Die Rolle von NFTs für Medien und digitale Communities
Schwerpunkt NFT
NFTs können Medien helfen, ihre Inhalte zu monetarisieren. In Deutschland lotet das Blockmagazin diese Wege aus. Dabei nutzt es auch Common Ground, eine innovative Community-App, die ebenfalls NFTs verwendet.
Das Blockmagazin ist ein reines Print-Magazin zum Thema Blockchain und Kryptowährungen. Es ist Deutschlands erstes Magazin überhaupt, dass sich darauf einlässt, Einnahmequellen durch NFTs zu erschließen.
“Wenn nicht wir, wer dann?”, fragt der Herausgeber Lukas Fiedler.
Das Ganze begann damit, dass das Cover des Blockmagazin von einem Illustrator nicht nur gestaltet, sondern auch animiert wurde. Mithilfe der „getbaff“-App kann man es zum Leben erwecken. Darauf aufbauend bot Lukas die dritte Auflage auch als “Limited Edition” in 100 Exemplaren an.
Diese Limited Edition kann man sich sichern, indem man auf der Webseite des Blockmagazins ein NFT prägt, welche mit dem animierten Cover unterlegt ist. Als Bonus bekommt man eine physische Box zugeschickt, in der mehrere Goodies drin sind: Ein Risograph-Print des Covers, Schokolade aus El Salvador, ein Kaffeebecher, ein Buch und anderes.
“Wir leben Forward Thinking, und das macht uns attraktiv.”
Um die NFTs zu prägen, muss man sich mit einer Wallet auf der Seite des Magazin einloggen und dann 0,025 Ether bezahlen. Lukas ging dabei das auch technisch bedingte Wagnis ein, Ethereum zur Rechnungseinheit beim Verkauf der Sondereditionen zu machen – mit wenig Glück. “Tja”, erzählte er mir, “der Preis fürs Minting war 0,025 ETH. Das waren mal 75 Euro, nun sind es etwa 25. Mist.”
Allerdings ging es ihm niemals um den reinen Gewinn. “Selbst beim vollen Wert, also 75 Euro und 100 Verkäufen, hätten wir nicht mal den Entwicklerpreis eingespielt, von den Kosten für die Box ganz zu schweigen.” Vielmehr wollte Lukas zeigen, was alles mit NFTs möglich ist.
Für ihn ist die NFT-Aktion auch eine Art von Investition. “Wir sind auf Partnersuche. Print ist tot, heißt es? Das kriegen wir raus. Wir zeigen, wie man Print mit Gimmicks verbinden kann, mit VR, dem Metaverse und NFTs. Wir leben Forward Thinking, und das macht uns attraktiv.”
Eine unerschlossene Quelle
Noch sind NFTs im Medienwesen eher eine Nischenerscheinung, meint Lukas. “Ich denke, das ist derzeit noch vor allem etwas für Blockchain-Medien. In den USA experimentieren die ersten großen Verlage damit, aber in Deutschland sehe ich das noch gar nicht.”
Dabei seien NFTs durchaus eine vielversprechende Einnahmequelle für Verlage. “Nehmen wir Spiegel Online. Aber es könnte auch jeder andere Verlag sein. Ein Artikel ist hinter einer Paywall, aber ich will kein Abo abschließen. Alternativ könne ich mich mit einem NFT einloggen. Dazu könnten sich auch Verlagsgruppen zusammenschließen, so dass mein NFT etwa bei Spiegel Online und bei der Welt gilt.”
NFTs erlauben es, den Zugang viel flexibler zu machen und individuell zu bündeln. Das dürfte die Essenz sein. Sie machen es möglich, auf Cookies, Accounts und private Daten zu verzichten. Sie erlauben es, Abos beliebig zu kombinieren. Wie wäre es mit einem NFT, das den Zugang zu allen Wissenschaftssparten der Presse gibt? Oder eines, das nur am Wochenende gilt? Alles machbar.
Lukas sieht darüber hinaus weitere Anwendungen von NFTs. Etwa im Community Building. “Sagen wir, ein Leser kauft sich 10 NFTs, und als Bonus bekommt er einen Zugang zu Gated-Communities anderer Leser. Das kann man beliebig weit denken. Verschiedene Token geben Zugang zu verschiedenen VIP-Channels, auf der höchsten Stufe dann mit einem Kanal zum Chefredakteur.”
Einen solchen Weg lotet Lukas derzeit aus, indem er die App Common Ground für das Blockmagazin testet.
Common Ground
Common Ground ist eine Communitysoftware, wie Slack, Discord oder Telegram. Das Besondere an Common Ground ist, erzählt der Gründer Florian Glatz, dass es Gebrauch von Web3-Standards macht.
„Das beginnt schon beim Einloggen. Du musst dich nicht mit einer Email anmelden. Stattdessen generiert Common Ground ein Schlüsselpaar und daraus eine Wallet. Diese Wallet ist dein Account – deine Identität in Common Ground. Mit ihr werden zudem private Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt.“
Common Ground nutzt diese Wallet als Basis einer dezentralen Identität. Dies geschieht derzeit noch teilweise offchain. Man kann sich etwa bestätigen lassen, kein Bot, sondern ein Mensch zu sein. Dann erhält man ein DID – ein „decentralized identifier“ – welcher im Browser liegt. Mit diesem kann man dann in einem „Human only“ Chat posten.
Florian und sein Team haben darüber nachgedacht, dieses DID als Token zu speichern, sich aber aus Gründen der Privatsphäre dagegen entschieden.
Token Gated Communities
Dennoch spielen Token eine fundamentale Rolle bei Common Ground. „Wir haben Token Gated Communities. Das ist ein essenzielles Feature. Du kannst Chat-Channels bilden, denen man nur beitreten kann, wenn man bestimmte Token hat. Wir machen Token damit zur Eintrittskarte in eine Community.“
Diese Token liegen allerdings nicht auf der Identity-Wallet, mit der man sich einloggt. Stattdessen kann man eine andere Wallet – etwa Metamask – mit der Identity-Wallet verknüpfen. Diese Verknüpfung ist nur dem Server von Common Ground bekannt. Er prüft dann in Echtzeit, ob auf dieser Wallet die notwendigen Token liegen.
Dies können sowohl NFTs als auch fungible Token sein. Das Blockmagazin hat etwa mehrere Channels, in die man sich nur einloggen kann, wenn man die NFTs der Special Edition hat. Andere Communities dagegen verlangen den Nachweis, eine bestimmte Anzahl an fungiblen Token zu besitzen, um einem Premium-Support-Channel beizutreten.
Warum NFTs besonders sind
NFTs findet Florian vor allem interessant, weil sie eine andere Art von Community schaffen als fungible Token. „Das sind häufig Künstler, die ein einzigartiges Token wollen und die visuelle Komponente schätzen.“ Im Zusammenhang mit dezentraler Identität können NFTs zudem eine wichtige Rolle spielen, etwa als digitaler Ausweis.
Interessant findet er auch die Soulbound Token, wie sie Vitalik Buterin vorgeschlagen hat. Diese Token sind nicht übertragbare NFTs. Sie verkörpern damit nicht einen Kauf, sondern einen Akt, beispielsweise die Teilnahme an einem Seminar oder die Ausstellung eines Ausweises. Soulbound Token können ein zentraler Bestandteil einer blockchain-basierten dezentralen Identität werden.
Die Möglichkeiten von „Token-Gated“-Communities sind bei Common Ground bislang kaum angestochen. In wenigen Wochen wird die Software die geschlossene Alpha verlassen und als Beta öffentlich werden. Schon jetzt kann man sich auf der Webseite vorab anmelden und die Plattform testen.
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