontext hilfreich: Kommt dies durch ein gestiegenes Bewusstsein der Miner, vor allem in Nordamerika? Liegt es an ihrem Exodus aus China? Doch die Folie bleibt rein deskriptiv.

Und damit endet diese Präsentation schon. Sofern die Informationen solide sind, reichen diese elf Seiten vollkommen aus, das Thema fürs erste und fürs weitere Ad Akta zu legen. Der Anteil von Bitcoin am globalen CO2-Ausstoß ist so lächerlich gering, dass es sich nicht lohnt, darüber auch nur eine Google-Suchanfrage anzuwerfen. Außer vielleicht, um zu erfahren, wie das Bitcoin-Mining die Energiewende befördern kann. Denn wie es aussieht, kann der Klimaschutz durch die Miner sehr viel mehr gewinnen als verlieren.

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11 Kommentare zu Bitcoin-Mining verbraucht nur 0,1 Prozent der globalen Energie – und ist zudem überdurchschnittlich sauber

  1. Im Sinne der Schonung von Ressourcen könnte der liebe Blogger aber langsam mal die alten Vanity-Adressen in Rente schicken und auf ein modernes Adressformat umsteigen. ;P

  2. Hm, neben dem jetzigen Verbrauch wäre natürlich noch interessant wie der Verbrauch in Zukunft anwachsen wird, bzw. in den letzten Jahren angewachsen ist.

    Wie wir dank Corona mittlerweile alle wissen ist R>1 ein exponentielles Wachstum, was langfristig schon fatal wäre. Solche Befürchtungen treiben sicher auch die Angst vor dem hohen Stromverbrauch mit an.

    Allerdings tendieren solche Wachstumskurven manchmal dazu von exponentiell zu logarithmisch zu wechseln, sobald sie sich einer natürlichen Wachstumsgrenze nähern. Somit könnte das Rausstellen solcher Wachstumsgrenzen die Angst vor einem sich immens steigernden Stromverbrauch erfolgreich nehmen.

    Eine natürliche Grenze, die ich mir vorstellen könnte, wäre ein hoher Strompreis, der zu hoch für Mining aber hoch genug für normalen Stromverbrauch ist. So wie es in DE aktuell ist. Dabei könnte die Konkurrenz zwischen Mining und normaler Usage sogar ggfls. einen Wettbewerb hin zum Stromsparen in beiden Bereichen einleiten.

    Gibt es in der Präsentation des Mining Councils irgendwelche Aussagen zu zukünftigem Wachstum?

    • Das künftige Wachstum hängt von drei Faktoren ab:

      – der Preis: Wenn der Preis steigt, wird die Belohnung auch mehr wert werden
      – die abnehmende Belohnung je Block: Alle vier Jahre halbiert sich die Belohnung (in Bitcoin).
      – die Transaktionsgebühren: Je nach Transaktionsaufkommen und Bereitschaft der User, Gebühren zu bezahlen, haben die Miner Gebühreneinnahmen

      Insgesamt also: Sofern sich der Preis nicht im Lauf der nächsten drei Jahre verdoppelt, wird der Stromverbrauch dann tiefer sein als heute. Langfristig werden die Miner ihre Stromrechnung fast nur noch durch Transaktionsgebühren bezahlen. Nicht anders als Visa und PayPal.

      • Andres // 6. Juli 2021 um 21:49 //

        – Preis und Halving haben sich bisher so verhalten, dass sich nach jedem Halving der Preis im Schnitt etwa verzehnfacht hat. Somit geht die Tendenz da (bisher) eher stark nach oben. Kann sein das da eine Sättigung eintritt, wenn fast alle Menschen Bitcoin nutzen. Die haben wir bisher noch lange nicht erreicht.

        – Die Transaktionsgebühren hängen einerseits mit der Blocksize zusammen und andereseits damit wieviel Traffic über Sidechains oder Offchaintransaktionen ausgelagert wird.
        Falls es in Zukunft mehr Onchain Transaktionen gibt, was wir nicht wissen, da ja viel mehr offchain passieren könnte, steigen die Transaktionsgebühren, was die Motivation der Miner Strom zu verbrauchen, erhöhen würde. Aber die Tendenz ist hier schwer abzusehen.

        Auf der Seite „Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index“ – in der Präsentation verlinkt – kann man übrigens auch ein bisschen mit dem Strompreis spielen. Der Strompreis ist eigentlich eine Art Antagonist zu den Transaktionsgebühren.

        Um besser abzuschätzen wäre eine Simulation, in der man an ein paar Rädchen wie auf der Cambridge Seite drehten könnte, ganz schick. Gibt es vielleicht soetwas schon irgendwo?

  3. Hm, ich finde die Präsentation persönlich zu dünn, um da schon irgendwelche Beweise drin erkennen zu können. So ist der Bitcoinverbrauch selbst nur durch 2 der insgeamt 5 angegebenen Sourcen belegt. Eine davon sind die vom Council selbst erhobenen Daten, die man nicht überprüfen kann, da sie nicht verlinkt sind. Ich würde sagen um wissenschaftlichen Kriterien zu genügen, muss da noch viel nachgebessert werden. Experten aus der Energiewirtschaft wird das jedenfalls nicht überzeugen.

    • Ich denke, darum geht es auch nicht. Es ist eine ungefähre Schätzung. Selbst wenn sie um 100 Prozent danebenliegt, bleibt die Aussage valide.

      • Sebastian // 6. Juli 2021 um 17:37 //

        Und was ist, wenn sie um 100.000 Prozent daneben liegt? Das Bitcoin Mining Council ist für mich keine valide Quelle, da hier nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Ergebnisse des Councils interessengesteuert formuliert werden. Um es neutral auszudrücken.

      • Andi Maar // 6. Juli 2021 um 21:17 //

        Also bei der Menge von Bitcoin am Stromverbrauch gegenüber dem Verbrauch an Strom von Nationalstaaten geh ich noch mit dir mit, Christoph. Der Council hat für den Bitcoinstromverbrauch anscheinend den Upper Bound der Schätzung der Universität Cambridge genutzt. Für die Verbrauchswerte der Nationalstaaten den BP Bericht. Somit nutzt Bitcoin aktuell tatsächlich noch nicht so viel Strom wie viele befürchten.

        Dass die Mehrheit des Bitcoinminings bereits regenerative Energiequellen nutzen, halte ich aber noch nicht für belegt. Dafür müssten sie die eigenen Zahlen offenlegen und darstellen, warum die verwendete Stichprobe eine gute Repräsentation der Miner-Allgemeinheit ist. Da kann Sebastian mit seiner Schätzung auch richtig liegen.

  4. Multi-Akademiker // 6. Juli 2021 um 16:00 // Antworten

    Wenn ich nur wüßte, wieviel UNNÜTZES Abhängen am Computer an Energieumwandlung VERSCHWENDET, wozu zählen:

    der ungehemmte Funkwanzengebrauch (am / mit dem Funktelefon spielen) in der U-Bahn (9 von 10 bewegen sich wie Authisten vor dem Hündi) nur zur Ablenkung: damit das Gehirn sich zeitnahme zerstört

    der unerträglich hohe Aufwand für teure Spiele-Computer-Maschinen (die müssen ja super im Verbrauch sein, sonst ist es ja nicht cool ! ), die immens benötigen

    Das wäre wirklich mal eine Information, die nützlich ist.

    Auch die WARNUNG an jedem verkauften Spiele-PC: mit dem Kauf und der Benutzung dieses (überflüssige) Rechengeräts verbrauchen Sie 4000 KWH, das sind das 3,2 fache eines 2 Personenhaushaltes im Jahr.

    das selbe auch für TV-Geräte etc…

    das wäre gut.

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